Moin, ich will mal zu dem eigentlichen Thema zurück kommen.
Ich bin 33 Jahre alt und Firmennachfolger, mein Vater hatte eine Tischlerei, die er schon von seinem Vater übernommen hat.
Ich habe mich parallel zu der Tischlerei meines Vaters vor 10 Jahren, direkt nach der Meisterschule selbstständig gemacht.
Ich konnte meine eigenen Projekte bearbeiten und auf die Ressourcen meines Vaters zurück greifen, hatte also keine eigene Werkstatt sondern habe mich dort mit "eingemietet". Hintergrund war, dass ich mein eigenes System aufbauen wollte, ohne zu viele alte Angewohnheiten zu übernehmen.
Mit der Zeit hat es sich dazu entwickelt, dass ich die Leitung der Werkstatt übernommen habe und als "freiberuflicher Geschäftsführer" tätig war.
Die vorhandene Werkstatt war ein Objekt im Wohngebiet mit 130m² Produktionsfläche im Hochparterre, also nur über 6 Stufen zu erreichen, Ausbaumöglichkeiten waren nicht vorhanden, wir hatten 3 Mitarbeiter. Wir waren viele Jahre auf der Suche nach passenden Möglichkeiten uns zu erweitern, leider ohne Erfolg.
Durch einen Zufall habe ich vor 4 Jahren eine alte Schlosserei angeboten bekommen, 1400m² Halle auf 2000m² Grundstück, davon 400m² vermietet. Eigentlich hatten wir im Kopf immer mit ca. 600m² geplant, alles andere wäre Utopie gewesen. Aus Mangel an Alternativen haben wir uns mit diesem Objekt beschäftigt und ich habe angefangen dazu ein Konzept zu entwickeln.
Da mein Vater bereits über 65 Jahre als ist, war klar, dass ich dieses Projekt allein angehe.
Eigentlich hatten wir in unserem Kopf immer im Hintergrund das Thema "Platznot" weil es bei uns schon immer so war, nun konnte ich mich auf dieser Fläche komplett austoben. Ich habe mir 2 Werkstatt-Planer bestellt, die zusammen mit den vorhandenen Mitarbeitern ein Konzept für die neue Werkstatt entwickelt haben. Da wir bis dahin nur mit den Standartmaschinen (Säge, Fräse, Dickte, Abrichte, Schleifmaschine) und einer 5 Jahre alten Kantenanleimmaschine ausgestattet waren habe ich dazu noch in eine Nesting-CNC, einen Vakuum-Plattenheber, neue Absaugung, komplett neue Heizung für Hackschnitzel und Hacker investiert.
Für viele der umliegenden Nachbar-Unternehmen, war ich der verrückte "Kleine", der gerade ein bisschen durchdreht. Es gab von allen Seiten sehr viele Zweifel und Bedenken und auch mein Vater hatte öfter nur ein Kopfschütteln übrig.
Mit dem Einzug in die neue Halle habe ich das Inventar und die Mitarbeiter meines Vaters übernommen, das war im Sommer 2018.
Die ersten 6 Monate waren noch etwas holprig aber danach ging es ziemlich gut los. Wir konnten ein paar Objekteinrichter von uns überzeugen, mit denen wir sehr gut zusammen arbeiten. Wir konnten die Mitarbeiterzahl mehr als verdoppeln, der Umsatz hat sich fast verdreifacht und die Masse an verarbeiteten Material verzehnfacht. Mittlerweile sind die Mieter raus und wir haben die komplette Fläche von 1400m² für uns und der Platz wird schon wieder knapp.
Was ich damit sagen will, manchmal lohnt es sich etwas zu groß zu träumen und diese Träume auch zu realisieren.
Ich habe dieses Projekt komplett ohne fremde Hilfe gestemmt, es gibt keine Bürgschaft und auch fast kein Eigenkapital.
Ich hatte mit viel Glück die Immobilie, einen guten Berater bei der Sparkasse und einen Steuerberater, der an mich geglaubt hat.
Mal sehen wie es weiterläuft, aber es ging hier ja um die Geschichten der Anfänge...