Die generelle Aussage, dass das Holz eher versagt als die Leimfuge ist - auch bei völlig korrekter Verarbeitung und Materialvorbereitung - falsch. Die oben verlinkte Studie vom Fraunhoferinstitut lässt sich auf reine Holzverbindungen nicht anwenden, weil sie die Verbindung von Holz zu eher spröden Werkstoffen untersucht.
Dass bei Holz auf Holz Verklebungen durchaus die Leimfuge (zumindest anteilig) das schwächste Glied der Kette sein kann, wurde schon in wissenschaftlichen Untersuchungen und Tests von Amateuren gezeigt. Bei Weichholz muss man sich in der Regel keine Gedanken machen, hier reißen tatsächlich in der Regel eher die Fasern, als dass der Kleber nachgibt. Je härter das Holz wird, umso eher kann die Leimfuge nachgeben.
ABER das Problem bei diesen Versuchsaufbauten ist, dass hier extreme Belastungen und Beanspruchungen erzeugt werden, die für unsere üblichen Anwendungen z.B. Beim Möbelbau überhaupt nicht relevant sind. Wir haben ja nicht das Ziel, die Verbindung versagen zu lassen.
Es kommt in der Praxis garnicht darauf an, ob jetzt der Leim oder das Holz das schwächere Glied in der Kette ist. Es zählt nur, dass das Gesamtkonstrukt seinen angedachten Zweck erfüllt und die üblichen Belastungen aushält. Dass bei extremer Beanspruchung natürlich irgendwann irgendwas nachgibt, ist klar, und am Ende spielt es dann auch keine Rolle, ob das jetzt der Leim oder das Holz war. Für einen Reparaturfall wäre es ja sogar wünschenswert, wenn nur der Leim versagt, weil man dann kein Holz reparieren muss.
Ich habe beispielhaft eine Studie aus Brasilien zur Belastbarkeit von Leimverbindungen zwischen Harthölzern unter Verwendung von PVAc-Klebstoffen angehängt. Interresant ist vor allem Bild 2, das den Anteil des Holz-Versagens darstellt. Dort sieht man, dass in 15 von 24 Fällen der Leim einen höheren Beitrag zum Versagen hatte als das Holz. In der Hälfte der Fälle lag der Anteil des Leim-Versagens über 90%.
Natürlich verleimen wir nur selten extrem harte Hölzer und belasten sie dann auch noch bis zum Versagen der Verbindung. Insofern ist das alles wie gesagt sehr theoretisch und hat für die Praxis bei Holzverleimungen im Innenbereich so gut wie keine Relevanz. Hier kann man getrost davon ausgehen, dass bei halbwegs fachgerechter Ausführung keine Probleme auftreten