Eine sinnvolle Meisterausbildung
hallo zusammen,
danke für die Gedanken und Vorschläge.
Ich sehe vor allem: Es soll keine 08/15 Ausbildung sein. Die ist heute in den meisten Fällen prüfungsorientriert: Sowohl bei den Interessenten an einer solchen Ausbildung , soll also möglichst billig sein, möglichst schnell gehen und der Aufwand möglichst klein - wie auch von den Anbietern, die sich dem Druck der Nachfrage anpassen und Kurse anbieten, die die Kosten minimieren und die Mühen, indem sie eben "nur" darauf vorbereiten, die Prüfung zu bestehen. Der "Schein" ist alles, der Nutzen aber fraglich!
Für mich hat Carsten dieses so beschrieben:
Wichtige Punkte die mir fehlen sind z.B. Englisch, EDV ( auch wenn letzteres bei uns recht ausführlich gemacht wurde).
CAD und CNC sind zu Schulmäßig und nicht an der Realität orientiert ausgebildet worden. So wie ich heute mit dem CAD Programm zeichne, zeichne ich bestenfalls noch mein Meisterstück und die Prüfung in CAD. Danach vermutlich nie wieder so.
Die wirklichen Vorteile und Stärken eines CAD Programms wurden uns nie richtig gelehrt. Als CAD Anwender in einer Schreinerei könnte ich mit dem Wissen nicht erfolgreich arbeiten.
Auch die sinnvolle Anbindung an ein Branchenprogramm blieb und verborgen.
Von der Theorie kann ich mich nicht beklagen, die Ausbildung ist Top; aber eigentlich zu großen Teilen auch nur im Hinblick auf die Prüfung.
Provokant gefragt was interessiert mich als Schreiner später der detaillierte zellulare Aufbau von Holz und Blättern. Zum Verstehen warum Holz schwindet, reichen 20-30 % was ich aus dem Bereich alles gelernt habe.
Und selbst dieses Wissen brauche ich nur für mich selbst. Um erfolgreich als Schreinermeister am Markt bestehen zu können ob angestellt oder selbstständig bringt mir das nix.
In der Realität zählen Kalkulation, Ausschreibung inkl. aller Feinheiten, Normen, Prüfungen von Bauteilen, Bezugsquellen von Infos, Kontakte usw. .
Und ich gebe zu: ich habe mich da auch ein Stück weit wiedererkannt, denn ich habe ganz gerne den molekularen Holzaufbau unterrichtet ( weil er ja abgeprüft werden könnte), mich aber zugleich im stillen nach dem Nutzen solcherart intensivierten Wissens gefragt.
Ich glaube, eine zukunftsausgerichtete Meisterausbildung müßte praxisorientiert sein. Sie müßte befähigen , die Entwicklung des (Absatz-)Marktes einschätzen zu können, um auf diesem Hintergrund unternehmerische Entscheidungen fällen zu können: Wo kann ich etwas verkaufen - wo kann ich Geld verdienen. Beherrscht werden müßten dann Techniken, diese Grundsatzentscheidung in der Betriebspraxis umsetzen zu können. Eine solche Ausbildung wäre elitär, nicht der Schreinerbetrieb von gestern, der heute nur noch mühsam über die Runden kommt, wäre das Vorbild, sondern die Betriebe, die heute Erfolg haben!
Die gibt es ja - allem Gestöhne und Verkaufs- und Insolvenzennachrichten zum Trotz.
Dazu gehörte dann wie selbstverständlich eine durchgängige EDV-Anwendung vom Branchenprogramm über AV/CAD bis hin zur CAM-Anwendung. die Beherrschung moderner Kommuniktaionsmethoden,dazu gehörten auch wie bei den Schweizern Betriebsuntersuchungen, die als Seminararbeiten angefertigt werden müssen . Dazu gehörten Eingangstests , wie vorgeschlagen., die sicherstellen, daß man nicht immer bei dem Problem " wie teile ich einen Bruch durch einen Bruch" oder "wie stelle ich eine Formel um?" beginnen müßten. Die aber auch Auskunft geben, warum einer den meister machen will. Die Schweizer lassen übrigens Bewerber mit nebulösen Vorstellungen auf diese Frage nicht zu: "Wer will 30.000 Franken ausgeben,ohne genau zu wissen warunm?"
Soweit für heute vielleicht einmal.
Bin gespannt, wie euch die Idee der Elite schmeckt.
Gruß aus Freiburg
Christian