Bedingungen während Ausbildung

Friederich

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:emoji_wink: ich hab knapp 3 Jahre versucht zu studieren (BauIng an der TH Aachen, die müssen über 50% aussortieren,so viele bringen die nicht durch das Hauptstudium (vor Bachelor-Zeit)), bevor ich meine Ausbildung angefangen habe.
Ich habe mich oft zu Tode gelangweilt, meine Lehrer genervt mit Nachfragen und Besserwisserei. Das da keine Differenzierung stattfindet, ist echt schade.
Dafür fehlen den Berufsschulen die Kapazitäten an Personal.
Noch viel "schader" finde ich, daß sich nicht genügend um die schwächeren Schüler gekümmert werden kann.
Mit ganz klein wenig Hilfe könnte so mancher Schulversager einen wirklich guten Abschluß machen.

Ich finds auch nicht in Ordnung, sich Lehrern gegenüber wichtig zu machen, nur weil man aufgrund der Vorbildung irgendwelchen Wissensvorsprung hat.
 

uli2003

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So ist das inzwischen möglich?
Als ich meine Ausbildung gemacht habe, wärst Du mit dieser Einstellung durchgefallen - und zwar berechtigterweise!



Hmm, - ohne Fehler wäre es ein Wort: 'Deutschunterricht'. :emoji_wink:

Womit du Recht hast. Auch heute wird das Abi in der Form nicht 'anerkannt'. Wenn du zu viel fehlst, kann das sogar in einer Wiederholung enden.
Alles andere liegt sicher im Ermessen der Lehrer, ist aber kein Regelfall.


Und - welcher Wissensvorteil ist denn überhaupt vorhanden, der die Schule so easy macht?
Der dürfte sich auf Deutsch (wobei der benötigte Stoff in allen Schulformen gelehrt wurde), Mathe (auch dort, vielleicht haben es einige vorher nicht begriffen), etwas mehr vielleicht in Politik und Wirtschaftslehre (je nach Abi) bemerkbar machen.

Vorteile zu einem guten Realschüler sehe ich keine.

Fachkunde, Zeichnen, Holzaufbau, Kunststoffe - das handwerksspezifische müsse alle gleich neu lernen. Daher ist ein Verkürzen nur begrenzt machbar.

Grüße
Uli
 

predatorklein

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Als ich meine Ausbildung gemacht habe, wärst Du mit dieser Einstellung durchgefallen - und zwar berechtigterweise!

War bei uns damls vor über 25 Jahren auch nicht anders.
Gab eine 30 köpfige Klasse für Leute mit Abi und Realschule , da waren dann auch 3 oder 4 Mann von der BW drin.
Die waren absolut unterfordert.

Ich wechselte aus der Klasse in eine der beiden anderen Klassen weil unser damaliger Lehrling im dritten Lehrjahr die Klasse wiederholen mußte.
Sagt schon eine Menge aus.

Deutsch oder Mathe waren für manche absolute Fremdwörter , lag auch nicht immer dran , daß jemand da einfach Lernschwächen hatte , sondern einfach daran , daß die Jungs keinen Bock hatten.

In der Abiklasse gab es Fehlzeiten ohne Ende , allerdings war der Notendurchschnitt weit über Normallevel.
In der heutigen Zeit hätte sich da noch irgendein Lehrer eine Prämie mit verdient :emoji_wink:
Aus allen 3 Klassen fiel keiner durch , damals wurde das Gesellenstück noch in der Schule gebaut , die Abiklasse hat den anderen geholfen , gestört hat´s keinen.
Mit rechten Dingen ging das alles nicht zu.

Noch viel "schader" finde ich, daß sich nicht genügend um die schwächeren Schüler gekümmert werden kann.
Mit ganz klein wenig Hilfe könnte so mancher Schulversager einen wirklich guten Abschluß machen.

Dem muß ich jetzt echt heftig widersprechen , wir haben uns 15 Jahre lang engagiert um " lernschwachen " Kandidaten zu helfen.
Für die wird einiges getan , egal ob es um schulische ( bezahlte ) Nachhilfe geht oder ob Kollegen in der Werkstatt den Jungs praktische Nachhilfe geben.

Muß man aber auch annehmen.

Daß die Abschlußklassen deutlich kleiner sind glaube ich gerne , nach Statistiken wird heute jede 3 . Lehre abgebrochen :emoji_frowning2:
Daß Kollegen lieber eine Gebühr bezahlen als einen Lehrling auszubilden kann ich nachvollziehen , wie oben schon von anderen erwähnt wurde kostet der Lehrling einiges an Kohle.

Kleinbetriebe wie wir (max. 2 - 4 Männer / Mädels ) sind mit einem oder zwei rüstigen Rentnern deutlich besser bedient.

Daß bei der Berufswahl heutzutage auch kaum drauf geachtet wird wofür jemand geeignet ist kapier ich auch nicht :confused:
Da wird einfach mal " drauflosprobiert " , Hauptsache weg von der Straße und raus aus der Statistik :mad:

Da sollte viel mehr auf die körperliche und geistige " Eignung " geachtet werden , so erzielt man in seinem Beruf gute Ergebnisse , Folge man ist motivierter weil die eigene gute Leistung honoriert und gewürdigt wird.

Gruß



Gruß
 

Friederich

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Dem muß ich jetzt echt heftig widersprechen , wir haben uns 15 Jahre lang engagiert um " lernschwachen " Kandidaten zu helfen.
Für die wird einiges getan , egal ob es um schulische ( bezahlte ) Nachhilfe geht oder ob Kollegen in der Werkstatt den Jungs praktische Nachhilfe geben.
Sprichst du als Ausbilder? In meinem Beitrag gings um die Berufsschule; daß Ausbildungsbetriebe sich teilweise sehr große Mühe geben (müssen), glaub ich unbesehen.
 

predatorklein

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Sprichst du als Ausbilder? In meinem Beitrag gings um die Berufsschule; daß Ausbildungsbetriebe sich teilweise sehr große Mühe geben (müssen), glaub ich unbesehen.

Ich sprech sowohl von der Schule als auch vom Ausbildungsbetrieb.

Bei beiden wird eine Menge getan um lernschwachen Schülern zu helfen.
Bloß genutzt wird das oft nicht , sínd sowohl unsere Erfahrungen als auch die vieler Kollegen.

Und ich kenn jetzt einige Berufschullehrer die auch kostenlose Nachhilfe angeboten haben und das wieder eingestellt haben weil kaum jemand kam.
Und wenn jemand kam waren es gerade NICHT diejenigen die es dringend nötig gehabt hätten sondern eher Schüler die ihre schon recht ordentlichen Leistungen noch verbessern wollten.

Wir haben sicherlich eines der besten Ausbildungssysteme der Welt , daß bei uns aber immer noch im Handwerk eigentlich so gut wie jeder mit irgendeiner Lehre anfangen kann halte ich für absoluten Quatsch.
Und daß wir teuer bezahlte Institutionen haben die egal wen irgendwo hinstecken Hauptsache weg von der Straße und raus aus der Statistik ist imo auch ein Unding.
Kostet nämlich wirklich teilweise Unsummen bei denen kaum ein Nutzen entsteht.

Da sollte es im Vorfeld einfach Kriterien für geben und die Eignung des jeweiligen Kandidaten geprüft werden.

Gruß
 

uli2003

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Da sollte es im Vorfeld einfach Kriterien für geben und die Eignung des jeweiligen Kandidaten geprüft werden.

Und was machen wir mit denen, die zu nichts Lust haben und zu noch weniger zu gebrauchen sind? :emoji_wink:

Das sind auch nicht wenige. Wenn ich mir die schulischen Noten, aber auch die theoretischen Noten der Abschlussprüfungen anschaue, wird mir jedes Mal ganz anders.
Der Notenschnitt ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken, und das bei einem recht einfachen Lehrstoff.
 

yoghurt

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Und was machen wir mit denen, die zu nichts Lust haben und zu noch weniger zu gebrauchen sind? :emoji_wink:

Das sind auch nicht wenige. Wenn ich mir die schulischen Noten, aber auch die theoretischen Noten der Abschlussprüfungen anschaue, wird mir jedes Mal ganz anders.
Der Notenschnitt ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken, und das bei einem recht einfachen Lehrstoff.

Hallo,
was wir mit jenen machen, die zu nichts zu gebrauchen sind und zu nichts Lust haben, ist eine entscheidende gesellschaftliche Frage! Aber zunächst ist schon viel gewonnen, wenn die zuständigen Ämter nicht mehr meinen, dass diese Leute Tischler werden sollen!

Hier in Berlin ist den Arbeitsagenturen nach Jahren endlich aufgefallen, dass diese Jugendlichen eben nur kurz aus der Statistik heraus sind um dann nach der Ausbildung als arbeitslose Tischler wieder aufzutauchen - wohlgemerkt Tischler, die keiner als solche beschäftigen möchte! In der Folge haben viele Ausbilder und Pädagogen bei den Trägern dieser Ausbildungen ihre Jones verloren....

Wohin aber mit Menschen die (ich polemisiere jetzt bewusst) nicht nur dumm sondern auch faul sind? In der Zeit habe ich gerade einen interessanten Artikel gelesen, in dem es darum ging, dass die Dienstbotenjobs des 19. Jahrhunderts wieder im kommen sind. Der Artikel bezog sich auf die USA und die These ist, dass dort die Schere zwischen arm und reich wieder so weit auseinanderklafft, dass diese Jobs einerseits für die Armen unumgänglich sind und andererseits die Reichen bestimmte Tätigkeiten eben nicht an Roboter oder andere Technik abgeben wollen. Natürlich spielt dabei die Arbeitsmigration eine große Rolle, dort sind es oft Mexikaner die solche Jobs ausführen aber auch hier gibt es schon ukrainische und russische Pflege- und Haushaltskräfte. Das Problem unserer heimischen Klientel ist damit aber nicht gelöst, denn wer so geistig und körperlich so träge ist, ist meist auch in keiner Weise zuverlässig oder verantwortungsvoll. - Ganz abgesehen davon, dass zumindest ich ein solches an das 19. Jahrhundert gemahnendes Gesellschaftsmodell für nicht erstrebenswert halte.

Uns qualifizierten Handwerkern kann diese Entwicklung eigentlich nur in die Hände spielen. Zwar wird der Nachwuchs knapp und es mag schwierig sein gute Mitarbeiter zu finden aber vielleicht ziehen mittelfristig die Preise unserer Arbeit wieder so an, dass wir auch wieder mehr verdienen und ein Job im Handwerk damit attraktiver wird....
 

Friederich

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Ich sprech sowohl von der Schule als auch vom Ausbildungsbetrieb.

Bei beiden wird eine Menge getan um lernschwachen Schülern zu helfen.
Was die Berufsschule betrifft, hab ich da andere Erfahrung. Aber zugegebenermaßen nicht repräsentativ. Von daher will ich dir nicht widersprechen und hoffe daß die deine eher der Regel entspricht.
 

uli2003

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Was die Berufsschule betrifft, hab ich da andere Erfahrung.

Bei der Berufsausbildung, dem Schritt in die spätere Erwerbstätigkeit, darf es auch im Rahmen des normalen Unterrichts m.E. keine Sonderbehandlung lernschwacher Kandidaten geben. Rücksicht in gewissem Rahmen ja, keine Frage.
Die Nachhilfe muss dann extern passieren. Das geschieht in den darauf folgenden Schulformen auch - in der Meisterschule beispielsweise wartet niemand. Man schafft es, oder nicht.
Falls nicht, kümmert man sich selbst um Nachhilfe oder man ist schlicht nicht dazu geeignet, und sollte etwas anderes machen :emoji_slight_smile:
 

tract

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Das Problem unserer heimischen Klientel ist damit aber nicht gelöst, denn wer so geistig und körperlich so träge ist, ist meist auch in keiner Weise zuverlässig oder verantwortungsvoll.

DAS ist der Punkt!

Dienstbotenjobs ...... Ganz abgesehen davon, dass zumindest ich ein solches an das 19. Jahrhundert gemahnendes Gesellschaftsmodell für nicht erstrebenswert halte.

alles was zum Dienstleistungsbereich gehört, ist genau genommen doch nichts anderes.
Natürlich darf das nicht 'einreißen', so daß diese Leute dann als minderwertig behandelt werden, somit keine Gleicheit herrscht - aber sonst, ich sehe da kein Problem.
Die Gleichheit ist ja gesetzlich garantiert, also nicht wie früher.
Nur mal so als Beispiel:
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s...ollzeit-gesucht-guetersloh/544988856-109-1745
Klingt doch eigentlich nicht übel.
Als ich seinerzeit meinen Zivildienst geleistet habe, hat ein Kumpel von mir im Prinzip seinen als 'Dienstbote' bei einem körperlich Behinderten geleistet: Einkaufen, Arbeiten erledigen die im Haus anfallen, ihn zu Terminen fahren, beim Waschen helfen, usw. Er fand das nicht schlecht - wenn man auf menschlicher Ebene miteinander auskommt, kann das eine schöne Sache sein.
Der Knackpunkt ist einzig was Du oben erwähnt hat.
 

andama

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Ich kann dir nur raten, die Ausbildung nicht zu verkürzen. Die praktischen Fähigkeiten die du in den drei Jahren im Betrieb lernst machen gerade den Beruf aus. Ergänzend sei noch gesagt, dass auch nach Abschluss der Lehrzeit das Lernen und Aneignen von Fähigkeiten keinesfalls abgeschlossen sein wird.
Nichts ist schlimmer sich später als Tischler mit halben Fähigkeiten zu bewerben. Du hättest dann zwar den Beruf, kannst aber nicht auf die Erfahrungen zurückgreifen, die deine Mitschüler haben. Auch wenn du anschließend studieren möchtest, so hast du dann ganz andere Möglichkeiten Zusammenhänge über Machbares herzustellen. Wenn ich bei uns im Betrieb so manchen Ingenieur erlebe, der von der Hochschule kommt, habe ich manchmal den Wunsch, sie hätten vorher einen Beruf erlernt.
 

joh.t.

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bei den Zwergen
Hallo,

wenn du bei einem guten Betrieb bist nicht verkürzen! Ein Archi der nur die Lehre hat , hat keine Peilung. Dem fehlt die praktische Erfahrung. Das selbständige , eigenverantwortliche Arbeiten bringt die Erfahrung, nicht die Lehre. Die Lehre macht nur die Grundlagen.

Habe selber Abitur, dann Lehre , Wanderschaft, Meister, deshalb weiß ich wovon ich rede. Der Mitlehrling, der jetzt Archi ist, und ein vielfaches von mir verdient, ist eine große Laberbacke.
Leider fühlt bei denen niemand auf die Substanz.

Ich habe nur wenige Architekten kennengelernt, die was konnten und auch menschlich in der Lage waren eine Baustelle gut zu organisieren. Die, die es waren hatten alle vorher einen Meister gemacht.

Es gibt da eine Akademikerarroganz die kommt immer ganz deutlich durch. Außerdem wird im Architekturstudium, zumindest bei einigen ein Künstlerimage eingepflanzt und sie schweben so hoch über den Dingen und behandeln uns Handwerker wie Halbidioten.

Hört sich zwar nach Archibashing an, sind aber 30 Jahre Berufserfahrung.

VG Johannes
 
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