Holz biegen oder Formverleimen?

walter.wipf

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Der aktuelle Stand:

Foto 1: Monatgearbeiten am 15ten und letzten Rodel.

Foto 2: Diese Lederriemen werden gebraucht um Holme und Kuven vorne am Schlitten beweglich zu verbinden. Auf dem Foto zu sehen ist das färben und behandeln der Schnittkanten des Leders.

Foto 3: Im Vordergrund mit dem orangen Sitz der erste fertige Rodel. Zu sehen ist auch ein bereits montierter Lederriemen. Abgesehen vom noch fehlenden Lenkriemen ist der Rodel fahrbereit.Ich werde es meinem Kollegen wohl lange nachtragen, dass er es in der Tat gewagt hat vor mir seinen ersten Rodel fertigzustellen. Im Hintergrund, mit dem Schweizerkreuz auf der Sitzfäche, steht der Rodel meiner Frau.

Wir sind sehr gespannt auf die ersten Testfahrten.
 

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walter.wipf

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Hier noch ein Beitrag den ich leider so nirgens im Netz gefunden habe. Offenbar hat es noch nie jemand für angemessen empfunden eine solche Anleitung zu erstellen:

Wie bremse ich einen Rodel:
(Das tragen von wirklich festen, hohen Schuhen aus Leder empfehle ich sehr. Der wichtigste sicherheitsrelevante Ausrüstungsgegenstand ist jedoch der Kopf. Damit kann man denken, und mit denken hat man am Besten schon einige Minuten vor dem Crash begonnen.)

- Mit den Füssen auf beiden Seiten auf dem Boden. Man kann sich zusätzlich nach hinten lehnen und die Hände dazunehmen. Die einfachste und bekannteste Art. Ist jedoch nur wenig effektiv bei vereister Fahrbahn oder hohen Geschwindigkeiten. Dazu gibt es spezielle Schuhe mit Spikes. Ich mag die nicht. Es ist fast nicht berechenbar wie heftig die Spikes einhängen. Ausserdem habe ich Angst vor einem Unfall, wenn ich damit in jemanden reinrasseln sollte.

- In einer kurve kann man mit einem Fuss und einer Hand gleichzeitig auf der Kurveninnenseite bremsen. Es epfiehlt sich jedoch bereits vor der Kurve zu bremsen.

- Ohne aufzustehen mit beiden Füssen auf den Boden "stehen" und den Rodel vorne kräftig anheben. Die hinteren Enden der Kufen pflügen sich durch das Eis und bremsen stark. Ist die wohl verbreiteste Art zu bremsen bei zügigem Rodelfahren. Geeignet bei hohen Geschwindigkeiten und auf Eis. Nachteile: Kann in einer Kurve nicht angewendet werden. Mit zwei Personen auf einem Rodel braucht man extrem Kraft, ausser es sind beides erfahrene Rodler.

Wenn das nicht reicht:

- Gibt es Platz um dem Hindernis auszuweichen?

- Gegen ein Hindernis Fahren, die Bahn verlassen. Natürlich möglichst NICHT in den nächste Baum oder eine Betonmauer. Aber es ist meist besser gegen einen Schnewall zu fahren oder einen zumindest halbwegs kontrollierten Ausflug abseits der Bahn zu riskieren als jemanden zu rammen. Nachteil: Führt meist zu einem Sturz und setzt etwas Training und unerschrockenheit voraus. Absperrnetze sind dazu absolut ungeeignet, sie führen zu einem sehr unsanften Stopp. Auf Strassen mit Metallzäunen oder Leitplanken sollte man erst gar nicht Rodeln.

- Absteigen. Damit ist ein kontrolliertes absteigen in voller Fahrt hinter den Rodel gemeint. Man rutscht dann auf dem Bauch hinter dem Rodel her, den man vorne mit den Händen kontrolliert. Wenn man abgestigen ist ergeben sich zwei Möglichkeiten:
A: Man dreht den Rodel 90 Grad Quer zur Fahrtrichtung und belastet ihn mit dem Oberkörper. Vorteil: Bremst wirklich schnell und lässt sich mit etwas training soger noch lenken. Nachteil: Eine Kollision in dieser Position ist sehr gefährlich, sowohl für den Rodler als auch für den Unfallgegener. B: Man lässt den Rodel kontrolliert auf eine Seite fahren, meist Bergauf. Dazu wenn möglich den Rodel umdrehen, damit er nicht auf den Kuven endlos weiterfährt. Dieses absteigen wende ich an, wenn ich eine Kollission mit Personen nicht mehr vermeiden kann. Man gleitet dann gegen die anderen Personen ohne den gefährlichen und harten Rodel. Nachteil: Wenn man den Rodel nicht mehr hat gibt es nur noch die Richtung "Geradeaus", ausserdem geht vom unkontrolliert fahrenden Rodel ein nicht unerhebliches Risiko aus.

Es versteht sich von selber, dass jede Art zu Bremsen traniert sein will. Ausserdem braucht es etwas Routine um sich richtig zu verhalten, viel Zeit um darüber nachzudenken verbleit meistens nicht.

Ich verabscheue aus ganzem Herzen Rodler, die schneller fahren als sie bremsen können. Am schlimmsten finde ich Leute die laut johlend und lachend die Bahn hinunter schlingern und dabei von Crash zu Cash fahren und sogar in eine Menschenmenge hinenbrettern weil sie auf einem bisschen Eis schlicht nicht mehr lenken oder bremsen können.

Nachtrag: Jeder der meine Anleitungen befolgt tut das auf eigenes Risiko.
 

edelres

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Rodel Rodelsport Verantwortung

Vielen Dank Walter,

I thank you from the bottom of my heart, sage ich mal in english, da mir im Moment keine treffendere Bezeichnung in deutsch einfaellt.

In diesem Beitrag, zur Sicherheit im Rodelsport, hilfst du die Freude daran zu erhalten, indem du auf das hinweist was zu beachten unbedingt notwendig ist.

Hier gilt aus Schillers Glocke "Wehe wenn sie losgelassen"

Vielen Dank auch fuer deine ausfuehrlichen Beitraege zum Bau eines Rennrodels einschliesslich der Muehe welche du dir mit der detailreichen Beschreibung beim Bau des Kanadierkajaks gemacht hast.

Ich bewundere Deine Energie und Ausdauer, welche du bei der Durchfuehrung der Projekte zeigst. Ich kann die aufgewendete Zeit sehr gut einschaetzen welche mit den illustrierten Erklaerungen dir entstanden.

Indem du deine selbst gemachten Erfahrungen so freiwillig und ausfuehrlich mitteilst, hilfst du den Forumslesern von heute und in der Zukunft; gleichzeitig heben solche Beitraege das Forum aus dem bla bla bla des Internets heraus.

Spass muss sein, doch ohne Verantwortung, kann daraus leicht das Gegenteil entstehen.

Ich wuensche Dir, allen Freunden des Rodel/Kajaksports, sowie den Forumsfreunden/lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes unfallfreies neues Jahr.

Mit freundlichen Gruessen aus dem zur Zeit leider zu sonnigen California.

Ottmar
 

walter.wipf

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Der Jüngste hat sich so sehr über einen Rodel gefreut, dass er auch zum Schlafen nicht weggehen wollte.

Dass es der Rodel seine Mama war (seiner ist noch nicht fertig) und dass er noch viel zu klein ist um alleine damit zu Rodeln, störte ihn nicht im geringsten.
 

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bruschisseur

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Schlittenbau

Hallo,

ich will mir auch einen Schlitten ähnlich dem Gasser Modell bauen. Das Ergebnis deines Projekts ist wirklich nur zu bewundern. Wie bist du denn auf die genauen Maße für die Formen für die Holme und Kufen gekommen?

Gruß
Michel
 

walter.wipf

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Hallo Michel

Auf der Homepage von Gasser findest du relativ exakte Angaben. Für jeden Rodel sind unter "Produkte" die Abmessungen angegeben.

Willkommen bei Gasser Rodel

Drei Hinweise:
- Die Laufflächen sind in der Längsrichtung nicht gerade, sondern etwa 8 mm in einem grossen Radius nach Oben gebogen. Das ist wesentlich, damit der Rodel nicht zu "Spurtreu" läuft sondern leicht lenkbar ist.

- Ich habe keine Ahnung wie hoch deine Ansprüche sind. Wenn du mit einer "Bastelarbeit" nicht zufrieden sein wirst empfehle ich dir zu überlegen, ob du nicht gleich ein Original von Gasser anschaffen willst. Wenn du den Eigenbau mit vernünftigen Werkstoffen ausführen willst und kaum alles selber machen kannst (Schreinern, Schweissen, Nähen) wird ein Eigenbau mit Sicherheit nicht Preisgünstiger als ein Original-Gasser. Ich fahre übrigens seit Jahren mehrere (originale) Gasser Rodel und bin von ihnen begeistert.

- Mit Schülern einen solchen Rodel zubauen halte ich für unmöglich. Abgesehen, dass auch der geschickteste Oberstufenschüler mit den Arbeiten hoffnungslos überfordert sein dürften, so wäre auch der Zeitaufwand ein mehrfaches zu hoch für den Werkunterricht.

Alles wie immer nur meine persönliche Meinung. Jedem steht es frei seine eigene Meinung zu vertreten und ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren. Also nur zu.... :emoji_slight_smile:
 

walter.wipf

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Nachtrag:

Hier ein kurzer Bericht, den ich zu den Gasserrodel verfasst habe.

Winterausrüstung - Schlitten und andere Gleiter - Rennsportrodel Gasser


Um dem Vorwurf gleich zuvorzukommen: Natürlich bin ich käuflich, bestechlich und korrupt. Bin mit Gasser Verheiratet, bekomme vom Gasserhändler monatlich meine Allimente bezahlt und immer an Weihnachten, Silvester und Ostern gibts Gratisrodel.
 

hobelmatze

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Hallo,
erstmals vielen Dank Walter für deine ganzen Tipps und Fotos. Hast du Zeichnungen für deinen Rodel, die du einem zur verfügung stellen kannst bzw. könntest du mir die Querschnitte und Längen der Teile sagen?
 

myke81

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Hallo Walter Wipf
Ich bin daran eine 2. Serie Rodel selber zu bauen. Die Rodel laufen sehr gut, habe aber auch fehler gemacht, wie dies warscheinlich auch normal ist oder?
Beim ersten Rodel habe ich die Kufen Schnurgerade ohne anzug gemacht, Das Kufenprofil ist aus Chromstahl was zwar gut aussieht aber unheimlich bremst.
Aber natürlich lernt man aus fehlern und kann alles optimieren.

Gruass Michael Schmid
 

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hobelmatze

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Hallo Myke 81,
der rodel sieht klasse aus. Wie hast du die querstreben gefertigt? hast du sie komplett als U gebogen oder nur Winkel gemacht. Hast du die Verbindung zu den Kufen starr oder flexibel gestaltet? Könntest du mir noch ein paar Bilder, Zeichnungen o.ä. geben? Ohne Hilfe will ich noch nicht an so ein Projekt ran.
Danke schon mals im Voraus für deine Anwort
 

malstroem

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Hallo zusammen,

das ist zwar schon ein älterer Thread - aber man baut ja auch nicht jeden Tag nen Schlitten. Erstmal vielen Dank für die guten Infos und Fotos! Ich bin selbst schon fast fertig mit meinem Rennrodel und nun stellt sich die Frage nach dem optimalen Lack! Habt Ihr da Erfahrungen, was habt Ihr genommen? Wie oft lackieren? Zwischenschleifen? Wenn ja, wie fein?

Viele Grüße
Thomas
 
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