Ein klassisches Tischzargengestell an einem Tag...

Gelöscht stwe

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... zumindest fast :emoji_wink:

Da ich in letzter Zeit häufiger Home-Office mache, benötige ich einen neuen, stabilen Schreibtisch. Da der Platz auch begrenzt ist, soll der Tisch die Maße von 140 x 70 cm haben. Und da Zeit in der Werkstatt natürlich immer knapp ist, wollte ich versuchen, das Gestell an einem Tag fertig zu bekommen. Das hat auch fast geklappt, nur das Verleimen musste auf den nächsten Tag verschoben werden.

Als Inspiration dienten einmal mehr die genialen Videos von @IngoS, insbesondere dieses hier:


Ausgangsmaterial waren zwei Fi/Ta Kanthölzer 78x78mm sowie eine Baudiele 200x40mm aus dem Baumarkt (Gesamtpreis: 15 €). Zuerst habe ich die benötigten Teile für Beine und Zargen grob abgelängt und ausgehobelt:
IMG_20200926_113559.jpg

Dann ging es ans Fräsen der Zapfenlöcher: Hier habe ich den Großteil mit einer Frässchablone und Kopierhülse gemacht. Die Ecken habe ich dann mit dem Stecheisen nachgestochen:
IMG_20200926_120708.jpg IMG_20200926_124817.jpg

Den Rest des Nutzapfens habe ich dann mit Japansäge und Stecheisen noch herausgearbeitet:
IMG_20200926_130827.jpg

Die Zapfen selbst habe ich zuerst mit der Tischkreissäge abgesetzt, d.h. viele Querschnitte und dann mit einem Stecheisen schnell verputzt. Den Rest hat dann wieder die Japansäge und das Stecheisen erledigt. Am Ende habe ich noch die Enden angefast, damit sich die Zapfen in den Löchern nicht in die Quere kommen:
IMG_20200926_170647.jpg

Danach habe ich noch die Beine nach unten verjüngt, die vordere Zarge ausgeklingt (zum einen als optisches Detail, zum anderen für mehr Beinfreiheit) und die unteren Kanten der Zargenteile abgerundet. Vor dem Verleimen erfolgte dann noch das Schleifen bis Korn 180. Zum Verleimen habe ich mangels langer Zwingen einen Spanngurt genommen, das hat ganz gut funktioniert. Und anscheinend habe ich dann doch recht genau gearbeitet, das Diagonalmaß hat dann auf Anhieb gepasst.:emoji_slight_smile: So eine Verleimung mit 8 Zapfen ist aber dann doch ganz schön stressig :emoji_cold_sweat:
IMG_20200927_111652.jpg


So sieht nun das fertige Gestell aus (noch unbehandelt):
IMG_20200927_130610.jpg

Das ganze Projekt lief echt super, es hat eigentlich alles so geklappt wie gewünscht. Ein Fauxpas ist mir dann aber leider doch unterlaufen: Beim Verjüngen der Beine habe ich zweimal nicht aufgepasst und bei zwei Beinen eine Verjüngung an der Außenseite angebracht. Gerade bei so repetetiven Sachen, bei denen man eigentlich nur das Bein in die Schablone legt sollte ich wirklich mehr aufpassen und noch einmal alles überprüfen. Ich habe den Fehler aber gottseidank noch vor dem Verleimen bemerkt und konnte die falsch geschnittenen Beine nach hinten nehmen. Dadurch fällt es von vorne jetzt fast nicht auf (oder hätte es jemand auf dem letzten Foto gesehen? :emoji_wink:)


Ich hoffe ihr hatten Spaß beim Lesen dieses Berichts, ich freue mich natürlich sehr über Anregungen und Kommentare :emoji_wink: Den Bau der Tischplatte werde ich dann natürlich auch dokumentieren und Fotos vom fertigen Tisch am Aufstellungsort zeigen.


Gruß,
Stefan
 

IngoS

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Hallo Stefan,

ordentlich gemacht, Glückwunsch.
Fehler kommen immer vor. Ich hätte allerdings die zwei Beine dann noch mal neu gemacht. Das geht beim zweiten Mal ja deutlich schneller.
Bin gespannt auf die Platte.

Gruß Ingo
 

Gelöscht stwe

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Hallo Ingo,


Vielen Dank für die netten Worte.

Ja so im Nachhinein wäre das vllt die bessere Idee gewesen. Aber im Eifer des Gefechts hab ich da natürlich nicht dran gedacht.. und min. 1 Stunde hätte ich auch gebraucht.. nächstes Mal müsste ich einfach gleich ein zusätzliches Beim mitmachen.

Aber nun ist's wie's ist. Der Schreibtisch ist ja in dem Sinne auch nur temporär, weil ich sicher nicht ewig in der kleinen Wohnung wohnen werde.

Gruß,
Stefan
 

VolkerDK

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Darf Ich fragen, warum man den Zapfen nochmals absetzt?
Ich sehe das immer, auch in der Literatur, jedoch wirklich sicher bin ich mir nicht, warum man es macht.
Damit man mehr Leinfläche hat?
Entlastet man das "dünne" stirnholz über dem Zapfen damit?

Die Idee an so einfachen Projekten mit ausgehobeltem Bauholz zu arbeiten finde ich super, hab ich auch schon gemacht.
 

benben

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Den Zapfen setzt man ab, damit es sauberer aussieht. Die Kanten haben sonst schnell mal Druckstellen oder Absplitterungen. Der kritische Bereich wird halt so verdeckt.
Einen gut passenden Zapfen kriegt man ja nicht verleimt ohne die Ränder zu demolieren.

Gruss
Ben
 

Johannes

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Hallo,
da möchte ich Ben doch ein bisschen widersprechen, das hat konstruktive Gründe.
Wenn der Zapfen bis oben durchgehen würde, wird der Fuß geschwächt.
Wenn der Zapfen komplett abgesetzt wird, besteht die Gefahr, das sich die Zarge verdrehen kann.
Also wurde und wird da ein Nutzapfen verwendet.

Es grüßt Johannes
 

Gelöscht stwe

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Hallo zusammen,
Ich glaube Ben und Johannes meinen zwei unterschiedliche Dinge. Ich habe mal versucht das zu verdeutlichen:
IMG_20200926_170647 - Kopie.jpg

Ben redet denke ich über den orange markierten Bereich im unteren Teil des Zapfens: Da hat Ben recht, der Teil ist abgesetzt um einen schönen Abschluss zu haben. Insbesondere, da ja die Zarge unten noch abgerundet wurde, da hatte ich die Befürchtung dass man deshalb das Zapfenloch z.T. noch sieht.

Johannes meint denke ich den grünen Teil, hier ist es tatsächlich konstruktionsbedingt und genau so wie er beschreibt. Den grünen Teil nicht wegzunehmen bedeutet, den Fuß zu schwächen bzw. die Verbindung allgemein (der Zapfen wäre dann ja nur noch von drei Seiten eingeschlossen). Den Zapfen komplett wegzunehmen bedeutet, dass die Zarge im oberen Drittel nicht mehr gegen Schüsseln geschützt ist.
 

Gelöscht stwe

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Hallo zusammen,

ich wollte den Thread hier noch zu einem Abschluss bringen. Mittlerweile ist der Tisch fertig und steht an seine Bestimmungsort. Vom Bau der Tischplatte selbst habe ich leider keine Bilder gemacht - ich war zu vertieft in das Ganze.

Ein paar Dinge habe ich aber dennoch mitgenommen fürs nächste Mal:
- Ich muss wohl die Tische vom Abrichthobel mal neu einstellen, da ich an die Lamellen eine ziemliche Hohlfuge angehobelt hab (ca. 1,5-2mm in der Mitte bei 1,60m Lamellenlänge). Ich habe dann an den Enden mit dem Putzhobel etwas Material abgenommen.
- Meine Zwingen waren zu kurz. Das waren nämlich nur 80er Zwingen, keine 100er, wie ich dann kurz vor dem Verleimen festgestellt habe (immerhin, bevor ich Leim aufgetragen habe). Die letzte Lamelle konnte ich dadurch nicht anleimen, die habe ich dann nachträglich angeleimt.
- Beim Formatieren der Platte habe ich leider übersehen, dass an der vorderen Kante an der Unterseite ein Ast ist. Den hätte ich eigentlich wegschneiden können, genügend Material war da. Das nächste Mal bin ich da einfach sorgfältiger.


Die Platte selbst habe ich bis Korn 320 geschliffen und mit zweimal mit clou Hartwachsöl behandelt. Die Platte selbst ist mit Nutklötzen befestigt. Dazu habe ich mit der Oberfräse entsprechende Schlitze in die Zarge gefräst.

Hier noch zwei Bilder von den Nutklötzen und vom fertigen Tisch:
IMG_20201114_130734.jpg IMG_20201114_131051.jpg


Gruß,
Stefan
 

ministry

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Kann man schon so machen :emoji_slight_smile: Ich habe die Vorderkante an meiner HomeOffice Schreibtischplatte (die liegt auf Schwerlastkonsolen) vorn stärker gerundet, das finde ich angenehmer für die Unterarme.

Feine Arbeit

PS: besonders elegant finde ich die Lösung mit dem schwebenden Bein vorn rechts :emoji_grin::emoji_wink:
 

Gelöscht stwe

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Danke für das Lob. Das schwebende Beinchen ist hier hauptsächlich dem nicht ganz ebenen Pflaster geschuldet :emoji_wink:
 

Gelöscht stwe

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Danke dir.

Genau, es sind 10 Stück: An den kurzen Seiten jeweils 2, an den langen Seiten jeweils 3. Hätte vielleicht an der kurzen Seite noch einen dritten verwenden können, aber denke das geht so auch.
 

caboss

ww-pappel
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Hallo,

ein schöner Tisch ist das geworden. Ich überlege auch meinen ersten Tisch zu bauen. Die Tischplatte (2000 x 900mm)soll aus alten ca. 28mm starken Kieferdielen, verleimt werden und per Nutklötzchen an einem Buchengestell ähnlich wie hier gezeigt befestigt werden. Ich hatte überlegt 3 Gratleisten gegen das Verziehen zu verbauen. Hier wurden aber keine Gratleisten verwendet. Kann ich mir das euer Meinung nach sparen?

Über einen Tipp wäre ich dankbar.

Beste Grüße

A.
 

Gelöscht stwe

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Hallo,

Wenn du ein stabiles Zargengestell hast und die Platte mit Nutklötzchen befestigt, kannst du dir die Grazleisten sparen. Die Zarge übernimmt dann das Geradehalten.


Viele Grüße,
Stefan
 
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