Gründerzeit-Haus: Was ist das für eine Dachkonstruktion?

Boris

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Das hier ist ein typisches Gründerzeit-Haus mit einem Dach, das ganz anders aussieht als bei Neubauten.

Die Holzkonstruktion am Giebel soll vermutlich den Ortgang stützen. Aber welche Art Dach ist das? Bei einem Pfettendach kann man doch die Pfetten nach außen führen und muss die Kragarme nicht abstützen. Bei einem Sparrendach wäre das schon sinnvoller, aber ich sehe an der Traufe keinen Knick vom Aufschiebling. Warum hat man das damals so gebaut?
IMG_20220818_183352.jpg
 

IngoS

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Hallo,

das ist doch ein typisches Pfettenfach mit Fuß-, Mittel- und Firstpfette.
Bei dem großen Dachüberstand und den relativ schwachen Pfetten hat man halt zur Abstützung noch Kopfbänder eingebaut. Heute werden üblicherweise Pfetten als Leimbinder mit deutlich größerer Höhe verwendet.

Gruß Ingo
 

Boris

ww-birke
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Wenn die Pfetten für den Dachüberstand schon Kopfbänder brauchen, wie sieht es dann innen aus? Da dürften die Spannweiten doch noch größer sein.
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Man sieht ja nicht wirklich wie weit das ist. Ich würde sagen es ist eine Mischung aus Zierde und stütze.
Frei bewitterte pfetten dürfen übrigens nichts aus bsh sein.

Das Haus hat n paar Jahre aufm Buckel, also nichts wozu du dir sorgen machen müsstest. Ggf sind da auch Wände oder Stiele drunter. Also ziemlich sicher sogar

Schickes Haus übrigens
 

FredT

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Da hast dann schon mal mehr Ständer mit beidseitigen Kopfbändern drinnen, so alle 3m hatten wir damals...
 

Fichtenelch

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Wenn die Pfetten für den Dachüberstand schon Kopfbänder brauchen, wie sieht es dann innen aus? Da dürften die Spannweiten doch noch größer sein.

Das eine hat nicht unbedingt was mit dem anderen zu tun.
Drinnen kann alles mögliche sein,die Pfetten werden aber sicher nicht frei hängen,das kennt man heute bei den Einfamilienhäusern wo Brettschichtholz zum Einsatz kommt.
Früher wurde da ganz anders gebaut,erst recht wenn es etwas größer wurde.

Ich finde den Giebel wirklich sehr schön, da geht einem richtig das Herz auf.

Im Anhang ein Bild wie so ein Dachstuhl innen aussehen KÖNNTE
 

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U.Tho

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Schickes Haus übrigens
Über Geschmack lässt sich ja bekannterweise trefflich streiten - hier nicht unbedingt mein Fall - diese Fassade mit den dünnen Hölzern. Sieht irgendwie nach Sparmaßnahme aus.
Will das aber nicht schlechtreden - war seinerzeit sicher schick gelöst und wer wird heutzutage !!! so eine aufwändige, teure Konstruktion noch bezahlen wollen oder können ???

Edit: wenn man die schönen alten Bürgerhäuser in den Städten sieht - steht die gleiche Frage.
Muss alles wirklich nur zweckdienlich und billig sein und nicht ein wenigstens ein bisschen schön und kunstvoll ?
 

Mitglied 24010 keks

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Wenn das ein Pfettendach ist, sind die Kopfbänder nur Zierde.
Wenn es aber ein Sparrendach ist und die "Pfetten" nur eingefügt wurden um den letzten Sparren zu tragen, haben die schon eine tragende Funktion. Und für ein Sparrendach braucht es nicht zwingend Aufschieblinge. Die Aufschieblinge haben nur etwas mit der Ausführung des Wiederlagers zu tun.

Gruß Daniel

Edit: Der Traufüberstand auf der einen Seite lässt aber schon eher auf ein Pfettendach schließen...
 

Boris

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Das eine hat nicht unbedingt was mit dem anderen zu tun.
Drinnen kann alles mögliche sein,die Pfetten werden aber sicher nicht frei hängen,das kennt man heute bei den Einfamilienhäusern wo Brettschichtholz zum Einsatz kommt.
Früher wurde da ganz anders gebaut,erst recht wenn es etwas größer wurde.

Ich finde den Giebel wirklich sehr schön, da geht einem richtig das Herz auf.

Im Anhang ein Bild wie so ein Dachstuhl innen aussehen KÖNNTE
Zweifach oder dreifach stehende Stühle gibt es auch bei EFH. BSH trägt doch auch nicht besser als KVH? Es verzieht sich nur weniger.
Vielleicht hat man früher mit schwächeren Pfetten gebaut, weil es noch keine DIN-Vorschriften gab?

Die Abstände von Kopfband zu Kopfband sind in der Skizze aber größer als der Dachüberstand. Heißt das, dass die Kopfbänder und der Kehlbalken am Giebel doch nur Zierde sind? Anderenfalls, wenn die Pfetten so schwach sein sollten, dass alle 1-2 m ein Ständer nötig ist, müssten in entsprechenden Abständen auch Wände oder andere tragende Elemente vorhanden sein, um die Lasten abzutragen.

Ich will das Haus übrigens nicht kaufen, es steht auch nicht zum Verkauf. Ich überlege, warum man das heute nicht mehr so baut, es sieht sehr schön aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

brubu

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Hallo
Das ist für mich ein Pfettendach wie es bei uns fast üblich ist. Lediglich die vielen Verzierungen wirken etwas speziell. Die Pfetten sind aussen nicht sehr hoch, innen wissen wir es nicht. Ev. liegen die auf Mauern auf. Der Sparren ist ganz aussen, bei uns sind die nie ganz aussen und damit die Pfettenköpfe etwas besser vor Witterung geschützt.
Gruss brubu
 

Mitglied 24010 keks

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Das ist für mich ein Pfettendach wie es bei uns fast üblich ist.
Ja bei uns auch, aber bei uns gibt es dann echte Dachüberstände. :emoji_wink: Nicht bloß die 60cm... Eher so knapp 2m. Und dann fangen die Streben ganz schnell an Sinn zu machen. Oben auf dem Bild sind die ganz sicher nur Zierde. Die Last von dem Sparren wurden Pfetten von 10/10 locker tragen. Sind ja bloß 60-70cm max.
Bis 35cm DÜ kann man ja sogar entspannt ohne Sparren und nur mit der Lattung machen.

Gruß Daniel
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Hallo
Das ist für mich ein Pfettendach wie es bei uns fast üblich ist. Lediglich die vielen Verzierungen wirken etwas speziell. Die Pfetten sind aussen nicht sehr hoch, innen wissen wir es nicht. Ev. liegen die auf Mauern auf. Der Sparren ist ganz aussen, bei uns sind die nie ganz aussen und damit die Pfettenköpfe etwas besser vor Witterung geschützt.
Gruss brubu
Ziemlich sicher ja. Aber es könnte auch ein kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl sein, jedenfalls wenn ich nicht alles vergessen habe

Das Baujahr wurde ja nicht genannt. Aber auch heute verbaut man ja noch Elemente von früher, die im Grunde nur der Zierde dienen aber früher Funktionen hatten
 

brubu

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Dachüberstände sind je nach Gegend und Bauzeit unterschiedlich. Teilweise in ländlichen Gebieten gibt es sehr grosse Dachüberstände mit unten aufgedoppelten, mehrfachen Pfetten. Bei uns sind die Dachüberstände bei etwa 80cm und etwas höhere Pfetten, die Dimension ergibt sich aber durch die Belastung auf der Dachfläche. Die Fusspfetten sind oft schwächer weil sie auf der Mauer oder dem Boden aufliegen.
Welche Grundkonstruktion es ist sieht man von aussen nicht.
Gruss brubu
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Das ist ein echtes Gründerzeithaus, kein Neubau.

Das hab ich schon verstanden aber es ist ja trotzdem denkbar, dass - ähnlich wie es heute auch noch passiert - Alfons III. 1863 zu seinen Handwerkern gesagt hat:
Das finde ich schick, das möchte ich haben.

Dann hat es hier keine Funktion aber da, wo er es gesehen hat, hat es eine Funktion erfüllt
 

Frieder CW

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Und für ein Sparrendach braucht es nicht zwingend Aufschieblinge. Die Aufschieblinge haben nur etwas mit der Ausführung des Wiederlagers zu tun.
Ohne Aufschiebling ließe sich das ja mit Knagge am Drempel umsetze. Hat man damals schon Ringanker betoniert? Oder welche anderen Möglichkeiten gibt es?
Beste Grüße
 

Fichtenelch

ww-robinie
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Zweifach oder dreifach stehende Stühle gibt es auch bei EFH. BSH trägt doch auch nicht besser als KVH? Es verzieht sich nur weniger.
Vielleicht hat man früher mit schwächeren Pfetten gebaut, weil es noch keine DIN-Vorschriften gab?

Die Abstände von Kopfband zu Kopfband sind in der Skizze aber größer als der Dachüberstand. Heißt das, dass die Kopfbänder und der Kehlbalken am Giebel doch nur Zierde sind? Anderenfalls, wenn die Pfetten so schwach sein sollten, dass alle 1-2 m ein Ständer nötig ist, müssten in entsprechenden Abständen auch Wände oder andere tragende Elemente vorhanden sein, um die Lasten abzutragen.

Ich will das Haus übrigens nicht kaufen, es steht auch nicht zum Verkauf. Ich überlege, warum man das heute nicht mehr so baut, es sieht sehr schön aus.

So einen kurzen Kehlbalken nennt man Hahnenbalken.
Der sichert ähnlich wie die Firstlasche den Knotenpunkt am First und ist natürlich auch Zierde zugleich.
Mein Bild im Anhang bezog auf einen möglichen Aufbau im Inneren,habe ich auch so geschrieben.
Die Kopfbänder außen halte ich bei diesem Querschnitt als absolut angebracht, das ist aber auch nur meine persönliche Meinung.
Ohne ginge es bestimmt auch, habe ich auch schon oft gesehen.
Jedoch habe ich dann manchmal auch eine Verdrehung der Pfetten gesehen, könnte mir also denken das mit Kopfbändern die Gefahr einer Verdrehung nicht so hoch ist.

Zum Thema Sparrendach:

Bei der Sparrenlänge hier würde ein Sparrendach meines Wissens nach (ich kann mich natürlich auch irren) nicht in Frage kommen.
Innen müsste es zumindest ein Kehlbalkendach sein, würde ja auch Sinn machen um eine Zwischendecke zu tragen.
Aus diesem Grund haben auch viele Pfettendächer Kehlbalken, das da natürlich auch Statik eine Rolle spielt ist klar.

Die eigentliche Frage welches Dach es ist beantworte ich mit Pfettendach. Ein einfaches
Sparrendach würde bei der Größe nicht in Frage kommen.
 
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Mitglied 24010 keks

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Ohne Aufschiebling ließe sich das ja mit Knagge am Drempel umsetze. Hat man damals schon Ringanker betoniert? Oder welche anderen Möglichkeiten gibt es?
Ja genau, z.B. mit Knagge.
Klassisch wurde ein Sparrendach nur auf der obersten Geschossdecke, die dann als Zugband fungiert, aufgesetzt. Das Sparrendach auf Drempel geht nur mit fettem Ringanker.

Gruß Daniel
 
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