Eine Tisch-"Harfe", die eigentlich....

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.520
Ort
Wuppertal
.... eine Zither ist.

Im Auftrag einer lieben Freundin baute ich in den letzten Monaten dieses Instrument, das seine Anwendung in Musik für und mit Behinderten, in der Geragogik und in solchen Feldern findet, wo ein möglichst niederschwelliger Einstieg ins Musizieren notwendig ist.
Das Instrument besteht aus einem Korpus aus Nussbaum. Der Boden ist drei mm dick, die gebogenen Seiten etwa acht mm. Stimmstock und Anhangstock sind natürlich fetter, da hängt ja der Saitenzug dran.
Die Decke ist 2 - 3 mm starke Fichte, engjährig und radial geschnitten.
Oberfläche Schellack mattiert.

Die Rose ist aus Nussbaum gedreht und aus insgesamt elf Lagen Pergament fein ausgeschnitten, gestanzt und mit Fischleim montiert.
Die Saiten sind Klavierdraht, der sehr widerspenstig ist. Die Wirbel kommen aus dem mir bestens vertrauten Cembalobau.

Grüße sendet

Michael
 

Anhänge

  • IMG_2290.jpg
    IMG_2290.jpg
    201,7 KB · Aufrufe: 165
  • IMG_2284.JPG
    IMG_2284.JPG
    293,7 KB · Aufrufe: 100
  • IMG_2291.JPG
    IMG_2291.JPG
    623,7 KB · Aufrufe: 175
  • Veeh-Harfe vin hinten.jpg
    Veeh-Harfe vin hinten.jpg
    51,5 KB · Aufrufe: 107
  • IMG_2287.JPG
    IMG_2287.JPG
    352,9 KB · Aufrufe: 126
  • IMG_2282.JPG
    IMG_2282.JPG
    265,9 KB · Aufrufe: 109

Timbershorty

ww-ahorn
Registriert
14. August 2009
Beiträge
101
Ort
Niederrhein/NRW
Hallo Michael!
Gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn ich leider vom Instrument an sich keine Ahnung habe! Was mich aber wirklich interessieren würde, ist die Rose aus Pergament. Das sieht wirklich spitzenmäßig aus!
Wie machst du das genau? 11 Lagen die nacheinander aufeinander geklebt werden?
Würde mich über weitere Info´s / Bilder riesig freuen!
Gruß,
Stefan
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.520
Ort
Wuppertal
Lieber Stefan,
das ist eine traditionelle Technik die man vor allem in Italien von etwa 1500 bis 1750 im Lautenbau und bei Cembali angewendet hat. Die Schalllöcher wurden so dekoriert.
Ich zeichnete die einzelnen Lagen (ok, mit dem Computer und dann auf echtes Pergament ausgedruckt). Dann schnitt ich die Öffnungen mit einem Skalpell von Hand aus. Damit dieses nicht irgendeiner Struktur folgt, die die Unterlage vorgibt (z.B. Holzmaserung), benutzte ich eine Glasplatte als Unterlage.
Die Außenrosette besteht aus vier Lagen. Die unterste weist auch diese kleinen gotischen Dreipässe aus Kreisen auf. Diese wurden gestanzt: Einen passenden Holzbohrer (z. B. 1,7 mm stark) rechtwinklig anschleifen und als Stanze benutzen. Das Pergament kommt auf eine Unterlage aus Hirnholz, der Bohrer wird angesetzt und ein mutiger Schlag mit einem kleinen Hammer besorgt den Rest.
Die Innenrose hat nochmal sieben Lagen, die auf einen kleinen Metallstift gesteckt sind, der in einem schwarz eingefärbten Trägerhölzchen steckt. Dieses ist mit Abstandhaltern am Außenring fixiert.
Das Zusammenkleben ist tricky: Wenn man einfach mit Holzleim oder Fischleim alles einkleistert, verändert sich die Größe des Pergaments sofort.
Daher ist der mittlere Teil der Außenrose mit (kein Scherz!) Pritt-Stift geklebt, der diesen Effekt nicht vorweist. Nur außen nahm ich Fischleim.
Wenn Du mir Deine E-mailadresse per PN sendest, schicke ich Dir pdfs von den Rosen, die ich bisher gemacht habe, inklusive aller Einzellagen.
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.520
Ort
Wuppertal
Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, so eine Rose in einem Holzring als Schmuckanhänger zu machen. Würde sich aber bei Hautkontakt schnell in seine Einzelteile auflösen, fürchte ich.
 

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.566
Ort
Hofheim / Taunus
Hallo Michael,
alles in allem die bekannte und allseits gelobte Qualität aus der Cembalowerkstatt...
Und eigentlich möchte man meinen, dass das doch ein bisschen Spaß gemacht hat.
Sigrid meint dazu: Er will doch nur mal gelobt werden... (ich hab nix gesagt)
Zu Steiner:
Wir waren letztens in Basel und besuchten unter anderem den Steinerbau -nun ja, den Nachfolger aus 100.000 Tonnen Beton...
Wenn du dieses Instrument schimpfst, weils irgendwas von Steiner dran hat, solltest du mal nach Basel fahren um zu sehen, was uns wirklich zum Kotzen bringt...
Gruß Werner - noch mal.
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.520
Ort
Wuppertal
Lieber Werner,
Jo, in Hamburg steht auch so was. Beste Adresse, das Rudolf-Steiner-Haus, aber architektonisch für mich der Super-GAU.
Schlagt mich, wenn Ihr anderer Meinung seid, ich halte das aus.
@Sigrid: Klar, Komplimente sind immer willkommen, aber lieber für etwas, das mir auch selbst gefällt, ehrlich.
Und überhaupt: Ich bin sicher, dass einige Pannen nur deshalb passiert sind, weil ich nicht 150prozentig bei der Sache war. Das meiste konnte ich aber richten, der Rest ist auf den Fotos nicht drauf :emoji_grin::emoji_grin:.
 

Lorarius

ww-fichte
Registriert
12. Juni 2014
Beiträge
18
Ort
OWL
Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, so eine Rose in einem Holzring als Schmuckanhänger zu machen. Würde sich aber bei Hautkontakt schnell in seine Einzelteile auflösen, fürchte ich.

Hast du mal versucht das einzugießen?
Z.B. ein Holzring, ein wenig ausgießen und hart werden lassen, dann die Rose rein und den Rest ausgießen.

Ich habe keine Ahnung von Pergament, aber von diesen Gießharzen bin ich mitlerweile sehr begeistert, vllt. vertragen sich die Materialien ja.

Anbei ein Bild einer Kugel, die ich in einer Eichenbohle gefunden habe (glücklicherweise vorm Sägen), und welche ich dann in einer Bohrung nahe der "Fundstelle" in der Bohle angebracht habe.
 

Anhänge

  • DSC_0445.jpg
    1,4 MB · Aufrufe: 92

dermike

ww-robinie
Registriert
8. Februar 2015
Beiträge
882
Ort
im Süden der Republik
Hast du mal versucht das einzugießen?
Z.B. ein Holzring, ein wenig ausgießen und hart werden lassen, dann die Rose rein und den Rest ausgießen.

Ich habe keine Ahnung von Pergament, aber von diesen Gießharzen bin ich mitlerweile sehr begeistert, vllt. vertragen sich die Materialien ja.

Anbei ein Bild einer Kugel, die ich in einer Eichenbohle gefunden habe (glücklicherweise vorm Sägen), und welche ich dann in einer Bohrung nahe der "Fundstelle" in der Bohle angebracht habe.


Das Geschoss sieht aus wie ein reines Bleigeschoss. Das hätte in der Hobelmaschine keinerlei Schäden verursacht.


dermike
 
Oben Unten