Holztragebalken ist angegammelt, wie reparieren ?

Snekker

ww-robinie
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Kinners nu übertreibt es nicht so Schamlos. Fakt ist das der Balkon Pilzgescädigt ist und aus diesem Grund abgerissen werden muss. Das genügt doch eigentlich. Kein Hauseigentümer hört gerne das er Pilze im Gebälk hat.
 

Bragi.s

ww-pappel
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Hallo frankylie,

da hast du dir mit deiner Terrasse etwas eingebrockt.
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen! Von konstruktivem Holzschutz ist anhand der Bilder leider nichts zu sehen.
Ich würde dir hier mal meine Meinung schreiben:

1. Wie hoch ist dein Gefälle? Hast du überhaupt eines?

Das wäre in deinem Fall sehr wichtig. Du hast geschrieben dass die Terrasse aus Fichte ist, da ist es besonders wichtig. Ich persönlich halte Fichte als Dielen völlig ungeeignet besonders falls es nicht Kesseldruckimprägniert ist.

2. Abstand Dielen.

Man sieht auf den Bildern, dass die Dielen (scheinbar) einfach neben einander verlegt sind. Bei einem ungeschützten Dielenboden ist dies nicht ratsam. Es ist besser dem Holz Luft zu geben als zu versuchen alles dicht zu machen. Wasser findet fast immer seinen Weg.

3. Verschraubung Dielen auf Trägerbalken.

Mir ist bisher kaum bekannt dass Edelstahlschrauben, welche direkt in die Tragkonstruktion verschraubt werden, Grund für „vorzeitige“ Verwitterung sind.
WICHTIG: Solltest du dich für Bleche entscheiden, nimm Edelstahlblech, bei Edelstahlschrauben … sonst bekommst du Besuch von Kontaktkorrosion (Elektrochemische Reaktion zweier unterschiedlicher Metalle).

4. Abschluss letzte Diele/ Hinterlüftung.

Wozu der „Sparren“ oder die UK vor steht und die letzte Diele zurück, ist mir nicht ganz ersichtlich. Bei solchen Abschlüssen kann man sich an Dachkonstruktionen von Carport’s orientieren. Dort wirst du meist ein Blech (o.a. Konstr.) mit Tropfkante finden. Diese ist sehr wichtig, da sich Wasser aufgrund der Oberflächenspannung selbst Bergauf bewegen kann.
Das Blech welches unten verschraubt ist … ??? Siehe Vorredner.

5. Algenbewuchs.

Ich würde dir ebenfalls raten, das Gemüse zu entfernen. Sollte es zu sehr schmerzen, müssen wenigstens (nach einem konstruktiven Holzschutz) eine gute Umlüftung, sowie ein sehr guter Oberflächenschutz her.

6. Tragkonstruktion.

Hier schließe ich mich vollends „Krummer Nagel“ an. Am besten du besorgst dir einen richtigen Fachmann (soll den Erbauer nicht beleidigen).

8. Austausch oder nicht?

Nun zur wesentlichen Empfehlung. Wenn du nicht noch einmal Pfuschen möchtest … und nicht noch einmal Mehrkosten haben möchtest (weil du sparen willst) … du mit bestmöglichem Gewissen auch mehrere Menschen auf deinem Balkon tanzen lassen willst:
a) Entferne die Dielen und tausche sie gegen KDI Fichtedielen aus. Scheinbar ist es KDI Holz, aber ein guter Holzschutz wäre dennoch angebracht. Bangkiraiöl bewährt sich auch bei Fichte vorzüglich.
b) Kontrolliere die gesamte Tragkonstruktion (mit Fachmann) und entferne das Blech von unten.
c) Tausche alle beschädigten Balken aus (Reparieren geht auch, wäre jetzt aber zuviel geschreibe).
d) Prüfe den Holzschutz und erneuere ihn ggf.
e) Verlege die Dielen mit Abstand und am Besten auf Abstandsklötzchen damit die Kontaktfläche von Diele und Trägerbalken so gering wie möglich ist.
f) Bilde einen Vernünftigen Abschluss aus (Punkt 4).
g) Soll die Terrasse dicht sein, muss der Aufbau eh geändert werden.


So, dass war jetzt ganz schön viel … hoffe ich konnte dir einen kleinen Rat geben.

Gruß,
Sebastian
 

hütte

ww-birnbaum
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Hallo frankylie,

meine Vorredner haben im Prinzip schon alles gesagt, besonders Bragi.s.

Ich möchte nur bekräftigen, dass bei deiner (Fichte- ?) Terrasse an keiner Stelle konstruktiver Holzschutz gegeben ist. Der Einsatz tragender Fichtenholz-Bauteile ohne konstruktiven Holzschutz ist im Außenbereich unzulässig, das war auch vor 13 Jahen bekannt. Insbesondere wurden und werden Fichte-Brettschichtträger NIE im bewitterten Außenbereich eingesetzt, allenfalls sind Brettschichtträger aus Lärche oder Robinie (Scheinakazie) hier möglich, aber dann immer mit konstruktivem Holzschutz. KDI ist eine zusätzliche Option, die ich persönlich bei einem solchen Bauwerk wie deine Terrasse immer einbeziehen würde.

Der (alte) Informationsdienst Holz bietet u.a. eine schöne Broschüre zum Thema Holz im Außenbereich an, zu finden u.a. bei Hochschule Biberach (da gibt's fast alles, was Info Holz betrifft, naja, bin da auch nicht unbekannt:rolleyes:emoji_slight_smile: : http://www.hochschule-biberach.de/documents/46960/b4bfb390-bebc-4c8a-b341-6c6878702cbd

Leider sind auch heute noch die in dieser Broschüre aufgezeigten prinzipiellen, aber sehr wirkungsvollen konstruktiven Details vielen sogenannten Praktikern vollkommen unbekannt. Vielleicht hilft es dir für die Zukunft weiter?

Ich habe mir deine Bilder genau angesehen. Bei diesen, mehreren cm tiefen Anfaulungen tragender Bauteile, wird die Standsicherheit bald nicht mehr gegeben sein.

Einfacher Test: Schlage mal kräftig mit der Spitze eines Zimmermannshammer in die Faulstellen (keine Angst, man kann da nichts mehr kaputt machen), falls du dann das Gefühl hast, dass der Hammer darin stecken bleiben will, alles runter reißen und neu aufbauen, eventuell KDI und aber mit wirkungsvollem konstruktiven Holzschutz (das Aufbringen einer Beschichtung, z.B. Dickschichtlasur, wie in deinem Fall, kann niemals beides ersetzen)!

Man kann da nichts mehr reparieren, außer die vergammelten Sparren und Pfetten systematisch austauschen. Ist leider so, sonst stehts du eines Morgens auf und wunderst dich, warum die Terrasse bedingt durch ihr Eigengewicht ein Stockwerk tiefer liegt.

Aber mal eine Frage (ändert nichts an meiner Einschätzung deiner Terrassensituation): Ist das wirklich überall Fichte, sind nicht zumindest die Terrassendielen aus Lärche?

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hütte
 

hütte

ww-birnbaum
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... Die 4 fach verleimten Tragebalken sind dabei nur in der oberen verleimten Holzschicht angegammelt.
Die unteren drei verleimten Holzschichten sind ok.
Höhe pro Schicht ca. 5 cm...

Detailfrage: Wenn du noch die Abmessungen:

Breite/Höhe der Pfetten und Sparren (auf den "fetten" Balken liegen die Sparren auf und tragen den Dielenboden der Terrasse),

Stützweiten, z.B. Abstand/ Anzahl der Pfetten

Abstand/ Anzahl der Sparren

Dicke/ Breite der Terrassendielen

mitteilen könntest, könnte man eventuell abschätzen wie die Tragfähigkeit aufgrund der 4cm tiefen "Angammlungen" geschwächt worden ist.
(Aber beachte den Zimmermannshammertest, da kanns u.U. plötzlich mehr sein als nur die 4 cm. :mad:)

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hütte
 

frankylie

ww-pappel
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Hallihallo, erstmal herzlichsten Dank für Euer Mitmachen.
Super toll.
Ich werde immer schlauer.

SO, ich arbeite mal ab:

Gefälle in der Konstruktion ?: Hab ich noch nicht gemessen. Glaube aber es ist keines da.

Abstand Dielenbretter ? : Ja, stimmt. Die Dielen wurden damals mit ca. 5mm Luft untereinander verlegt, sind aber mit der Zeit teils auf Kontakt gekommen, bzw. Rille ist verdreckt.

Die Verschraubung der Dielen ? :
Es sind keine Edelstahlschrauben, nur normale Verzinkte verwendet worden, die dann ca. 10 jahre/ bzw bis heute ( 13 ) gehalten haben. Es ist aber nicht grundsätzlich überall an den Schraubenlöcher am gammeln. Nur hier und dort mal.
Ich glaube, das durch die Belastungen ( Wärme /Kälte / Regen / Frost / Gewicht /Begehen ) um die Schraube herum irgendwann auf jeden Fall Spiel entsteht und dadurch Wasser eintreten kann.

Das untere Blech ? :
Ist von uns nachträglich angebracht worden. Es ist ein Durchzug in Längsrichtung vorhanden. Ca. 7 cm ist das Trapetz-Blech von den Tragebalken entfernt.

Algenbewuchs ? : Algen ist gut :emoji_slight_smile:). Das ist ausgewachsenes Gemüse. ( oder meintest Du das unter dem Gemüse Algen wachsen ?. Ja,ja ist mein Reden. Das muß weg. Aber Schatzi heult immer gleich rum wenn ich am zurückschneiden bin.
Aber ich zeig ihr jetzt mal eure Statements.

Das Gelbe
auf dem zweiten Bild ist Bauschaum ( gekleckert, hat mit Balkon nichts zu tun )

Welches Holz ist es? :
Also, ich bin der Holzkunde nicht so mächtig. Aber, sämtliches verwendetes Holz des Balkons sieht gleich aus. Es ist relativ weich. Von daher glaube ich nicht an Lärche.
Die Terrassendielen sind definitiv aus kesseldruckimpregnierter Fichte.

@ Hütte : Die Maße, Anzahl und Lage der Balken zwecks Berechnung: siehe Zeichnungen und in meinen Post`s mit den Bildern sind Daten.
Terrassendielen : ca. 11 x 2,8 cm

Stützen ( Nr. 1 , 2 ) werden von beiden Terrassenteilen gemeinsam genutzt.
Korrektur: Die hausnahen Stützen des großen Balkonteiles sind jeweils mit einer 14 er Schraube im Mauerwerk verbunden.
Der hausnahe Pfette des kleinen Balkonteiles liegt in einem Stahlschuh , seitlich der hausnahen Pfette des großen Balkonteils, nahe der Stütze 2.
Somit wird Stütze 2 nur vom großen Balkon genutzt.
Stützen sitzen verschraubt in betonierten Stahlaufnahmen, ca 15 cm vom Boden weg.

Wochenendgrüße
frankylie
 

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hütte

ww-birnbaum
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Hallo frankylie,

ja, fast wären deine wirklich schönen Handskizzen hier untergegangen.

Also eines muss man dem Erbauer deiner Terrasse lassen: Die wuchtigen Querschnitte vermitteln einem das beruhigende Gefühl, dass hier für die "Ewigkeit" gebaut worden ist. Das relativiert auch meine Aussage, abreißen, falls "Hammertest" positiv. Offensichtlich ist bei deiner Terrasse so ziemlich alles überdimensioniert worden, ausgenommen konstruktiver Holzschutz.

Beispiel: 15 Tragbalken 7,8 / 20,5 x 330 lg. Selbst wenn man die Höhe von 20,5cm auf etwa 14cm reduzierte, werden bei einer Flächenlast von 2kN/m2 weder die zulässige Biegespannung noch der L/300-Wert der Gebrauchstauglichkeit (hier unwichtige Nebensache) überschritten.

Falls Abriss und Neubau aus Kostengründen ausscheidet, würde ich folgendermaßen vorgehen:

1. Bei erheblicher Anfaulung, etwa 25% und mehr von Balkenhöhe, an statisch relevanten Stellen, z.B. bei Unterzügen/ Balken in der Mitte, wo das Biegemoment maximal ist oder bei Auflagerköpfen, wo die Querkraft maximal ist, sind die betreffenden Teile zu ersetzen.

2. Bei vertretbarer Anfaulung statisch relevanter Teile und aus optischen Gründen (siehe letztes Foto) verfaultes Holz abfräsen/ hobeln (vorher alle Metallteile entfernen) und Passstücke bzw. Brettschicht ein-/aufleimen (PU, D4). Die Verleimung erhöht auch die Tragfähigkeit.

3. Balken (Köpfe) verblechen (wurde bereits von anderen vorgeschlagen), siehe hierzu auch die von mir genannte Broschüre des Informationsdienstes Holz.

4. Da die Tragbalken offensichtlich alle im oberen Bereich angegammelt /angefault sind und entsprechend 2.) saniert werden müssen, sollten auch neue Terrassendielen eingebaut werden, denn die müssen ja dazu runter. Dazu können die Experten bestimmt gute Vorschläge unterbreiten, ebenso hinsichtlich Dielenverschraubung.

4. Die tragende Konstruktion, Balken, Unterzüge, Ständer, inkl. der verleimten Passstücke /Brettschichten, werden sich auf eine neue Dickschichtlasur freuen, sieht auch besser aus.


Nachtrag:

Habe gerade deine zweite Skizze angesehen: Liegen da tatsächlich nur 9 Tragbalken bei einer Stützweite von 555cm auf also 8 Felder? Wie sieht's denn dann mit der Durchbiegung der Dielen aus, wenn man drüber läuft?

Was die Pfosten/Ständer 15,8 x 15,8, insbesondere auch 1 und 2, betrifft: Die sind kräftig überdimensioniert. Da würde auch 1/4 des Querschnitts ausreichen, 8 x 8, ok, das System schwingt dann vielleicht schon, aber ausknicken werden sie auf keinen Fall.

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hütte
 

frankylie

ww-pappel
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Habe gerade deine zweite Skizze angesehen: Liegen da tatsächlich nur 9 Tragbalken bei einer Stützweite von 555cm auf also 8 Felder? Wie sieht's denn dann mit der Durchbiegung der Dielen aus, wenn man drüber läuft?

Danke für die tolle Antwort.

Wieso, paßt doch knapp 550 cm / 8 Felder,
Es sind 65 cm Zwischenraum.
( Wie bei der großen Seite des Balkons.)
 
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