Fussel vermeiden bei der Oberflächenbehandlung

NewbieS

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Moin,

Ich habe drei kleine Boxen als Übungsobjekte gebaut. Jede ist ein bisschen anders: Mal der Rahmen auf Gehrung, mal als Falz. Mal ist der Boden genutet, mal ebenfalls als Falz. Nichts besonderes, sondern reine Übungsstücke, in denen Krimskrams gelagert werden soll. Muss auch nicht viel Gewicht aushalten. Ein Deckel kommt jeweils noch in die obere Nut.
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Genutzt habe ich Fuchsschwanz, Ulmia Gehrungssäge, Rückensäge, Stemmeisen und Einhandhobel.

Nun zur eigentlichen Frage: Aus Übungszwecken werden die drei ebenfalls mit unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen versehen. 1x Kreidezeit Hartwachsöl, 1x Sehestedter Naturfarben Öllack (beides noch vorrätig gewesen) und 1x Schellack wie Heiko Rech es einmal demonstriert hat.

Mein großes Problem dabei sind Fussel, die ich mit dem Öl/Lack aufs Holz aufbringe und die dann kleben bleiben. Die Öle kann ich am besten mit dem Schwamm aufbringen. Spätestens wenn ich aber den Überstand mit einem Tuch annehme, kriege ich die Fusseln. Wenn ich das Öl auch mit dem Tuch aufbringe, habe ich da schon die Fusseln. Den Schellack bringe ich komplett mit einem Tuch auf.

Es macht kaum einen Unterschied, ob ich das berühmte alte T-Shirt nehme oder Spezielle Tücher. Es kann auch nicht daran liegen, dass ich den Überstand des Öls zu spät abgenommen habe. Aufgrund der Fusseln beim Auftrag, habe ich den Überstand schon nach wenigen Minuten abgenommen. Mit Abstand am schlimmsten ist der Öllack, der so klebrig ist, dass ich schon beim Auftrag fusselige Schlieren habe. Das HWO geht besser, Schellack noch am besten. Trotzdem habe ich da noch einen grundsätzlichen Fehler drin, der mir "richtige" Werkstücke versauen könnte. Zu viel Druck beim Auftrag? Das falsche Tuch?
 

artibi

ww-birnbaum
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Ich nehm einfach ein fusselfreies Baumwolltuch, damit hatte ich bisher noch kein Stress beim Ölen. Wenn gerade nicht zu Hand tuts aber auch ein Pinsel und ne Rolle Küchenpapier.
 

carsten

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Hallo

für wenig Fussel nimmt man eigentlich das alte T Shirt, weil das nicht mehr so fusselt. Spezielle Tücher hab ich nie verwendet, das halte ich für Geldmacherei. Wenn man nun das T Shirt ausschließen kann muss man auf weiter Faktoren achten. Lackierer steigen nicht umsonst in Einweganzüge, um eben die Absonderung von Fusseln der eigene Kleidung zu verhindern. beim Ölen halte ich das für genauso überflüssig wie extra Lappen. Dennoch sollte man darauf achten welche Kleidung man trägt. Wenn man auch die ausschließen kann, muss man die Umgebung "untersuchen".
Beim Schreiner wird in extra Räumen lackiert mit gefilterter Zuluft. Braucht man beim Ölen eigentlich auch nicht. Aber irgendwo her scheinen ja bei dir die Fussel zu stammen.
Staubiger Boden ? Trockner, Waschmaschine in der Nähe oder der Abluftschlauch oder Heizung / Heizkörper (Konvektion) oder sonst eine Staubquelle (Hund , Katze, Vogel).
 

Holzwurm2021

ww-nussbaum
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Hallo,
die Oberflächenbehandlung von Holz ist schon etwas spezielles und die heikelste Arbeit von allem soll es gelingen. Es ist mit dem Anstreicher nicht zu vergleichen. Da es eine edle Oberfläche werden soll die auch dem haptischen Feingefühl stand hält und nicht nur der Optik ist diese große Sorgfalt und handwerkliche Genauigkeit bei der Arbeit notwendig. Es muss kein grundlegender Fehler sein, normaler Raumstaub in der Luft reicht aus um so eine frisch behandelte Fläche zu beeinträchtigen. Deshalb ist wichtig, wie schon gesagt wurde, dass alles was fusseln oder stauben könnte zu minimieren so gut es geht. Feuchträume haben weniger Staub in der Luft, deshalb haben Lackier-Räume häufig Wasservorhänge integriert um den Staub auszufiltern. Auch der Auftragsballen aus Baumwolltuch ist so zu formen, dass außen nichts von den Rändern des Tuches, sie stets fusseln, zu sehen ist. Nur ein altes T-Shirt zerreißen reicht nicht aus, den Ballen formen braucht handwerkliche Übung. Dann sollte der Auftrag ohne Schlieren und Fussel möglich sein. Wir haben damals das Eschefurnier mit weißem Nitrolack per Gießmaschine versehen, allerdings in Mattglanz, das vereinfacht den Umgang im Vergleich zum Hochglanz. Aber auch da war der Lackraum separat mit Absaugung und Schleuse versehen. Wie gesagt, Oberflächenbehandlung von Holz ist eine spezielle Sache und braucht Übung wenn es mit dem Ballen ausgeführt wird. Auch diese Schachteln haben es verdient hübsch auszusehen.
 

FredT

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Ggf. vor der Tätigkeit etwas Wasser mit Zerstäuber oder Spritzpistole im Raum nebeln, das bindet alle umhervagabundierenden Partikel
 

NewbieS

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Danke schonmal für die Anregungen.

Staub in der Luft/am Boden wäre möglich. Habe nur ein kleines Kabuff, in dem ich alles mache. Wenn ich dann heute schleife, sauber mache und dann morgen ölen will, wird sicher noch etwas in der Luft sein.

Trockner, Heizung und Haustiere sind nicht vorhanden.

Meine eigene Kleidung wird es eher nicht sein. Blauer Lappen und blaue Fusseln vs. grüner Pullover. Auf ausgefranste Ränder muss ich beim nächsten mal achten.
 

Holzsinn

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Vielleicht sind die rauen Stellen nicht nur Fussel, sondern auch Brösel, die aus getrocknetem Oberflächenmittel bestehen. Könnte bei dem Hartwachsöl und dem Naturharzlack der Fall sein. An den Dosendeckel und -rändern hängen oft getrocknete Restchen, die in die Flüssigkeit bröseln und egal, wie sauber man aufträgt, dann auf den behandelten Flächen sich als kleine erhabene Pünktchen bemerkbar machen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Dosen nur mehr halb oder zu einem drittel voll sind. Dagegen hilt Filtern durch spezielle Lackfilter mit entsprechender Maschengröße und bei zu zäher Viskosität eine kleine Zugabe der passenden Verdünnung.

Melanie
www.holz-sinn.de
 

seschmi

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Wenn der Schellack matt sein soll, kann man den auch mit dem Pinsel streichen. Nur zum Polieren braucht man zwingend einen Stoffballen.

Eventuell ist der Schellack auch einfach zu dick angesetzt - dann klebt er mehr, und damit kleben auch die Fusseln stärker. Vielleicht kannst Du ihn ja einfach mit Spiritus verdünnen und nochmal probieren.

Ähnliches gilt für die Öle: Je klebriger, desto mehr Fusseln. Bei Ölen, die nicht schichtbildend sind (zB normales Leinölfirnis) ist das normalerweise gar kein Problem - das Öl zieht ja komplett ins Holz, und wenn man den Überstand abwischt, gehen auch die Fusseln mit.
 
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