Holzwaren Liebenstein: HOWAL - der Hobel aus der DDR

fahe

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...ja, meine Schwester hat sogar Textildesign studiert. Die eher schlichteren ihrer Entwürfe haben's dann auch bis in die HO- und Konsumläden geschafft. In der Regel galt ja aber: Einfach, billig in der Herstellung, so haltbar wie möglich.

Die größte "Kreativität" gab's in Produktbezeichnungen.

HBM xxx für HandBohrMaschine. Kam sie aus Sebnitz (heute Boschproduktionsstandort) hieß die Bohmaschine SBM xxx. Wofür wohl das "S" gestanden haben mag...:emoji_wink: Da war ja der Zusatz "Multimax" geradezu bahnbrechend kreativ...:emoji_wink:

Meine Großküchenkaffemaschine in drei nationalen Jahren der volkseigenen Armee hieß KBM Irgendwas. Genau: KaffeBrühMaschine...:emoji_wink:
 

O.G.

ww-ulme
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SBM - KBM - HBM - Dahinter wäre dann aber auch kein Klassenfeind gekommen.

In einer Doku zu Desingentwürfen der DDR kamen die Einkäufer der Neckermänner und -frauen, Ottos, Quellen und wie sie alle hießen, nicht besonders gut weg. Die suchten die kitschigsten Produkte aus- und nun haben wir den Salat. :emoji_wink:
 

yoghurt

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Hallo,
ich habe mal gelesen, dass es im Bezug auf Design in der DDR zwei Phasen gab. Bis Anfang/Mitte der 70er war das Design im Vergleich wohl dem westlichen durchaus ebenbürtig, Danach folgte die Stagnation aufgrund ökonomischer Probleme. Am Design zu sparen ist halt einfach, wenn man es den Resultaten auch ansieht. Quelle und Neckermann in einem Satz mit Design zu bringen ist eh Unfug. Wichtig finde ich immer zu betonen, dass die Ursachen im Mangel lagen, nicht in der Kompetenz.
 

O.G.

ww-ulme
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…die Ursachen im Mangel lagen, nicht in der Kompetenz…
Wenn das so einfach wäre. Leider ist das alles viel komplexer. Oft ist der Mangel an etwas eine Säule der Gestaltung. In der DDR war EIN wirkliches Handicap die Einfluss der „Partei“. Dein Entwurf konnte noch so gut sein, wenn es aus irgend einem Grunde parteipolitisch nicht passte, dann konnte man seine Idee vergessen. Das führte mitunter zu kuriosen Umwegen. Eine „Tasse der Arbeiterklasse“ zu gestalten, wäre wohl groß bejubelt worden. Wie auch immer DIE ausgesehen hätte. Zum Glück gibt es so etwas heute nicht mehr!
Aber ja, Du hast vollkommen recht, lasst uns hier weiter über Hobel reden…
 
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O.G.

ww-ulme
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Für alle, die hier zufällig reinschauen und einen HOWAL - oder einen anderen Hobel - besitzen, etwas zu der Frage, wie man so ein Ding wieder flott bekommt.

Zunächst sollte man verstehen, daß es grundsätzlich einen Hobel nur mit einem Hobeleisen und Hobel mit einem Hobeleisen und einer darauf festgeschraubten Klappe gibt. Bei einem Hobel mit nur einem Eisen liegt der Fokus logischerweise zunächst nur auf dem einzelnen Hobeleisen. Bei Hobeln mit Klappe müssen grundsätzlich beide Teile als Einheit funktionieren.

Das Schärfen des Eisens läßt sich ohne Maschinen bewerkstelligen. Man benötigt Zeit und Geduld, Schleifsteine mit verschiedenen „Körnungen“ und praktischerweise eine handelsübliche Einspannvorrichtung (siehe Foto) für das Hobeleisen. Die Anschaffung dieser Dinge kann, je nach Qualität, schon rasch mehr als 100€ kosten. Wer also nur mal „probieren“ möchte, kann das Hobeleisen UND die eventuell dazugehörige Klappe auch einem Schärfdienst übergeben.

Es gibt reichlich Videos, die die Handhabung im Detail zeigen. Es ist kein Hexenwerk und, wenn man den Bogen raus hat, auch erfolgreich. Beim manuellen Schleifen kann man ein Hobelmesser nicht grundsätzlich unbrauchbar machen, da, anders als an falsch bedienten Schleifmaschienen, das Material nicht ausglühen kann. Man kann manuell falsche Winkel anschleifen, das lässt sich aber wieder richten.

Ist das Hobeleisen (und die Klappe) richtig geschliffen, müsste nur noch die Hobelsohle plan sein. Das lässt sich mit einem Stahllineal kontrollieren und gegebenenfalls mit Schleifpapier nachschleifen. Auch dazu gibt es Videos, die das im Detail erklären. Vielleicht fragt manche einer: na wenn ich alles woanders erst ansehen soll, braucht das doch keiner lang und breit erklären. Stimmt! Hier ging es auch nur vordergründig darum, kurz darzustellen, daß man für das zurechtmachen eines Hobels keine Professur abgelegt haben muss.

Ein gut geschärfter und eingerichteter Hobel darf also auch im Werkzeugschrank eines Heimwerkers hängen und sich freuen, auch eingesetzt zu werden! In diesem Sinne: viel Erfolg!
Gruss
O.G.
 

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O.G.

ww-ulme
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War tatsächlich nur so'n Schiebebildchen, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
Davon gab es wohl mindestens zwei verschiedene Sorten. Einmal wie auf dem Bild und einmal im oberen roten Feld die TGL-Nummer.
 

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fahe

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...vielleicht war die Variante ohne TGL-verweis für den Export... und wurde dann im Westen verramscht.
Oder es war umgekehrt: TGL-Verweis, um den Klassenfeind zu verwirren.

Ich fürchte, wir werden es nie erfahren...:emoji_wink:
 

O.G.

ww-ulme
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Der HOWAL-Signet ohne TGL-Nummer stammt von einem Doppelhobel mit weissen Kunststoffteilen und damit wohl aus den achtziger Jahren. Dieser Hobel entsprach ja nicht mehr zu 100% der TGL! Wasserwaagen waren ohnehin nicht nach TGL 1-79 gefertigt und bekamen auch ein Schiebebild ohne TGL-Nummer. So war es wahrscheinlich einfach Pragmatismus: „Einer für alle“.

HOWAL-Hobel mit Markenzeichen im Westen? Glaube ich nicht. Ich kenne es zwar nur von anderen Produkten, da wurden eigene Schilder für die Ware vom Versandhaus extra geliefert. „Hergestellt in der DDR“, so nah waren die armen Brüder und Schwestern nun auch wieder nicht. Das die Produkte für den Versand in das NSW extra aussortiert wurden, musste man ohnehin nicht wissen. Dann wurde die Werkbank unendlich länger und reicht heute bis ins ferne Asien. Und alle sind zufrieden! Naja, fast alle…
 
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PrimaNoctis

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Das sieht aber sehr nach Primus von ECE aus, oder?
Ich hatte den Nachbau mal hier und verglichen. Meines Wissens gibt es kleine Unterschiede in der Mechanik und in der Höhe, wo die Spannschraube des Messers sitzt. Ich glaube nicht, dass die Messer komplett austauschbar waren. Auch ist die Verarbeitung beim ECE deutlich sauberer und er liegt besser in der Hand, weil die Rundung am Teil, wo die rechte Hand aufliegt, rundrum geht. Vom Schwachpunkt der Verleimung der Hobelsohle hattet ihr es ja bereits. Den Howal habe ich schnell wieder verkauft, sagte mir nicht zu.
 

O.G.

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Hallo Stefan, mich würde tatsächlich interessieren, ob man die Eisen tauschen könnte. Vielleicht kann #“da bin ich“ das mal für uns prüfen?
 

U.Tho

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Das wird jetzt ein "Hobelphilatelistenforumsbeitrag" :emoji_grin:

Da fällt mir ein - aus der DDR wurde ja viel exportiert, u.a. auch die Comic - Serie "Mosaik" von Hannes Hegen (dem gebürtigen Ossi normalerweise bekannt). Die Hefte für den "Westexport" waren auf hochwertigerem Papier gedruckt und das Impressum auf der Rückseite war auch anders.
 

Andreas W.

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Hallo allerseits,

es hat wohl viele verschiedene "Howal" Markierungen gegeben...

u.a. auch "MADE IN DDR" (statt "GDR"):

Howal Made in DDR.jpg

oder "MADE IN GERMANY":

Howal made in Germany.JPG

oder auch ganz anders (leider etwas undeutlich):

Howal neues Zeichen1.JPG

Hobel ohne Howal Zeichen haben unterhalb des Schlagknopfes auf der Stirnseite der Weißbuchensohle "MADE IN GERMANY" eingestanzt.

Gruß, Andreas
 

yoghurt

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Angesichts dessen, was hier sonst so alles diskutiert wird, finde ich „Hobelphilatelie“ absolut nageliegend! Weitermachen!
 

O.G.

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Es müsste doch noch HOWALianer geben, die uns zur Geschichte der Firma und zu den einzelnen Epochen etwas erzählen können. Es ist ja ein Stück Industriegeschichte und darf doch nicht vergessen werden. Vielleicht wohnt jemand in der Nähe und kann sich auf die Suche begeben? Aufmerksame Leser sind garantiert!
 
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