Ich kann nachvollziehen was einige hier schreiben, im Sinne von Verantwortung im Betrieb usw.
Wir (Zimmerei) haben jahrelang jeweils 2 Azubis ausgebildet pro Lehrjahr. In den Ferien wenn keiner Schule hatte, hatte man also 6 Lehrlinge vom 1. bis zum 3. Lehrjahr quer gestreut. Da war dann was los auf der Baustelle und als Geselle bist du dann ganz schnell überfordert und kommst nichtmehr selbst zum Arbeiten, je nachdem wie viel "kleinscheiss" du eben abgeben konntest (Winkel ausnageln, Hölzer abschrauben usw)
Ziemlich schnell hat man dann aber auch gemerkt wem man eine kleine Verantwortung zu selbstständigem Arbeiten anvertrauen kann, und wem nicht.
Ich empfand es immer sehr angenehm wenn dann die älteren den jüngeren sogar noch selbstständig nach Feierabend was beigebracht haben beim Sparrenaufriss, Versätze anzeichnen usw.
Und egal wie stressig der Tag war, abends beim Feierabend Bier zusammen hat sich der Teamgeist gestärkt, und derjenige der sich am Tag noch überlegt hat alles hinzuschmeissen, war am nächsten Tag doch wieder da.
Meistens hat sich das dann aber über die 3 Lehrjahre auch ein wenig selbst ausgedünnt, da (vor allem in den Letzten Jahren) oft einer pro Lehrjahr abgebrochen hat.
Das konnte man aber nach 2 Monaten meist auch erahnen dass derjenige eben einfach nicht genau so für den Beruf geschaffen ist, oder sich schwer tut, im Gegensatz zu den anderen.
Lehrjahre sind eben keinen Herrenjahre... Der Spruch gilt nach wie vor, leider stossen die heutigen Azubis eben schneller an die Belastungsgrenze wie früher..
Mein Chef bildet nun nichtmehr aus, bzw Ich werde dann wieder ausbilden, sobald mein Meister abgeschlossen ist. Und so lang ist bei uns im Betrieb eben stillstand was Ausbildung angeht.
Und trotzdem haben wir oft in den Ferien Praktikanten aus den Schulen und geben jedem eine Chance der einigermaßen anständig Rüber kommt beim ersten Gespräch.
Wir können uns nicht über fehlende Gesellen/Fachkräfte beklagen, wenn wir sie nicht auch ausbilden. Und natürlich ist das für den Betrieb und auch für die Mitarbeiter im schlimmsten Fall mehr Last als Hilfe. Aber wenn du jemand in die richtige Bahn bekommst, hast du einen Mitarbeiter an deiner Seite auf den du vertrauen kannst und arbeiten verlässlich abgeben. Dieses Denken muss man eben auch vermitteln.
Und von den Azubis, die nach Ihrer Lehre bei uns zu anderen Firmen gegangen sind, ist nur ein kleiner Bruchteil "normaler Arbeiter" geblieben. Die meisten sind Kolonnenführer und haben teils wesentlich ältere Gesellen und Hilfsarbeiter unter sich.
Somit denke ich die etwas härtere und (damals durch meinen AG) auch lautere Ausbildung hat nicht geschadet um ein bisschen Biss rein zu bringen in die Kerle.
Es kommt aber natürlich auch immer drauf an wie die Firma aufgestellt ist bzw welche Arbeiten ausgeführt werden, da können wir gottseidank ein bisschen durchtauschen dass der Praktikant an dem einen Tag, in dem er mal reinschnuppern möchte, nicht bloß OSB Platten in das Dachgeschoss übers Treppenhaus tragen darf.
Also nur mal so kurz meine Meinung zu dem Thema...
MfG
Stefan