naren4nick

ww-pappel
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Guten Tag, ich beschäftige mich die letzte Zeit sehr viel mit den Werkzeugen eines Schreiners (eben auch weil ich in einer ähnlichen Ausbildung bin). Nun habe ich eine Frage denn im Internet gibt es von verschiedenen Anbietern und Schreinern verschiedene Aussagen zu folgendem Thema: Das perfekte Hobeleisen. Nach dem was ich mich erkundigt habe besteht eben dieses eisen aus Chrom-Vanadium-Stahl (ist standfest und rostfrei zumindest wurde mir das berichtet) und einer Härte von 60+ Rockwell (das ist die Härte des Eisens wenn ich das richtig verstanden habe) nun möchte ich allerdings wissen ob das "richtig" ist, ich kann mir vorstellen das das nicht das "perfekte" Hobelmesser ist, aber für einen einfachen Schreiner der keine 500 Euro pro Hobel ausgeben möchte dürfte das stimmen, oder liege ich hier komplett falsch?
Vielen Dank für ihre Antwort und Hilfe und noch einen schönen Tag
 

Holzwurm2021

ww-nussbaum
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Das Wörtchen perfekt kann man mal weglassen, denn es kommt auf der Erde so gut wie nie vor, auch nicht beim Hobeleisen. Da kann man sich natürlich wie ein Chemiker oder Physiker bis in die mikroskopischen Strukturen des Materials vorarbeiten aber wesentlich ist die menschliche Fähigkeit das Werkzeug zu benutzen, da ist ein Extrem des Eisens in irgendwelche besonderen Legierungen zweitrangig. Wichtig ist, dass man einen spiralförmigen möglichst langen Span abheben kann. Dafür ist ein Doppelhobel bestens geeignet, auf die Einstellung und den Schliff kommt es an aber welche exotischen Legierungen das Eisen hat, womöglich um den Preis hoch zu treiben oder an 'perfekt' zu glauben, ist für den Schreiner völlig nebensächlich. Es gibt auch nicht den perfekten Hobel, egal was er kostet, das Hobeln muss man üben, so oder so.
 

naren4nick

ww-pappel
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Das Wörtchen perfekt kann man mal weglassen, denn es kommt auf der Erde so gut wie nie vor, auch nicht beim Hobeleisen. Da kann man sich natürlich wie ein Chemiker oder Physiker bis in die mikroskopischen Strukturen des Materials vorarbeiten aber wesentlich ist die menschliche Fähigkeit das Werkzeug zu benutzen, da ist ein Extrem des Eisens in irgendwelche besonderen Legierungen zweitrangig. Wichtig ist, dass man einen spiralförmigen möglichst langen Span abheben kann. Dafür ist ein Doppelhobel bestens geeignet, auf die Einstellung und den Schliff kommt es an aber welche exotischen Legierungen das Eisen hat, womöglich um den Preis hoch zu treiben oder an 'perfekt' zu glauben, ist für den Schreiner völlig nebensächlich. Es gibt auch nicht den perfekten Hobel, egal was er kostet, das Hobeln muss man üben, so oder so.
Aber ich möchte meinen Hobel ja nicht nach jedem mal hobeln erneut schärfen, sondern seine Standzeit sollte ja "lang genug sein" und nach einer Nacht in der feuchten Garage sollte er ja auch nicht gleich Rost aufweisen, oder wäre das ihrer Meinung egal?
 

seschmi

ww-robinie
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Schau mal bei Gerd Fritsche, der hat sich dem Bau des (annähernd) perfekten Hobels verschrieben und bietet auch entsprechende Eisen

Wie immer bei Schneiden gibt es widersprüchliche Anforderungen: Das Material soll einerseits sehr hart sein, damit es die Schärfe lange hält, andererseits nicht zu spröde, sonst bricht die Schneide leicht aus. Deshalb gibt es unendlich viele mögliche Kompromisse, das hängt auch vom Hobel und vom Schnittwinkel ab.

Japanische Eisen (und sicher auch die alten Europäischen) bestehen aus einfachem Kohlenstoffstahl, der sich sehr fein schleifen lässt, aber natürlich rostet. Moderne Europäische aus Stahlsorten, die neben Chrom und Vanadium noch Molybdän und Mangan enthalten, u.a. um die Sprödigkeit zu vermindern. Die sind dann etwas weniger rostanfällig.
Dann gibt es auch noch Sonderformen, wie laminierte Eisen aus verschiedenen Stählen, HSS, Hartmetall und vieles andere.
Außerdem muss Stahl ja noch gehärtet werden, auch da gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

Rost ist allerdings bei Hobeln normal weniger ein Problem - Hobel stehen ja normal trocken.

In der Praxis ist es viel, viel wichtiger, dass das Eisen richtig scharf ist. Da liegt meist das Problem, und nicht im Material...
 

joh.t.

ww-robinie
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Es kommt auch immer auf das zu bearbeitende Material an.
Wenn du in einer ähnlichen Ausbildung bist kommt es genau darauf an.
Dieser ganze Hype ist zum großen Teil auch MARKETING.
Mit einem Bridge City Hobel , Dictum hat das Zeug, wird nie eine Treppe gebaut werden, der sieht keine Montage.
Den kauft irgendein Akademiker / Ingenieur mit einem Faible für Handwerkzeug und stellt ihn sich in die Vitrine.
 

Mitglied 24010 keks

Gäste
Der perfekte Hobel ist für mich ein Rali Hobel. Messer in 10sec. scharf, in Sekundenbruchteilen eingestellt und bei Bedarf kann man sogar HM Messer kaufen.
Kostet nicht die Welt und funktioniert auf Baustelle sowie Werkstatt zuverlässig und ausreichend.
Aber ja, es kommt auch immer drauf an was man damit machen will. Aber auch mit dem Rali kann man Mal eine Säge Schnittkante glattziehen. Ob man den jetzt zum bestoßen oder dergleichen nehmen kann bzw. sollte... Keine Ahnung... verputzen bin Verbindungen die nachher noch geschliffen werden geht aber super.

Gruß Daniel
 

Holzwurm2021

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Klingt für mich alles nicht nach Handwerk sondern dem Wunsch ein 'High-End-Gerät' zu besitzen. Beim Schreiner ist die Hand High-End und dann kommt das Werkzeug. Ein besonders guter Handwerker macht aus der letzten Gurke noch 'Gold'. Jedoch gönne ich jedem sein perfektes Gerät, nur weiß ich, als Handwerker kaum einsatzfähig. Aber perfekte Werkzeuge besitzen ist auch was schönes, für die Vitrine.
 

ProcessIng

ww-fichte
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Hallo zusammen,
ist ein sehr interessantes Thema. Als erstes müsste definiert werden, was perfekt in Bezug auf Hobeleisen überhaupt bedeutet. Da werden die Meinungen schon auseinandergehen.

Leider sind die Überlegungen für sich genommen wenig zielführend. Alle angebotenen Hobeleisen wird man so schärfen können, dass sie ordentliche Späne produzieren. Im Grunde ist es sinnvoller das gesamte System von Hobeln, Einstellen und Schärfen zu betrachten und zu optimieren. Da relativieren sich Unterschiede vom Werkstoff des Hobeleisens schnell.

Ein weiches Hobeleisen, das eine kürzere Standzeit hat, jedoch auch schnell wieder scharf ist, kann sinnvoller sein als das HSS- (oder HM-) Hobeleisen, das deutlich länger bis zur Schärfe benötigt.

Wie bereits hier geschrieben wurde geht es beim Hobeleisen um Kompromisse zwischen Härte, Duktilität, Gefüge und Korrosionsbeständigkeit. Alles wird beeinflusst von der Legierungszusammensetzung. Das Spannungsfeld Härte und Duktilität ist schnell erklärt. So hart wie möglich, so duktil wie nötig. Ein glashartes Hobeleisen hätte eine hohe theoretische Standzeit, würde aber lange vorher zerbrochen sein. Ein feines Gefüge ist wichtig für eine scharfe Schneide. Dem können aber bestimmte Legierungselemente einen Strich durch die Rechnung machen. So können sich in höher legierten Stählen Karbide (gut für hohe Härte) bilden, die deutlich zu große Korngrößen haben. Das führt zu Mikroausbrüchen an der Schneide (hatte ich schon bei Solinger Küchenmessern). Die Bildung solcher Karbide ist ein großer Nachteil von „rostfreien“ Stählen (Rostfreiheit gibt es per se nicht, kommt immer auf die Bedingungen an). Dem kann man dann mit anderen Legierungselementen entgegenwirken, was zu noch mehr Kompromissen führt. Rosten von Hobeleisen sehe ich selbst unkritisch. Worauf es ankommt, wird sowieso regelmäßig blank geschliffen beim Schärfen. Den Rest hält ein Tropfen Öl in guter Form.
Pulvermetallurgische Stähle können einiges Mehr leisten als viele Standardqualitäten. Da weiß ich im Detail aber auch nicht mehr Bescheid.

Und nicht zu vergessen, die Standzeit ist auch abhängig von der Schneidengeometrie.

Welchen Kompromiss will man also eingehen? Die optimale Lösung wird jeder für sich selbst finden müssen. Die wird für den kommerziellen Betrieb anders aussehen als den Hobbyisten mit Faible für Liebhaberschärfe.
 
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