Holzverbindungen für Unterstand

ism

ww-nussbaum
Registriert
9. März 2006
Beiträge
86
Ort
Chézard-St-Martin / Schweiz
hallo,

ich habe folgendes Projekt geplant (siehe Fotos). die Balken sollen ca. 90 x 90mm sein,
werde ich mit dem Schreiner noch diskutieren.
Die Dimensionen sind: 4m breit, max. 2m60 hoch, Tiefe des Daches ca. 1m80 (steht 20cm vor). Die Pfosten werden auf Eisenträger geschraubt, welche einbetoniert sind.
Noch was vergessen: Der Unterstand steht an der Hauswand.

1. Seht Ihr gerade was, das man eben gerade nicht so machen sollte?
2. Welche Holzverbingung ist angebracht für die Verstrebungen und Querbalken?

vielen Dank schon mal und Gruss,

Matthias
 

Anhänge

  • vordach_a.jpg
    vordach_a.jpg
    48,7 KB · Aufrufe: 347
  • vordach_b.jpg
    vordach_b.jpg
    34,2 KB · Aufrufe: 251

Norbert

ww-robinie
Registriert
19. September 2003
Beiträge
612
Ort
Markdorf
Hallo Matthias,

Dein Unterstand sieht wirklich nett aus.

1. Wahl bei den Verbindungen ist Verzapfen (mit sichernden Holzdübeln), aber ohne Leim, denn der hält sowieso nicht auf Dauer.

Wenn es einfacher gehen soll, ist es auch mit Verschrauben (Ingenieurholzbau) zu machen. Dazu verwendest Du an Stelle der waagrechten Balken von vorn nach hinten jeweils zwei mit einem Querschnittsverhältnis hoch/quer von ca 2:1 und verschraubst sie (als sog. Zange) mit den Pfosten mittels verzinkter M10 oder M12 Bauschrauben. Unter Mutter und Kopf kommt ein einseitiger GEKA-Dübel und zwischen die Hölzer jeweils ein zweiseitiger (das sind Ringdübel mit ca 12 mm langen Zapfen, die sich ins Holz drücken und dadurch ein Abscheren verhindern).

Die Büge kannst Du auf gleiche Art mit den Pfosten/Pfetten verbinden, wenn Du für die äußeren Ringdübel einen passenden Sitz schaffst; z.B. mittels großem Forstnerbohrer und einer passende Führung, die Du beim Bohren mit Schraubzwingen befestigst.

Da die hinteren Pfosten an einer Wand stehen, kannst Du die Büge dort weglassen und die Pfosten direkt an der Wand befestigen und kurz unterhalb der Querbalken enden lassen. Statisch gesehen kann man sie und die Querbalken sogar ganz weglassen und nur die Längspfette an die Wand dübeln (sieht allerdings nicht so schön aus).

Die Kerven in den Sparren machst Du, indem Du alle Sparren zusammenspannst und mit der Handkreissäge unterseitig außen einen Schnitt passender Tiefe und passender Neigung machst. Die Kerven sind dann mit einem Stechbeitel ruck-zuck ausgearbeitet und werden anschließend mittig mit einem Loch für die Befestigungsschraube versehen. Auf diese Art kannst Du auch die unteren Balkenköpfe gemeinsam bearbeiten (z.B. abrunden oder verjüngen).

Ich würde sämliche Balkenkanten des gefälligeren Aussehens wegen anfasen. Mit einer Oberfräse und einem Fasefräser mit Anlaufring ist das gleich passiert.

Wenn Du Dachziegel verwenden willst, dann bemesse die Sparrenlänge so, daß Du keine Ziegel schneiden mußt. Denke auch daran, die unterste Dachlatte doppelt zu nehmen, damit der unterste Ziegel richtig liegt.

Damit die wandseitige Pfette nicht naß wird, mußt Du eine Verwahrung (Winkel) aus Kupfer- oder Zinkblech vorsehen. Sie wird entweder mit untergelegtem Dichtungsmaterial und Spenglerschrauben an die Wand gedübelt oder besser noch eingeputzt.

Gruß

Norbert
 

ism

ww-nussbaum
Registriert
9. März 2006
Beiträge
86
Ort
Chézard-St-Martin / Schweiz
Hallo Norbert,
vielen Dank für die ausführlichen Angaben! Ich habe nur noch ein paar kleine Fragen:
Könntest Du mir sagen, welcher Name zu welchem Teil gehört?
- Pfette
- Büge
- Kerve

Die Verzapfung wäre mir am liebsten, ich habe nur Bedenken, dass ich einzelne Teile
damit schwächen könnte. Ist hier 1/3 Zapfenstärke (durchgehend?) angebracht?

Ich habe zuerst auch gedacht, dass der hintere Teil einfach an die Wand zu dübeln
wäre. Allerdings sind da 10cm Aussenisolation, deswegen habe ich mich für die
"freistehende" Variante entschieden.

Gruss, Matthias
 

Norbert

ww-robinie
Registriert
19. September 2003
Beiträge
612
Ort
Markdorf
Hallo Matthias,

Pfetten sind die waagrechten Längsträger, die in Deinem Fall auf Pfosten liegen und die Sparren tragen. Je nach Lage im Gebälk unterscheidet man First- und Mittelpfette. Wenn ein solcher Balken auf einer Mauer aufliegt, nennt man ihn auch Mauerlatte.

Mit Bug bezeichnet der Zimmermann eine schräge Strebe von einem Pfosten zu einem waagrecht verlaufenden Balken. Der Bug verhindert durch seine diagonale Anordnung das "Zusammenklappen" der Konstruktion.

Die Kerve ist eine dreieckförmige Ausklinkung am Sparren, damit für den schrägen Sparren eine flächige Auflage und gleichzeitig ein Anschlag an die Pfette entsteht. Die Tiefe der Kerve beträgt ca 1/6 der Balkenhöhe.

Zur Zapfenstärke: 1/3 ist ok, die Schwächung ist vernachlässigbar. Allerdings würde ich für die Pfetten einen größeren Querschnitt (etwa 9 cm x 12 cm hoch) wählen, damit sich das Dach bei Schneelast nicht zu sehr durchbiegt.

Hier noch zwei Hinweise:

Angreifende Windlast kann zu trotz der Büge zu einer Scherung der Dachfläche führen. Dies vermeidet der Zimmermann, indem er diagonal gekreuzte Windrispenbänder direkt auf das Sparrenfeld (unter den Dachlatten) nagelt. Das sind gelochte verzinkte Metallbänder (ca 2 mm x 40 mm), die als Meterware zu beziehen sind. Zur Befestigung (auf jedem Sparren, der gekreuzt wird) werden verzinkte Kammnägel benutzt, die durch ihre gerippte Oberfläche eine enorm hohe Auszugsfestigkeit besitzen.

Damit der Wind nicht das Dach als Ganzes mitnimmt, müssen die Pfetten zugfest mit den Pfosten verbunden werden. Ein Holznagel im Zapfen reicht da keineswegs. Außen aufgenagelte oder um die Pfette als Schlaufe herumgeführte Windrispenbänder erfüllen zwar den Zweck, sehen aber nicht so toll aus. Besser ist es, eine Stahl- oder Aluplatte mit einem Querschnitt von ca 10 mm x 50 - 60 mm und etwa 100-120 mm Länge in einen mittigen Schlitz im Inneren so einzulassen, daß sie bis in Pfettenmitte ragt. Nach dem Aufrichten werden dann in Pfette und Pfosten jeweils zwei Löcher nebeneinander (ca 30 - 40 mm Abstand) durch Holz und Metall gebohrt und dann Stabdübel eingeschlagen. Das sind glatte, verzinkte und am Ende angefaste Stahlstäbe mit 8 oder 10 mm Ø, die es in vielen Längen gibt.

Wenn Du in der Wahl der Stützenschuhe noch frei bist, dann wähle solche, die unten in den Pfosten eingeschlitzt werden müssen (Typ I). Sie werden übrigens ebenfalls durch Stabdübel gegen Abziehen gesichert. Der Nachteil außenliegender Schuhe (U-Form, Typ D oder L) ist, daß Wasser zwischen Blech und Balken eindringt und nur schlecht wieder abtrocknet (natürlich darf der Pfosten im U-Balkenschuh unten keinesfalls aufstehen, sondern es müssen 2 cm Luft bleiben).

Gruß

Norbert

P.S.: Noch was: Dachziegel erforden eine Mindestneigung, damit der Wind kein Wasser darunter und nach damit innen drücken kann. Meist sind es 30°, es gibt aber auch Flachdachziegel, die bereits ab 18 - 22° Neigung dicht sind.
 

ism

ww-nussbaum
Registriert
9. März 2006
Beiträge
86
Ort
Chézard-St-Martin / Schweiz
Hallo Norbert,
wow, das ist ne komplette Antwort! Vielen, vielen Dank!

Die Lösung mit der eingesetzten Metallplatte scheint mir interessant. Ich nehme an, diese wird anstelle der Holz-Verzapfung verwendet, richtig?

Die Stützenschuhe sind schon einbetoniert... (U-Form). Allerdings ist die 3-er Lochung, welche diagonal am Seitenteil des U verläuft, nicht symmetrisch, so dass keine durchgehenden Schrauben möglich sind. Ist das ein Konstruktionsfehler? (ich könnte die Löcher ja nachbohren)

Gruss, Matthias
 

Norbert

ww-robinie
Registriert
19. September 2003
Beiträge
612
Ort
Markdorf
Hallo Matthias,

ich habe bei meinem Holzständer-Anbau Zapfen und Metallplatten verwendet (die ca 2-3 cm über die Zapfenhöhe ragen). Grund: ein Zapfen verhindert eine mögliche Drehung des Pfostens wegen seiner Breite besser als eine relativ schmale Metallplatte, die zudem stramm eingepaßt werden müßte. In diesem Fall kann man die Zapfenlänge aber auf 1/4 bis 1/5 der Pfettenhöhe beschränken.

Zu den Balkenschuhen: Du mußt nicht nachbohren, denn die heute verwendeten Schrauben halten mit Sicherheit die zu erwartenden Abscherkräfte. Vielleicht solltest Du aber zwischen Metall und Holz eine elastische Dichtungsmasse (z.B. ein Stück unbesandete Dachpappe oder Bitumen-Schweißbahn legen, damit dort kein Wasser eindringen kann. Im nächsten Sommer die Schrauben einfach nochmals nachziehen, damit dem Schwund des Holzes Rechnung getragen wird.

Gruß vom Bodensee in die Schweiz

Norbert
 

ism

ww-nussbaum
Registriert
9. März 2006
Beiträge
86
Ort
Chézard-St-Martin / Schweiz
Hallo Norbert,
o.k., also Holzzapfen + Metallplatte. Ist das etwa so gedacht? (siehe Bild)

Für die Balkenschuhe kann ich also Holzschrauben verwenden ca. 8x40mm (vorbohren).

Gruss an den Bodensee! Ich hoffe, Du stehst nicht unter Wasser bei all dem Regen!

Matthias
 

Anhänge

  • zapfen.jpg
    zapfen.jpg
    17,6 KB · Aufrufe: 259

ism

ww-nussbaum
Registriert
9. März 2006
Beiträge
86
Ort
Chézard-St-Martin / Schweiz
Endlich fertig!

Hallo,

vielen Dank für alle Eure Tips und Unterstützung! Nachdem das Holz in der Garage
überwintert hat, habe ich endlich Zeit und zwischen den Regentagen auch das trockene
Wetter dafür gefunden!

Hier die Fotos davon - Eure Beiträge waren nicht umsonst - Vielen Dank!

Matthias

n.b. was ich im "2. Anlauf" anders machen würde: Der Pfosten an der Wand sollte
etwas mehr abstehen. Das Brennholz wäre dann einfacher aufzuschichten...
 

Anhänge

  • IMG_1491.jpg
    IMG_1491.jpg
    161,8 KB · Aufrufe: 260
  • IMG_1492.jpg
    IMG_1492.jpg
    195,5 KB · Aufrufe: 227
  • IMG_1493.jpg
    IMG_1493.jpg
    251,9 KB · Aufrufe: 213
Oben Unten