Nein
Der Unterschied liegt im Verhandlungsgeschick der Einkäufer und der Strategie der Verkäufer. Es ist erschreckend für welchen Preis man Ware aus China einkaufen kann.
Es wird oft behauptet, dass Werkzeuge „vom selben Band fallen“. Das ist nicht so, und bedeutet in China auch gar nichts. Ich hatte selbst viel mit chinesischen Zulieferern zu tun, und kenne auch eine Einkäuferin einer renommierten Werkzeugmarke (eine in Deutschland lebende Chinesin), die exakt solche Dinge beschafft wie Messschieber. Die hat es mir mal anhand meines „Winkelmesswürfel“ erklärt - das war interessant, sie konnte sofort rauskriegen, aus welcher Fabrik er kommt und erklären, wie das läuft.
Chinesische Zulieferer sind extrem kundenorientiert. Wenn Du da Messschieber für 50 Cent anfragst, kriegst Du was. „Nein“ ist ein Fremdwort, das ist oft verblüffend. Der Pragmatismus funktioniert aber auch andersrum: Wenn Du nicht explizit festlegst, was das Ding können muss, und die Qualität kontrollierst, kann die auch unterirdisch schlecht sein. Du wolltest ja diesen Preis. Das ist ganz anders als im Westen - hier hat man ja meist etablierte Zulieferer, bei denen bestimmte Eigenschaften einfach klar sind, oder die Aufträge direkt ablehnen, wenn zu dem Preis nichts nutzbares geliefert werden kann. Wenn einem deutschen Zulieferer der Preis zu niedrig ist, steigt er aus. In China dreht er lieber an allen anderen Schrauben, bevor er den Auftrag verliert.
Dass Produkte gleich aussehen, bedeutet gar nichts. Wenn ein Produkt gut läuft, gibt es sofort Dutzende Lieferanten, gerade bei so Standardteilen. Da gibt es genug Fabriken, oder ein Angestellter einer Firma macht seine eigene auf. Es gibt da auch wenig Ehrgeiz, eigenes Design zu entwickeln - auf den Messen dort sieht man Dutzende Stände, bei denen nicht nur die Produkte, sondern auch das Design des Messestands identisch sind. Für Europäer verblüffend.
Was funktioniert, sind Einkäufer, die die Zulieferer und die Gepflogenheiten kennen, und eine gute Qualitätskontrolle. Das kostet aber wieder Geld, Einkäufer, die gut sind, kriegen gute Gehälter, in China wie hier. China ist sowieso kein Billigland mehr, Experten wie Ingenieure (oder Einkäufer) haben ähnliche Verdienstmöglichkeiten wie in Europa, Softwareentwickler oft sogar bessere. Wenn man entsprechend professionell vorgeht, bekommt man in China erstklassige Qualität. Viele hochpreisige Produkte stammen von dort, und es wird kein Elektrowerkzeug ohne chinesische Komponenten geben. Aber Du kannst davon ausgehen, dass Festool die Qualitätskontrolle im Griff hat...
Man hat das ja auch bei Andi Scheuers Schutzmasken gesehen: Einfach bestellen funktioniert nicht. Erst als das große Einkaufsorganisationen aus der Industrie übernommen haben, entstanden funktionierende Lieferketten.
Fazit: Wenn man gute Qualität will, braucht man Qualitätssicherung, die halt Aufwand ist und Geld kostet, auch in China. Wenn zwei Werkzeuge aus China gleich aussehen, sagt das über die Qualität erstmal nur wenig aus.