Generelle Fragen zur Tischlerausbildung

jonah97

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Hallo zusammen,

ich bin 17 Jahre alt und gehe derzeit in die 11. Klasse auf dem Gymnasium. Anfang des Jahres habe ich im Rahmen des Schulpraktikums eine 2-wöchiges Praktikum in einer Kunststoffspritzguss-Firma im Bereich Wartung/Instandhaltung gemacht, was letzten Endes auf eine Mischung aus Mechatroniker und Elektriker hinauslief. Ich habe dabei festgestellt, dass mir die handwerkliche Arbeit deutlich eher liegt als nach der Schule zu studieren und dann später meine Zeit in einem Büro zu verbringen. Einzig der Fachbereich lag mir nicht so wirklich, aber dafür sind Praktika ja da :emoji_slight_smile:

Aus dem Grund habe ich dann die letzten Monate damit verbracht Handwerksberufe zu finden, die mich ansprechen, habe viel im Internet gesucht, div. "Eignungs-Tests" gemacht und bin letzten Endes beim Beruf des Tischlers hängen geblieben, habe mich da weiter eingelesen und festgestellt, dass das durchaus etwas für mich sein könnte, allerdings habe ich das erst vor zwei Wochen festgestellt und das Schuljahr ist ja (zumindest in NRW) nächsten Freitag schon vorbei.

Jetzt meine Fragen: Ich habe vor zuerst mal ein Praktikum zu machen, da jetzt aber schon bald Sommerferien sind am ehesten für 1-2 Wochen in den Herbstferien. Wenn ich das Praktikum dann hinter mir habe, kann ich mich dann noch für nächstes Jahr bewerben, oder wäre das dann schon zu spät?

Ansonsten habe ich gerade was Bewerbungen angeht ein wesentliches Problem: Mein Zeugnis ist nicht gut, ja geradezu schlecht. Es besteht größtenteils aus 4ern, der letzte Schnitt lag glaube ich bei 3,8. Eigentlich bin ich persönlich der Meinung, dass ich die Schule lieber früher hätte verlassen und eine Ausbildung anfangen sollen, aber meine Eltern waren da leider anderer Meinung und haben sich geweigert das irgendwie zu unterstützen, da sie der Meinung sind ohne Abi kommt man nicht weit (stamme aus einer Akademikerfamilie, alles Ärzte, Anwälte, Lehrer, usw.)...
Ändern kann ich das jetzt nicht mehr, es ist so wie es ist, das Abi werde ich wohl schaffen aber der Schnitt wird wohl im mittleren 3er-Bereich liegen.
Habe ich mit so einem Zeugnis überhaupt eine Chance? Gymnasiasten sind ja allgemein sowieso eher für zwei linke Hände bekannt und dann noch mit einem schlechten Zeugnis? Wird das was?

Und dann noch die letzte Frage: Wie findet man am besten einen "guten" Ausbildungsbetrieb? Tischlereien gibt es bei mir in der Gegend wie Sand am mehr, aber das sind fast alles kleine Betrieben, die außer einer Telefonnummer keine Kontaktmöglichkeit haben. Klar hingehen und fragen kann und muss ich sowieso, aber abgesehen vom persönlichen Eindruck bekomme ich da selbst relativ wenig raus...


Naja, das war's dann, ich freue mich über jede hilfreiche Antwort :emoji_slight_smile:


Achja: Ich wusste nicht genau, in welches Unterforum ich das hier posten sollte, deshalb bitte ich die Mods das zu verschieben, wenn es hier falsch ist. :emoji_slight_smile:
 

Herr Dalbergia

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Ich würde mich hinsetzen, mehr lernen, besseres Abi machen, und dann kannst du Holztechnik, oder etwas artverwandtes studieren. Ganz einfach...nach dem Vordiplom, so hieß dass bei uns, hab ich noch meinen Meisterbrief gemacht, den Gesellenbrief hab ich nebeher mitgenommen. Jetzt hab ich Studium, aber auch Meisterbief, Ausbildereignung usw..
Aber ohne Studium wollte ich nicht auf Arbeitsplatzsuche gehen, nicht mehr im Jahr 2014!

Nutze dein Chance, eine zweite bekommst du nicht!

Cheers, Alex
 

Fiamingu

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Hallo Jonah, hoffentlich ist das dein Rufname,
sag doch mal wo du beheimatet bist. Vielleicht
hat ja ein Foraner einen Betrieb in deiner Nähe
und nimmt dich als Praktikanten.
 

jonah97

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Ja, Jonah ist mein Rufname. Ich wohne in Erkelenz (PLZ-Bereich: 41812).
 

magmog

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Guude,

mache Dich auf den Weg und schaue Dir alle infrage kommende Betriebe an.
Für ein Praktikum haben die meisten sofort Zeit, naürlich nur nicht in den Betriebsferien.

Die Zeiten sind gut für Dich, es gibt immer weniger Ausbildungswillige und -fähige.

Im Gegenteil, Du kannst Dir einen Betrieb aussuchen, auch mit einem Ø von 3-
Achte darauf, dass der Betrieb in weiten Teilen selber fertigt, viele montieren fast nur noch und da lernst Du das Handwerk nicht wirklich.
 

Mitglied 42582

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Du könntest dich auch bei der für dich zuständigen Innung melden und da mal nachfragen. Bei uns in Essen helfen die immer gerne weiter, weil lernwillige Azubis Mangelware sind.

Aber mal ein Tipp von mir, ich habe selber in eine Arztfamilie hereingeheiratet und zu Hause auch nur Akademiker, mach zumindest dein Fachabi fertig, ist ja nur noch ein Jahr und nutze die Ferien für Praktika. Wenn du hinterher doch studieren willst kannst du zumindest noch auf die FH.

Ich habe selber 3 Jahre Abendgymnasium hinter mir, weil ich auf dem Gymnasium keinen Bock hatte. War ne geile Zeit, aber es wär auch einfacher gegangen:emoji_wink:
 

Besserwisser

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Mach dir einen Lebenslauf und geh rum zu den Betrieben und stell dich persönlich vor, ruhig für Praktikum in den Sommerferien und eine Lehrstelle. Mancher Betrieb hat noch niemanden, weil sie nicht offensiv suchen.

Wenn du die 11 bestanden hast, kannst du auch einfach ein Jahrespraktikum dran hängen. Danach hast du dann ein Fachabi, das nur in Bayern und Sachsen nicht zählt.
Wenn du eine Lehre abschliesst, hast du das allerdings automatisch auch.

Wenn du schulmüde bist, kann ich dir nur aus eigener Erfahrung empfehlen, den Weg zu gehen. Für mich wars damals ein grosser Schritt nach vorn, als ich endlich mein Studium abgebrochen habe, um mit den Händen zu arbeiten.
Kommentare wie "2014 kann man nicht mehr ohne Studium am Arbeitsmarkt bestehen" halte ich für kompletten Unsinn, und der Blick auf die Zahl der Facharbeiter macht Hoffnung für die Zukunft.
Ich kenen auch Leute, die ihr Studium abgebrochen haben, eine Lehre gemacht haben, und danach dann mit frischem Geist ein Studium abgeschlossen haben. Manchmal braucht man halt mal eine andere Welt.

Und, auch wenn Herr Dalbergia das anders sieht, man hat in ziemlich jedem Alter die Möglichkeit und Chance, sein Leben und seinen Beruf grundlegend zu ändern. Man muss das nur wirklich wollen und die Konswequenzen tragen.

Zu den guten Betrieben: Ich behaupte klein ist gut. Du lernst mit vergleichsweise einfacher Ausstattung zu arbeiten. Später an besseren Maschinen zu arbeiten ist kein Problem, anders herum schon eher. Top-Ausbildungen sind oft dort, wo der Chef alleine arbeitet, du wirst komplett eingebunden und machst nicht nur Deppenjobs. Finger weg von Betrieben, die vor allem Fenster und/oder Montagearbeiten erledigen.
Mit einem örtlichen Berufsschullehrer zu quatschen ist oft auch ganz gut, die kennen die Pappenheimer, sowohl was hui als auch was pfui angeht...
 

jonah97

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Also ich habe auf jeden Fall vor die Schule noch fertig zu machen. Zum einen, weil ich mir die Möglichkeit offen halten will nach einer Ausbildung ggf. doch noch zu studieren zum anderen, weil ich auf den ganzen Stress mit meinen Eltern eigentlich verzichten möchten, davon habe ich wegen meinem schlechten Zeugnis schon genug und wenn ich dann noch die Schule abbreche werd' ich glaub' ich enterbt oder so... :emoji_grin:

Aber ich lese daraus, dass Praktikum in den Herbst- (oder sogar Sommer-) Ferien und dann erst bewerben durchaus möglich ist, richtig? Also zeitlich gesehen wegen möglichen Bewerbungsfristen?

Was die Betriebe angeht... Ich habe hier bei mir um die Ecke einen "Ein-Mann-Betrieb", der allerdings mit einem Bestattungsunternehmen zusammen arbeitet und zu 90% Särge baut. Wäre aber ja für ein Praktikum (wenn er denn eins anbietet) doch dann ganz gut, oder? Ansonsten gibt es hier hauptsächlich Betriebe, die Möbel aller Art, Treppen, ganze Küchen, Schrankwände, usw. bauen. Das sind in der Regel kleine Betriebe mit 2-6 Mitarbeitern. Die wären ja dann, wenn ich das richtig verstehe für eine Ausbildung grundsätzlich der richtige Anlaufpunkt, oder?
 

wicoba

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Hallo,
warum deine Praktikumszeit bei einem Sargbauer "vergeuden" (nichts gegen diese Leute, die brauchen wir auch und machen einen wichtigen Job).
Ich würde versuchen, in einen Betrieb, wie du es beschrieben hast (2-6 MA), die selbst Möbel produzieren, rein zu kommen. Vielleicht bekommst du schon dadurch einen Platz in einem Betrieb. Und du siehst mehr von der Materie.
 

Besserwisser

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So isses. Das besondere an unserem Job ist ja, dass die Bandbreiten riesig ist, heute einen Tisch, morgen ein Schmuckkästchen, danach einen Dielenfussboden und schliesslich ne Treppe. Und alles als Einzelstück.
Der Sargbauer knallt jeden Tag den gleichen Kram zusammen, die Kisten hat der schon hunderte Mal gebaut.
 

jonah97

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Gut, klingt sinnvoll, dann sehe ich mich mal nach ein paar anderen Betrieben hier in der Nähe um. :emoji_slight_smile:
 

yoghurt

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Hallo,
ich bin ja auch so ein "spät-dann-doch-noch-wieder-anders-Berufener"...
Die Ausbildung in einem kleinen Betrieb ist auf jeden Fall sehr sinnvoll. Studieren kannst Du nachher immer noch, unter Umständen kannst Du sogar "besser studieren" eben weil Du schon gelernt hast zu arbeiten.

Was das Thema Zeugnis angeht: Sind wir mal ehrlich, ein Tischler braucht keine Mathematik, der muss rechnen können. Mehr als den Satz des Pythagoras braucht man da nur sehr selten. Als Gymnasiast wirst Du die notwendige Lesekompetenz und Textauffassungsgabe besitzen um Montageanleitungen zu bewältigen. Wichtig ist, dass Du kein unendlichen unentschuldigten Fehltage im Zeugnis hast, denn Zuverlässigkeit ist im Handwerk sehr wichtig!
 

jonah97

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Na gut, das denke ich mir eigentlich immer wenn ich in der Schule sitze...Was bringen mit Kurvendiskussionen und Stochastik, was nutzt es mir Shakespeare analysieren zu können und was habe ich davon, wenn ich eine Stammbaumanalyse durchführen kann, wenn ich am Ende nicht mal meine eigene Steuererklärung schreiben kann... Grundsätzlich rechnen kann ich natürlich, Satz des Pythagoras, Dreisatz usw. ist natürlich Basiswissen, daran scheitert es nicht ^^ ...Die Fehlstunden sollte auch passen. Ich habe zwar ein paar auf Grund einer Sportverletzung, aber alle soweit entschuldigt.
 

drwitt

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Moin Jonah,
Besserwisser sagt schon ganz richtig, ohne Abi kann man auch heute ganz gut klarkommen. Sätze wie „Ohne Abi brauchst du heute nicht mehr loslaufen“ sind m.E. eher der Tatsache geschuldet, dass viele Leute mit dem Abitur noch sowas wie einen Vorsprung in der vielzitierten Leistungsgesellschaft verbinden. Das ist aber überholt. Ich habe in der Berufsschule mit lauter Abiturienten und später bei Bewerbungsgesprächen mit angehenden Mediengestalter-Azubis, auch alles Abiturienten, nicht den Eindruck gewonnen, dass „Rechnen“ und „Sprache“ der Leute mit „echtem Abitur“ grundsätzlich tiefer ausgebaut seien.

Warnen will ich vor dem hochmütigen Fehlschluss, dass das in der Schule alles Unsinn ist. Es geht in Deinen Beispielen zB um Kurvendiskussionen. Hatte ich in der Schule auch mal. Kann ich heute nicht mehr. Was ich aber weiß, und das hilft mir heute oft: „Zahlen, die in Beziehung stehen, lassen sich aufmalen. Man nennt das Kurve. Durch Betrachten der Kurve kann ich Zusammenhänge sehen und ableiten. Also, wie würd solche Kurve wohl aussehen? Wo hätten wir in der Schule jetzt die Extremstellen hingemalt?“ Ich muss es nicht schulmäßig rechnen können, aber das schonmal-gehört-haben hilft mir, die richtigen Fragen zu stellen. Aus Ausbildersicht würde ich sagen: Fragen stellen ist m.E. die wichtigste Kompetenz überhaupt, gefolgt von einer brauchbaren Sprache beim Reden und Lesen. Nach Deinen Postings mach ich mir da keine so großen Sorgen.

Falls Du Dich entscheidest, vorzeitig abzugehen, werden Deine alten Herrschaften maximal mit den Zähnen knirschen, da wird Dich keiner enterben. Ihr Problem ist ja nicht Du als Person, sondern, dass sich ihre eigenen Träume und Vorstellungen für den erwachsenen Jonah nicht erfüllen. Die Lektion werden sie lernen. Ich bin sicher, wenn das alles für Dich nach vorn losgeht, wirst staunen, wie schnell dann auch einstmals enttäuschte Eltern einen gewissen Stolz entwickeln: Hier guck mal, hat mein Sohn gebaut! Da mach Dir man keine Platte.

Viel Erfolg!
Carsten.
 

carsten

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Hallo

ein Beitrag mit dem ich voll und ganz einhergehe.
Ich habe kurz nachdem der zweite Beitrag gepostet wurde einen eigenen Angefangen in dem ich mich über die negativen Äußerungen bezüglich Arbeitsplatzsuche ohne ABI ausgelassen habe. Der Beitrag ist wegen einer aprupten Unterbrechung im Daten-Nirwana gelandet.
Im Nachhinein hat es mich auf der einen Seite gewundert, das es nicht mehr Gegenmeinungen zu dieser generellen Diskriminierung von Mitmenschen ohne ABI und akademischem Titel gekommen ist.
Auf der anderne Seite hab ich mich gefreut das das Thema untergegangen ist, dem hilfesuchenden aber mutmachende Antworten gegeben wurden.
Beides hat dem Niveau des Forum sehr gut getan.
Man kann sowohl mit als auch ohne ABI auch heute noch beruflich erfolgreich sein. Und auch mit Abitur und Lehre kann man immer noch studieren.
 

yoghurt

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Hallo

ein Beitrag mit dem ich voll und ganz einhergehe.
Ich habe kurz nachdem der zweite Beitrag gepostet wurde einen eigenen Angefangen in dem ich mich über die negativen Äußerungen bezüglich Arbeitsplatzsuche ohne ABI ausgelassen habe. Der Beitrag ist wegen einer aprupten Unterbrechung im Daten-Nirwana gelandet.
Im Nachhinein hat es mich auf der einen Seite gewundert, das es nicht mehr Gegenmeinungen zu dieser generellen Diskriminierung von Mitmenschen ohne ABI und akademischem Titel gekommen ist.
Auf der anderne Seite hab ich mich gefreut das das Thema untergegangen ist, dem hilfesuchenden aber mutmachende Antworten gegeben wurden.
Beides hat dem Niveau des Forum sehr gut getan.
Man kann sowohl mit als auch ohne ABI auch heute noch beruflich erfolgreich sein. Und auch mit Abitur und Lehre kann man immer noch studieren.

... und zu guter letzt kann man auch mit Abi und Studium noch tischlern! :emoji_slight_smile:
 

Mitglied 30872

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... und zu guter letzt kann man auch mit Abi und Studium noch tischlern! :emoji_slight_smile:

Nu genau.
Nach Abi, Studium und Staatsexamen hatte ich mir damals mit 26 auch 'ne Lehrstelle gesucht. Habe die Lehre allerdings nach 4 Wochen abgebrochen, weil ich denn doch 'nen Job in meinem erlernten (studierten) Beruf gefunden hatte.
Wenn ich es hätte raussuchen können, hätte ich die Lehre gerne abgeschlossen. Jetzt eben nur Hobbytischler.
 

Besserwisser

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Letztlich ist es ja mit das Wichtigste, zu erkennen, was man vom Leben will. Es nutzt nichts, wenn ich zwar vom Intellekt her ein Top-Jurist geworden wäre, der später vielleicht einen grossen Konzern lenkt und viel Geld verdient, aber todunglücklich bin, weil ich nur am Schreibtisch sitze.
Andererseits muss man sich aber auch im Klaren sein, dass man als angestellter Tischler nicht gerade reich wird. Als selbstständiger meist auch nicht :emoji_wink:
 

benben

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Hallo,

bei mir ist das ähnlich gelaufen.Abi abgebrochen und dann Ausbildung gemacht....

Bin soweit eigentlich auch glücklich mit meinem Leben als Tischler, aber wenn ich manchmal sehe wie sich andere Leute mit dem Thema Holz auseinander setzen können werde ich schon manchmal neidisch!

Ich habe, wie fast jeder gewerbliche, schon einen gewissen Leistungsdruck. Dieser zerstört natürlich auch ein wenig den "romantischen Hauch" des Handwerks.
Andererseits gibt es auch Tage an denen man doch sehr zufrieden nach Hause geht!

Ich denke wer aufhört sich und seine Entscheidungen zu Hinterfragen betrügt sich auch immer ein Stückchen selbst. Wenn ich in meinem Beruf immer alles toll finden würde, bräuchte ich ja keine Familie, Urlaub und den ganzen anderen Luxuskram.

Ein gesundes Maß an Zweifel gehört wohl dazu, solange man meistens zufrieden nach Hause gehen kann...

Gruss
Ben
 

ChrisOL

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Bin soweit eigentlich auch glücklich mit meinem Leben als Tischler, aber wenn ich manchmal sehe wie sich andere Leute mit dem Thema Holz auseinander setzen können werde ich schon manchmal neidisch!

Hallo Ben,

da passt der Spruch, wenn man sein Hobby zum Beruf macht, dann hat man kein Hobby mehr!

Grüße
Christoph
 

benben

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Hallo,

damals hatte ich noch ganz andere Hobbys, bzw. ganz andere Dinge im Kopf!

Aber sonst wäre es vielleicht eins geworden:emoji_wink:.

Gruss
Ben
 

Anubix

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Aber ohne Studium wollte ich nicht auf Arbeitsplatzsuche gehen, nicht mehr im Jahr 2014!

Ich bringe was das angeht, mal ein paar Beispiele aus meiner Umgebung/Familie.
Ort: Ehemalige Sowjetunion
Zeit: Heute

Der Vater meiner Frau ist Elektroingenieur. Diplom mit Auszeichnung und eine Legende in der Firma.
Gehalt: Seine Frau muss Auslandshandel (Tagelange Busfahrten) betreiben, damit sie Überleben können.

Der Bruder ihres Vaters ist Landmaschinenschlosser auf einem kleinen Dorf am Arsch der Welt.
Gehalt: Er hat einen eigenen Traktor und ein relativ neues Auto. Seine Frau hilft lediglich auf der eigenen kleinen Landwirtschaft zur Eigenversorgung mit.

Ihr Vater hat damals auch die Nase über den Beruf des Bruders gerümpft und heute?
Nach dem Zusammenbruch der SU waren die am besten dran, die etwas konnten, was die Menschen unbedingt benötigten. Die Professoren an den Unis, die wirklich nur Quatschen konnten, waren die ärmsten Schweine.
Ehrlich, sind am besten sind die mit einer Handwerklichen Ausbildung, die das Zeug flicken konnten, durchgekommen. Dahinter kamen die Händler.
Staatsangestellte haben nur durch Korruption überlebt. Die Leute haben damals die Polizei mehr gefürchtet, als die Mafia!!!

Zweites Beispiel:
Meine Schulklasse. Von uns haben zwei Abi gemacht und Studiert. Vor ein paar Jahren haben wir uns wieder getroffen. Alle hatten Arbeit, außer den beiden Abiturienten und die haben keine Orchideenfächer studiert!

Drittes Beispiel:
Ich!
Mein Chef hat vor 8Jahren mehrere Jahre verzweifelt einen Elektromechaniker gesucht. (Ich bin übrigens auch der einzige Nichtakademiker in der Familie!) Ich sitze immer noch in der Firma und bin mittlerweile der Dienstälteste. :emoji_grin:
Mein Tätigkeitsfeld ist breiter als das der Ingenieure mit denen ich zusammenarbeite.
Gehalt: Meine Frau muss nicht Arbeiten und kann sich um die Kinder kümmern.

Außerdem, ich würde überall Arbeit finden, sofern ich die Landessprache halbwegs beherrsche. In der ehemaligen SU fliegen die sich teilweise Deutsche und Schweizer Handwerker ein, um in den Villen die Arbeiten erledigen zu lassen! Kein Scherz!!! Ich habe einen am Flughafen in Wien kennen gelernt, als er zur Arbeit in die Ukraine geflogen ist. (Parkettleger, offiziell über die Firma)

Wir haben mittlerweile eine derartige Menge an Akademikern, das kann nicht mehr gesund sein. Zu viele "Häuptlinge" und zuwenig Indianer. Häuptlinge in "", weil das viele Nieten in Nadelstreifen sind. Ich war zehn Jahre in D und AT auf Montage und habe dabei so viele studierte Idioten (sorry, ist aber so) kennengelernt, das ich jeden Respekt vor akademischen Titeln verloren habe. Dabei galt die Regel: Je jünger desto größer die Klappe und desto weniger dahinter.

Bei den Handwerkern ist der Trend ähnlich. Die Lehrlinge, die ich kennengelernt habe, hatten vor allem eine große Klappe und konnten zwar virtuos mit der "Handwanze" umgehen, aber Arbeiten???

Auf der letzten Großbaustelle, auf der ich vor ein paar Monaten zu tun hatte (Ich musste die Transformatoren bewachen, damit die "Handwerker" sich nicht umbringen), hatte die Elektrofirma Leute eingesetzt, die ein Kabel kaum von einem Gartenschlauch unterscheiden konnten. Sie finden einfach niemanden mehr! Am Geld liegt es übrigens nicht, da die hier gut bezahlen. Die guten Jungen müssen ja alle Studieren und Frauen und Elektro? :confused::emoji_grin: "Die paar die es gibt, pinkeln im Stehen." (Zitat meines Bruders, während seines Elektrotechnikstudiums an der TU.)
 

benben

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Und da haben wir wieder Schwarz und Weiß.

Es gibt in jedem Bereich Leistungswillige und -fähige, genauso Leute die aan ihrer Position fehl am Platz sind.... Ob Hausfrau oder injeniör!!!

Gruss
Ben
 

uli2003

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Der Aufruf zum Studium ist noch immer breitbandig aktuell. Die Akademisierung schreitet als Konsequenz stetig voran.
Berufsorientierungsmaßnahmen des Handwerks ziehen zwar Besucher an, aber der für das Handwerk positive Effekt fehlt noch.

Dabei wird guter Nachwuchs benötigt. Wenn ich die aktuelle Prüfung betrachte, mehr denn je. Ich habe das Gefühl, dass die Ergebnisse reziprok zu den Facebookanmeldungen fallen...

Die Vergütung könnte besser sein, wenn der Markt es mal hergäbe - aber wenige gute Fachkräfte regeln das eigenständig, dies mag auch zum Ansporn anderer dienen :emoji_slight_smile:

Also wenn du Lust hast - ab ins Handwerk :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

Anubix

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Wohlen, Schweiz
Und da haben wir wieder Schwarz und Weiß.

Es gibt in jedem Bereich Leistungswillige und -fähige, genauso Leute die aan ihrer Position fehl am Platz sind.... Ob Hausfrau oder injeniör!!!

Gruss
Ben

Habe ich da jemandem auf die Füße getreten? :cool:
Ich habe nicht Schwarz und Weiß gemalt, sondern Beispiele gebracht, das es auch anders sein kann. Vor allem wenn sich die Zeiten bzw. das System ändern.

Apropos Akademiker: Hochschulabschlüsse: Warum das Studium an Wert verliert - Campus & MBA - Erfolg - Wirtschaftswoche

Das Deutsche Bildungssystem war mal so gedacht, das 5-6% eines Jahrgangs Abitur machen und Studieren. Nicht 50%! Der Hauptschulabschluss, war als, wie der Name schon sagt, als der hauptsächliche Abschluss für 80-90% der Schüler gedacht. Allerdings hatte D damals nur eine Analphabetenquote von 0,1% und nicht von offiziell geschätzten 7-9%! Wir haben mittlerweile Analphabeten mit Abitur! :mad:
Lesen und gruseln:Google
Ein guter Hauptschüler von 1950-60, dürfte einem heutigem Abiturienten aus Bremen/Berlin/Hamburg locker das Wasser reichen.

In den USA ist es heute schon so, das ein guter Aufzugsmonteur mehr verdient, als ein Uniprofessor. Einfach aus dem Grund, es gibt genügend Doktoranden, die auf eine Professur warten, aber kaum Leute die fähig und willens sind, Aufzüge zu reparieren.

Oder Italien:
Dort sind Schreiner (Allgemein gute Handwerker) gefragte Leute! Es gibt einfach kaum welche.

Jonah, wenn dir die Arbeit Spaß macht, such dir eine kleine Firma und mach es!
Denke aber immer an eins: "Das einzig beständige im Leben, ist der Wandel."
Ich habe als kleiner Feld und Wiesen Elektriker angefangen und sitze heute in einem Ingenieurbüro und konstruiere und baue Steuerungen+Schalter für Hochspannungsanlagen. Alles ohne Studium!

Gruß
Markus
 
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