Druckkamm - Fluch oder Segen?

lunateide

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Guten Abend Woodworker,

ein Druckkamm, an Frästischen sehr beliebt, drückt ja ein Werkstück nicht nur auf den Tisch oder gegen den Anschlag, sondern verhindert auch, daß selbiges die Richtung wechselt, nämlich zurückgeschlagen wird.
Das zumindest ist seine Aufgabe.
Daß allerdings auch ein gewolltes Zurückziehen des Werkstückes ausgeschlossen ist, verursacht mir Unbehagen.

Da meine OF im Tisch immer mitleidig lächelt ob der ihr zugewiesen Arbeiten und sich permanent nicht gefordert fühlt, sollte es heute etwas härter werden:
Kantel 100 cm lang, Hainbuche, Nutbreite 25 mm, Nuttiefe 20 mm, zu fräsen in einem Durchgang.
Und ab ging die Luzi, jedenfalls 30 cm weit.
Danach kam anstelle der feinen weißen Späne weißes Mehl aus der bereits gefrästen Nut geflogen und im Bereich des Fräsers breitete sich erhebliche Wärme aus.
Vorschub war kaum noch möglich.

Ich habe mein Werkstück ein Stück zurückgezogen, der Fräser hat sich frei gewühlt und es konnte weitergehen.

Was aber wäre passiert, wenn ein Druckkamm den Rückzug verhindert hätte???

Nachdenklich
Roland
 

uli2003

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Ein Druckkamm verhindert nicht das zurückziehen, auch nicht den Rückschlag.
Wieso auch?

Grüße
Uli
 

Sägenbremser

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Hallo Roland

unter dem Blickwinkel der Arbeitssicherheit wäre
es schon besser gewesen du hättest nicht zurück
ziehen können. 99mal geht das schon gut, nur bei
dem einen Mal greift der Fräser doch in das nicht
abgetragene Material und es gibt einen trockenen,
derben Rückschlag.

Beim Bearbeiten von grösseren Nuten ist die Abfuhr
der Spänne schon ein Problem. Auf Tischfräse wird
da ein Nutwerkzeug mit grossem Durchmesser und
eine optimale Absaugung verwendet. Bedeutet dabei
immer - Untertischabsaugung geschlossen und die
Schnittgeschwindigkeit ans obere Ende zu verlegen.

Ist bei den kleinen Werkzeugen einer Oberfräse aber
kaum übertragbar, die verstopfen einfach den Kanal,
es entsteht unerwünschte Reibung und als Lösung
bleibt somit nur ein sehr gemächlicher Vorschub.

Die Druckkämme sind bei diesen Oberfrästischen
eine wirklich preiswerte Option für Sicherheit.

Gruss Harald
 

uli2003

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Harald - warum sollte ein Druckkamm das zurückziehen verhindern? Das tut und kann er nicht, bestenfalls leicht hemmen. Es drücken gerade Flächen aufeinander, da verzahnt nichts.
 

lunateide

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Hallo,

@Harald. Was hätte ich aber machen sollen? Grundsätzlich in mehreren Durchgängen fräsen wäre vernünftiger gewesen. Ich wollte es halt mal wissen.
In der aktuellen Situation blieb mir aber nichts anderes übrig. Ein weiterer Vorschub war nicht möglich.

Das Problem ist, daß beim Nuten keinerlei Absaugung wirken kann.

Wie ist das eigentlich beim Fräsen von Treppenwangen, da sind ja noch ganz andere Kaliber am Werk.
Wirft hier der Fräser die Späne nach oben aus der Nut?

Gruß
Roland
 

Sägenbremser

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Hallo Uli

zuweilen ist einwenig schon mehr als nichts:emoji_slight_smile:

Bei Fräsarbeiten an durchgehend gekrümmten
Bauteilen waren zurechtgeschnippelte Kämme
zumeistens für mich die einzige Möglichkeit die
Rückschlaggefahr zu minimieren. Werde das in
Zukunft auch noch weiter so anwenden. Hatte
einmal das Vergnügen mit einem 7 mtr. langen
Spindeltreppenhandlauf, mich nach einem Rück-
schlag, samt meinem Helfer auf dem Boden der
Werkstatt wieder zu finden. Die sehr alte Aldinger
Bockfräse bot leider auch keinerlei Möglichkeit eine
Rückschlagsicherung anbringen zu können. Spassig
ist das nur noch in der heutigen Erzählung, uns ging
da schon wirklich ganz schön der Arsch auf Grund.

Gruss Harald
 

WinfriedM

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Was hätte ich aber machen sollen?

Maschine ausschalten ist oft eine gute Alternative. Und dann die Parameter so wählen, dass es sicher funktioniert. Also ggf. in 2 Durchgängen fräsen. Oder die Absaugung optimieren.
 

lunateide

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Hallo Winfried,

wo ist bei Fräsen einer Nut auf dem Frästisch überhaupt eine Absaugung möglich?

Vom Anwender aus gesehen ist vorne und hinten die Wand der Nut, nach oben ist der Grund der Nut, nach unten ist die Platte des Frästisches, rechts vom Fräser ist das volle Hols.
Für die Späne bleibt doch nur der Weg durch die bereits gefräste Nut und je länger diese ist umso größer die Gefahr, daß sie verstopft.

Absaugung am Anschlaglineal kommt nicht zum Tragen.
Bleibt nur die Absaugung nach unten am Fräser vorbei, die aber so gut wie keine Rolle spielt, weil der Einlegering den Fräser dicht umschließt.

Bitte erkläre mir Deinen Vorschlag Absaugung optimieren.

Gruß
Roland
 

Sägenbremser

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Roland, war etwas langsam, meine alte Hündin
mußte einmal ganz schnell ihr Geschäft machen.

Beim Treppenwangenfräsen sind die Parameter
etwas anders aufgestellt. Es werden nicht ganz
so grosse Durchmesser verwendet, der Radius
der Treppenvorderkante spielt da auch noch mit.
Gängig sind um die 18-22mm und die Tiefe ist
dabei auch nicht wirklich sehr gross. Selbst die
einfache Entstaubung über einen handelsüblichen
Absaugschlauch wirkt da noch ausreichend.

Wer das mit einem Engelhard/Pouwelsgerät in
der älteren Bauart macht, hat da genau so wenig
Probleme mit, wie es jetzt auf dem aktuelleren BAZ
üblich geworden ist. Das sind wirklich beherrschbare
Spännevolumen und selbst auf meinem eher simplen
Scheer TW 4 bleibt der Arbeitsplatz erstaunlich sauber.

Gruss Harald
 

Mitglied 30872

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Harald - warum sollte ein Druckkamm das zurückziehen verhindern? Das tut und kann er nicht, bestenfalls leicht hemmen. Es drücken gerade Flächen aufeinander, da verzahnt nichts.

Ja, doch, Uli. Das ist mir an der Tischfräse auch schon passiert, dass ich das Werkstück gerne etwas zurückgezogen hätte. War aber eben leider nicht möglich. Deshalb Fräse abschalten und nochmal von vorne.
 

Fiamingu

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Wenn du nur nach unten absaugen kannst, nimm einen
Ring aus der Einlegeplatte deines Frästisches. Ein Spiral-
nutfräser führt die Späne auch besser nach unten ab. 20
mm in einem Durchgang würde ich auch nur mit gemach
fräsen. Ach ja, die Druckkämme dienen bei mit als dritte
Hand. Gefederte Andruckrollen gehen auch.
 

WinfriedM

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Was den Spanabtransport angeht, sind gewendelte Nutfräser besser. Und dann müsstest du von unten absaugen. Ich vermute mal, du nutzt eine normale Oberfräse in einem selbstgebauten Tisch. Das Standard-Absaugzubehör der Oberfräse müsste doch dann genau in diese Richtung absaugen.

Hier mal ein Bild von Heiko Rech, wo deutlich wird, welche Absaugung ich meine:
http://www.heiko-rech.de/grundlagen/bilder/of1_g.jpg
 

ranx

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moin,

ich habe die Andruckkämme auch an der Säge im Einsatz,
als dritte Hand bzw. da wo ich die erste oder zweite nicht
einsetzen möchte ...

LG uwe
 

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beppob

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moin,

ich habe die Andruckkämme auch an der Säge im Einsatz,
als dritte Hand bzw. da wo ich die erste oder zweite nicht
einsetzen möchte ...

LG uwe

grüß dich Uwe,

und warum liegt der Spaltkeil nebendran :confused:
eigentlich sollten die Kämme stufig abgeschnitten sein, daß mehrere im Einsatz sind :emoji_wink:
 

ranx

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hallo Beppo,

ich habe da genutet, warum der Keil daneben liegt weiß ich nicht mehr...
den Stufenschnitt werde ich beim näxten Einsatz probieren.

Danke, uwe
 

uli2003

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Ja, doch, Uli. Das ist mir an der Tischfräse auch schon passiert, dass ich das Werkstück gerne etwas zurückgezogen hätte. War aber eben leider nicht möglich. Deshalb Fräse abschalten und nochmal von vorne.

Wenn die Lamellen sehr steil stehen, kann das sein. Dann gibt es ggf. eine Keilwirkung beim zurückziehen.
In dem Fall steigt aber auch die Vorschubkraft stark an, daher sollte man das nicht machen.

Grüße
Uli
 

Komihaxu

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Wenn man den Druckkamm so wie Ranx gestaltet, verhindern sie natürlich kein Rückziehen. Wenn man sie schräg schneidet, tun sie das sehr wohl.

Wie schon oft angedeutet, ist das Zurückziehen freilich gefährlicher Unsinn. Wenns nicht weiter geht: Notaus, Maschine korrekt einrichten und nochmal neu versuchen.
 

Besserwisser

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Also der Aigner-druckkamm ist geometrisch so ausgeformt, dass ein Zurückziehen quasi unmöglich ist.
Wenn dieses Sperren unerwünscht ist, dann heisst das Zauberwort BOGENFEDER!
 

Holz-Fritze

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Nie und nimmer ist ein Druckkamm ein Fluch. Bevor ich meine Gesundheit gefährde himmel ich lieber ein Werkstück oder einen Fräser.
 

uli2003

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Ja, der Aigner steht recht steil.
Ein Probefräsen sollte jedoch möglich sein, daher lieber eine Andruckrolle oder eine Bogendruckfeder - letztere ist jedoch oft etwas im Weg.

Grüße
Uli
 

lunateide

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Guten Abend Woodworker,

danke für die vielen konstruktiven Beiträge; ich werde das alles noch mehrfach lesen und hilfreiche Ratschläge befolgen.
U.a. wurde ein Notaus empfohlen.
An meinem Festool-Frästisch habe ich den üblichen Sicherheitsschalter. Was bewirkt ein Notaus darüberhinaus.
Gesehen habe ich ihn z.B. an einer Kreissäge mit Vorritzer. Hier wurden mit einem Knopfdruck zwei Motore ausgeschaltet.

Gruß
Roland
 

ranx

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moin,

der Notaus wird so montiert das man im Notfall ohne zu denken
oder zu suchen den Schalter sofort erreichen kann.
Ob mit dem Knie oder Stirn oder der Hand, da muss man sich für
die Arbeitsstellung entsprechend entscheiden wie er am besten
zu erreichen ist. Es gibt auch die Möglichkeit mehrere Schalter
zu montieren. Weiterhin sind die modernen Maschinen mit dem
Notaus so verbunden das ein Motor-wieder-anlaufen nach
der Notaus-Rückstellung nicht erfolgt. Das geht dann wieder mit dem
Betriebsartenwahlschalter oder Start-Stop Schalter etc.

LG uwe
 

Komihaxu

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der Notaus wird so montiert das man im Notfall ohne zu denken
oder zu suchen den Schalter sofort erreichen kann.
Ob mit dem Knie oder Stirn oder der Hand, da muss man sich für
die Arbeitsstellung entsprechend entscheiden wie er am besten
zu erreichen ist.
Genau.
Probiers folgendes aus: Stell jemanden neben dich, der ohne Vorwarnung irgendwann urplötzlich "JETZT" schreit. Dann musst du so schnell wie möglich deine Maschine ausschalten.
Wenn du nicht in maximal 2 Sekunden drücken kannst, taugt dein Ausschalter (oder sein Platzierung) nichts und ein Notaus wäre ratsam. Brauchst du mehr als einen Versuch, taugt er nix. Schaltetet der Schalter nicht ab, wenn du dich mit Bauch/Knie/flacher Hand dagegenwirfst, taugt er nix.

Ich habe bei meinem Ausschalter damals zum Glück mitgedacht:
https://www.woodworker.de/forum/glueck-gehabt-fraestisch-nie-mache-t98607.html
 
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