Eichenbrett als Deckplatte, Verziehen

EvaTheiss

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Hallo liebe Woodworker,
vielen Dank erstmal für die Hilfe bei meinen bisherigen Fragen. Aktuell plane ich ein kleines Projekt, und zwar ein vorhandenes, weißes Sideboard mit einem Eichenbrett als "Deckplatte" aufzuhübschen. Das ist sicher nicht die hohe Kunst des Möbelbaus, also sorry dafür, aber es ist einfach und schnell gemacht und für mich mit zwei kleinen Kindern auch noch durchführbar. Einfache Bretter, zum Teil noch mit sichtbar gelassener, also ungerader Rindenseite habe ich teilweise als kleine Fensterbänke, etc. bereits verwendet. Unser Haus ist sonst sehr modern eingerichtet und mir gefällt der Kontrast. Außerdem waren alte Bretter vorhanden uns so einfach für mich möglich. Nun stoße ich offenbar an die Grenzen.

Das Brett, welches ich aktuell als Deckplatte verwenden will, hat die Maße 2,60 x 0,40 cm, 3 cm dick. Ich habe es gehobelt und einmal in der Mitte längst zersägt, einen Fehler rausgesägt und wieder längst zusammengeleimt. Das Brett ist jahrelang gelagert worden und lag das letzte Jahr in einem Schuppen, welcher natürlich Außenklima hatte.

Nun habe ich das Brett einen Tag probeweise auf das Sideboard gelegt und heute ist mir aufgefallen, dass es sich zieht. Erstmal spannend, dass es so schnell so extrem reagiert. Die Seitenränder gehen leicht hoch (rund 1 cm auf 40 cm). Es reißt sogar ganz leicht an den Längstseiten ein. Nun ist die Frage, ob ich das Brett in der geplanten Form überhaupt weiter verwenden kann?

Was meint Ihr? Wird es sich nach dem "Gewöhnen" an unser Hausklima nicht weiter verziehen? Oder wird es ständig so stark arbeiten, beispielsweise im Wechsel der Jahreszeiten? Falls ja, was kann ich tun? Muss ich Leimholz daraus herstellen? Ich hoffe nicht, da mir die Zeit dafür leider fehlt, bin aber sehr gespannt auf eure Antworten.

Vielen Dank im Voraus!
Liebe Grüße, Eva-Maria

Als Anhang noch ein Foto von Brett auf Sideboard. Man sieht den Spalt, gestern lag das Brett noch bündig auf:emoji_wink:
 

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derdad

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Liebe Eva,
in deinem Fall ist gute alte Tischlerkunst gefragt. Soll heißen: Du musst das Werfen und Schwinden berücksichtigen und durch konstruktive Details verhindern.
Die eleganteste Lösung wäre natürlich Gratleisten einzubauen. Ist aber auch die aufwändigste.
Als einfache Lösung würde ich es folgendermaßen machen: Jeweils bei den Seiten und Mittelwänden in Abständen von 10cm Langlöcher mit 15mm Länge und in Schraubenstärke machen. Dann einfach das Eichenbrett von unten anschrauben. Ich würde 5mm schrauben nehmen und noch eine Beilagschreibe zulegen.
Durch diese einfache Konstruktion wird die Platte am, und durch das Seideboard gerade gehalten, kann aber trotzdem noch arbeiten.

Noch ein Tipp: schraub die Platte jetzt wie beschrieben fest. Wenn noch möglich mit Übermaß. Lass sie ein paar Wochen. Und dann kannst du sie nochmals abschrauben und fertig bearbeiten. Evtl auftretende Risse lassen sich dann noch verleimen, oder sonstige Fehler korrigieren.

lg
gerhard
 

EvaTheiss

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Hallo Gerhard, vielen lieben Dank für die Antwort. Das sind wertvolle Tipps. Ich werde wie von dir beschrieben mit den Langlöchern arbeiten. Darüber hinaus mach ich mich auch mal zu Gratleisten schlau. Wieder was dazu gelernt:emoji_wink: schade nur, dass das Brett schon leicht verzogen ist. Ich habe es jetzt erstmal einfach umgedreht, in der Hoffnung, dass es jetzt "in die andere Richtung" arbeitet wird und wieder etwas gerade wird. Klappt das nicht, muss ich nochmal hobeln? Oder gibt es noch eine Möglichkeit?
Also vielen lieben Dank und Grüsse, eva
 

Schlagschnur

ww-ahorn
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Lass es wie du sagst erstmal einige Zeit dort liegen aber so das von beiden Seiten Luft drankommt. Dadurch wird es wahrscheimlich wieder etwas grader.
Wenn du Gradleisten einsetzt lässt sich die Platte auch damit begradigen. Achte nur auf ausreichende Demensionierung dieser und fertige sie aus Holz mit stehenden Jahresringen.
 

WinfriedM

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Problem sehe ich auch darin: Du hast es in die Wohnung geholt, wo vermutlich eine andere Luftfeuchte herrscht, als wo es vorher lagerte. Und dann hast du es so aufgelegt dass es nur von einer Seite Luft bekam. Der Feuchteausgleich läuft also oben viel schneller als unten ab. Damit wirft es sich.

Du müsstest also für eine "Unterlüftung" sorgen und das Brett am besten erstmal frei akklimatisieren lassen.
 

wicoba

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Nun habe ich das Brett einen Tag probeweise auf das Sideboard gelegt und heute ist mir aufgefallen, dass es sich zieht. Erstmal spannend, dass es so schnell so extrem reagiert
Durch das Auflegen auf eine "geschlossene Fläche" wird diese Seite im Prinzip "abgesperrt". Es findet keine Luftzirkulation wie auf der offenen Seite statt. Die offene Seite (oben) startet wie schon angesprochen sofort mit dem Trocknungsprozess.
Das Brett ist jahrelang gelagert worden und lag das letzte Jahr in einem Schuppen, welcher natürlich Außenklima hatte.
Es wird eine Weile dauern, bis hier eine Durchtrocknung in der kompletten Stärke geschehen ist. Solange würde ich die Platte auch nicht festschrauben. Es wäre bestimmt sinnvoll, unten mit Leisten eine Luftzirkulation zu ermöglichen (>2cm) oder die Platte an einem anderen Ort in der Wohnung Trocknen lassen. Wenn möglich ab und zu drehen...
 

sif220

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Hallo Eva,

woran es liegt, dass sich das Brett gewölbt hat, wurde ja schon beleuchtet.

Ich würde
- unter das Brett Leisten schrauben (quer); mit Langlöchern. Gratleisten kann man machen, der Effekt durch die Leisten ist aber praktisch der gleiche, aber deutlich weniger Aufwand
- die vordere Kante vom Brett mit einem 45 Grad Winkel anschneiden und dann von vorne ein Brett aufsetzen (auch mit 45 Grad angeschnitten). Dann sieht das von vorne massiv aus und das Brett ist von beiden Seiten belüftet.

Frohes Schaffen!

Herzliche Grüße

Tom
 

derdad

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Nochmals zur Gratleiste:
Bei einer Gratleiste müsste man aber das schon vorhandene Sideboard umbauen, damit die Gratleisten auch Platz haben.

Den Ratschlägen, zum Akklimatisieren, Leisten zwischen legen, pflichte ich bei. Würde aber trotzdem schon jetzt nieder schrauben. Da sieht man am ehesten wo Spannungen auftreten (Risse, etc ), und diese dann beheben.

Gewiss kommen auch noch Ratschläge mit eingelassenen Metallprofilen, u.a. Aber es führen wie immer viele Wege zum Ziel.

lg
gerhard
 

uli2003

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Dreh die Platte einfach ab und zu um, bis das Werfen nahezu vorbei ist. So in einem halben Jahr dürfte das passen.
Dann drehst du die dir besser gefallende Seite nach oben, und befestigst die Platte nur vorn (mit etwas Wandabstand hinten) mit 2 Schrauben.
Fertig.

Spar dir die ganze Arbeit mit irgendwelchen Langlöchern oder Leisten.

Grüße
Uli
 

kgb007

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Stell das Brett irgendwo hochkant hin und klemm mit Schraubzwingen Kanthölzer über die Flächen. Nach ein paar Wochen die Variante mit den Langlöchern. Wenns zu sehr reißt, musst Du noch mal sägen und vor dem Verleimen die Fuge leicht hohl hobeln. Dann sollte das später auch nicht mehr auf gehen.
 
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