Entrosteter Bohrständer

Thomas85

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Hallo,
Aus dem Nachlass unseres Opas haben wir im Schuppen einen rostigen Bohrständer geerbet. Nun stand er länger Zeit bei uns im Keller und vor ein paar Tagen hab ich den Ständer endlich mal zerlegt, entrostet und wieder zusammengebaut.
Der Ständer ist ziemlich massiv. Genau genommen wirkt er wie aus dem vollen Gesägt/Gefeilt/Gefräst. Da ich auch keinen Firmenstempel gefunden habe gehe ich davon aus, dass Opa den evtl. in der Ausbildung selbst gebaut hat (Ausbildung war in den Nachkriegsjahren bzw. den letzten Jahren des Kriegs und wohl irgendwas zwischen Formenbau und Werkzeugmacher). Zuhause hatte er keine Maschinen die man nach meiner Meinung (ich hab von Metallbearbeitung Null Ahnung) dafür gebraucht hätte.

Kennt zufällig jemand Bohrständer dieser Machart? War es früher üblich sowas tolles in der Ausbildung zu bauen? Oder ist es doch ein gekaufter Ständer und der Hersteller hat ihn nur nicht markiert?

Zum Aufarbeiten kann man eigentlich nicht viel sagen:
DSC_0029.JPG
Alles zerlegt,
DSC_0132.JPG
Die rostigsten Teile in Essigwasser eingelegt,
DSC_0133.JPG
Ein bisschen mit Schleifpapier bearbeitet,
DSC_0134.JPG DSC_0135.JPG
Alles mit Silbergleit eingerieben (lackieren wollte ich nicht und was besseres habe ich als Rostschutz nicht da, falls hier jemand Vorschläge hat - gerne anbringen)
DSC_0136.JPG

Alles wieder zusammengebaut.
DSC_0140.JPG DSC_0141.JPG
 

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Hallo
Dein Bohrständer ähnelt einem aus den neuen Bundesländern.( zbs 480)
Von ihm gibt’s zwei oder drei Varianten die sich im Gewicht unterscheiden.
Ich hab eine leichtere Spritzguss Ausführung die ich gut brauchbar finde.
Bei deinem Bohrständer glaube ich nicht an ein Serien Produkt.
 

IngoS

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Hallo,

sieht für mich auch recht handgearbeitet aus. Die grundlegenden Arbeitstechniken sind enthalten Drehen, Fräsen, Bohren Gewinde schneiden, Reiben, Zahnrad fräsen... Die Messingbuchsen sind schon edel, für so ein Teil.
Mich würde noch interessieren, wie die Säule in der Grundplatte befestigt ist und ob die Grundplatte auch Stahl, oder Guss ist.
Mach noch mal ein Bild von unten.
Es lohnt sich auf jeden Fall, den Bohrständer in Ehren zu halten.

Gruß

Ingo
 

Spyderco

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Vielleicht hatte dein Opa ja einen Metallberuf?
Ist der Tisch aus Guss oder ist es eine Stahlplatte?

NG Zoltan
 

dascello

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Sowas hatten wir hier doch schon mal. Entpuppte sich als frühes DDR-Eisenschwein. Kommt der Opa ausm Osten?


Fragt

Michael
 

Thomas85

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Hallo,

Ein Spiel ist für mich nicht erfühlbar. Denke das liegt an den Messinghülsen die überall da eingepresst sind wo es auf Genauigkeit ankommt? Oder ist das eher weil Messing besser auf Eisen gleitet? Links, rechts, vor und zurück wackelt jedenfalls nix.
Es sind 2 Federn verbaut die sich auseinander ziehen wenn man den Bohrkopf nach unten senkt. Diese werden im nicht verspannten Zustand eingebaut und oben und unten mit einem Splint gehalten. Durch das Eigengewicht senkt sich dadurch der Bohrkopf um ca. 3mm ab. Das ist aber Konstruktionsbedingt. Um das zu vermeiden müsste man die Federn ja vorspannen. Dann wäre die Konstruktion so wie sie ist aber nicht möglich.

Mit meinen bescheidenen Metallkenntnissen erkenne ich kein Guss-Teil. Aber vermutlich ist es auch möglich zu gießen und dann die Oberflächen so zu bearbeiten, dass es nicht wie ein typischer Guss aussieht.

Die Verbindung aus Säule und Bodenplatte ist die Einzigste die ich nicht getrennt hatte. Bin mir nicht sicher wie die Verbindung funktioniert. Alles andere war entweder mit Splint oder mit Spreng/Klemmringen verbunden (oder geschraubt). Bis auf die nötigen Bohrungen sind alle Teile Massiv. Auch das spricht für mich gegen ein Gussteil. In meiner Vorstellung würde man bei einem Gussteil versuchen auf einfache Art Gussmaterial zu sparen. Hier wirkt es für mich eher nach: Nur das nötigste Material entfernt, da das Entfernen das Aufwenige war.

Aber wie gesagt, bin kein Fachmann, das sind nur meine Überlegungen.

Hier noch die Bilder von der Bodenplatte:
DSC_0154.JPG
DSC_0155.JPG

Zur Herkunft: Opa (meiner Frau) hat nach meinem Wissen sein Leben nördlich von Nürnberg verbracht. Eine "Shopping-Tour" in den Osten kann ich aber nicht ausschließen :emoji_slight_smile:

Grüße,
Thomas
 

Spyderco

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Nach dem Blick drunter....Nee...wie Guss sieht das so gar nicht aus.
Die Säule ist wohl auch massiv, wenn ich das Bild richtig interpretiere....und das Loch so sehe, dass hier Rundmaterial in einer Drehbank eingespannt war. In dem Loch könnte die Zentrierspitze gesessen haben.
Ich glaube immer noch an Eigenbau.

NG Zoltan
 
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Morgen
Da bin ich ganz bei ingo
Bis auf
Es lohnt sich auf jeden Fall, den Bohrständer in Ehren zu halten
Der muss in Ehren gehalten werden :emoji_wink:
Die Präzision führe ich auf die Einzelanfertigung zurück.
Da wurde jedes Teil an das andere angepasst.
Sowas ist bei Serienfertigung nicht einfach und teuer
 

Thomas85

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Er wird in Ehren gehalten :emoji_slight_smile:
Ich werde mal noch weiter unsere Verwandtschaft interviewen. Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass der Ständer von ihm selbst gebaut wurde wäre es vielleicht auch ein schönes Schmuckstück für die Wohnung.. mal schauen wie sich der WAF-Faktor dann verhält :emoji_slight_smile:

Vielen Dank für eure Einschätzung.
Grüße
Thomas
 

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Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass der Ständer von ihm selbst gebaut wurde wäre es vielleicht auch ein schönes Schmuckstück für die Wohnung.. mal schauen
Auf jeden Fall
Dann aber auch mit einer Maschine die diese Ehre zu würdigen weiß :emoji_wink:
 

Macchia

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tolles Stück, tippe auch auf Handarbeit jedoch nicht als Inhalt der Ausbildung dazu ist es zu aufwändig / teuer.
Vielleicht war es eine Fleißaufgabe aus eigenem Antrieb...
Ich musste damals eine Kokille bauen auch mit allen Merkmalen der Fertigung wie sie hier zu sehen sind doch deutlich
kleiner im Materialeinsatz und keine zugekauften Fertigteile wie Federn oder Griffknöpfe.

Auf den Oberflächen sollten noch die Kreuzstriche der Feile zum Teil zu sehen sein.
Das ganze würde ich dem Werkzeugmacher zuordnen oder auch dem Maschinenschlosser (IHK)
beides in größeren Betrieben.

In Ehren halten!!!

Ach ja, wenn Teil der Ausbildung, müßten irgendwo Schlagzahlen zu sehen sein, als Lehrlingsnummer.
Ansonsten Fleißaufgabe -arbeit.
Kleinserie kann ich mir kaum vorstellen, dazu fehlen mir die Gussteile.
 

esvaubee

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tolles Stück, tippe auch auf Handarbeit jedoch nicht als Inhalt der Ausbildung dazu ist es zu aufwändig / teuer.
Vielleicht war es eine Fleißaufgabe aus eigenem Antrieb...
Ich musste damals eine Kokille bauen auch mit allen Merkmalen der Fertigung wie sie hier zu sehen sind doch deutlich
kleiner im Materialeinsatz und keine zugekauften Fertigteile wie Federn oder Griffknöpfe.

Auf den Oberflächen sollten noch die Kreuzstriche der Feile zum Teil zu sehen sein.
Das ganze würde ich dem Werkzeugmacher zuordnen oder auch dem Maschinenschlosser (IHK)
beides in größeren Betrieben.

In Ehren halten!!!

Ach ja, wenn Teil der Ausbildung, müßten irgendwo Schlagzahlen zu sehen sein, als Lehrlingsnummer.
Ansonsten Fleißaufgabe -arbeit.
Kleinserie kann ich mir kaum vorstellen, dazu fehlen mir die Gussteile.
Ich habe in meiner Ausbildung einen Feinmechaniker Schraubstock handgefertigt, der hat auch keine Schlagzahl. Ist also kein sicheres Kriterium.
 

kberg10

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Einfach genüsslich zu betrachten, so ein Teil, kein Plastik, die Griffe sind wahrscheinlich aus Bakelit.
Bearbeitung auf hohem Niveau, mit Messingbüchsen.
Ich würds mindestens polieren oder noch besser vergolden
 

Thomas85

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Er wird auf alle Fälle in Ehren gehalten. Mal schauen ob ich ihn einfach verwende oder ob er doch noch als Schmuckstück in die Wohnung wandert. Eigentlich wird er im Keller nicht benötigt, aber aktuell fehlt auch noch ein passender Platz in der Wohnung.. Vielleicht ein Grund eine nicht benötigte Bar zu bauen und den Ständer als Flaschenhalter zu missbrauchen... Oder doch mal eine Vitrine als nächstes Projekt...
 

Andreas_Herberts

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Ich habe gerade versucht mal heraus zu finden wann der Eurohals eingeführt wurde.
Leider erfolglos
Da ja deine Protool drin steckt ist es ja eine 43mm Aufnahme.
Die Paarung Messing Stahl ist optimal für die Selbstschmierung.
Immer ein Opfermaterial.
Etwas ungewöhnlich ist die Standfläche.
IdR.ist diese nicht plan.
4 Füße bekommt man besser kippelfrei zum Stehen als einen planen Boden..
Was den WAF angeht,hatte ich sofort die selbe Idee mit dem Getränkespender.
Immer schön die Oberflächen pflegen,die damaligen Stähle bekamen schnell mal ein Rösterchen.
Schließe mich der Selbstbau Fraktion an.

VG
 
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Spyderco

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WAF = Women accepting factor

Die Argumentation warum ein Bohrständer ins Wohnzimmer gehört will gut vorbereitet sein :emoji_grin:
Wenn man(n) dann sagen kann "Den hat aber doch dein Opa gebaut" kann das Pluspunkte bringen :emoji_slight_smile:


Danke für die Info...aber dann stell ihn in die Küche und erklär deiner Frau,
dass man da auch den ESGE Zauberstab einspannen kann um damit Selbigen langsam in einen Topf abzusenken. :emoji_slight_smile:
Die Hände sind somit außerhalb des Gefahrenbereiches (heiße Spritzer etc.)
Zur Not musst du halt noch einen Adapter basteln.!

NG Zoltan
 

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Nabend
hatte auch mal versucht die Wurzeln des Euro spannhals zu ergründen, leider erfolglos.
heute dann mit professioneller Hilfe etwas weiter gekommen.
es gab mal von 69 bis 89 die DIN 44715
da wurden die Abmessungen beschrieben und die Aufnahme fürs Bohrfutter
Sinn war es die Aufnahme von Bohrständer und Zusätzen zu vereinheitlichen.
einen Standard für den Antrieb von den anbaugeräten konnte nicht gefunden werden
weil es zuviele unterschiedliche Ausführungen gab.
1989 wurde die norm zurückgezogen, wahrscheinlich hat man eingesehen ,
dass jeder sein eigenes süppchen kochen wollte :emoji_wink:
 

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Morgen
Eine DIN beschreibt wie etwas auszusehen hat damit es eine definierte Funktion erfüllen kann.
Da gibt’s Toleranzen uns so weiter.
Bei vielen handgeführten Bohrmaschinen mit motorischen Antrieb hat man aber nur hinter dembohrfutter was rundes das oft nur den mitgelieferten Handgriff aufnehmen kann und sonst garnix.
Das kann man dan auch im weitesten Sinne nicht mehr als ähnlich DIN xxx bezeichnen
und in der DIN gab es auch keinen Euro spannhals , da gab es unteranderem nur die Abmessung 43 mm.
gruss
 

kberg10

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Wie zum Teufel ist man eigentlich auf 43mm gekommen? Macht ja nichts, ist schon seit 50 Jahren so,
aber ich frag mich immer. Wohl auf Weisung eines Politikers zustande gekommen - Vermutung.
Gruß Matthias
 
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