Dielenboden verhunzt

alt-0248

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Moin,

habe mich mal aufgrund eines größeren Missgeschicks, bei dem ich nicht recht weiterweiß, hier angemeldet.

Nach meinem Einzug bin ich gerade dabei, in einem Zimmer den Dielenboden zu renovieren. Habe den alten Lack abgeschliffen und will nun mit einem wasserbasierten Lack neu versiegeln (Material ist schon da). Die ganze restliche Wohnung hat auch einen lackierten Dielenboden.
Allerdings knarzen meine Dielen (Nut und Feder) erheblich und werde sie noch stellenweise nachschrauben. Als ich diesen Tipp mit dem Leinöl gelesen habe, bin ich auf die gloreiche Idee gekommen, Leinöl mit einer feinen Spritze in den Fugen (sind bei mir bis etwa 4mm breit) zu verteilen, damit das Knarren der Dielen untereinander aufhört. Durch die kapillare Wirkung hat sich das Öl aber logischerweise ein Stück weit in das Holz hinein ausgebreitet. Nun haben die Dielen durch das Öl beiderseits der Fugen immer einen 0,5 - 1cm breiten dunklen Streifen.
Ich ärgere mich gerade maßlos über meine Schnapsidee, denn jetzt habe ich einen streifigen Dielenboden und zudem dürften Öl und Lack wohl keine tolle Kombination sein. Zwar dürfte das Holz nach dem Lackieren auch noch etwas dunkler werden, ich habe aber die Befürchtung, daß die Streifen dann trotzdem noch sichtbar sind. Habe schon mal an einer Stelle ein bißchen geschliffen, aber das bringt natürlich nichts, da das Öl ja von unten (also von Nut und Feder aus) hochgezogen ist. Danach habe ich kleine Würste aus Küchentüchern ("Wisch + weg") in die Fugen gestopft in der Hoffnung, diese würden wieder etwas Öl aufsaugen und die Streifen wären dann nicht mehr so dunkel. Hat aber auch nach einer Woche Saugdauer nichts genützt.
Habt ihr einen Tipp, wie man das Problem beheben kann, ohne den kompletten Boden zu ölen?

Hier das Elend in voller Pracht:

2019-03-30-2158.jpg

2019-03-30-2157.jpg
 

WinfriedM

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Pures Leinöl wird ewig nicht trocken und zieht dir so noch tiefer ins Holz. Wenn es voll getrocknet wäre, könntest du nochmal schleifen in der Hoffnung, das Öl wegzubekommen. Aber das ist alles recht problematisch. Insofern würde ich dir raten, den Boden zu ölen.

Was spricht denn gegen ölen?
 

Mister G

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Wenn ich mir das Fugenbild so anschaue, stellt sich mir die Frage, ob ich diesen Boden wirklich so in meiner Wohnung haben möchte. Die genannten 4 mm scheinen nicht die Ausnahme sondern eher die Regel zu sein – da dürften reichlich feuchte Dielen eingebaut worden sein, ich schätze bei diesem gewaltigen Schwund so um die 18 – 20% – fachgerecht wären 10 – 12%. Wenn dann der ganze Boden noch knarzt und man das Leinöl-Desaster dazu nimmt, würde ich über einen Austausch gegen gut getrocknete Ware in fachgerechter Verlegung nachdenken…
 

alt-0248

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@alle: erstmal ein dickes Danke für die schnellen Antworten.

@Winfried, Ingo:
Das ist natürlich nicht der Tipp den ich hören wollte, aber ich habe das schon befürchtet. :emoji_disappointed:
Die Entscheidung zum Lack habe ich getroffen, weil die restliche Wohnung auch lackiert ist und ich mir zudem eine höhere Abriebfestigkeit im Vergleich zu einem geölten Boden verspreche. Im betroffenen Zimmer war von der Zimmertür zur Balkontür eine wirklich heftige Laufspur reingelaufen und ich habe die Hoffnung, von so etwas durch eine stabile Lackierung länger verschont zu bleiben.

@Mister G: Die Fugenbreiten sehen tatsächlich alle so aus. Allerdings nicht nur im jetzt hergerichteten Zimmer, sondern in der kompletten Wohnung. Da will ich nicht wirklich ran, zumal ich die Wände und Türen in der kompletten Wohnung schon renoviert habe. Für den Austausch der Dielen müsste ich ja auch die Fußleisten rausnehmen. Da könnte ich dann hinterher wahrscheinlich auch gleich noch tapezieren. Der Entschluss, im betroffenen Zimmer nochmal den Boden anzugehen, kam bei mir erst, als alles andere renoviert war und der Boden dann im Vergleich zu den dann frischen Wänden und Türen erst so richtig unschön aussah.
Zum Desaster: Wenn ich erst nachgeschraubt hätte und das Knarzen dann schon weg gewesen wäre, hätte ich den Blödsinn mit dem Leinöl wahscheinlich gar nicht mehr gemacht. Glücklicherweise habe ich es zumindest vor dem Lackieren gemacht, sonst hätte ich die dunklen Streifen jetzt wohl unter dem Lack.

@Holzfummler: Werde ich mal versuchen. Hast Du das selbst auch schon mal gemacht und kann man dafür einfach Flüssigseife wie zum Händewaschen nehmen? Ich gehe mal davon aus, daß ich immer schön in Richtung der Maserung schrubben und das Holz zwischen den Schrubbgängen trocknen lassen muss. Hat das auch irgendwelche negative Auswirkungen auf das Holz (ist ja derzeit komplett ungeschützt). Wenn das alles nichts nützt, kann ich ja immer noch auf Winfrieds und Ingos Tipp zurückgreifen.
 

michaelhild

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Ich bin ja auch fürs ölen. Mir währe da das Risiko ehrlich gesagt zu groß, dass der Lack später doch nicht optimal hält und sich löst, gerade die Kanten der Dielen, sind ja für sowas am empfindlichsten.

Ansonsten finde ich die Fugenbreite gar nicht so schlimm. Es muss nicht immer alles perfekt neu aussehen.
 

Holzfummler

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Moin,
habe alle meine alten Kiefermöbel mit normalem Spülmittel(aber richtig seifig) und Bürste (da ein paar strukturiert waren) so gereinigt und entfettet. Schön schruppen, dass es richtig schäumt, den mit einem Lappen oder Schwamm aufnehmen.
Mach mal erst an einer Stelle eine Probe. Nuten vielleicht abdecken, willst ja das Öl gegen Quietschen behalten.

Vielleicht quillt es etwas, kannst dann aber mit Schleifen egalisieren.
Gruß
Thomas
 

WinfriedM

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Frosch Neutralreiniger oder auch ein Standard Spülmittel (kein rückfettendes) kannst du verwenden (Pril Original, Fit Original, Fairy Ultra). Deutlich höher konzentriert arbeiten, als normal. Zum Schluss aber nochmal mit klarem Wasser nacharbeiten.

Würde erstmal einen Test an einer kleinen Stelle machen.
 

alt-0248

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Moin,

ich bin den Tippgebern ja noch ein Feedback schuldig, nachdem ich mein Leinöl-Malheur mit ihrer Hilfe beseitigen konnte.

Ich habe die Variante vom Holzfummler umgesetzt und bin damit letztlich auch zum Ziel gekommen. Das Ganze hat in Summe viel Arbeit gemacht, da der Ölstreifen nach den ersten Schrubbvorgängen nur wenig abnahm. Insgesamt habe ich den Boden mindestens zehnmal abgescheuert und hinterher immer wieder gut trocknen lassen.
Nach dem fünften oder sechten Mal waren die Steifen schon gut aufgehellt, da tauchte dann das Problem auf, daß die Dielen grünstichig wurden. Das kam vom grüngefärbten Spülmittel, mit dem ich geschrubbt hatte und ich hatte WinfriedMs Hinweis mit dem anschließenden Nacharbeiten mit klarem Wasser nicht beherzigt.
Ich habe deshalb dann noch einige Male nur mit klarem Wasser geschrubbt, wobei bei den ersten zwei, drei Malen noch ordentlich Schaumbildung auftrat. Als gar keine Schaumbildung mehr auftrat, habe ich noch ein weiteres Mal geschrubbt, um sicherzugehen, daß nicht noch irgendwelche Seifenreste im Holz sind, die die Haftung des Lacks beeinträchtigen könnten.

Nach der ganzen Schrubbaktion war das Holz natürlich ziemlich aufgerauht, und dementsprechend habe ich das Zimmer noch mal geschliffen.
Hinterher habe ich das Zimmer noch drei Wochen stehen lassen, weil ich die Befürchtung hatte, daß das Leinöl, das weiter unten ja noch im Holz ist, aufgrund der Kapillarwirkung allmählich wieder nach oben ziehen könnte. Hat sich aber nichts getan.

Inzwischen ist auch die Lackierung fertig und ich bin mit dem Ergebnis auch Recht zufrieden.
So sieht's aus (ungefähr gleiche Blickrichtung wie im Startpost):
Dielen 20190520 lackiert (6).jpg Dielen 20190520 lackiert (7).jpg

Abschließend noch mal mein Dank an alle Tippgeber (auch die, deren Tipps nicht zur Anwendung kamen), sowie an die Forumsbetreiber.
 

alt-0248

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Ergebnis sieht doch gut aus. Welchen Lack hast du denn verwendet?

Ich die Hausmarke von Obi verwendet. "Obi Treppen- und Parkettversiegelung Seidenmatt".

Insgesamt habe ich vier Anstriche gemacht. Für die Grundierung habe ich den Lack mit 15% Wasser verdünnt. Die folgenden drei Anstriche sind jeweils unverdünnt draufgekommen.
Nach der Grundierung waren die Dielen wieder ziemlich rauh. Da haben sich wohl noch zahlreiche Fasern wieder aufgestellt. Da ich aber zwischen den Anstrichen jeweils geschliffen habe (den rauhen Boden nach dem Grundieren maschinell, danach immer nur mit Schleifklotz) war der Boden dann auch schön glatt.
 
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