Eigenbau-Kragarmregal - reichen die Dimensionen?

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Hallo zusammen,

Ich bin neu hier im Forum und hoffe, unter Euch Holz-Profis ein paar Meinungen zu bekommen.

Ich bin dabei, in die Mitte eines Raumes für eine Sammlung ein Regal mit einer Länge von 2m, Breite 0,9m und Höhe 2,6m zu bauen.

Dieses Regal ist als beidseitiges Kragarmregal ausgeführt. Die Grundlage bilden vier Pfosten mit 70x70mm Stärke. An der Decke sind diese mit zwei Kanthölzern (44×44mm) mit je vier 6x70er Schrauben verankert. Unten stehen die Pfosten auf einem waagrechten Balken, durch den sie mit zwei 14cm Spax verschraubt sind.

Last but not least sind zwei der vier Pfosten in alle Richtungen abgestützt (siehe Bild).

An die Pfosten habe ich beidseitig je eine Einhängeschiene für die Kragarme mit je 200cm Länge gespaxt, jeweils mit 10 4x40er Spax.

In diese Schiene werden dann die Kragarme mit je 35cm Ausladung eingehängt. Auf je vier dieser Arme lagert dann eine Glasplatte als Regalboden (5mm Floatglas, je Boden rund 9kg). Je Boden werden ca. 11kg belastet.

In Summe sollen links und rechts je 8 Böden mit einer Größe von 200x35 angebracht werden. Insgesamt also 16 Böden zu je rund 20kg = 320kg Gesamtlast, je Seite also 160kg.

Ich rechne also mit je Pfosten 80kg, die noch dazu ja von der Lastrichtung her ja bei gleichmäßiger Belastung nahezu voll auf dem Boden stehen.

-Die Verankerung an der Decke und die Aussteifungen unten müssen ja kaum Last tragen, nur ein Kippen (in jede Richtung) verhindern oder?

-Dafür sollten die in Summe 8 Schrauben in der Decke reichen, auch wenn diese je nur ca. 2,5cm in der Betondecke stecken? In Zugrichtung müssen diese ja keinerlei Last aufnehmen.

-Die Schienen, die die Kragarme am Regal halten, packen die Last auf jeden Fall (Angabe: 55kg je 20cm). Die Frage ist, ob es negative Auswirkungen auf den Balken hat, wenn dort in 20cm Abstand von beiden Seiten Schrauben drin stecken? Ehrlich gesagt sehe ich da fast den größten Schwachpunkt?

Ich habe jetzt irgendwie aber doch Bedenken, ob das alles so hält und wenn das umfällt, egal in welche Richtung, würde das schon ordentlich Schaden anrichten.

...oder meint ihr, das passt schon so von den Dimensionen her? Habe ich etwas übersehen?

Das Grundgestell sieht so aus:
regal 1.jpg

Die Aussteifungen in jede Richtung so:
regal 2.jpg

Danke und viele Grüße

Peter
 

Hondo6566

ww-robinie
Registriert
27. April 2017
Beiträge
3.821
Ort
Ortenaukreis
Hallo,
320Kg sind schon ein Gewicht. Ich würde den Rahmen Stärker auslegen vom Querschnitt her. Das Umfallen wird wohl weniger das Problem sein als das Brechen der Pfösten bei einseitiger Beladung. Alternativ nur einseitig Ausleger dran, und an eine Wand dübeln. Damit wären einige Probleme behoben. Die Schienen gibts übrigends auch als Doppelschienen mit stabileren Kragarmen.
 

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Die Schienen habe ich schon an der Wand, die halten schon immer bombenfest. Mit den Schienen mache ich mir gar keine Gedanken.

Die Balken werden auch gleichmäßig belastet links und rechts. Der Unterschied dürfte sich im einstelligen Kilobereich bewegen.

Wenn ich es nochmal überschlage werden es wohl "nur" 14 Böden. Das sind dann schon mal 40 kg weniger.
 

schrauber-at-work

ww-robinie
Registriert
24. April 2016
Beiträge
6.790
Alter
44
Ort
Neuenburg am Rhein
Moin,
bei gleichmässiger (symmetrischer) Belastung wurde ich mir da keine Sorgen machen.
@Hondo6566 : wieso sollte das brechen?
Die Kanthölzer bekommen ja nur eine Senkrechte Druckbelastung.

Die Schienen mit ordentlichen Schrauben (z.b. 4,5x50) verschrauben da hier Scherbelasting wirkt.

Gruß SAW
 

HJH

ww-nussbaum
Registriert
19. November 2018
Beiträge
99
Ort
Allgäu
Die Schienen mit ordentlichen Schrauben (z.b. 4,5x50) verschrauben da hier Scherbelasting wirkt.

Bei 4,5-er Schrauben kann es sein, dass die Köpfe über die Tragschienen hinausstehen und die Träger nicht mehr beliebig eingehängt werden können... Sind auch in der Größe nicht zwingend erforderlich, denn:

Sobald auf die Schrauben eine Scherbelastung kommt hat sich schon was verschoben und es ist was falsch gelaufen. Verschraubte Bauteile sollen immer durch die Vorspannkraft der Schrauben und die resultierende Reibung der Bauteile zueinander halten. Bei hohen Schub-Belastungen empfiehlt es sich deshalb eine Schubentlastung anzubringen. Dazu an die Unterseite der Schienen ein kleines Stück Alu oder Flacheisen als druckfeste Auflagefläche legen und dann ein Holzstück darunter leimen, so dass das Schubholz, das Alu und die Einhängeschienen "knirsch" zueinander liegen. Damit werden alle vertikalen Kräfte nach unten von den Tragschienen über das angeleimte Schubholz in den Ständer übertragen. Die Schrauben verhindern dann nur noch das Wegkippen der Tragschienen vom Ständer. Und diese Belastung ist absolut unkritisch für die Schrauben.

Wenn du Bedenken hast, dass die genau gegenüberliegenden Schrauben das 80-er Kantholz spalten kannst du die Schienen auch in der Höhe um 10 cm zueinander versetzen. Dann sind auch die Befestigungsschrauben versetzt.
Wenn du aber eine Schubentlastung wie oben geschrieben machst, dann bekommen die Schrauben ja fast keine Belastung mehr ab.

Viel Erfolg
Hans
 

Jossel

ww-nussbaum
Registriert
30. Oktober 2016
Beiträge
82
Ort
70794
Lass die Kirche im Dorf!

8 Schienen, für 320kg macht 40kg pro Schiene. Jede Schiene ist mit 10 Schrauben 4x40 festgemacht da bleibt also pro Schraube noch gerade mal 4Kg für eine Schraube übrig das packt die Locker! Nimm Holzbauschrauben mit Frässpitze dann hast du auch kein Problem mit spalten.
Prinzipiell hast du absolut recht Hans aber hier werden bei weitem keine Belastungsgrenzen ausgereizt.
 

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Super, das klingt doch gut. Das beruhigt mich schon sehr :emoji_slight_smile: vielen Dank für die schnellen Antworten!

Die Schienen habe ich dran geschraubt und nach Beratung vom Glaser meines Vertrauens die Stärke der Glasplatten auf 4mm reduziert.

In Summe bin ich dann jetzt bei realistisch 250 Kilogramm. Das sollte machbar sein.

Wenn noch jemandem was auffällt oder irgendwas kritisch sieht, freue ich mich noch über jede Meinung!

Ansonsten stelle ich dann mal ein Bild vom fertigen Regal rein wenn alles fertig ist.

Viele Grüße!
Peter
 

HJH

ww-nussbaum
Registriert
19. November 2018
Beiträge
99
Ort
Allgäu
Keine Angst - die Kirche bleibt bei uns in Bayern immer im Dorf...
Das Problem ist die statische Überbestimmtheit eines solchen Systems. Man weiß also nie, wie viele / welche Schrauben, Schienen, Kragarme... gleichzeitig und wirklich tragen. Und da als Fachboden ein durchgehendes 5mm Floatglas geplant ist, wäre ich relativ unentspannt, was Höhentoleranzen oder evtl. später auftretende Verschiebungen / Setzungen der Tragschienen auf den Ständern unter Belastung angeht. Und da sorgt halt so eine kleine und einfache Schubentlastung für ruhigen Schlaf.
Motto: besser haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben.
 

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Vielleicht für die Lastaufnahme noch interessant: ich habe die Leisten unten auf den Querträgern (Für die Optik mit einer 16mm Platte verkleidet) aufstehen lassen und dann verschraubt.

Also hängen wenn ich richtig denke nicht die kompletten Schienen mit dem vollen Gewicht an den Trägern und setzen sollte sich auch nichts, weil die Schienen ja nach unten nicht weiter können.

Oder habe ich einen Denkfehler?

Ich habe mich mit meinen 84kg mal an zwei Kragarme dran gehängt und da hat sich nichts bewegt. Hoffentlich bleibt das auch so über die nächsten Jahre.
 

Anhänge

  • 20200525_141156.jpg
    20200525_141156.jpg
    319,4 KB · Aufrufe: 63

HJH

ww-nussbaum
Registriert
19. November 2018
Beiträge
99
Ort
Allgäu
Dadurch, dass die Tragschienen direkt auf der Bodenplatte aufstehen werden alle vertikalen Lasten direkt in den Boden eingeleitet und die Schrauben sehen davon nichts. So wie du das gemacht hast ist es ideal.
Viel Erfolg
Hans
 

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Super, danke Euch allen!

Ich habe jetzt noch überlegt, oben an der Decke innen zwischen den längs verlaufenden Kanthölzern nochmal je Balken einen massiveren Winkel direkt an die Decke anzubringen, um ein Kippen in jede Richtung auf jeden Fall zu verhindern.

Sinnvoll oder übertrieben? :emoji_wink:
 

thschi

ww-nussbaum
Registriert
10. Januar 2017
Beiträge
77
Hallo, eine Frage hätte ich doch noch. Wie willst du das Fenster putzen? :emoji_wink:

Grüße

Thomas
 

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Hallo, eine Frage hätte ich doch noch. Wie willst du das Fenster putzen? :emoji_wink:

An der gleichen Stelle standen davor auch schon zwei einfache Baumarktregale, die aber nicht schön waren und zu klein wurden. Deshalb habe ich dieses Regal dann gebaut. Das Fenster ging also davor schon nicht auf, aber das ist ja ein Doppelfenster. Der linke Flügel bleibt voll funktionsfähig und mit ein bisschen Strecken kann man da schon hinter zum Putzen.

Weil der Raum aber nicht als Wohnraum sondern nur als Hobbyzimmer verwendet wird, ist es nicht so, dass die Fenster wöchentlich geputzt werden müssen :emoji_wink:

@saw: Danke, dann spare ich mir den Aufwand :emoji_thumbsup::emoji_sunglasses:

Danke und Grüße
Peter
 

HJH

ww-nussbaum
Registriert
19. November 2018
Beiträge
99
Ort
Allgäu
@Firedino
Damit du ein Gefühl bekommst, welche Kräfte wirken:
Worst Case: das Regal ist nur einseitig belastet - einseitige Last gesamt 160 kg
Kippmoment gesamt: M = 160 kg x 17,5 cm = 2800 kgcm
Höhe der Ständer geschätzt: 240 cm
Resultierende gesamte Kraft oben an den Ständern gegen Kippen : 2800 kgcm / 240 cm = 11,67 kg

Das heißt, dass die ganze Situation - wie SAW schon geschrieben hat - absolut unkritisch ist.

Nur das mit den Schrauben in der Decke - Zitat:
"Dafür sollten die in Summe 8 Schrauben in der Decke reichen, auch wenn diese je nur ca. 2,5cm in der Betondecke stecken? In Zugrichtung müssen diese ja keinerlei Last aufnehmen."
verunsichert mich etwas ...

Also: 6 x 70-er Schrauben die nur 25mm in der Decke (Dübel?) stecken klingen - unabhängig von der Belastung - nicht gerade vertrauenswürdig.
Haben die Schrauben beim Anziehen Druck aufgebaut?
 

Firedino

ww-pappel
Registriert
25. Mai 2020
Beiträge
7
Ort
Regensburg
Die Schrauben sind mit Dübel in die Betondecke geschraubt ja. Die haben auch alle 8 gut gegriffen eigentlich.

Aber unabhängig davon wie gut die im Dübel halten - nach unten können die ja nicht raus, weil sie da im Kantholz stecken. Das Kantholz ist fest mit den Stützen verschraubt. Also müssen die das Gestell ja nur am Kippen - in jede Richtung- hindern. Und da sollten 8 Schrauben ja für die knapp 12kg herhalten oder?
 

HJH

ww-nussbaum
Registriert
19. November 2018
Beiträge
99
Ort
Allgäu
Es geht nur darum sicherzustellen, dass die Schrauben unter Belastung nicht seitlich hin-und her kippeln können. Das hängt aber auch wesentlich von dem Durchmesser der Durchgangsbohrung im Kantholz ab das du an die Decke geschraubt hast. Je kleiner das Durchgangsloch im Verhältnis zur Schraube ist, um so besser ist es in diesem Fall. Aber wenn die Schrauben Druck aufgebaut haben, dann ist ja alles ok.
 
Oben Unten