Berufsfelderkundung 2022 und kein Tischler/Schreiner will!?

KaiX0

ww-robinie
Registriert
2. November 2021
Beiträge
2.332
Ort
Stubben bei Bad Oldesloe
Einige haben eben hohe Ansprüche ans Personal, andere geben auch den Menschen eine Chance, die schulisch vielleicht andere Dinge im Kopf hatten und deren Potential sich erst nach einer Weile zeigt. .
Da gebe ich Dir recht. Und, mal ganz ehrlich, welcher testosterondemente Jungendliche findet Schule, bravsein etc. schon wirklich wichtig? Manche kommen eben später, und oft sogar umso besser, in Fahrt. Es sollte also Motivation mehr zählen als Zahlen, die Auskunft darüber erteilen, ob der Kerl mit 15 von der hübschen Mitschülerin geträumt oder Mathe geübt hat. Basiskompetenzen müssen allerdings vorhanden sein, unfallfreies Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuverlässigkeit und ein Mindestmaß an Durchhaltevermögen also.
 

uli2003

ww-robinie
Registriert
21. September 2009
Beiträge
14.326
Alter
58
Ort
Wadersloh
Die von dir angesprochenen Dinge machen die Sache ja so problematisch. Betriebliche Abläufe sind schnell gestört, vor allem dann, wenn nebenbei noch ein Praktikant einiges anrichten kann - im Guten wie im Schlechten. Bei einem eintägigen Praktikum ist alles kein Problem, bei einem mehrwöchigen möchte der Praktikant aber auch etwas erleben und zugeteilt bekommen. Das muss immer auch jemand machen. Nach jedem Praktikum schnaufe ich erst mal durch und denke - das machst du erstmal nicht wieder. Bis dann Gras drüber gewachsen ist, dann geht's wieder.
Nicht jeder kann und möchte diese Verantwortung in betriebliche Abläufe integrieren.

Ich hatte mal einen, der hat voller Gutmütigkeit bei laufender Maschine mit dem Lappen die Späne vom Abrichter gewischt. Nun hat er drei etwas kürzere Finger. Warum ich das nicht verhindert habe? Ich habe Holzklötze für Hocker abgerichtet. Natürlich muss dazu der Schutz weit offen sein, anders ist das nicht möglich. Als ich mich umgedreht habe um das 60 kg Teil wegzustellen, fing der an zu wischen. In dem Moment wo ich den Würfel weggeworfen habe um ihn am Hals zu packen, machte es schon rrrrrttt... Gott sei Dank war ich schnell genug um das Schlimmste zu verhindern.
Die Bürokratie nach so etwas ist nicht ohne, das braucht niemand. (Der Praktikant ist übrigens später Tischler geworden)
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
8.279
Ort
Pécs
Wir hatten auch mal einen Schüler (kurz vor dem Abitur, Sohn einer Freundig meiner Frau) für ein Praktikum im Haus.
Der wollte den Betrieb kennenlernen.
Also hat ihn meine liebe Frau auch mal ein paar Stunden zu mir in die Schreinerei geschickt.
Ich habe ihm alles gezeigt und erklärt.
Soweit so gut.
Dann habe ich ihm die Bandsäge erklärt und gezeigt wie man damit arbeitet.
Dann habe ich ihn mit der Bandsäge Eichesplint zu Brennholz schneiden lassen.
Ich bin dann ein paar Minuten weggewesen (großer Fehler). Das Schneiden mit der Bandsäge hat ihm so gut gefallen dass er, als er mit dem Splint fertig war, vorgeschnittene sehr schöne Esche auch zu Brennholz zusammengeschnitten hat.
Damit war für mich die Einführung beendet.
 

Rookie77

ww-robinie
Registriert
31. Oktober 2019
Beiträge
1.652
Ort
Mandalore
Durchhaltevermögen ist in der heutigen Zeit teilweise wirklich Mangelware. Wird aber auch nicht wirklich gefördert, wenn die Kinder im Kindergarten in einem "Wettbewerb" schon alle dieselbe Medaille erhalten. Selbst die, die beim Wettrennen vor der ersten Kurve schon falsch abgebogen sind. Klingt komisch, wird aber heute so gemacht und fördert einen gewissen Ehrgeiz in keinster Weise.

Und sobald die Kinder mal nicht in irgendwas gut sind, sind direkt die Lehrer Schuld.
 
Registriert
3. Februar 2016
Beiträge
1.774
Ort
65307 Bad Schwalbach
Hallo mit einer kleinen Anekdote zur Erheiterung:

Es klingelt an der Tür. Davor steht unterm Carport ein Jugendlicher neben seinem laufenden Moped und hält mir einen Wisch unter die Nase.
Seine grußlose Ansprache: "Ich soll mich hier melden. Unterschreib mal. Ich brauch ne Unterschrift.".

Die vage Information, die ich ihm aus der Nase ziehen konnte:
Er war wohl von Amts wegen mit einer Adressliste unterwegs, um sich einen Praktikumsplatz zu suchen.

Der Rest der Befragung ist nicht druckreif.
Gruß
 

FredT

ww-robinie
Registriert
26. Juni 2014
Beiträge
5.861
Ort
Halle/Saale
Ist so eindeutig ein Produkt mangelhafter Erziehung. Da wurde im Häuslichen wohl alles falsch gemacht.
 

Stefan951

ww-nussbaum
Registriert
26. Mai 2012
Beiträge
85
Ort
BaWü
Ich kann nachvollziehen was einige hier schreiben, im Sinne von Verantwortung im Betrieb usw.
Wir (Zimmerei) haben jahrelang jeweils 2 Azubis ausgebildet pro Lehrjahr. In den Ferien wenn keiner Schule hatte, hatte man also 6 Lehrlinge vom 1. bis zum 3. Lehrjahr quer gestreut. Da war dann was los auf der Baustelle und als Geselle bist du dann ganz schnell überfordert und kommst nichtmehr selbst zum Arbeiten, je nachdem wie viel "kleinscheiss" du eben abgeben konntest (Winkel ausnageln, Hölzer abschrauben usw)
Ziemlich schnell hat man dann aber auch gemerkt wem man eine kleine Verantwortung zu selbstständigem Arbeiten anvertrauen kann, und wem nicht.
Ich empfand es immer sehr angenehm wenn dann die älteren den jüngeren sogar noch selbstständig nach Feierabend was beigebracht haben beim Sparrenaufriss, Versätze anzeichnen usw.
Und egal wie stressig der Tag war, abends beim Feierabend Bier zusammen hat sich der Teamgeist gestärkt, und derjenige der sich am Tag noch überlegt hat alles hinzuschmeissen, war am nächsten Tag doch wieder da.
Meistens hat sich das dann aber über die 3 Lehrjahre auch ein wenig selbst ausgedünnt, da (vor allem in den Letzten Jahren) oft einer pro Lehrjahr abgebrochen hat.
Das konnte man aber nach 2 Monaten meist auch erahnen dass derjenige eben einfach nicht genau so für den Beruf geschaffen ist, oder sich schwer tut, im Gegensatz zu den anderen.
Lehrjahre sind eben keinen Herrenjahre... Der Spruch gilt nach wie vor, leider stossen die heutigen Azubis eben schneller an die Belastungsgrenze wie früher..
Mein Chef bildet nun nichtmehr aus, bzw Ich werde dann wieder ausbilden, sobald mein Meister abgeschlossen ist. Und so lang ist bei uns im Betrieb eben stillstand was Ausbildung angeht.
Und trotzdem haben wir oft in den Ferien Praktikanten aus den Schulen und geben jedem eine Chance der einigermaßen anständig Rüber kommt beim ersten Gespräch.
Wir können uns nicht über fehlende Gesellen/Fachkräfte beklagen, wenn wir sie nicht auch ausbilden. Und natürlich ist das für den Betrieb und auch für die Mitarbeiter im schlimmsten Fall mehr Last als Hilfe. Aber wenn du jemand in die richtige Bahn bekommst, hast du einen Mitarbeiter an deiner Seite auf den du vertrauen kannst und arbeiten verlässlich abgeben. Dieses Denken muss man eben auch vermitteln.
Und von den Azubis, die nach Ihrer Lehre bei uns zu anderen Firmen gegangen sind, ist nur ein kleiner Bruchteil "normaler Arbeiter" geblieben. Die meisten sind Kolonnenführer und haben teils wesentlich ältere Gesellen und Hilfsarbeiter unter sich.
Somit denke ich die etwas härtere und (damals durch meinen AG) auch lautere Ausbildung hat nicht geschadet um ein bisschen Biss rein zu bringen in die Kerle.
Es kommt aber natürlich auch immer drauf an wie die Firma aufgestellt ist bzw welche Arbeiten ausgeführt werden, da können wir gottseidank ein bisschen durchtauschen dass der Praktikant an dem einen Tag, in dem er mal reinschnuppern möchte, nicht bloß OSB Platten in das Dachgeschoss übers Treppenhaus tragen darf.
Also nur mal so kurz meine Meinung zu dem Thema...
MfG
Stefan
 
Oben Unten