Edelkastanie - Unterschätztes Holz?

Leibhaftiger

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Hallo zusammen,

ich habe mir für den Bau einer Gartenliege und ein paar Beetumrandungen auf Empfehlung des Sägewerks Edelkastanie bestellt. Mit Dauerhaftigkeitsklasse 2 doch sehr ordentlich und preislich auf einem Niveau mit Lärche.

Jetzt meine Frage: Wieso wird Kastanie nie empfohlen? Habe ich hier im Forum noch nie gelesen bei Fragen nach Holz für draußen. Mir sind auch noch nie Terrassendielen oder Gartenmöbel aus Kastanie aufgefallen. Woran könnte das liegen? Übersehe ich da etwas?

Vielleicht kann da jemand von Euch Licht ins Dunkel bringen.
 

narrhallamarsch

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Servus,

der Baum ist mittlerweile ein Geheimfavorit bei Förstern in Sachen Klimawandel.

Größere Bestände gibt es aktuell nur bei uns in der Pfalz, aber bundesweit nicht unbedingt.

Wächst bislang noch nicht überall gut, ist wohl aber im Kommen.

Die deutschen Holzhöker haben ihn noch nicht wirklich auf dem Schirm.
 
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Mir ist das hier im Forum schon häufiger untergekommen.
Gartenzäune und Spielgeräte werden u.a. daraus gebaut.
Vielleicht liegt es an der wenig verbreiteten Kultivierung in unseren Nutzwäldern, dass das Holz nicht weiter verbreitet ist.
Verrätst du, was du gekauft hast und den Preis dazu? Würde mich interessieren

Gruß Steffen
 

teluke

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Schönes Holz und gutes Holz.
Reißt gerne beim Trocknen.

Gibt es in der Pfalz in Mengen, hier in Ungarn auch.
Bei uns stehen da riesige Exemplare.
 

seschmi

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Die Bäume sind etwas frostempfindlich. Es gibt wohl die Regel, dass die Edelkastanie dort wächst, wo man auch Wein anbauen kann.

In der Pfalz sieht man die oft neben Weinbergen stehen - das war vermutlich praktisch, so hatte man gleich ein beständiges Holz für Pfähle vor Ort.
 

Fiamingu

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Die Kastanie ist hart und witterungbeständig. Wird hier für Dachgebälk,
Möbel und Zaunpfosten verwendet. Es reisst gerne und ist beim hobeln
eine Bitch weil die Faserrichtung gerne wechselt. Scharfe messer sind ein
Muss. Achtung, der Schleifstaub ist krebserregend. Ansonsten ein schönes
helles Holz.
 

hobbybohrer

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Es ist tatsächlich so, hier in den Bergwäldern am Rande der Cevennen gibt es viele Wildschweine. Auf Korsika backt man auch mit Kastanienmehl und braut Kastanienbier. Die verbreitete Eichen-Art ist eher von niedrigem Wuchs ( garrique) und dient als Brennholz.
Richard
 

dieweltistrund

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Hallo Kollegen,
die Eifel ist (noch) zu kalt für die Esskastanie, aber in den Weinbaugebieten an Mosel, Ahr, Rhein hatten die Römer die Kastanie wie den Wein mit gebracht und kultiviert. Ab und an findet man schöne starke Exemplare, aber die Bestände sind in der Regel nicht so gepflegt wie bei Eiche, Buche etc.
Im Anhang eine starke Esskastanie, leider mit einigen Verkernungsfehler (denke Frost) und der oft typischer Ringschäle, ordentlich Spannungen, aber ansonsten guter Farbe und ich habe die in 100er Bohlen eingeschnitten, zur Not kann man dann noch Bauholz/Pfähle davon machen :emoji_wink:.
Gruss
Jörg
 

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teluke

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Ich hatte vor ca. 35 Jahren einen guten Kontakt in das Forstamt Annweiler und dort eine ganze Wagenladung Kastanie gefällt und aufschneiden lassen.
Ich finde das ist ein schönes Holz.
Habe mich dann damit jahrelang beschäftigt.

Beim Trocknen auf dem Dachboden sind allerdings praktisch alle von unten her stark eingerissen.
War aber ziemlich starke Ware und so war das nicht tragisch.
 

Leibhaftiger

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Vielen Dank für die Infos, scheint nicht falsch gewesen zu sein, auf die Chefin des Sägewerks zu hören. Bin gespannt, was ich kommende Woche dann bekomme.
 

WoodyAlan

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Ist bei uns leider nirgends zu bekommen. Daraus sind in der Umgebung aber einige Parkbänke und kleine Brücken über Bäche gemacht. I h hab mir selbst zwei in den Garten gesetzt. Wächst unfassbar schnell! Und ist ein wirklich svhöner Baum mit großen dunkelgrünen Blättern im Sommer und knallgelb im Herbst.
 

teluke

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Ist das gleiche.
Ganz anders ist die Roßkastanie.
Hab ich zwar noch nie genutzt, soll aber dem vernehmen nach eher minderwertig sein.
 

Andreas W.

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Hallo allerseits,

ist ja schon einiges zur Eßkastanie geschrieben worden -
weil ich heute drübergestolpert bin, hier mal ein Link zu einer Submission der Landesforsten Rheinland-Pfalz:

https://www.wald.rlp.de/index.php?e...HS_2_Pfalz/21_22__pfalz_7_verkaufsbericht.pdf

Demnach hat hier die Eßkastanie mit durchschnittlich 357,-/fm weniger als die Hälfte der Eichen mit durchschnittlich 773,-/fm eingebracht.
Gut, zur Beurteilung müßte man die Stämme jetzt gesehen haben, aber in der Größenordnung hätte ich den Unterschied jetzt doch nicht erwartet...

Gruß, Andreas
 

dieweltistrund

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Hallo Andreas,
das ist wie mit Äpfel und Birnen und man kann das so nicht in Relation setzen.
Gruss
Jörg
 

Andreas W.

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Hallo Jörg,

zum einen gebe ich Dir recht, so ganz ist das Angebot auf Submissionen nicht vergleichbar.
Zum anderen aber dann irgendwie schon, weil ja dort normalerweise die besten oder zumindest die besseren Stämme liegen. Und zwar von jeder Holzart.

Klar, Eiche ist "en vogue" derzeit, so wie es Buche bzw. Erle in den der 1990er Jahren war. Zu der Zeit hat man Eiche im Vergleich zu heute verramscht.
Eiche kennt jeder, Eßkastanie ist nördlich der Alpen und östlich des Rheins relativ unbekannt. Als Holz hatte ich das noch nicht in der Hand gehabt.

Man müßte einfach mal beim Holzhändler nach dem Preis fragen. Leibhaftiger hat den Preis ja in der Größenordnung von Lärche erwähnt. Die Dauerhaftigkeitsklasse 2 von Eßkastanien-Holz bezieht sich ausschließlich auf das Kernholz, soll die Dauerhaftigkeitsklasse bei der geplanten Anwendung einen Einflauß haben, muß der Splint weg.

narrhallamarsch hat es schon angesprochen, im Rahmen des Klimawandels setzt man in Deutschland auch auf die Eßkastanie.
Auch wo ich wohne (etwa 20 km westlich von Nürnberg, Niederschlag etwa 600 mm im Jahr-also eher trocken, Boden unter geringer Humusauflage oft reiner Sand, aber auch Lehm- also eher schlechte Bodenverhältnisse) wird Eßkastanie angepflanzt.

Anbei mal einige Bilder -zuerst Pflanzen, drei Jahre alt, aus der Baumschule:

Maroni Pflanzen.jpg

Der Pflanzung erfolgt in sowohl in "Löchern" im Bestand, als auch auf freier Fläche:

Maroni Fläche.jpg

Dort sind die Pflanzen vor fünf Jahren gepflanzt worden, also acht Jahre alt:

Maroni siebenJahre.jpg

Hier Bilder von einer anderen bepflanzten Freiefläche, Bäumchen ca. 15-18 Jahre alt, die fruchten teilweise auch schon:

Maroni1.jpg

Maroni2.jpg


Es wachsen hier auch schon ältere Bäume (nachfolgender ist geschätzt 50 Jahre), die Früchte produzieren und sich auch im Wald schon ausbreiten.

Maroni groß.jpg

Maroni.jpg

Man wird abwarten und sehen, wie sich das entwickelt.

Gruß, Andreas
 

WoodyAlan

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Da wachsen die bei dir aber echt schlecht. Ich hab auch etwas humusschicht und dann Lehmboden. Ichvhatte sie vor 3 Jahren aus der Baumschule mit ca 1,5m Höhe geholt und sind jetzt ca 4m mit 1,5m kronendurchmesser! Den kann ich beim wachsen zusehen und tragen auch bereits (ok, minimalst mit unbefruchteten Früchten).
 

Leibhaftiger

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Ich hab letztes WE ein paar der Bohlen zu Hochbeeten verarbeitet. Das Holz ist wunderschön, und die gelieferte Qualität sehr sehr ordentlich (in meinen Augen). Die Bohlen sind alle sehr gerade, da ist nichts verdreht. Gerissen dürfte viel sein, habe einige "halbe" Bohlen bekommen. In Summe sehr wenig Verschnitt bisher. Preislich wie gesagt 600 für den Kubik, lufttrocken. Finde ich angesichts der gebotenen Qualität fair.
Verkauf an mich als Privatperson war überhaupt kein Problem. Bei kleineren Mengen kann es allerdings sein, dass man ein bisschen drauf warten muss, da sie für 2 Bohlen nicht den Stapler losschicken.
Ich bin sehr zufrieden, freu mich jetzt auf den Bau der Gartenliege u.ä.
Hochbeet - 1.jpeg
 
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