Befestigung von Japanpapier

markus-gaertner

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Entschuldigt, ich mache mir Gedanken über mein Meisterstück, einen gegrateten Hängeseckretär aus Nussbaum.
Um die Front jetzt vom Gewicht und auch vom Wirken her leicht zu halten, möchte ich eine filigrane Gitterfront in Verbindung mit dem japanischen Shoji-Papier gestalten.
Jetzt zu meiner Frage, habt ihr eine Ahnung wie ich das Papier im Rahmen befestige? Irgendwelche Konstruktionsdetails?
Dankschö für eure Hilfe,

markus
 

Eurippon

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Das Papier wird mit einem Reisleim aufgeklebt und anschliessend nach der Trocknung mit Wasser besprüht. Durch die anschliessende Trocknung spannt sich das Papier straff. Funktioniert super, habs selbst schon bei Lampen gemacht.
Für Möbelfronten würde ich allerdings das festere (Katzenfest) nehmen, kostet zwar das doppelte, ist dafür aber sehr viel robuster. Die Verarbeitung bleibt dann gleich.

Für Deinen Fall würde ich einen Doppelrahmen machen. Auf den ersten wird das Papier geklebt, der zweite deckt das ganze ab.
 

gleiter

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Das Papier wird mit einem Reisleim aufgeklebt und anschliessend nach der Trocknung mit Wasser besprüht. Durch die anschliessende Trocknung spannt sich das Papier straff. Funktioniert super

Genau so ist es, hab' auch schon einige Türen bespannt.

Den Leim kannst Du sogar selbst herstellen, geht super einfach. Zum Testen was der aushält habe ich zwei handliche Holzstücke über quer verklebt, trotz dieses großen Hebels hat es noch niemand geschafft die Teile wieder zu trennen!

Sichtbare Holzoberflächen vor dem Bespannen fertig machen ist eh' klar, und wenn Dir beim Einstreichen der Sprossen Leim auf die Oberfläche kommt ist das auch nicht weiter tragisch, nach dem Trocknen läßt sich das sehr leicht entfernen - hier aber eingeschränkt auf geölte und gewachste Oberfläche, andere Oberflächenbehandlungen wie z.B. Schellack habe ich noch nicht versucht.

Ach ja - Bekleben IM Rahmen: Ich lasse immer ein paar cm überstehen, nach dem Trocknen schneide ich dann alle Bahnen auf eine schöne Linie. Somit kann ich die einzelnen Bahnen mit Papiertixo trocken anheften, wegklappen, Sprossen einleimen, Papier auflegen, ausstreifen. Wenn's soweit ist muß es nämlich schnell gehen, der Reisleim zieht recht schnell an. Also auch nicht all zu große Flächen auf einmal bespannen. Traditionell von unten nach oben aufleimen, somit hält kein Staub auf den Stössen.

Und soweit ich weiß - Doppelrahmen sind eher sie Ausnahme für Türen oder Fronten.

Gruß, André.

Nachtrag: Falls Du Dich weiter vertiefen willst: Ein Buch: "SHOJI, How to design, build, and install Japanese Screens" und eine DVD: "4 handwerkliche Lehrfilme - Shoji, jap. Holzbearbeitungswerkzeuge, Schärfen mit Wassersteinen, jap. Holzverbindungen" Beide erhältlich bei DICK

Nachtrag 2: Dort, wo beklebt wird, sollte natürlich rohes Holz sein damit das Papier auch hält.
 

markus-gaertner

ww-kiefer
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vielen Dank,
da ich die Oberfläche ölen werde, war mir eigentlich schon klar dass ich die zu leimende Fläche ölfrei halten sollte, d.h. abkleben.
Also, habe ich das richtig verstanden wenn man sagt dass das Papier stumpf auf den Rahmen geleimt wird? Wenn zwei Rähmen zum Einsatz kommen, so werden diese kongruent gefertigt und übereinander geleimt?
In diesem Fall steift ja auch das Papier den Rahmen im Winkel aus. Stimmt´s oder hab ich recht?
Die ganze Japanpapierfront soll eine, über zwei Vollauszüge geführte, vertikale Schiebetüre werden die möglichst filigran d.h. leicht wirkt

dankschö, markus
 

Eurippon

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Wenn zwei Rähmen zum Einsatz kommen, so werden diese kongruent gefertigt und übereinander geleimt?

dankschö, markus

Traditionell wird ein Falz für das Papier gemacht (Papierdicke = Falztiefe). Die Rahmen aufeinanderleimen würde ich nicht, da das Papier bei Beschädigung ausgewechselt werden muss. Deshalb würde ich einen dünneren Rahmen als Abdeckung mit dekorativen Schrauben aufschrauben welcher auch wieder demontierbar ist. Eingebohrte Magnete gehen auch, alternativ was anderes je nach Geschmack.
 

markus-gaertner

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ok, ich glaub dann werd ich mir mal ein paar Muster zuschicken lassen und dann kann man denk ich einwandfrei a bissl experimentieren.
Habt mir weitergeholfen,
Dankschön

markus
 

ungehobelt

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..und was passiert wenn ich normalen weissleim nehme? oder: wie mache ich den reisleim denn total einfach selber? rezept?
das wäre super...morgen ist montagetermin zum ausbessern kaputter felder :emoji_slight_smile:

danke
gaby
 

gleiter

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Der Vorteil von Reisleim: Wenn ein Feld zerrissen ist kannst Du durch Anfeuchten die Verleimung wieder lösen.

Mit Weissleim habe ich das nicht versucht.

Leimherstellung: Du brauchst klebrigen Reis (meinen habe ich in einem Chinarestaurant gekauft), ein glattes Hartholzbrettchen und ein Werkzeug (siehe Bild).

Eine kleine Menge vom Reis kochst Du sehr lange mit sehr viel Wasser auf kleiner Flamme, das darf ruhig schon zerfallen und breiig werden. Nun nimmst Du eine kleine Menge dieses Breis und gibst ihn auf das Brettchen. Mit den Spitzen des Werkzeuges zerreibst Du den Reis. Das wird nach und nach glatter und immer zäher. Fertig bist Du, wenn die ganz kleinen Körnchen zerrieben sind. Übrig bleibt eine sehr zähe Masse. Diese verdünnst Du wieder mit Wasser auf ca. Weissleimkonsistenz und bestreichst das zu beklebende Holz.

Ich mache das mit den Fingern. Schnell und zügig, das Blatt ist schon vorher in Position gebracht, mit Papiertixo an einer Stelle fixiert und zurück geklappt worden. Wenn die gesamte Fläche mit Leim bestrichen ist, fahre ich nochmal die zuerst bestrichenen Flächen ab, klappe das Blatt über die Sprossen, streiche es aus und benetze auch die Rückseite des Blattes im Sprossenbereich. Entferne vorsichtig das Papiertixo. Wenn's kleckert oder überquillt, macht das nichts, auf dem Papier ist das nicht mehr zu sehen und vom geölten/gewachsten Holz läßt sich der Überstand nach dem Trocknen leicht abschaben. Nach dem Trocknen mit der Blumenspritze von hinten ordentlich befeuchten - trocknen lassen - freuen.

Beim ersten Versuch habe ich nicht lange genug zerrieben, es blieben ganz kleine Körnchen im Kleber. Hat auch gefunzt, war halt ein kleiner Mangel in der Haptik.

Alles klar?

Gruß, André.

Tante Edit sagt noch dass ich nur das ganz einfache Papier ohne Muster verwende.
 

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ungehobelt

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andré, du bist super! vielen herzlichen dank! ich laufe gleich los reis kaufen und fang dann an zu kochen....

:emoji_grin::emoji_grin::emoji_grin:


dickes danke von gaby
 

ungehobelt

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hallo andré,

hier nochmal eine kleine rückmeldung: ich habe milchreis gekauft, weil in unserem kaff auf die schnelle kein superpappiger sushireis zu kriegen war und habe ihn natürlich mit wasser gekocht. der klebt auch ohne milch gerne am topfboden fest :eek:

die zerstampftechnik könnte mit besseren küchengeräten als ich sie hier in der tischlerei zur verfügung habe noch optimiert werden (z.B. mörser in schale)- also schon anstrengend das zerreiben! so das ein oder andere körnchen war schon noch zu erkennen, aber die gesamtkonsistenz nach der wasserzugabe wirklich sehr gut. vor dem verarbeiten haben wir die masse nochmal durch ein feines sieb gedrückt, danach gab´s keine bröckchen mehr. und das beste: es klappt super!!! unglaublich!

vielen dank nochmal und beste geschäfte wünscht
gaby
 

gleiter

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Fein, freut mich dass es gefunzt hat.

Und ja, das Zerreiben geht ganz schön in die Muskeln. Das nächste Mal werde ich den Reis über Nacht quellen lassen, vielleicht geht's dann leichter.

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

garfilius

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Hallo Andre,

bei mir stehen dieses Jahr auch Shoji-Schiebetüren an. Kann man den Reis wirklich nicht im Mörser zerreiben? Hast Du das mal probiert?
Bei der Größe meines Küchenmörsers müßte ich so zwei Hände voll in einem Durchgang geriben bekommen.

Gruß
Gero
 

gleiter

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Hallo Gero!

Das mit dem Mörser habe ich nicht versucht, ich habe mich bei meinem Vorgehen an eine traditionelle Vorlage aus Japan gehalten.

Wär einen Versuch wert, ich hab's selber mal im Hirn abgespeichert und werde das beim nächsten Projekt sicher versuchen.

Mit zwei Händen voll Reis kannst Du vermutlich den Eiffelturm Christomässig mit Papier verkleiden, ich habe Zwei Eßlöffel Reis gekocht und nach Beendigung der Arbeit (Shoji, kleinsprossig, 2,5 mal 1,5 meter) gut 3/4 des Leimes entsorgen können.

Gruß, André.
 

ungehobelt

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Eventuell noch ein tipp: habe gestern bei modulor. Materialien für Gestaltung. (künstlerbedarf in berlin) starkes schmales klebeband für schwere japanische papiere entdeckt. hörte sich auch gut an. einfach mal durchklicken die seiten, da gibt´s auch sonst sehr spannende dinge...

grüße gaby
 
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