Holz arbeitet - Lücken in altem Tisch füllen

killersheep

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Guten Morgen zusammen,

ich habe hier eine alte Tischplatte aus der Generation meiner Großeltern, die ich gerne wieder als Schreibtischplatte auf einem höhenverstellbaren Gestell nutzen würde. Das Tischgestell war leider wurmstichig, so dass nur noch die Tisch- und die Ansteckplatten übrig sind.

Leider hat der Erbauer, wie auf den Bilder ersichtlich ist, das Arbeiten des Holzes nicht so ganz berücksichtigt, weswegen sich teils große Lücken in der Platte gebildet haben. Diese Fugen würde ich nun gerne füllen, ohne das Quellen und Schwinden des Holzes komplett zu unterdrücken.
Oberseite:
IMG_20200610_175218.jpg
Unterseite:
IMG_20200610_175032.jpg

Beim Holz dürfte es sich um Buche handeln. Die Platte werde ich zudem schleifen um den dunklen Farbton zu entfernen.

Welche Möglichkeiten habe ich nun um die Lücken zu füllen?
1. Epoxy: Würde ich gerne darauf verzichten und würde wahrscheinlich die Platte auch zu sehr sperren.
2. Metall z.B. Zinn eingießen: Das wäre in der benötigten Menge ein recht kostspieliges Unterfangen und würde wahrscheinlich das Arbeiten des Holzes auch nicht erlauben.
3. (Stangen-)Schellack: Finde ich nach dem letzten Video von MHM
recht charmant. Richtig eingestellt würde der Schellack wahrscheinlich noch genug Bewegung erlauben. Nachteil ist aber auch hier ist der Preis für die Schellackstangen in der benötigten Menge. Oder kann man als kostengünstigere Alternativ auch Schellackflocken nutzen und dunkel einfärben?
4. Fugenmasse: Gibt es hier ein Mittelding zwischen Elastizität genügend Robustheit für die Verwendung an einer Tischplatte?

Ich freue mich auf Eure Tipps und Anregungen!
Viele Grüße,
Stefan
 

carsten

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Hallo

bei der Breite würde ich ans Ausspänen denken. Eine komplett andresfarbige Masse würde mir bei geraden Fugen etwas zu sehr als Fremdkörper vorkommen. Also erst abschleifen dann leicht keilförmig gehobelte/ geschliffene Leisten einleimen. Ein wenig nach Farbe und Maserung aussuchen. Bündighobeln und Schleifen. Vorsicht das ganze sind vermutlich unverleimte Füllungen also auch in den Ecken keinen Leim angeben sonst würde es eine Verbindung von Längs und Querholz geben. Ein wenig Spiel würde ich den Füllungen lassen. Das gehört zum einen so zur Konstrution als auch zur Geschichte des Tisches.
 

welaloba

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Das Holz dürfte Birnbaum sein, wenn ich das im Foto der Unterseite richtig sehe.
Versuch doch erst mal, die Füllungen zusammenzuschieben mit einem Tropfen Fischleim, dann siehst du, was du noch ausspänen musst.
 

killersheep

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Hallo Carsten, hallo welaloba,

vielen Dank für Eure Antworten! Dann werde ich erst einmal zärtlich versuchen ob sich die Füllungen bewegen lassen.
Jetzt habt Ihr mich aber zum Nachdenken gebracht, denn mit Birnbaum habe ich nicht gerechnet. Je nach Schleifergebnis versuche ich eventuell doch den ganzen Tisch wieder herzurichten. Bisher sind nämlich lediglich die Zapfen der wurmstichigen Längszargen durchgesägt und könnten leicht durch Fremdzapfen ersetzt werden.

Viele Grüße,
Stefan
 

Holzsinn

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Hallo,
Ich kann bei den breiten Ritzen auch nur zum Ausspänen raten, es dürfte sich auf die Gesamtbreite bezogen um fehlendes Holz von 1-2 cm handeln. Das wird mit irgendwelchen Massen in den Fugen auf keinen Fall schön.
Mein Tipp wäre noch, so zu verleimen, dass 1-2 offene Fugen für das weitere Arbeiten des Holzes bleiben.
Insgesamt gefällt mir die Konstruktion der Tischplatte sehr gut, die Harmonie sollte man nicht durch Fremdkörper stören.

Melanie
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killersheep

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Hallo Melanie,
vielen Dank auch für Deine Antwort!
Ich konnte gestern einige der Füllungen unter vorsichtiger Zuhilfenahme eines Zugeisens bewegen.
Ich werde mir jetzt erst einmal Fischleim besorgen und nach dem Abschleifen schauen, dass ich an ein wenig passendes Holz komme.

Viele Grüße,
Stefan
 

Mathis

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Moin, und du solltest dich von der Idee verabschieden, dass du dauerhaft eine Fläche ohne Spaltbildung herstellen kannst.
Wenn du jetzt alle Fugen gut schliesst, wirst du im Winter wieder offene Fugen bekommen, und wenn du die Arbeit im Winter in der Heizperiode ausführt, werden die Füllungen sich im nächsten Sommer werfen und aufquellen, da beisst die Maus keinen Faden ab.
 

blueball

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Ich würde die vorhandene Konstruktion aufgeben und mit dem vorhandenen Holz eine neue Tischplatte verleimen.
Geschichte des Holzes bleibt erhalten und die Problematik der derzeitigen Konstruktion ist auch Geschichte :emoji_wink:
 

killersheep

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Hallo zusammen,

@Mathis: Ja mir ist durchaus bewusst, dass ich bei dieser Konstruktion immer mit Fugen leben muss. Die Dimensionen, in denen sie sich allerdings aktuell bewegen, möchte ich aber gerne etwas reduzieren.

@blueball: Diesen Gedanken hatte ich in der Tat auch schon. Zum einen scheue ich aber ein wenig den Aufwand und zum anderen bin ich bisher auf keine vernünftige Konstruktion gekommen. Auf eine "keilgezinkte" Optik würde ich gerne verzichten.

Viele Grüße,
Stefan
 
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killersheep

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Hallo zusammen,

jetzt noch einmal bessere Bilder :emoji_slight_smile:
Nach dem Entfernen der Oberfläche sieht das Ganze so aus:
IMG_20200613_162522.jpg

Es hat sich auch die auch die ein oder andere Fehlstelle offenbart, die ich dann mit Schellack füllen würde.
IMG_20200613_162537.jpg IMG_20200613_162552.jpg
IMG_20200613_162618.jpg IMG_20200613_162654.jpg

Was meinen die Experten zur Holzart?

Viele Grüße,
Stefan
 

Clemens J.

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Hallo,

ist klar Buche, der Aufwand die Platte so zu richten, dass sie als Schreibfläche dienen kann, wird nicht ganz unerheblich sein.
Ich würde das genau so lassen und eine passende Glasscheibe auflegen, dann ist die Platte original und du hast trotzdem eine ebene Schreibfläche.

Gruß Clemens
 

Herbert 10

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Naja vorausgesetzt die Einlegeteile sind so gemacht das sie im Rahmen arbeiten können was ich mal hoffe würde ich versuchen die Verleimung auf einer Seite des Rahmens zu lösen .
Das ist öfters weniger Hokuspokus als man glaubt . ( Wasser - Wasserdampf usw..)
Dann die Füllung auf Mass bringen und gewährleisten das es auch arbeiten kann .
 

Lorenzo

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Also mit großem Aufwand könnte man ja vielleicht alles auseinander nehmen, auch die wohl zusammengeleimten Teile der Füllung. Dann Nuten in die Füllungsteile sägen und Fremdfedern einlegen. Momentan is ja eher feucht, der Tisch wird also eher schwinden als quellen. Beim Zusammenbau also gleichmäßige kleine Spalten zwischen den einzelnen Füllungsteilen belassen und jedes einzelne Teil mit nur einem Tropfen Leim wieder im Rahmen fixieren. Den Tropfen Leim am besten mittig auf die Feder die in den Rahmen greift. So hast du gleichmäßige Fugen, die zwar kleiner und größer werden (was ja eh nicht zu verhindern ist) aber immer gleichmäßig bleiben werden. Ich hoffe das war verständlich..
 

killersheep

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Hallo zusammen,
der Fischleim ist noch im Zulauf, daher bin ich noch nicht weitergekommen.
Aber da der Schreibtisch primär auch ein Computertisch sein wird, spiele ich mit dem Gedanken aus der Not eine Tugend zu machen, alle Füllungen auf eine Seite zusammenzuschieben, reversibel zu verleimen und die großen Lücken ganz pragmatisch als Kabelführung zu nutzen.
Viele Grüße,
Stefan
 
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