Einfaches Drechseln im Kleinformat?

[Stefan_B_Z]

Hallo zusammen.
Mich treibt eine Frage zu einer noch unreifen Idee um betreffend Drechseln von einfachen Teilen im Kleinformat, ohne Ambitionen auf Größeres.

Eigentlich steht das "richtige" Drechseln, so schön und bewundernswert es ist, relativ weit hinten auf meiner to-do-Liste. Aber jenseits dessen beobachte ich immer wieder eigenen Bedarf an was kleinem, rundem aus Holz. Ein Handgriff hier, ein Möbelknopf da. Alle Nase lang: Dieses Ding da in rund wäre schön.

Frage also: Gibt es kleinformatiges, aber qualitativ brauchbares Equipment, um "mal eben was rund" zu machen? Holzstück drehen, Eisen dran halten, fertig? Oder muss ich dafür wirklich in die große Welt des ernsthaften Drechselns einsteigen?

Neugierige Grüße,
Stefan

 

[dascello]

Gebraucht halt.
Ne kleine Holzdrehmaschine, ein ordentliches Spannfutter (das ist das teuerste) und ein paar Eisen aus der Bucht,
Ja, und dann kommt das Schärfen.
Du siehst, auch Minimalaufwand ist Aufwand.

 

[Ed-o-mat]

Was genau heißt "Kleinteile"? Ich habe auch schon mittels Akkuschrauber runde Teile hinbekommen... Sicher nicht effizient, aber es funktioniert.

 

[carsten]

Hallo

mein Opa hat damals auf einer Vorrichtung mit Bohrmaschine wieder angefangen und auch darauf schon durchaus ansehnliche Stücke geschaffen.
Ist dann über eine alte Elektra beckum bei einer Flott gelandet die heute noch bei mir steht. Einfachste "Drechselbänke" sind für erstaunlich wenig Euros zu bekommen. Muss ja keine Killinger, Hapfo oder steinert sein.

 

[tropenholz]

Ohne eine Drechselbank habe ich Möbelgriffe aus Rundstäben gemacht. Lässt sich mit Schweifhobel/Schnitzmessern machen

 

[agnoeo]

Wippdrehbank ist auch eine Option:

hatte ich glaub schon mal gezeigt, hier was man mit nur einem Beitel machen kann:

Gruß, David

 

[seschmi]

Ich habe die ersten Schritte mit einer Bohrmaschine gemacht: Eine 43mm Spannvorrichtung aus einem alten Bohrständer, ein Kantholz als Bankbett und einen "Reitstock" aus Holz mit einer einfachen Stahlspitze (aus einer Schraube gefeilt). Ich kann sagen: Das lohnt sich nicht. Es funktioniert zwar, aber dann kauft man hier ein Lager und da etwas zum Spannen, und ruck-zuck sind auch 50-60 Euro weg und man ist immer noch weit von etwas Nützlichem entfernt. Das ist nur etwas, wenn man Basteln will und nicht Drechseln.

Besser: Bei ebay gibt es immer wieder "Kleindrechselbänke", z.B. von Einhell, Scheppach, Lidl Parkside, Proxxon. Weil die meisten Kunden enttäuscht sind (die werden ja mit Bildern beworben, als könnte man darauf richtig drechseln), landen die oft schnell bei ebay. Neu kosten die 100-130 Euro, gebraucht dann eher die Hälfte. Das sollte die günstigste Variante sein. Oft ist auch irgendeine Röhre dabei. Die musst Du allerdings auch schärfen, da kommt es drauf an, was du schon hast. Damit kann man dann einen Möbelgriff machen oder ein Feilenheft, viel mehr aber auch nicht. Für das, was Du beschreibst, reicht es aber.

Meine Präferenz wäre dennoch, zu versuchen, eine gebrauchte kleinere "richtige" Drechselbank mit Zubehör zu finden. Beispiel wäre eine Elektra-Beckum HDM 1000. Damit kann man schon richtig was machen, und mit Glück und Geduld geht das für 300-400 Euro.

Beim Gebrauchtkauf vor allem auf das Zubehör achten: Du kannst rechnen, dass Du mindestens so viel für Zubehör (Futter, Mitnehmer, Planscheibe, Röhren, Meißel etc) ausgeben wirst wie für die Bank. Wenn man da eine gebrauchte Bank inkl. Zubehör kriegt, ist das meist ein sehr guter Deal.

Lass Dir gesagt sein: Du wirst anschließend sowieso eine richtige Drechselbank kaufen. Dann kannst Du es auch gleich machen und den Zwischenschritt auslassen.

 

[Stefan_B_Z]

Ja, und dann kommt das Schärfen.
Du siehst, auch Minimalaufwand ist Aufwand.

Ja, Schärfen. Ich habe eine passable Sammlung an Steinen und sonstigem Zeugs. Meine Hobeleisen und meine Beitel bekomme ich damit gut geschärft. Hab zwar noch nie eine Drechselröhre geschärft. Aber wie bei allem im Leben macht man alles irgendwann zum ersten mal. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass ich nach ein paar Versuchen auch eine Drechselröhre scharf bekomme.

Was genau heißt "Kleinteile"?

Na, hatte ich ja geschrieben: Handgriffe, Möbelknöpfe, sowas in der Art.

Einfachste "Drechselbänke" sind für erstaunlich wenig Euros zu bekommen. Muss ja keine Killinger, Hapfo oder steinert sein.

Vermutlich läuft es darauf hinaus.

Ohne eine Drechselbank habe ich Möbelgriffe aus Rundstäben gemacht. Lässt sich mit Schweifhobel/Schnitzmessern machen

Naja, ohne Drechselbank, dafür mit Handhobel und Raspel mache ich es derzeit. Aber ich bin jetzt an dem Punkt, die ganze Sache vielleicht etwas eleganter zu machen.

Wippdrehbank ist auch eine Option:
...
hatte ich glaub schon mal gezeigt, hier was man mit nur einem Beitel machen kann:

Wow. Ich staune!

Ich habe die ersten Schritte mit einer Bohrmaschine gemacht: Eine 43mm Spannvorrichtung aus einem alten Bohrständer, ein Kantholz als Bankbett und einen "Reitstock" aus Holz mit einer einfachen Stahlspitze (aus einer Schraube gefeilt). Ich kann sagen: Das lohnt sich nicht. Es funktioniert zwar, aber dann kauft man hier ein Lager und da etwas zum Spannen, und ruck-zuck sind auch 50-60 Euro weg und man ist immer noch weit von etwas Nützlichem entfernt. Das ist nur etwas, wenn man Basteln will und nicht Drechseln.

Besser: Bei ebay gibt es immer wieder "Kleindrechselbänke", z.B. von Einhell, Scheppach, Lidl Parkside, Proxxon. Weil die meisten Kunden enttäuscht sind (die werden ja mit Bildern beworben, als könnte man darauf richtig drechseln), landen die oft schnell bei ebay. Neu kosten die 100-130 Euro, gebraucht dann eher die Hälfte. Das sollte die günstigste Variante sein. Oft ist auch irgendeine Röhre dabei. Die musst Du allerdings auch schärfen, da kommt es drauf an, was du schon hast. Damit kann man dann einen Möbelgriff machen oder ein Feilenheft, viel mehr aber auch nicht. Für das, was Du beschreibst, reicht es aber.

Meine Präferenz wäre dennoch, zu versuchen, eine gebrauchte kleinere "richtige" Drechselbank mit Zubehör zu finden. Beispiel wäre eine Elektra-Beckum HDM 1000. Damit kann man schon richtig was machen, und mit Glück und Geduld geht das für 300-400 Euro.

Beim Gebrauchtkauf vor allem auf das Zubehör achten: Du kannst rechnen, dass Du mindestens so viel für Zubehör (Futter, Mitnehmer, Planscheibe, Röhren, Meißel etc) ausgeben wirst wie für die Bank. Wenn man da eine gebrauchte Bank inkl. Zubehör kriegt, ist das meist ein sehr guter Deal.

Lass Dir gesagt sein: Du wirst anschließend sowieso eine richtige Drechselbank kaufen. Dann kannst Du es auch gleich machen und den Zwischenschritt auslassen.

Danke für die ziemlich komplett anmutende Sammlung von Tips und Einschätzungen.
Was Du schreibst, ist für mich sehr gut nachvollziehbar. Muss das alles mal sacken lassen, und schauen, was die Bucht so hergibt.

Danke soweit,
Stefan

 

[Evoneos]

Wenn Du schon einen Wabeco Bohrständer hast oder zu kaufen planst, könnte man dafür auch Drechselzubehör für überschaubares Geld kaufen.

 

[Stefan_B_Z]

Sehe ich da eine Kress Frässpindel auf dem Bild? Ich dachte immer, diese Dinger haben eine irrwitzige Drehzahl, während sich das Drechseln eher im moderaten Drehzahlbereich abspielt. Was passiert wohl mit einem unwuchtigen Rohling, den man auf über 20.000 upm bringt?

 

[Evoneos]

Was immer auch dort abgebildet ist, es gehört nicht mit zu einem Angebot. Es liegt an Dir, ein Antriebsgerät mit 43-er Euro-Anschluss anzubringen. Eventuell kann man an Deinem Gerät dann die Geschwindigkeit noch regulieren und man hat alle Optionen

 

[Stefan_B_Z]

Ja, schon klar. Etwas präziser gefragt: Ich habe einen Wabeco-Ständer mit einer Fein-Bohrmaschine darauf. Die macht im hohen Gang knapp 3.000 upm. Ist das eine Option? Oder bräuchte ich was höher drehendes?

 

[Guido_CH]

Falls Du Dir selber was zusammenbauen wirst, hätte ich einen Reitstock von Wabeco. Ein Eisenschwein, ungefähr so (ich glaube, ohne Höhenverstellung): https://www.wabeco-remscheid.de/1707.html. Bei Bedarf schaue ich nach. Das Teil kannst Du gerne gegen Portoerstattung haben.
Ich wollte nämlich am Anfang auch nur "mal einen Möbelknauf oder so" machen. Als ich dann genauer in mich gegangen bin, was ich wirklich will, habe ich mir stattdessen eine vernünftige Tischdrechselbank mit stufenloser Drehzahl, Drehfutter und eine ganze Handvoll Röhren zugelegt.
Würde ich jederzeit so wieder machen
Drehzahl meiner Kleinen ist übrigens ca. 80 - 3.700 U/min. Je nach Objekt bin ich meistens irgendwo zwischen 500 (Runddrehen von einem gröberen Klotz) und 2.200 unterwegs. Faustregel: Je größer der Durchmesser und/oder die Unwucht, umso geringer die Drehzahl. Eine Bohrmaschine mit 3.000 U/min reicht sicher für den Einstieg.

 

[carsten]

Hallo

3000 ist für eine Drechselbank schon eher zu schnell. Meine fängt glaube bei 100 oder 300 an.

 

[raziausdud]

Ich habe (auch) mit Bohrmaschinen-Antrieb angefangen, die Drechselbank dafür habe ich immer noch. Die ist nämlich zwangszentriert, hat also ein durchgehendes Bankbett. Darauf solltest Du achten, denn es gibt solche einfachen Dinge auch zweiteilig, zB zum Anzwingen an die Werkbank.

Irgendwann nervte das Gekreische der Bohrmaschine. Deshalb für 60 Euro ne gebrauchte Allerwelts-Maschine gekauft. Die reicht mir bis heute für gelegentliches Drechseln.

Beachte, wenn Du an den Preis denkst oder denken musst: eine Drechselbank kann mehr. Sie ist auch schnell und einfach zum Tellerschleifer ausgebaut. Und auch axiale Bohrungen zb in einen Rundstab sind damit gut zu machen.

Wichtig, auch bei Einfachst-Maschinen: damit es Spaß macht, gute Werkzeuge nehmen.

Rainer

 

[Stefan_B_Z]

... hätte ich einen Reitstock von Wabeco. ... Das Teil kannst Du gerne gegen Portoerstattung haben.
...

Vielen lieben Dank für das großzügige Angebot. Bin noch in der Meinungsbildungsphase, und kann das jetzt noch nicht entscheiden.

Ich habe (auch) mit Bohrmaschinen-Antrieb angefangen, ... Irgendwann nervte das Gekreische der Bohrmaschine.

Guter Hinweis. Das hatte ich so nicht auf dem Schirm.

... eine Drechselbank kann mehr. Sie ist auch schnell und einfach zum Tellerschleifer ausgebaut. Und auch axiale Bohrungen zb in einen Rundstab sind damit gut zu machen. ...

Und nocheinmal: Guter Hinweis. Das hatte ich so nicht auf dem Schirm. Ein Tellerschleifer fehlt mir tatsächlich.

... Wichtig, auch bei Einfachst-Maschinen: damit es Spaß macht, gute Werkzeuge nehmen.

Ich nehme an, dass Du mit Werkzeugen die Röhren und andere Stähle meinst. Da bin ich dann ganz bei Dir und habe natürlich auch schon meine eigenen Erfahrungen in dieser Hinsicht mit Hobeleisen, Stechbeiteln, Sägen etc. gesammelt.


Danke für den Moment für's eifrige Mitmachen. Ich muss mich jetzt für heute ausklinken, da die Autobahn ruft.

- Stefan