Kalziumsilikatplatten auf OSB Kleben?

Dahoschkilla

ww-kastanie
Registriert
13. Juni 2007
Beiträge
25
Ort
Hannover
Moin. Ich sarniere gerade das Turmzimmer einer Altbau Jugendstil Villa Baujahr 1900, Fachwerk. Der Turm ist bereits komplett entkernt. Balkenstärke 12/12, von außen komplett verschalt und verschiefert. Ich gucke also von Innen auf eine verschalte Fläche. Das sind keine Nut und Feder Bretter, trotzdem ist die Fläche ziemlich dicht.
Der Turm soll energetisch ertüchtigt werden, Die Balken möglichst Sichtbar bleiben um die schöne Fachwerkoptik zu erhalten. Also soll zwischen den Gefachen gedämmt werden, so dass ca 2cm von den Balken sichtbar bleibt. Folgende Vorstellung habe ich jetzt:
1. Balken aufdoppeln mit weiteren 12/12 Balken. So hätte ich zumindest 20cm insgesamt möglichen Dämmraum.
2. 100mm Isover Klemmfilz
3. OSB Platten
4. 50mm Kalziumsilikatplatten auf die OSB Platte geklebt.

Urpsrünglich sollten nur Kalziumsilikatplatten auf die vorhandene Wand geklebt werden. Der bisherige Wandaufbau war folgender:
1. Uralte hochgiftige Glaswolle 30mm
2. Holzvertäfelung Nut und Feder
3. Gipskartonplatte, weil jemand die Holzvertäfelung hässlich fand.

Die Kalziumsilikatplatten sind also schon da. Daher mein etwas unkonventioneller Aufbau...

Meine eigentliche Frage ist, wie verbaue ich am besten die Kalziumsilikatplatten, und wie ertüchtige ich die ganze Konstruktion energetisch sinnvoll?

und jetzt kommt ihr :emoji_slight_smile: Besten Dank im Voraus,

Jan
 

carsten

Moderator
Teammitglied
Registriert
25. August 2003
Beiträge
20.121
Alter
51
Ort
zwischen Koblenz und Wiesbaden
Hallo

mein Tip: such dir VOR ORT jdm der dich beraten kann.
Auf dem Bild sieht es so aus als könnte man nach außen durchsehen. Folglich KANN auch Feuchtigkeit direkt rein. SEHR suboptimal für Dämmung.
Hält die Statik das zusätzliche Gewicht der Balken aus. Viel Dämmung hilft viel ist auch nicht immer das Wahre.
Und teure Kalziumsilikatplatte dazu noch in 50 mm nur weil sie da sind ???
 

Micha83

ww-robinie
Registriert
29. Januar 2014
Beiträge
1.822
Ort
01561
Zumal es wiedersprüchlich ist, die atmungsaktiven Silikatplatten auf das Dampfdichte OSB zu kleben.
Grüße Micha
 

sailingalex

ww-kiefer
Registriert
31. Dezember 2007
Beiträge
47
Ich halte die Kalziumsilikatplatten an dieser Stelle ebenso für nicht passend/geeignet.

Ich könnte mirt den den Wandaufbau eher so vorstellen:
- zwischen dem Facherk von innen erstmal eine Fassadenbahn/Unterspannbahn nachrüsten
- kapillaraktive Dämmung zwischen dem Fachwerk, also z.B. Holzweichfaserplatten oder Zellulose Einblasdämmung
- feuchtevariable Dampfbremse
- Gipskartonplatten/Gipsfaserplatten oder Holzvertäfelung

Ich kann Carsten nur zustimmen, suche dir zur Beratung jemanden vor Ort der sich mit Holzbau und Sanierung auskennt wie z.B. einen Zimmermann.

Viele Grüße,
Alex
 

Dahoschkilla

ww-kastanie
Registriert
13. Juni 2007
Beiträge
25
Ort
Hannover
Mein Handy wollte gestern Abend partout keine unverschwommmenen Bilder mehr machen, das angehängte Bild ist verwirrend, weil es in den Raum hineinfotografiert ist. Die Verschalung ist an der Stelle bis in den Raum gezogen. Morgen mache ich gern noch einmal unverschwommene Fotos und hänge sie an.
Ich bin selbst Tischlermeister und habe ein paar Jahre in einer Zimmerei gearbeitet. Also bin ich zumindest nicht ganz unwissend. Es ist auch nicht die erste Dachsarnierung, die ich mache. Aber ein Turm ist mir noch nicht untergekommen. Einige Pappdocken Dächer, die ähnliche Herausforderungen mit sich bringen, weil von außen ebenfalls komplett dicht. Hier wird aber jetzt wirklich nur der Turm sarniert und den Rest vom Dach fasse ich nicht an
Ich habe auch schon einige Kollegen gefragt und 3 verschiedene Meinungen dazu erhalten :emoji_grin:. Wie das so ist mit Altbau. Erfahrungsgemäß gibt´s 2 zuverlässige Methoden: Komplett dicht (fast unmöglich bei einem Aufbau wie diesem), oder es muss permanent ziehen wie Hechtsuppe.
Jetzt ist bis Dato ja auch Dämmung verbaut gewesen, die einfach mit einer Holzvertäfelung zugemacht wurde. Das wurde 2005 gemacht, wie verbautes Zeitungspapier verriet. Ein paar Jahre später ist Gipskartonplatte einfach draufgeschraubt worden und anschließend Tapeziert worden. Ich würde meinen, bei einem nicht hinterlüfteten Dach, das von Außen verschalt und außerdem verschiefert wurde, ist das aus konstruktiver Sicht eher problematisch. Außen komplett dicht, innen aber nicht. Die anfallende Feuchtigkeit geht also immer ins Bauwerk. Der Turm ist tatsächlich als Schlafzimmer genutzt worden. Also genau im Turm hat die Familie mit 3 kleinen Kindern geschlafen.
Ich konnte keinerlei Feuchteschäden feststellen. Im Winter ist die Temperatur aber auch kaum über 15 Grad gestiegen an den ganz kalten Tagen.
Deshalb komme ich ja überhaupt auf die Idee mit den Kalziumsilikatplatten. Die sind Bekannt dafür, genau solchen konstruktiven Situationen, in denen man mit Feuchteanfall, der nicht weg kann, begegnen zu können.
Alex, dein Wandaufbau ist super. Genau so hab ich es auch schon ein paar Mal gemacht, wenn ich eben das ganze Dach sarniert habe. Dann muss man nur 110 Prozent arbeiten beim Einbringen der Folien. Jetzt ist aber als zusätzliche Herausforderung gegeben, dass ich zwischen den Gefachen Dämmen will. Würden die Balken verschwinden. würde ich einen klassischen Aufbau auf jeden Fall bevorzugen und außerdem eine Installationsebene anbringen. Also Dämmung zwischen die Gefache, dann Vario Klimamembran über die Balken, Querlattung und zwischen dieser nochmal Dämmen. Dann ist die Folie 100 Prozent dicht, weil keinerlei Durchbrüche.
 

sailingalex

ww-kiefer
Registriert
31. Dezember 2007
Beiträge
47
Schau dir mal diesen Aufbau von pro clima an, der beschreibt wie von innen Unterspannbahn im Dach nachgerüstet werden kann.
https://de.proclima.com/produkte/di...eitung/unterdeckung-von-innen-nachrusten-4587
So habe ich mein Dach für den Dachgeschossausbau gemacht. Unterpannbahn von innen mit Latten an den Sparren verschraubt. So kann auch noch eine Hinterlüftung zwischen Dämmebene und vorhandenem Dach (bzw. bei dir Fassade) realisiert werden. Ich habe bei mir die Sparren nach innen aufgedoppelt um mehr Dämmstärke zu bekommen und dann flächig Dampfbremsfolie verlegt und den Hohlraum mit Zellulosefaser ausgeblasen. Alle Anschlüsse der Dampfbremse müssen natürlich sorgfältig auf der Innenseite verklebt werden damit es keine Taufeuchtigkeitsprobleme gibt.
Natürlich ist so das Fachwerk selbst von außen nicht durch die Fassadenbahn geschützt, sondern nur die Felder mit Dämmung. Aber besser als gar nicht.
Grüße, Alex
 

K2H

ww-robinie
Registriert
21. Oktober 2009
Beiträge
997
Ort
Rheinhessen
Wozu sollen die hochbröseligen KaSi-Platten dienen?
Sie wirds höchstwahrscheinlich früher oder später an den Stößen der OSB zerreißen.

Ich würde als Winddichtung press hinter die undichte, äußere Verschalung (die man auf dem Foto sieht) entweder eine feuchtevariable Unterspannbahn oder eine Unterdeckplatte (STEICO, GUTEX, o. ä.) bauen und diese winddicht verkleben.
Von innen eine verputzbare HFD-Platte auf gefachumlaufende Leisten (Dachlatte, o. ä.) so in die Gefache schrauben, dass sie den Balken gegenüber ca. 3 cm zurück springen.
Den Hohlraum würde ich mit einer Einblasdämmung, z. B. ISOFLOC, o. ä. füllen. Die ist optimaler Kälte-/Hize- und Schallschutz in einem. Dazu noch schnell, preisgünstig und fugenlos einzubauen.
Die HFD-Platten wahlweise mit Lehm oder Kalkputz, ca. 1 cm dick verputzen, damit die Balken die gewünschten 2 cm vor stehen, fertig.
Wenn du entlang der Balken einen feinen Kellenschnitt machst, platzen die Putzränder nicht weg.

Gruß,
KH
 

Dahoschkilla

ww-kastanie
Registriert
13. Juni 2007
Beiträge
25
Ort
Hannover
@alex:

Das ist mal eine Interessante Lösung mit der fliegenden Latte. Ist mir noch nicht bekannt gewesen und den Link werde ich mir direkt speichern.

@ KH:
Die KaSI Platten sind halt erste Wahl beim Sanieren von Fachwerkhäusern und überall da, wo eine Außendämmung nicht möglich ist. Ich habe die ein paar Mal zur Schimmelsarnierung verbaut. Funktioniert wurnderbar. Die werden anschließend ebenfalls mit Kalkputz verputzt.
Ich habe allerdings noch nie Einblasdämmung verwendet, weil ich selbst kein Gerät dafür habe. Aber dein Aufbau gefällt mir außerordentlich gut. Hier werde ich den baubiologischen Bedingungen gerecht, trage dem Wärmeschutz aber auch dem Feuchteschutz Rechnung. Das war ja das, was ich mit der KaSi Platte auch wollte, nur passt die einfach nicht gut in den Rest des Systems.
 

K2H

ww-robinie
Registriert
21. Oktober 2009
Beiträge
997
Ort
Rheinhessen
Die KaSI Platten sind halt erste Wahl beim Sanieren von Fachwerkhäusern und überall da, wo eine Außendämmung nicht möglich ist.
Für mich nicht. Eben weil sie so extrem weich und brüchig sind.
Ich bevorzuge gerade in Fachwerkhäuser Holzweichfaserplatten zur Innendämmung. Die sind wesentlich robuster. Dazu kommt, dass sie wegen ihrer höheren thermischen Speicherfähigkeit ein besserer sommerlicher Hitzeschutz sind.
Mineralschaumplatten verwende ich nur in feuchtegefährdeten Bereichen, weil sie verrottungsfest sind.

Gruß,
KH
 

fahe

ww-robinie
Registriert
15. Juni 2011
Beiträge
8.245
Ort
Coswig
Die KaSI Platten sind halt erste Wahl beim Sanieren von Fachwerkhäusern und überall da, wo eine Außendämmung nicht möglich ist.
...klar, dazu klebt man die kapillaraktiven und dampfdiffusionsoffenen Platten aber möglichst ohne Lufteinschlüsse auch auf den von Anstrichen und sonstigen Rückständen befreiten Putz... und zwar mit dem vom Systemanbieter vorgesehenen Klebemörtel. Und auf den Platten verwendet man nur geeignete Putze und Farben, also in der Regel Silikatfarben. Alles andere dürfte weit weg von fachgerecht sein.
 

fahe

ww-robinie
Registriert
15. Juni 2011
Beiträge
8.245
Ort
Coswig
Oder nicht aufs Systemanbietermarketing reingefallen sein. :emoji_wink:
...welchen Trick genau hast Du gefunden, Gewährleistung auszuschließen? Der TE handelt ja nun ganz offensichtlich gewerblich.
Privat darfst Du freilich viel schlauer als die Hersteller sein.

EDIT
"Alles andere" bezog sich vor allem auf das eingangs geschilderte Szenario...
 
Zuletzt bearbeitet:

K2H

ww-robinie
Registriert
21. Oktober 2009
Beiträge
997
Ort
Rheinhessen
Wir machen das auch gewerblich und gewährleisten dafür.
Statt mit überteuerten Systemkleber, -spachtelmassen und -putzen, kleben wir die Mineralschaumplatten mit einem Kalk-Haftputz an. Als Putz kommt entweder Lehm- oder Kalkputz drauf.
Das praktizieren wir schon seit Jahren so, ohne Reklamationen.
Der Haftputz kostet gerade mal die Hälfte der Systemkleber (was auch "nur" Putze sind), einen Sack Kalkputz < 5,- €.

Mir hat mal ein Vertreter des rosa KaSi-Plattenherstellers im Nachgang einer Produktvorführung unter vier Augen "gestanden" dass er bei sich zuhause die Platten auch nur mit Kalkputz geklebt und verputzt hat. Das war für mich der Moment, in dem ich mir sicher war, dass wir alles richtig machen.

Gruß,
KH
 

Heener

ww-robinie
Registriert
19. September 2021
Beiträge
3.034
Alter
54
Ort
Thüringen 98631
Das sind alles teure und aufwendige Lösungen.
Mir erschließt sich z.B nicht, wie eine nachträglich angebrachte U-Bahn helfen soll, zumal sie nur zwischen den Balken sitzt. Falls da Regen eindringt, sorgt sie nur dafür, dass das Wasser am unteren Querbalken konzentriert wird...
Am Dach hatte ich mal nachträglich von innen eine U-Bahn angebracht, das funktioniert aber auch nur mit unterem Ende an der Traufe? Teuer, das wollte später niemand mehr bezahlen....
Unabhängig von Systemen halte ich bauphysikalisch folgende Lösung für möglich - von außen nach innen:
- Holzfaserplatte 60mm (Fassadendämmung!) stramm einpassen, ggf. schräg an die Balken anschrauben. Dicht an die Verschalung setzen.
Schmerzfrei könnte man auch Styropor nehmen?
- 50mm vorhandene Platten ankleben
- 3-5mm Kalkputz mit Kellenschnitt
- Rücksprung 5mm reicht m.E.n.
Falls augedoppelt werden soll, einfach Dicke HF vergrößern....
 

K2H

ww-robinie
Registriert
21. Oktober 2009
Beiträge
997
Ort
Rheinhessen
@Heener In dem Fall dient die U-Bahn in erster Linie als Windabdichtung, damit keine Kaltluft in die Dämmung weht, weniger als wasserableitendes Unterdach.

Aber du hast schon recht, wenn durch die Fugen Wasser rein kommt, "bleibts" an irgendeinem quer liegenden Bauteil "hängen".
Genau da muss die U-Bahn, wie auch immer nach außen geführt werden.
Ob und wie das an dem Turm umgesetzt werden kann, bleibt die Frage.

Gruß,
KH
 
Oben Unten