Hobelbank kaufen - worauf muß man achten, was kann man erwarten?

asb

ww-birke
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Hallo,

ich überlege seit einer Weile, eine (traditionelle) Hobelbank zu kaufen. Bisher arbeite ich hauptsächlich an zwei nebeneinanderstehenden MFTs und bin damit eigentlich auch weitestgehend zufrieden. Das einzige, was mir wirklich fehlt, sind stabile Spannzangen mit etwas mehr Auflagefläche als eine angefrickelte Hebelzwinge, und halt ein Tisch, der nicht herumzappelt (die Festool MFTs sind primär für den mobilen Einsatz entwickelt und daher portabel, aber nicht wirklich standfest/verwindungssteif). Wenn ich bspw. versuche, eine 60-mm-Eichenbohle glattzuhobeln, fühlt sich das auf den MFTs an wie Binsen im Wind an der Ostsee. Die MFTs mit ihren Alubeinen haben dem Gewicht der Bohle einfach nicht genug Eigengewicht entgegenzusetzen bzw. sind nicht für Schwerlast-/Hobelarbeiten konzipiert, sondern für kleine/leichte Werkstücke, Ablängen u.ä. Also einfach anderes Einsatzgebiet.

Was ich außerdem gerne ausprobieren würde, sind Niederhalter wie die "Holdfasts" von Gramercy Tools (z.B. hier: https://toolsforworkingwood.com/store/item/ms-holdfast.xx/holdfasts_by_gramercy_tools). Ist aber kein Muß, die ganze Spanntechnik von Festool & Co funktioniert ja einwandfrei und braucht auch keine 1-3/4-Inch-Mindest-Plattenstärke (das sind ca. 45 mm) wie die "Holdfasts".

Die Spanntechnik scheint dann auch eine der ersten "Weggabelungen" bei der Vorauswahl zu sein. Festool und die gesamte MFT-Spanntechnik setzt auf 20 mm Bohrungen, die ganze angloamerikanische Tradition verwendet dagegen standardmäßig 3/4 Inch (also ca. 19 mm). Der Vorteil von 20 mm wäre, daß ich die gesamte Spanntechnik schon hätte; der Vorteil von 19 mm wäre, daß ich so etwas wie die "Holdfasts" nutzen könnte und eben alles, was für 3/4 Inch ausgelegt ist. Und das ist eine ganze Menge (viele US- und UK-Produkte wie die praktischen aber nicht zwingend notwendigen "Bench Dog Cookies"; außerdem auch viele Produkte aus China, also preiswert und leicht zu beschaffen über Banggood u.ä.).

Bei den MFTs braucht man zwigend Hebelzwingen, Spannelemente, Schraubzwingen, Niederprofilanschlag, Bankhaken etc., sonst geht da ja gar nichts. Ich nehme an (bzw. gehe davon aus), daß man bei einer richtigen Hobelbank viel von diesem ganzen Zubehörkrempel gar nicht brauchen wird. Zum einen hat man ja die beiden Zangen, zum anderen haben die meisten vorkonfigurierten Hobelbänke auch gar kein strukturiertes Lochraster wie ein MFT. Soweit ich das bisher gesehen habe, gibt es bei den meisten Hobelbänken allenfalls eine Handvoll Löcher an den Rändern der Arbeitsplatte und noch ein paar an der Vorderseite. Vielleicht irre ich mich ja, aber ich hoffe, daß ich an einer Hobelbank mit Vorder- und Hinterzange nicht mehr "Zubehör" als zwei "Holdfasts" und vielleicht noch ein oder zwei Niederprofilanschläge brauchen werde.

Neben den 19/20-mm-Systemen gibt es dann noch Hobelbänke mit 25,4 mm (Sjöbergs) oder 30 mm (Ulmia) Lochdurchmesser. Bestimmt haben solche riesigen Löcher irgendwelche Vorteile, aber mir ist das nichts. Ich habe meine Suche daher auf 19/20-mm-Systeme eingegrenzt. Fußnote am Rande: Lustigerweise stellt Ulmia anscheinend mittlerweile auch MFT-Klone her, anscheinend braucht wirklich nicht jeder diese gigantischen 30-mm-Löcher.

Was ich dann gefunden habe, ist erst einmal eine Fülle von ziemlich billigen Werkbänken mit lückenhaften Spezifikationen (bspw. keine Angabe welches Lochsystem), irgendwelchen Tropenhölzern (bspw. Rubberwood, also wohl Gummibaum, oder sogar Bambus) und einem Gesamtgewicht zwischen 40 und 50 kg. Kostenpunkt: ein paar hundert Euro, aber aus dem Bauch heraus zu leicht. Ganz erheblich zu leicht, um einen echten Vorteil gegenüber den MFTs zu bringen. Allerdings habe ich keinen konkreten Anhaltspunkt, wie viel Eigengewicht eine Hobelbank idealtypisch haben soll bzw. muß. Gibt es da eine Faustregel? 40-50 kg kommt mir jedenfalls ganz erheblich zu leicht vor, insbesondere unter der Maßgabe, das das Ding eben nicht verrutschen/weghoppeln soll. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Mindestens mein Eigengewicht, also 100 kg aufwärts. Liege ich da richtig, oder muß eine Hobelbank gar nicht so viel Gewicht haben? Gewicht bedeutet ja auch Materialverbrauch und damit Kosten.

Die Luxusmodelle im mittleren vierstelligen Bereich habe ich mir nicht weiter angeschaut, ich will nicht mehrere tausend Euro für eine Hobelbank ausgeben. Wenn ich dann die 'Leichtgewichte' aussortiere, bleiben noch eine Handvoll Optionen im preislichen "Mittelfeld" übrig. Namentlich eine Hobelbank von Bernardo, Herkunftsland unbekannt, Arbeitsplatte aus "gedämpfter Rotbuche" 2120 x 760 mm, Plattenstärke 40 mm, 19 mm Bohrungen (Anzahl unbekannt), Arbeitshöhe 860 mm, Gewicht ca. 73 kg (um die €1000), sowie eine von Pinie (Tschechien) mit Arbeitsplatte aus (irgendeiner) Buche 2150 x 760 mm, Plattenstärke 120 mm, 19 mm Bohrungen (Anzahl unbekannt), Arbeitshöhe 900 mm, Gewicht 200 kg (um die €2000). Also etwa doppelter Preis für das tschechische Modell, an dem mir die etwas höhere Arbeitshöhe und die nominell dreimal dickere Arbeitplatte gefällt. Gegen die preiswertere Bernardo spricht eigentlichlich nichts, außer daß sie mit Schublade und Beilade ausgestattet ist (kann ich beides nicht gebrauchen, käme also ohnehin weg). Fragt sich also, ob die Bernardo vollkommen ausreicht, oder ob für die Pinie 'gewichtige' Vorteile sprechen (also vor allem, ob das knapp dreifache Gewicht den doppelten Preis rechtfertigt).

Beide Modelle verfügen über eine Vorder- und eine Hinterzange. Nur die Pinie-Bank verfügt über eine Doppelspindel-Option, was ich für einen Vorteil halte, gerade in Verbindung mit einer massiven 120-mm-Arbeitsplatte (mehr 'wumms' für mehr zu bewegende Masse). Bei keinem der beiden Modelle wird jedoch angegeben, wie viele Bohrungen in der Arbeitsfläche vorgesehen sind, wo sind platziert sind und ob sie auch wirklich alle genutzt werden können (wo eine Spindel darunter ist, wird möglicherweise das Einschieben eines langen Bankhakens oder der "Holdfasts" blockiert; keine Ahnung, wie viel Gehirnschmalz die Hersteller in ihre Konstruktionen stecken).

Von keinem der beiden Modelle ist eine Aufsicht verfügbar, anhand derer man die Anzahl und Platzierung der Bohrungen abzählen/anschauen könnte. Von unten weren die Arbeitsplatten auch nicht oder allenfalls ausschnittsweise gezeigt, man weiß also nicht genau, wie viel von der nominellen Stärke (Dicke) der Arbeitsplatte wirklich übrigbleibt und wie/wo die Spannzangen montiert werden (komplett eingefräst in die Arbeitsplatte, nur etwas eingesetzt, oder womöglich komplett darunter montiert?) Bei nicht ganz trivialien Kaufpreisen nervt das dann schon wieder. Die Frage wäre auch, falls es großflächige Ausfräsungen an der Unterseite der Arbeitsplatte gibt, ob sich das nominelle (spezifizierte) Gewicht auf die Arbeitsplatte vor oder nach der Fräserei bezieht. Das könnte relevant sein für das Pinie-Modell, wo die Spindeln vermutlich komplett in die 120-mm-Arbeitsplatte eingelassen sind (ich wüßte jedenfalls nicht, wie die Zangenschlüssel anders auf eine benutzbare Arbeitshöhe gebracht werden könnten). Angenommen, daß für die Spannzangen, Füße und Löcher insgesamt etwa 1/4-1/3 der gesamten Arbeitsplatte weggefräst wird, verbleibt dann womöglich von 200-Kilo-Ursprungsgewicht noch etwa 130-150 Kilo tatsächliches Gewicht?

Worauf sollte ich noch achten? Wie wichtig sind Eigenschaften wie "echte 200 Kilo", 120-mm-Arbeitsplattenstärke und Doppelspindel? Lohnt sich der höhere Preis für die Pinie-Hobelbank?

Und: Was kann ich bei einer Hobelbank dieser Preisklasse erwarten? Sollte sie so konstruiert sein, daß sie sich problemlos zusammenmontieren läßt, oder muß man in dieser mittleren Preisklasse mit Abstrichen rechnen? Von wie viel Tragkraft kann ich ausgehen (bei beiden Modellen nicht spezifiziert)? Bei Bernardo wird ein Circa-Gewicht angegeben; welche Toleranzen wären akzeptabel (Halz, Naturmaterial, Gewichtsveränderungen durch Feuchtigkeitsgrad…) - 10%, 20%, 30% weniger Gewicht als angegeben?

Danggeschööön!
 
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flüsterholz

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Bei "feine Werkzeuge" kannst du in etwa sehen, wieviele Bohrungen die Arbeitsplatte hat. Wenn du mit Handhobeln arbeitest, würde ich auf jeden Fall soviel Gewicht wie möglich empfehlen. Habe mir in meine Ulmia noch einen Schubladenschrank eingebaut. Also noch mehr Gewicht, auch durch den Inhalt. Erst jetzt bin ich wirklich zufrieden.
Gruß Michael
 

Paulisch

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Man kann die Hobelbank (falls zu leicht) auch an der Wand befestigen. Dann bewegt sich auch nichts mehr
 

Lorenzo

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Zugegeben, als ich mir meine Hobelbank gebraucht gekauft hab waren die Preise noch nicht so hoch wie jetzt, aber 200€ mehr würd ich jetzt auch dafür zahlen und das klappt dann auch. (Ich hab 500€ gezahlt, die Hobelbank stand aber im Ort, deckt sich also mit der Einschätzung von Little John, für 6-700€ findet man was grundsolides)
Ich würde nicht nach "Hobelbank Ulmia" suchen, die sind alle teuer. Entweder mit Glück eine Ulmia finden die nicht als solche erkannt wurde, oder auch nach anderen Fabrikaten schauen. Meine ist von Hofmann und Hammer, und genauso gut wie ne Ulmia. Wie Little John schon sagte, die klassische Kombi aus französischer Vorder- und deutscher Hinterzange ist bewährt und vielseitig.
Ich hab in meiner Bank zu den rechteckigen Bankhakenlöchern noch 3 19mm Bohrungen für Holdfasts. Wenn's irgendwann noch eine braucht dann kommt eben noch ein Loch rein. Gleich nen schweizer Käse würd ich nicht machen. Die meisten der Löcher braucht man nicht, der Dreck und alle möglichen Kleinteile landen auf der Ablage drunter. Den Raum unter der Hobelbank nutz ich (offen) für meine Bankhobel, weitere Spannelemente (Gehrungslade, Seitenbankhaken etc.), außerdem hab ich meine Kreissägeblätter unter der Bank und anderen Kleinkram der schwer ist.
Gewicht ist wichtig! Meine Bank rührt sich keinen mm, dürfte auf ca. 150kg kommen. Kommt natürlich auch auf den Boden an.

Mir selbst noch eine zu bauen steht irgendwann noch an, es ist aber ein ganz schöner Aufwand, sowohl finanziell, als auch von der benötigten Zeit. Ich bin froh dass ich mir nicht die erste Bank selbst gebaut hab! Erstens hab ich jetzt eine um die zweite drauf zu bauen :emoji_slight_smile:, und zweitens weiss ich jetzt genau was ich will, und welche Dinge ich vielleicht an der zweiten Hobelbank umsetzen will weil's die erste nicht so gut abdeckt.
 

fritzgemacht

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Ich hab mir vor ein paar Jahren eine Hobelbank von Herkules in Bodenfelde anfertigen lassen. Sehr netter Kontakt und recht viele Möglichkeiten die Bank nach eigenen Vorstellungen anpassen zu lassen. Ob 20mm Bohrungen angeboten wurden weiß ich nicht mehr, aber das kann ja eigentlich kein Problem sein...
Ich bin jedenfalls sehr zufrieden damit...
 

Martin45

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Selberbauen? Ist vom Material her wahrscheinlich so teuer wie eine gute gebrauchte. Also wenn man gern sowas werkelt oder was spezielles sucht, kann man das machen, aber wahnsinnive Sparraten würde ich da gegenüber was gebrauchtem nicht erwarten.
Neben den o.g. gebrauchten gäbe es z.B. noch Steinert.
 

Dietrich

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Hallo,

Herkules, Ulmia, Sjöbergs, jeweils die schweren sog. Meisterbänke, da machst nichts falsch, die Königsklasse ist und bleibt Epple:
http://www.hobelbank-epple.de/ProfiHobelbank.html

Epple setzt hauptsächlich auf 30mm Bankhaken die einen 20mm Zapfen dran haben, gefederte Kugelstopper sind Standard auf Wunsch gibt es alles was das Herz begehrt, entsprechende Preise allerdings auch.

Gruß Dietrich
 

asb

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@MTrp: Gegen Eigenbau spricht eigentlich nichts. Außer halt, wie immer, Zeit & Geld. Regional und halbwegs günstig bekomme ich hier (Niederlausitz) Kiefer, Kiefer und Kiefer. Vielleicht mal eine Eiche oder Robinie. Für eine Hobelbank kann ich mir eigentlich nur Buche oder Lärche vorstellen, die müßte ich von irgendwelchen größeren Holzhändlern liefern lassen, kostenmäßig ist das dann gar nicht mehr so prickelnd. Der große Vorteil wäre halt, daß ich mir genau das bauen könnte, was ich (eigentlich) haben wollen würde. Das wäre eine Art MFT in massiv und groß (mehr Tiefe) und mit einer Hobelbankspindel nach eigener Wahl, also mehr eine Kreuzung aus Arbeitstisch, Werkbank und Hobelbank. Ist auf dem Stapel für Projekte "wenn ich mal Zeit habe".

Günstig gebraucht kaufen war tatsächlich auch min erster Gedanke, bis ich dann die Angebote (Preise) gesehen habe. Genau wie @Little John schreibt, günstig ist da wenig zu bekommen, oder man muß sich die Zeit nehmen, um lange nach etwas passendem zu suchen. Bei Ramia geben sie zwar an, wie viele Löcher sie bohren, aber leider nicht, welchen Durchmesser sie haben. Vielleicht habe ich es überlesen?

@flüsterholz und @Lorenzo empfehlen übereinstimmend, auf ein möglichst hohes Eigengewicht zu achten. Das leuchtet mir ein, demnach wäre dann die tschechische "Pinie" mit spezifizierten 200 Kilo ein engerer Kandidat.
 

predatorklein

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Genau wie @Little John schreibt, günstig ist da wenig zu bekommen, oder man muß sich die Zeit nehmen, um lange nach etwas passendem zu suchen.

Berufsschulen anrufen .
Dort wird immer wieder mal was ausgemustert .
Ab 200 € kriegt man da ULMIA Hobelbänke , sind meistens in einem hervorragenden Zustand .

Gleiches Spiel gilt für Schreinereien , dort werden Hobelbänke auch öfters mal ausgemustert .
Zustand von hui bis pfui .

Händler die Betriebe auflösen haben auch immer wieder gute Hobelbänke im Programm :

https://www.msh-nrw.de/produkt/hobelbank-herkules/

https://www.msh-nrw.de/produkt/hobelbank-ulmia/

Sind die Hobelbänke , die aus Schulen kommen .
Oder aus Betrieben , die geschlossen wurden .

Nur hat hier der Händler eben was aufgeschlagen :emoji_wink:
Darf er auch , er lebt ja davon .

Gruß
 

MTrp

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@asb: Ich habe kürzlich eine Hobelbank gebaut, die stark angelehnt ist an jene, die Heiko Rech hier in diesem YT-Kurs Grundlagen Möbelbau gebaut hat: https://youtu.be/LxrlfN3sFAA

Das Gestell habe ich aus 80x80 Fichten-Staffeln mit verleimten Überblattungen gebaut, für die Bankplatte (geteilt) und die Schürzen habe ich 38mm Buchen-Leimholz-Arbeitsplatten verwendet. Dazu 19mm Bankhaken-Löcher eben auch wegen der Gramercy Holdfast und zwei Dictum-Vorderzangenführungen als Vorder- bzw. Hinterzange. Ich finde den Aufwand sowohl finanziell als auch hinsichtlich Arbeit sehr überschaubar und das Ergebnis sehr brauchbar. Obwohl meine Hobelbank nur 145x85cm groß ist, ist sie schön schwer und stabil.

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asb

ww-birke
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@MTrp: Ein Materialmix, das ist eine interessante Idee um sich mit den aktuellen Holzpreis zu arrangieren… Spannzangen und Schwerlastrollen dürften um die €300 liegen, also kommst du bei 1450 mm Länge auf geschätzt rund €600 Materialkosten (Küchenarbeitsplatte aus Buche, keilgezinkte Lamellen, 38 mm, unbehandelte Rohplatte ca. €150-200; Kanthölzer Fichte für die Unterkonstruktion, sägerau, unbehandelt, nochmal um die €100). Wahrscheinlich noch ein paar Euro mehr für Öl/Wachs und die Bodenplatte, also insgesamt wirklich überschaubar. Liege ich da größenordnungsmäßig richtig?

Nach dem Hintergrund deines zweiten Fotos steht die Hobelbank in einer Garage; wie kommt die Bank mit Temperatur-/Feuchtigkeitsschwankungen klar, oder ist das klimatisiert/beheizt bei dir?
 

MTrp

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Du liegst mit Deiner Kostenschätzung ganz gut. Nur für die Kanthölzer - sie sind übrigens gehobelt und gefast, nicht sägerauh - kann ich es auswendig nicht abschätzen, da ich eine größere Menge gekauft habe für insgesamt drei Projekte plus etwas Reserve für später. Was noch fehlt, sind die Böden aus Buche-MPX mit 15mm Stärke, der mittlere Boden hat außerdem eine Rahmenkonstruktion aus 45x45mm Fichte-Kanthölzer. Es ist alles mit Leinölfirnis behandelt.

Betreffend Aufstellungsort und Temperatur/Feuchtigkeit:

Ja, auf den Fotos steht die Hobelbank in einer unbeheizten Garage, im Winter hat es da idR zwischen 5 und 10°C und eine recht hohe relative Luftfeuchtigkeit. Sie steht momentan noch immer in der Garage, weil ich gerade mehr Platz zum Arbeiten brauche und dort auch habe. Später kommt sie freistehend in die angrenzende Werkstatt, für die ich gerade die Pläne für eine Werkbank finalisiere. Diese ist auch unbeheizt, aber etwas wärmer und weniger feucht.

Bis jetzt hatte ich keine Probleme mit Temperatur und Feuchtigkeit, ich habe die Hobelbank aber auch erst letzten November/Dezember gebaut. Ich glaube aber auch nicht, dass Probleme kommen werden. Es ist wichtig, dass die Bankplatten die Möglichkeit haben zu arbeiten. Sie sind an einer Längsseite fixiert, an der anderen sitzen die Schrauben in Langlöchern.

Noch ein Nachsatz zum Rahmen: Natürlich sind die 80x80 Kanthölzer etwas übertrieben und müssten nicht unbedingt sein. Aber: So ist die Hobelbank etwas schwerer und deutlich steifer. Letzteres finde ich insofern wichtig, weil ich die Hobelbank mittels Heberollen auch bewege und das in meinen Augen eine zusätzliche Belastung darstellt. Weiters hat der Boden ein Gefälle zu einem Sammelschacht in der Raummitte, das ich aber am jeweiligen Aufstellungsort so gut es geht mit Wasserwaage und Unterlegplättchen ausgleiche.
 

asb

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Im Winter zwischen 5 und 10°C ist ja ziemlich kuschelig… wie schaffst du das ohne Heizung? Bei mir geht das schon mal auf -1°C runter.

80x80 Kanthölzer finde ich überhaupt nicht übertrieben. Würde ich mit Kiefer wahrscheinlich genauso machen, bei Fichte ganz definitiv, schon alleine für stabile Holzverbindungen. Im Holzhandel nehmen sie übrigens etwa €40-50 Aufpreis für eine geölte Arbeitsplatte, wobei man da nicht einmal weiß, was das dann für Zeugs ist, womöglich irgendein Mineralöl. Bei Leinöl weiß man, woran man ist.

Hochgerechnet auf eine etwas größere Arbeitsplatte (~2000 mm) komme ich dann auf Materialkosten von insgesamt rund €800, was dann schon wieder relativ dich an der Bernardo wäre.
 

Martin45

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Das was ich unter Bernardo Profi Hobelbank finde...sieht mir bei weitem nicht so hochwertig aus, wie der sauber gebaut erscheinende Bau von mtrp.
 

asb

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Bestellung für die Hobelbank von Pinie ist raus (über "Feine Werkzeuge"). Gesamtmaße 2150 × 790 × 900 mm, Arbeitsplatte 2000 × 640 × 120 mm, Arbeitshöhe 900 mm, Bohrungen für 19 mm Bankhaken, spezifiziertes Gewicht 200 kg, beide Zangen mit Doppelspindel, Buche massiv.

Mitbestellt habe ich zwei "Holdfasts" von Gramercy. Kaufentscheidend waren die 19-mm-Bohrungen für die Holdfasts und vor allem das gegenüber der Bernardo fast dreifach höhere Gewicht (bzw. 2,7-fach höhere Gewicht).

Einen Tracking-Code gibt es auch schon…

tracking.png

Das fängt ja gut an. Wie kann ein 200-Kilo-Produkt einschließlich einer 2000-mm-Massivholzplatte auf genau einer Europalette mit einem Gesamtgewicht von 150 kg verschickt werden?

Eine Europalette wiegt ca. 24 Kilo, das Gesamtgewicht müßte also nominell mindestens 224 kg betragen (200 kg + 24 kg). Eine Europalette hat standardisierte Abmessungen von 1200 × 800 × 144 mm, da müßte die Arbeitsplatte dann auf beiden Seiten ~400 mm überhängen. Ogottogott…
 

asb

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Die Arbeitsplatte soll 120 mm stark sein. Keine Bohrungen an der Vorderseite, aber in den Beinen.

Empfohlen hat das "Feine Werkzeuge", von denen kommen auch die "Holdfasts".
 

Hoosier

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Hmm, ne ulmia Modell 5 gibt es für 1300 Euro...wäre das nichts? Oder no Hoffmann Hammer?

Wer braucht 120 mm Arbeitsplattenstärke?
 

foobar

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Pinie aus Tschechien baut sehr schwere Hobelbänke mit einer extra dicken Bankplatte
heißt es bei feinewerkzeuge. Die 12 cm Stärke sollten also bis auf nötige Aussparungen durchgängig sein, anders wird’s auch nichts mit 200 kg. Details gehen leider auch aus der technischen Zeichnung nicht hervor.

Aber 2000 € für ’ne Hobelbank mit geschraubten Verbindungen, die nicht exakt die persönlichen Vorstellungen trifft? Wenn’s irgendwie realisierbar ist, lieber selbst bauen (oder eben gebraucht kaufen).
Ich hatte den Hobelbankbau längere Zeit vor mir hergeschoben, aber immerhin fleißig Chris Schwarz’ Bücher studiert, einen Plan erstellt, sogar schon die Zangen gebraucht organisiert und eine davon aufgearbeitet. Ich konnte mich nur nicht dazu durchringen, Holz zu bestellen, bzw. wollte lieber auf ein gutes (Nicht-Nadelholz-) Angebot aus der Gegend warten. Als dann ein paar Projekte nach gescheiten Spannmöglichkeiten verlangten und mir passenderweise günstig eine knapp ausreichende Menge Ahorn über den Weg lief, gab’s keine Ausreden mehr.
Meine Bank müsste rein rechnerisch ca. 200 kg auf die Waage bringen. 2 Bankplatten von ca. 230*30*12 cm³, 80*12*12 cm³ Beine, Zargen mit 12*5 cm² Querschnitt etc., in Summe gut 0,25 m³ Holz, bei ca. 650 kg/m³ etwas über 170 kg, dazu noch grob 30 kg für Vorder- und Hinterzange inkl. Backen. Und obwohl das alles nach wie vor nur gezapft und nicht verleimt ist, bewegt sich da einfach gar nichts … Ich kann den (möglichst massiven) Selbstbau also aus eigener Erfahrung nur jedem ans Herz legen.

Wie kann ein 200-Kilo-Produkt einschließlich einer 2000-mm-Massivholzplatte auf genau einer Europalette mit einem Gesamtgewicht von 150 kg verschickt werden? […] Eine Europalette hat standardisierte Abmessungen von 1200 × 800 × 144 mm, da müßte die Arbeitsplatte dann auf beiden Seiten ~400 mm überhängen. Ogottogott…
Wo steht, dass eine EPAL genutzt wird? Die Gewichtsangabe ist letztlich egal, kann ja auch ein simpler Vertipper sein. (Je nach Spedition gibt’s halt einen Aufschlag oder es interessiert niemanden.) Das Volumen passt jedenfalls ganz gut zu dem in der Aufbauanleitung von Pinie abgebildeten „Paket“.
Mit den Gramercy-Holdfasts machst du jedenfalls nichts falsch.
 

asb

ww-birke
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Das gute Stück ist angekommen. Auch auf den angehefteten Frachtpapieren wieder ein angebliches Gesamtgewicht von "150 kg", transportiert auf einer Europalette. Was tatsächlich kam, waren zwei zusammengenagelte Europaletten (nachgewogen, ca. 56 kg).

epal1.jpg

epal2.jpg

Also laut Spedition 150 kg transportierte Ware, davon 56 kg für die Paletten und Bretter, somit verbleiben rechnerisch noch 94 kg für die Hobelbank selbst. Laut Pinie hat sich ein Mitarbeiter "geirrt" (das wäre dann also ein gewerblicher Tischlerbetrieb, der sich beim Gewicht um 25% und beim Längsmaß um 50% vertut), und "Feine Werkzeuge" weiß nicht genau, wie viel die Hobelbank tatsächlich wiegt bzw. welche Abweichungen tolerabel wären, Blabla wegen Holz, Naturprodukt und Umwelteinflüsse.

Ich weiß noch nicht, ob die die komplette Hobelbank interessehalber mal an eine Kranwaage hängen werde. Ich habe beruflich mit internationaler Logistik zu tun, und kenne von den chinesischen 'Shipping Agents' diese Unterdeklarierungen nur zu gut. Da sind das natürlich keine "Irrtümer", es wird vielmehr nach Strich und Faden bes****sen, um Frachtkosten einzusparen. Das Problem dabei ist, daß nicht nur die Kalkulation der Frachtführer ruiniert wird, sondern im Problemfall (Sendungsschaden oder -verlust) der Empfänger dumm aus der Wäche guckt, weil die Versicherungen lt. internationalem Handelsrecht nicht greifen. So ähnlich scheint es auch hier zu sein, laut AGB von "Feine Werkzeuge" liegt der Gefahrenübergang beim Empfänger, nicht beim Versender. Ich find's ziemlich mies, aber ist ja diesmal gutgegangen. Nochmal würde ich mir das aber ziemlich sicher nicht antun.

Laut PDF-Katalog von Pinie kommt die Hobelbank "einschließlich vier Paar Hobelbankhacken vom Typ Bench 1-19 mit Lochdurchmesser 19 mm". Mitgeliefert wurden, wenig überrschend, null Stück. Das steht auch so bei "Feine Werkzeuge", ich habe daher auch nicht wirklich damit gerechnet, daß irgendwelche Bankhaken dabei sein würden. Anscheinend handelt es sich bei den Hobelbänken von "Feine Werkzeuge" um Sondermodelle ("Light"-Version mit abgespecktem Lieferumfang und "Sonderausstattung"; Website von "Feine Werkzeuge": "Für uns werden die Pinie Hobelbänke mit 19 mm Bankhakenlöchern hergestellt"). Auch hier wird von "irrtümlich" gespart. Das separate Produkt "Typ Bench 1-19" mit der EAN 8595574130762 hat pro Paar einen Wert i.H.v. ca. €45,20 (https://www.sautershop.de/hobelbankhaken-oe-19-mm-pi-bench-1-19?c=16535), vier nicht mitgelieferte Paare "sparen" irgendwem also €180,80.

Weil die Lieferung bei Frost ankam, habe ich das Holz erst einmal ein paar Tage akklimatisieren lassen. Der Zusammenbau selbst war eher trivial, da die Zangen vormontiert sind. Man muß also nur das Untergestellt zusammensetzen und dann die Arbeitsplatte draufhieven.

Dabei hat sich dann doch noch ein kleines 'Problemchen' ergeben:

wasser.jpg

Das liegt daran, daß die Beine unterschiedlich tief in die Fräsungen hineingehen. Effektive Beinlängen:
  • Hinten links: ca. 820 mm (Abweichung: ca. +40 mm)
  • Vorne links: ca. 800 mm (Abweichung: ca. +20 mm)
  • Hinten rechts: ca. 790 mm (Abweichung: ca. +10 mm)
  • Vorne rechts: ca. 780 mm (Abweichung +/- 0 mm, also exakt wie spezifiziert)
Da ich nun absolut keine Vorstellung habe, mit wie viel Gewicht man die Hobelbank belasten kann, ergab sich dadurch noch einmal eine Warteschleife, d.h. Rückfrage beim Verkäufer. "Feine Werkzeuge" weiß auch nicht, für welches Gewicht die Hobelbank ausgelegt ist, und sie "lehnen jegliche Verantwortung […] ab, eine Passung mit Gewalt erzwingen zu wollen". Na, dankeschön… Probiert hatte ich es mit Arbeitsplatte (angeblich ja knapp 200 Kilo) plus mein Eigengewicht (draufgesetzt, ca. 100 Kilo, also zusammen um die 300 Kilo).

Der 'grandiose' Vorschlag von "Feine Werkzeuge" bestand darin, den Hersteller "vor Ort feststellen" zu lassen, worin das Problem besteht. Kostenpunkt: "Stand 2021, aktuell höher […] 0,6 € / km + 120 € / h […] Bei überschläglich 700 km Fahrweg und 9 Arbeitsstunden kann von mindestens 1500 € netto ausgegangen werden" (Originalzitat von "Feine Werkzeuge"). Das muß man erst einmal fertigbringen, einen solchen "Lösungsvorschlag" aufzuschreiben…

Solchen Händler-Unfug kann man natürlich nicht erst nehmen, und ich habe dann natürlich so lange Gewichte draufgepackt, bis die Beine in die Ausfräsungen hineinrutschten. Erforderlich war dazu eine Last von um die 450 kg plus ein Extra-Taps mit 10-Kilo-Vorschlaghammer. Bisher ist auch nichts gesplittert oder gerissen, und ich weiß jetzt, daß eine Buchen-Hobelbank anscheinend ziemlich viel Gewicht wegstecken kann, ohne rumzumucken. Soweit also alles so-la-la.
 
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