Holzart von altem Schrank bestimmen

marcus_n

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Zeigen. Die alten Eichenwälder waren zu einem großen Teil im Besitz der Klöster und des Adels. Ein normaler Bauer hatte kein Möbel aus Eiche.

edit: Ich muss das ein wenig revidieren. Bei dir im Norden sind die Eichenwälder deutlich verbreiteter als hier unten im Süden. Im Voralpenraum findest du die Eiche im Möbelbau sehr selten. Dennoch war der einfache Bauer, und damit das bevölkerungsreichste Mitglied der mittelalterlichen Gesellschaft auf das Wohlwollen seines Lehensherren angewiesen. Und allein der teilte ihm das Holz zu. Und daher finden wir in den ganz wenigen verbliebenen Möbeln des Mittelalters entweder minderwertige Ware, oder aber sie waren Möbel der gehobenen Gesellschaft, der Kirche, des Adels, der Patrizier.
Ab dem 15., 16. Jhd. hat sich das dann sukzessive geändert.
 
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dascello

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Hinzufügen möchte ich noch den Ursprung des Wortes "Möbel". "Mobilis" heißt ja bekanntlich "beweglich", das heißt es geht um Dinge, die man tragen konnte. In vielen Gegenden stand die Truhe für die Habseligkeiten gleich neben der Tür, damit man sie schnell packen konnte und Fersengeld geben, wenn Feinde kommen. Bis mindestens zur Zeit des dreißigjährigen Kriegs war das durchaus real (leider in manch Gegend heutiger Zeit auch noch). Es wäre fatal gewesen, die Truhe irgendwo im Hinterzimmer zu verstauen.
Daher stammt auch die Form der Füße, die teilweise heute noch vorkommt: Stilisierte Kufen, die Truhe konnte auch gezogen werden.
Auch aus diesem Sicherheitsbedürfnis heraus ist auch zu verstehen, dass in Privat- und Bauernhaushalten große Schränke eigentlich erst in der Barockzeit aufkamen, als marodierende Horden seltener wurden. Die Schränke konnte man nicht wegtragen.

Was aber noch nicht zur Sprache kam: Auch in der römischen und griechischen, ja auch der ägyptischen Antike gab es ein blühendes Tischlerhandwerk. Allerdings ist fast nichts erhalten, da Holz verottet und, wichtiger noch, es brennt!
 

uli2003

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Bei dir im Norden sind die Eichenwälder deutlich verbreiteter als hier unten im Süden.
Das ist natürlich richtig. Aber du sprichst auch vom Mittelalter. In dem Zeitraum wurde Holz mit noch recht einfachen Mitteln bearbeitet. Häufig gespalten, und dann händisch weiterbearbeitet. Dazu eigneten sich Harthölzer (es gab ja nicht nur Eichen..) einfach besser.
Truhen waren in der Regel aus Harthölzern.
Richtige Möbel gab es ja gar nicht, den Bezug zu einem Schrank wie ihn der TE zeigt, finde ich überhaupt nicht. Da liegen Jahrhunderte zwischen.
 

marcus_n

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uli: Meine Antworten zielten auch auf die Fragen von tropenholz und hobbybohrer ab. Da ging es darum wo der Unterschied zwischen Hart- und Weichholz im Möbelbau begründet ist.
Besten Gruß
 

marcus_n

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@hobbybohrer: und um die Antwort auf deine Frage konkret in einer Jahreszahl auszudrücken:

https://www.furnier.de/furnier/geschichte_des_furniers.html
Damit befinden wir uns mittendrin in der aufkommenden Industrialisierung. Mir persönlich sind Jahreszahlen nicht so wichtig, weil ich glaube, dass es mehr auf einzelne Phasen ankommt. Eine Neuerung braucht ja immer auch Zeit um bekannt zu werden und sich zu verbreiten.
Gruß
 

dascello

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@ marcus

In dem Artikel steht, dass die ersten Messermaschinen 1870 aufkamen.
Macht mich sturzig, besitze ich doch einen Sekretär und eine Rundvitrine (Danzig und wohl Berlin) aus den 1830er Jahren, belegt mit hauchdünnem Mahagonifurnier.
Das kann nur gemessert sein, die Technik muss daher älter sein.
 

derdad

Moderator
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@ marcus

In dem Artikel steht, dass die ersten Messermaschinen 1870 aufkamen.
Macht mich sturzig, besitze ich doch einen Sekretär und eine Rundvitrine (Danzig und wohl Berlin) aus den 1830er Jahren, belegt mit hauchdünnem Mahagonifurnier.
Das kann nur gemessert sein, die Technik muss daher älter sein.
Ist bei dem Schreibtisch alles so dünn furniert? Es kann sein, dass im laufe der Zeit einiges restauriert/repariert wurde und dann nicht immer originalgetreu.
LG Gerhard
 

marcus_n

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@dascello Ist mir auch aufgefallen. Ich gehe aber davon aus, dass es sich dabei um eine regelmässige Serienfertigung in D handelt.

edit: Bin da noch am Suchen. Ich meine gelesen zu haben, dass vorher Messerfurniere schon in Italien und/oder in Frankreich produziert wurden und man die dann importiert hat. Ich finde die Quelle aber auf die Schnelle nicht.
 
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dascello

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Ist bei dem Schreibtisch alles so dünn furniert? Es kann sein, dass im laufe der Zeit einiges restauriert/repariert wurde und dann nicht immer originalgetreu.
LG Gerhard
Lieber Gerhard,

Ja, überall so dünn. Das kenne ich aber auch von englischen Clavieren aus den achtzehnten Jh. und sogar von einer Wiener Nussbaumkommode, die ich mal besaß.
Die Technik muss also viel älter sein. Oder auch das ist gesägt. In Mersenne „Les arts et metiers....“ gibt es dazu auch Abbildungen.

L
Michael

.... der oben tatsächlich „sturzig“ getippt hat. Tststs....
 
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