Ein Ring aus Holz

dascello

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Liebe Woodworkers,

in den nächsten Tagen will ich versuchen, einen ca. 125 mm großen Ring aus Birnbaumholz zu fräsen.

Ich denke, ich beschreibe hier mal, wie ich das plane und Ihr schreit, wenn ich Blödsinn poste.

Also:

Ich beginne mit zwei Brettchen, ca 14 x 18 x 4 mm, Maserung längs, und einem Furnierblatt gleicher Größe, Maserung quer.

Diese drei Elemente verleime ich mit wasserfestem Weißleim oder Fischleim zu einem 8,5 mm starken Sandwich (Pressung zwischen zwei Spanplatten o.ä mittels Zwingen). Dieses Sandwich schneide ich grob auf der Dekupiersäge aus (nur die äußere Form)

Dann befestige ich eine Sperrholzplatte an der Unterseite meiner Oberfräse und bringe Bohrungen an, die später als Mittelpunkt kreisförmiger Zirkelfräsungen dienen.

Ich befestige das Holzsandwich auf einer Holzunterlage mit Schrauben von unten.

Ich bringe einen Zentrierstift an der Holzplatte der Oberfräse an und fräse mit der Nutfräse zuerst den äußeren Rand im Kreis. Dann profiliere ich den Außenrand mit einem geeigneten Hohlkehlfräser.

Innen bringe ich ZUERST eine Hohlkehle an, bevor ich den Ring mit der Nutfräse ganz ausfräse.

Frage: Wird das reißen???


Gruß vom Rhein

Michael
 

elgarlopin

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Hallo (Casals), sorry,
klingt eigentlichgut! Habe ich richtig verstanden, dass das Furnier in die Mitte zwischen die zwei "Brettchen" kommt? Wenn ja, darf ich nach dem Zweck der Übung fragen?
Gruß
Franz
 

dascello

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Das Furnier deshalb dazwischen, um der Sache quer mehr Stabilität zu geben.

Innendurchmesser 101 mm.

Das wird also ziemlich filigran.

Gruß

auch Michael

(aber nicht Casals.............)
 

dascello

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Ist zwar schon was her, aber das Endprodukt will ich Euch nicht vorenthalten: Ein Ring aus Holz zur Aufnahme einer Resonanzbodenrosette im Cembalo.

Außendurchmesser 112 mm, innen 101 mm, gemacht aus Birnbaumbrettchen mit einer stabilisierenden Lage Buchefurnier in der Mitte.

Fünf Stunden Arbeit.


Gruß aus dem wahlerschütterten Düsseldorf

Michael
 

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elgarlopin

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Hallo Michael,
das ist ja sowas von unglaublich schön! In 5 Stunden, das glaube ich dir nicht, was das Innere betrifft.
Franz
 

dascello

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Nee, nur der Ring!

Die Rose selbst: 6 Stunden in Corel Draw und acht Stunden mit nem Skalpell in der Hand.


Michael
 

dascello

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Nicht falsch verstehen: Die Rose ist nicht aus Holz, sondern aus vier Lagen Schaf-Pergament und dann verklebt.
Also schneiden, nicht kratzen. Und die kleinen runden Löcher sind gestanzt: Einen 1,7 mm starken Bohrer zylindrisch anschleifen und hiermit auf einer Hirnholzunterlage Löcher in die letzte Lage Pergament reinklopfen.

Ein Bühnenscheinwerfer gab meinen alten Augen das Licht dazu.


Jetzt noch zwei kleinere Rosetten fertig machen. Mein nächstes Instrument braucht deren drei.....


Gruß

Michael
 

koala

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Respekt!

Hallo Michael,
Respekt vor dieser tollen Arbeit! Werden das eigentlich alles Instrumente für den Eigenbedarf oder verkaufst du diese auch? Könnte mir dann ungefähr den Preis vorstellen, bei so viel Detail-Liebe...
Gruß Manfred
 

dascello

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Lieber Manfred,

ich habe im Leben noch keins verkauft und habe das auch nicht vor.

Ich habe bisher sechs gebaut. Zwei besitze ich selbst, eines meine Schwester, eines meine Freundin und zwei gehören guten Freunden, die nur das Material zahlten.

Das derzeitige ist für meine andere Schwester, die langsam mal an der Reihe war.

In Geld darf man das nicht umrechnen; das muss schon Spaß machen. Und wenn ich das für Geld machen müsste, dann wüsste ich nicht, ob das dann noch der Fall wäre.

Da bleibe ich lieber an meinem Schreibtisch, kriege jeden Monat mein Geld aufs Konto und schere mich den Teufel darum, wie viel Zeit und Energie in ein Instrument fließen.

Gruß vom Rhein

Michael
 

koala

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Hallo nochmal,
nur mal so interessehalber: Was gibts denn da noch so für Details? Ist alles Handarbeit, oder gibt es da "fertige Zukaufteile" wie z.B. Wirbel? Wie lange dauert der Bau eines ganzen Instrumentes denn so ca.?
Ich weiß, bin ganz schön neugierig...war selbst mal Musiker (eher die "Rock"-Schiene...) und wollte mal eine Gitarre bauen...
Gruß Manfred
 

dascello

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Lieber Manfred,

da gibt es einiges fertig zu kaufen.

Ich selbst kaufe zwar nur Wirbel, Saitendraht, Steg- und Anhangstifte sowie Knochenplättchen für die Tastatur, schon mal ein kleines gedrechseltes Knöpfchen oder so (und zwar bei Willkommen bei Marc Vogel GmbH),
man kann aber auch alles Mögliche fertig beziehen: Springer, Registerrechen, Rosetten, sogar komplette Klaviaturen, Resonanzböden bis hin zu vorgefertigten Bausätzen oder halb fertigen Instrumenten.

Ich mache aber fast alles aus Holz, an dem anfangs noch die Rinde hängt.
Ich nehme mir eben Zeit dazu, ohne kommerziellen Stress.


Gruß

Michael
 

tischlerrohde

ww-nussbaum
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Hallo zusammen,
um einen ausrissfreien Ring zu fräsen,
würde ich mit einer Oberfräse (leider schlappe Schnittgeschwindigkeit) mit einem
möglichst großen und superscharfen Nutfräser ?oder Falzfräser an die Sache rangehen
und nachher das Profil mit Anlaufring anfahren.

Am Kopfholz kann man ja mal ein büschen gleichläufig fräsen.

Gruß
Thomas
 

dascello

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Sorry, da fehlen noch ein paar Antworten:

Ein Cembalokorpus ist nichts anderes als ein relativ aufwendig mit Profilierungen versehenes Möbelstück.

Also: Formatsäge, Abrichte, Dickte, schon mal die Tischfräse, Oberfräse, Bohrer, Schleifmaschinen, Beitel, Rauhbankhobel (zum Ausdünnen des Resonanzbodens), Ziehklinge (sehr nützlich!) Feilen, Dübel und Leim kommen zum Einsatz. Schrauben nur da, wo man es wirklich nicht sieht, da nicht historisch. Schrauben im Unterboden z.B. verstecke ich daher immer hinter einem Gehäusedübel.

Für kleine Mechanikteile, die meist in großer Zahl anzufertigen sind, ist Erfindungsgabe gefragt. Haltevorrichtungen und Schablonen denkt sich jeder für seine Zwecke selbst aus.

Mein letztes Instrument brauchte fünf Jahre, in denen ich auch schon mal zwei Jahre nichts tat. Zwischendurch baute ich ein kleines Virginal in sieben Monaten. Mein jetziges Projekt ist auf zwei jahre angelegt, in denen aber einiges an noch ungelösten Dekorationsproblemen ansteht, z.B. die Anfertigung von 400 kleinen gedrehten Knöpfchen aus Elforyn, einem Elfenbeinersatzstoff, kleine Intarsien und das Malen und Lasieren von Arabesken in Eitempera oder Öl.

Ein aktuelles Problem ist, dass ich keine Farbfotos des Originals habe. Das Museum in London hat sie mir versprochen, aber das ist schon zwei Monate her....

Nach London zu fliegen würde schon Spaß machen, aber teuer!


Gruß

Michael
 

koala

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Hallo Michael,
Nach London zu fliegen würde schon Spaß machen
...
fliegt da nicht zur Zeit die Asche aus Island rum?:rolleyes:
Ich seh schon, ich mit meinem bißchen Möbelbau...:emoji_grin:
Könnte es mal ein Instrumenten-Gesamtansicht-Bild geben?
Frohes Schaffen weiterhin, bin echt sehr beeindruckt!
Gruß Manfred
 

dascello

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Lieber Manfred,

das tat ich zwar schon mal, aber trotzdem hier gern nochmal.

1987, 2008, 2010.

Gruß

Michael
 

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Philipp

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Das geht so nicht, Michael!

Hallo Cello!

Es zeugt wirklich nicht von guter Erziehung oder gutem Stil, sich hier lang und breit über solch herrlichen Instrumente auszulassen und es dann an Bilder mangeln zu lassen. Bitte zeige ein wenig mehr Einfühlungsvermögen und laß uns nicht unglücklich sterben!
Wenn ich den Platz für Klavier und Cembalo hätte, dann wäre ein (Teil)eigenbau garantiert mein nächstes Vorhaben. Aber wegen des mangelnden Platzes mußte ich kürzlich mein Spinett erst verkaufen um dann mein Klavier endlich heimholen zu können.
Musikinstrumente zu bauen muß ja gleich ein Vielfaches der Befriedigung bringen, die schon allein mit Möbelbau einhergeht.

Also, sei doch so gut und stell einmal ein paar Bilder ein.

Viele Grüße und weiterhin frohes Schaffen, Philipp

[Edith: uuups, jetzt warst Du doch schneller. Danke für die ansprechenden Bilder!]
 
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