Holz wieder flexibel bekommen?

goorooj

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Hallo Forum,

hallo erstmal, bin neu hier.
Ich habe ein Faltboot von 1938 ganz gut hergerichtet, fährt jetzt wunderbar. Was mich noch stört sind die starren Latten im Segel.

Beim Gaffelsegel werden, um das Segel nach hinten auszustellen, dünne flexible Holzlatten eingesteckt, die sich eigentlich im Wind mit dem Segel biegen sollten.
Da biegt sich nix mehr, die sind teilweise auch in eine Richtung gebogen und bleiben so, egal von welcher Seite der Wind kommt.
Die Latten haben unter Umständen 80 Jahre auf dem Buckel.

Eine gern genommene Lösung sind Kunststoffstreifen, aber ich würde das gern original lassen. Ist ja auch noch ein Baumwollsegel...
Auch im Segelzubehör habe ich nur fertige Kunststofflatten gefunden...

Ich weiss dass ich die kurzfristig weich bekomme wenn ich sie in Wasser einlege, aber danach werden die ja wohl wieder hart.

wie kriege ich die dauerhaft wieder weich/flexibel?
Hier sieht man die Holzlatten im Segel ganz gut:

boot_chiemsee.jpg
gruss
alex
 

carsten

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Hallo

ja mit der Zeit läßt des Elastizität etwas nach da geht es dem Holz wie dem Mensch.
Knochen kann man nicht so einfach austauschen. Aber hier würde ich einfach über neue Leisten nachdenken.
Ein Holz mit hoher Elastizität wäre Esche.
 

goorooj

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Das Original ist auch Esche, insofern wäre das 100% Zustimmung beim Material.

Ist es denn tatsächlich unmöglich Holz wieder flexibel zu bekommen?
ich habe einen jahrealten Holz-Pfannenwender der jetzt viel flexibler und weicher ist als je zuvor ( und auch so bleibt ), defacto eigentlich nicht mehr zu gebrauchen weil er so weich ist, aber ich kriege die Segellatten nicht in die Geschirrspülmaschine und wollte die auch nicht 20x hintereinander laufen lassen... Weich wäre in meinem Fall wirklich gut....
 

Mitglied 59145

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Vorstellen kann ich mir, die immer wieder zu überspannen in beide Richtungen. Dann immer eingespannt lassen für z.B. 48 Std.. Mehrfach wiederholen.

.....nur eine Idee, da ich faul bin, würde ich neu machen.

Gruss
Ben
 

IngoS

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Hallo,

flexibler werden die Stäbe, wenn du sie etwas dünner hobelst.

Gruß Ingo
 

goorooj

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Grazie, beide Ideen sind definitiv einen Versuch wert.

Ich habe das Problem dass ich keine Tischkreissäge habe um dünne Latten zu schneiden, ich bin da Platzmässig in der Mini-Werkstatt eingeschränkt.
Also neue Latten selbermachen fällt mehr oder weniger aus.

Wie siehts denn mit Olivenöl aus? Oder Weissöl, Ballistol?
Man sagt Olivenöl wäre ungeeignet für die Holzoberflächenbehandlung weil es im Gegensatz zu Leinöl nicht aushärtet, flüssig bleibt, in die Fasern eindringt und die Fasern weich macht. Also alles was man auf einer Holzoberfläche vermeiden will.
Aber... das wäre doch eigentlich genau was ich brauche, oder?

Edit: Also mein Plan wäre jetzt tatsächlich leicht abzuhobeln, die Latten in Wasser einzulegen, ein paar Tage während dem Trocknen in beide Richtungen mehrmals überspannen und dann mit entweder Olivenöl oder Ballistol tränken... natürlich den Überschuss dann gut abzunehmen damit's nicht im Segel klebt.
 
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carsten

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Hallo

sehe das wie Ben. vermutlich wird man sie aber nur umgeformt bekommen, nicht aber wieder weich/ weicher.
Bei dem Pfannenwender ist wenn der regelmäßig im Geschirrspüler "gekocht" wurde die Holzstruktur weitgehend zerstört. Da ist das nicht weiter dramatisch. Bei einem Segel soll ja bewusst die Stabilität einerseits bei gleichzeitiger Elastizität des Werkstoffes genutzt werden. Das kann Holz sehr gut. Aber halt zeitlich begrenzt. Kunststoff ist da sicher dauerhafter aber auch nicht ewig.
Und in und Um Rosenheim gibt es genügend Schreiner die dir die Leisten richten.
 

goorooj

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Danke für die Aufklärung.

Ich glaube auch, wenn man mal davon ausgeht dass die Latten vielleicht 80 jahre alt sind, dass Kunststofflatten im Segel da schon lange nur noch aus Bröseln bestehen würden.

Deswegen ja Original. Kunststoff-Segellatten gibts überall billig. Ich werde das mit den Latten behandeln mal versuchen, ansonsten bleibt mir tatsächlich nur ein Schreiner für die Latten.
Die Feinarbeit kann ich ja selber machen, Ich brauche auch eine Verjüngung des Materials zur Vorliek hin ( also zum Abschluss des Segels am Mast, weil das Profil des Segels generell verbesserungswürdig ist ).
 

Mitglied 24010 keks

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Komm vorbei wenn du Hilfe beim Neumachen brauchst. Material müsstest du selbst besorgen, Esche hab ich nichts da.
Musst mir dann aber an Tragl Auer Bräu mitbringen. :emoji_wink:

Gruß Daniel
 

joh.t.

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Der T6 mit neuer gepinselter Haut.:emoji_slight_smile:

Ich würde neu machen. Die Latten sind ja schon vorher sehr dünn. Birke geht auch. 4 mm Birke Mpx.
Komme leider nicht aus Berlin, sonst könntest du vorbeischauen. Rheinland ist zu weit weg. Schon bei patcool nachgefragt?
Bin auch im Faltbootforum Unterwegs.
 

Mitglied 24010 keks

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Komme leider nicht aus Berlin, sonst könntest du vorbeischauen. Rheinland ist zu weit weg.
Häh? der gute kommt aus Rosenheim... Ich kenn nur das Rosenheim im tiefsten Oberbayern an der Grenze zu Österreich... :emoji_grin: gibt's etwa mehr davon in Deutschland? Das wär skandalös! :emoji_grin:
 

goorooj

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Na hallo faltbooter :emoji_grin:

Rosenheim stimmt schon, mit Berlin hab ich so gar nix am Hut :emoji_grin: Ja ist der T6 mit der neuen Latexhaut.

@keks010982: super, nehme ich in Anspruch. was solls den für ein Auer sein?
Und wieso nicht Flötzinger, das ist doch besser :emoji_innocent:
 

Mitglied 24010 keks

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Auer Helles... :emoji_slight_smile:
Das gabs im Studium immer... Café Sinnlos falls dir das ein Begriff ist - quasi mein ehemaliges Wohnzimmer. Außerdem hab ich beim Auer mal beim Herbstfest Aufbau gearbeitet... Mei waren das Zeiten... :emoji_slight_smile:

Bin zwar nicht ganz nebenan aber mit einem schönen Tagesausflug leicht zu erreichen. Genauen Kontakt gibts dann bei Bedarf per PN.

Gruß Daniel
 

carsten

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Hallo

nur der Vollständigkeit halber es gibt noch ein Rosenheim ( Westerwald/ Landkreis Altenkirchen) ganz in der Nähe von Luckenbach (auch Westerwald und in dem Fall nicht Texas). Kenne das Rosenheim in Bayern aber auch deutlich besser, auch wenn das Rosenheim im Westerwald nur 75 km von meiner Heimat entfernt ist.
RO war immerhin 6 Jahre meine zweite "Heimat".
 

Herr Dalbergia

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Wenn, dann könnte Amoniak helfen, aber auch nur befristet, und Du bräuchtest Vakuum und Überdruck um in die Leisten rein zu kommen...

Ansonsten wäre ich sehr überrascht wenn Du das Holz wieder elastsich bekommst, weil dann wäre meine Lebenslange Philosophie zum Thema Holztocknung, Tonholz, innere Dämpfund, E-Modul usw. dahin und nichtig, was mich moralsich sehr belasten würde...

Mit anderen Worten: mach da frische Esche rein....
 

Mitglied 59145

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Dann auf gar keinen Fall experimente, das will ich nicht verantworten!

Gruss
Ben
 

joh.t.

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D
MPX würde ich für die Leisten nicht nehmen. Da hast du die Hälfte der Furnierlagen quer zur Längsrichtung. Es hat also wenig Bruchfestigkeit.
LG. Gerhard
Das hat nix zu halten, das Wird ins Segel geschoben , damit das nicht ganz so flattert.
Quasi Die europäische Version eines Dschunkensegels.
 

goorooj

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Um das mal kurz zu beschreiben was diese Latten machen:

Das Segel wird dadurch nach hinten ausgestellt, die hintere Kante des Segels ( das Achterliek ) bekommt also von der Seite gesehen eine leicht konvexe Form, um bei geringer Höhe mehr Segelfläche zu haben. Mehr Infos hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Segellatte
Das macht man um den "Schwerpunkt" des Boots nach unten zu bekommen, dann legt es sich nicht so stark zur Seite unter Winddruck wie ein höheres Segel mit der gleichen Quadratmeterfläche.

Ausserdem wird im Idealfall damit auch noch die Form des Segels im Wind beeinflusst zu einem halben Tropfen, wie eine Flugzeugtragfläche.

Jetzt sind natürlich starre Latten schlecht, weil ein Segel ja quasi idealerweise "Tragflächenform" ( also halber Tropfen ) haben muss damit durch den Bernoulli-Effekt das Boot quasi nach vorne "gezogen" wird wenn der Wind nicht gerade von hinten kommt, ein Segel ist ja quasi eine aufrecht gestellte Tragfläche die statt Auftrieb Vortrieb liefert.

Das heisst, idealerweise biegen sich diese Latten sehr flexibel mit dem Segel. Um die gewünschte halbe Tropfenform zu begünstigen sollten die auch noch vorne, also zum Mast hin ( wo die gewünschte Ausbauchung des Tropfens sein soll ) weniger Profil haben als nach hinten, wo das Segel im Profil eher gerade sein soll. Bei anderen Segelarten sind die Latten tatsächlich nur im letzten Drittel, wo sie auch ein Flattern verhindern, die sind dann eher starr.

Ideal wäre vorne vom Mast über das erste viertel eher 2-3mm, dann bis zur Mitte ansteigend 3-4mm und nach hinten raus vielleicht 4mm Materialstärke.
Die Höhe der Latte dürften so 2,5cm sein und die Längen variieren von vielleicht 40 cm bis über 1 Meter.

Mit Multiplex oder Sperrholz bekomme ich da vielleicht Probleme. Ich brauche ein sehr flexibles Holz das auch mit 2mm Stärke noch nicht bricht, und die Biegung ist ja tatsächlich ausschliesslich seitlich. In der Höhe tritt gar keine Belastung auf, und nach hinten nur wenig weil das ja nicht besonders stark anziehen muss hinten, die sitzen in einer langen Tasche im Segel.
Der Bogen vorne im ersten Drittel sollte für die ideale Form schon einen Radius von grob geschätzt 70-80 cm abkönnen ohne zu brechen....

Mit Kunststoff ist das leicht zu realisieren, Holz ist da schon eine andere Hausnummer... deswegen gibt es die fertig nur noch aus Kunststoff.
Bei der natürlichen Streuung im Material Holz ist es schon nicht einfach die richtig hinzukriegen... so dass sie überall genau die richtige Flexibilität haben.

Deswegen meine ursprüngliche Idee die vorhandenen Latten zu "reaktivieren", weil die alten Dinger jetzt einfach komplett starr sind und das Segel so gar keine sinnvolle Form mehr bekommt. Aber ich glaube die Nummer kann ich mir tatsächlich abschminken, ich werde jetzt entweder Daniels Angebot annehmen für einen Kasten Auer hell die Latten zu schneiden und was neues bauen ( sofern ich jetzt das richtige Material auftreibe, ich brauche vermutlich ein 2,5-3cm starkes Eschenbrett, ein Viereckiges Stück täte es fast auch, wo ich die Latten mit der Maserung abschneiden kann glauibe ich... man berichtige mich wenn nicht ), oder nachgeben und tatsächlich Kunststoff nehmen.... aber nachgeben ist nicht so meins...
 
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carsten

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Hallo

nun in Rosenheim gibt es auch eine Holzhandlung Linnhuber, Pichlmayrstraße. Gewöhnlich haben die so viel Holz da, dass die es sogar verkaufen.
Vielleicht findet sich ein kleines Brett aus dem ihr dann deine Leisten raussägen könnt. Ansonsten die Schreiner abklappern ob sie einen ausreichend großen Rest Esche verkaufen.
 

Mitglied 59145

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Ich vermute die Holzauswahl, also Wuchsrichtung, ist da auch sehr entscheidend. Kannst du mal Fotos von den Dingern machen?

Gruss
Ben
 

goorooj

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rosenheim
Grazie für den Tip mit Linnhuber, da werde ich vielleicht nachher gleich mal vorbeifahren.

Edit @benben : die Maserung sollte doch längs sein, also an den Fasern lang gehen, wenn ich deine Frage jetzt richtig verstehe.
Fotos kann ich erst heute Abend machen...
 

Friederich

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Das hat nix zu halten,
Also so wie ich das sehe, zugegebenermaßen als nichtsegelnde Landratte, können diese Leisten durchaus brechen.
MPX halte auch ich nicht für das adäquate Material.
Was ich aber nicht verstehe ist, inwiefern eine hohe Steifigkeit hier "segeltechnisch" irgendwie von Nachteil sein sollte.
 
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