Bedingungen während Ausbildung

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Das ist mir zum Teil etwas einseitig und ausbilderseitig betrachtet. Es wird schon so sein, wie Uli beschreibt. Eine gute Ausbildung wird den Betrieb auch etwas kosten, unterm Strich entstehen eher Kosten als Erlöse. Aber der Ausbildungsbetrieb hat natürlich auch die Möglichkeit, sich seinen Nachwuchs entsprechend zu ziehen. Das Risiko, dass der Junggeselle später etwas anderes macht, besteht immer, und "die Gefahr" ist doch umso größer, je weniger der Betrieb bereits in der Ausbildung auf die Bedürfnisse des Lehrlings eingeht. Der allseits beklagte Facharbeitermangel hat m. E. auch damit etwas zu tun.
Eine neu angeschaffte Maschine kostet auch zunächst mal Geld.
In dem Betrieb, in dem ich damals die Ausbildung begonnen hatte, hatte ich doch das Gefühl, dass diese "Geschäftsbeziehung" auf beiderseitiges Interesse gestoßen war. Der Chef war sich des Risikos durchaus bewußt, dass ich als studierter Förster sicherlich nicht mit dem Gesellenbrief zufrieden sein würde. Und Mitarbeiter mit Meisterbrief in der Tasche hatte er damals drei rumlaufen. Das hatte sicherlich seine Gründe.
 

predatorklein

ww-robinie
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Moin

Letztlich will ich aber nur verstehen, warum die Ausbilderseite so handelt wie sie handelt.

Kommt immer auf die Firma an , letztendlich wollen / müßen die meisten Betriebe so viel Geld machen mit ihrem Personal wie möglich .
Der eine ist dabei etwas fairer , der andere etwas weniger fair.

Und dann gibt es auch Betriebe die fahren die total harte Tour.
Haben aber auch immer ihre Leute , allerdings ist bei denen eben die Fluktuation extrem hoch.

Wir sind ein Kleinbetrieb ,gerade mal 3 Leute , einer davon schon in Rente.
Wir haben 20 Jahre lang ausgebildet , unsere Lehrlinge bekamen ihre Überstunden ausbezahlt oder haben sie abgefeiert.
Zu Weihnachten bekam jeder ein Geschenk ( Rali Hobel , Satz Stemmeisen , gute Jungs auch mal einen Akkuschrauber :emoji_grin: ).

Halte ich für normal , viele Kollegen eher nicht.

Wir arbeiten mit einem größeren Maurerbetrieb zusammen ( nicht freiwillig , sondern durch die Hausverwaltung vorgegeben ) , der Chef hat 50 Mann , davon inzwischen 15 Lehrlinge.
Die Hälfte hilft den Gesellen ( sind die " brauchbaren " Jungs ) , die anderen liefern Material und halten Haus und Hof ( eher Häuser und Höfe ) des Chefs in Ordnung.
Samstags wird gearbeitet , der Lehrling bekommt aber nichts .

Ein oder zwei mal hat sich schon jemand bei der Kammer beschwert , raus kam noch nie was.

Wie " nutzbringend " auch Lehrlinge sein können die zum Maurer nicht unbedingt taugen hat dem Firmenchef ein Unternehmensberater aufgezeigt :emoji_frowning2:
SO läuft das heute in mehr Betrieben als man glauben mag :eek:

Auch bei der Betriebsgröße deiner Schreinerei sieht das für mich eher nach einer Masche aus , sonst hätte der Betrieb nicht so viele Mitarbeiter :emoji_wink:

Chef und Kollegen müßen jetzt ja auch keine Menschenfresser sein , der Chef schaut einfach , daß er für sich so viel rausholt wie möglich.

Bei mir in meiner heilen theoretischen Uni-Welt gabs sowas bislang nicht.

Wir haben 15 Jahre für unsere Uni gearbeitet , da läuft einiges schief.
Mit dem " normalen " täglichen Überlebenskampf draußen in der freien Natur nicht zu vergleichen.

Wir bekamen ca 10 Jahre lang Serviceaufträge von einem Hauselektriker der Uni der eigentlich selbst die Liegenschaften pflegen sollte.
Der hat in diesen 10 Jahren nur noch Handwerker angerufen , interessiert hat das keinen.

Erst als er in Rente ging fiel das auf .
Konsequenzen hatte das keine , es wurde nur kein neuer Mann mehr eingestellt , die Handwerker ruft jetzt der Hausmeister an :emoji_slight_smile:

Und dafür , daß kein neuer Mann eingestellt wurde bekam sicher noch ein Sachbearbeiter ein Lob von oben :emoji_stuck_out_tongue:

Gruß
 

uli2003

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Letztlich will ich aber nur verstehen, warum die Ausbilderseite so handelt wie sie handelt. Bei mir in meiner heilen theoretischen Uni-Welt gabs sowas bislang nicht.


Ja, die heile theoretische Uni-Welt. Kein Zwang, wenn mal eine Vorlesung verpasst wird ist es nicht so schlimm, die Finanzen kommen pünktlich vom Staat, Ermäßigungen hier und dort..
Ich kenne mehrere Typen. Die, die straight dadurch gehen, und zügig an die Arbeit gelangen.
Meine Frau war nach 4 Jahren mit dem Lehramtsstudium fertig, andere studieren seit 2 Jahrzehnten und wissen immer noch nicht was sie letztendlich werden wollen. :emoji_slight_smile:
Nun gut, das ist eine andere Geschichte, scheint sich aber in den Köpfen der Studenten als 'normal' manifestiert zu haben, siehe mein Zitat von dir.

Zu den Kosten für einen Azubi, teurer wird's sogar noch wenn du verkürzt:

Das Brutto liegt bei etwa 600, 700, 800 Euro in den verschiedenen Lehrjahren, zzgl. Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung.

Urlaub 24 Tage, Krankheit 10 Tage, Berufsschule (1. Lehrjahr) 85 Tage (Bei Blockunterricht werden gerne noch ein paar Projekttage hinzugeschummelt), ÜLU 15 Tage.
Alles nur etwa, aber realitätsnah. Macht 135 Tage Abwesenheit.
Rechnen wir mal 50 Arbeitswochen im Jahr aufgrund der Feiertage, sind wir bei 250 Tagen.

Bleiben 115 Tage im Betrieb, dass ist ein Stück weniger als die Hälfte des Jahres, und das Können ist anfangs sehr bescheiden - jetzt muss man zusätzlich noch den Ausbilder berücksichtigen, der auf dich aufpasst und dir etwas beibringt.

Was kostet noch? Die ÜLU-Woche kostet ca. 400 Euro. Davon jedes Jahr etwa 3 Wochen. Die BG-Beiträge sind ebenfalls lohnsummenabhängig. Kammer- und KH-Beiträge lasse ich mal raus, diese gleichen die ULÜ wieder aus.

Alles in allem kostet der Azubi im ersten Lehrjahr etwa 10k-Euro, und arbeitet etwa 5,5 Monate, kann aber (fast) noch nichts. Im 2ten und dritten wird's teurer, dafür kann er aber mehr.

Fachkräfte benötigen wir aber nun einmal, nur kann sich nicht jeder Betrieb einen Ausbildungsplatz leisten. Daher fände ich eine Verteilung auf alle Schultern, die später davon profitieren, sinnvoller bzw. gerechter.

Grüße
Uli
 

ErHa

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@ Uli
Bravo, Bravo,.....
Danke, daß sich mal jemand die Mühe macht, das mal konkret zu benennen....
Mir geht da auch immer mal wieder das Messer in der Hose auf, wenn dieses Thema
diskutiert wird.
Genau so wie Uli das schreibt ist es.
 

schrauber-at-work

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Tach,

Zum Thema Lehrzeit verkürzen :

Wollte (und hätte es auch tun können) ich auch machen während meiner Ausbildung zum Industriemechaniker. Im Nachhinein betrachtet war es richtig es nicht zu tun da einem dadurch Praxis und auch Übung im Handwerk fehlt! Mein Ausbilder hat mich dazu gebracht nicht zu verkürzen mir aber dafür eine Zusatzqualifikation als Elektrofachkraft möglich gemacht. Diese habe ich während des 3. Lehrjahres bei der IHK in Form von Abendschule & Samstags gemacht, der Betrieb hat die Kosten dafür übernommen ~5K€. Nach 3,5 Jahren habe ich dann als Innungsbester Industriemechaniker (von 68) der IHK südlicher Oberrhein meine Ausbildung beendet. Ich denke mit verkürzen hätte das nicht geklappt. Anschließend habe ich noch 1,5 Jahre als Geselle gearbeitet um dann im Anschluß die 1-jährige Berufsoberschule zum erlangen der Fachhochschulreife zu besuchen. Im direkten Anschluss habe ich dann Maschinenbau studiert.

Auch heute profitiere ich immer noch sehr oft von meiner Ausbildung, Die Erfahrung nimmt mir keiner mehr. Habe dadurch auch im jetzigen Job bei allen in der Fertigung und Montage ein gutes ansehen da ich nicht, wie viele meiner Kollegen, nur theoretisch Ahnung habe sondern im Fall auch praktisch zur Tat schreibe.

Einfach mal als Denkanstoß.

Gruß SAW
 

FredT

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Na Ulli, so heil ist die Uni-Welt nach dem Bolognaprozess schon nicht mehr... da kann man sich nicht mehr viel aussuchen, oftmals laufen die Seminare übereinander, aber weil man die Scheine braucht, sind Studienverlängerungen an der Tagesordnung; Zeiten für Abschlussarbeiten gibt es auch nicht mehr in der alten Länge, die sind jetzt mittendrin "by studiing/practicing" zu fertigen; Geld als BaFöG, wenn es überhaupt gezahlt wird, gibt es nur noch für die Regelstudienzeit, plus geringe beantragbare (nicht unbelegte!) Verlängerungen, danach wird es teuer: Langzeitstudiengebühren! Und nicht jeder Student hat das Glück oder die Möglichkeit, BaFöG überhaupt beantragen zu können und zu erhalten. Und selbst wenn Eltern aus finanziellen Möglichkeiten das Studium bezahlen könnten, so tun sie es doch oftmals nicht. Bleibt also nur selbst arbeiten, und das neben dem verschulten Studium. Mit eben der Maßgabe der Verlängerung...

Nur mal so meine Anmerkungen zu heutigem Studienablauf...

PS. Kommt noch dazu, daß manche Seminare und Praktika (natürlich pflicht!) nicht besucht werden können, weil sie hoffnungslos überbelegt sind: also da capo im nächsten oder übernächsten Semester... siehe oben...

manche Kenntnisse, die hier zu lesen sind, entstammen einer heilen Studienwelt, die längst vergangen, wie die alte Burschenherrlichkeit...
 

uli2003

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Das mag sein, ich bin aus dem Alter ja auch schon etwas raus :emoji_wink:
Finde das dann aber gut und gerecht so, auch um den Langzeitstudenten mal etwas in den Allerwertesten zu treten.
Die Überfüllung der Unis ist ganz klar Schuld der Schulen - alles was 1+1 rechnen kann, soll zur Uni.
Was bleibt? Immer weniger Azubis im Handwerk. Es wird Zeit, das dem Handwerk die Anerkennung zukommt, die es verdient :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

FredT

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Da bist du wohl schon einige jahre weg vom Fenster, denn es ist nicht Schuld der Schulen, die Laufbahnempfehlungen wurden m.W. vor zehn jahren abgeschafft, sondern viel mehr Schuld der Eltern, die ihre Sprößlinge aus Egogründen aufs Gymmi prügeln, und dann natürlich auch was "sehen" wollen, der Kastenanspruch gewisser Elternkreise, der sich dann auch in den Studienabbrüchen im 2.-4. Semester manifestiert, und die mangelhafte Einstellung der Länder zur Uni-Ausstattung. Weiterhin auch die gesunkene Anerkennung von Lehrabschlüssen, die sich im Leih(sklaven)arbeitsunwesen darstellt... wer will dann noch lernen, um letztendes als nicht unterhaltsleistender Teil der Gesellschaft zu dienen? Schau dir mal die Schere zwischen Einkommen und Preisen an... dann weißt Du wovon ich schreibe.

Und: Langzeitgebühren treffen doch ohnehin nur die wirtschaftlich schwachen, wer von Zuhaus gut gefüttert wird, dem macht das nix. Betroffen sind die, die ich schon beschrieb: Eigenverdiener im Studium, Schein-Notwendigkeit und mangelnde Kapazitäten... Unvereinbarkeiten.
 

uli2003

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Sagen wir mal beides, an der Schule bin ich recht nah dran.
Deswegen sagte ich - das Ansehen des Handwerks muss gesteigert werden.
 

Sägenbremser

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ist jetzt schon eine mutige Aussage, Fred.

Ob Uli und auch ich schon einige Jahrzehnte vom
schulischen Alltag entfernt seien mögen, wirst du
wohl kaum beurteilen können.

Die immer wieder abgeleierte Mär vom bequemen
Studium durch zahlungsfähige Eltern ist auch nur
so lange eine Erfolgsgeschichte, bis es an die immer
noch zu leistende Prüfung gehen muß. In der letzten
Barriere scheiden sich halt die Spreu vom Weizen. Da
zählt halt immer noch das Erfassen von Lehrinhalten,
die Bereitschaft über seine Grenzen gehen zu wollen
und ja - auch etwas mehr Leistungsbereitschaft über
die Note. Ob in diesem Stadium bei den später wirklich
erfolgreichen Absolventen die Brieftasche der Eltern in
der beschriebenen Form noch eine Rolle spielen mag,
wage ich persönlich etwas zu bezweifeln. Der Weg zu
diesem Abschluss mag schon etwas geglättet werden
können, aber im Abschluss ist fast jeder auf sich alleine
gestellt und kann auch nur ernten was er wirklich kann.

Gruss Harald
 

predatorklein

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Moin

Immer weniger Azubis im Handwerk.


Würd ich so nicht unterschreiben , Azubis gibt es imo immer noch viele .

Allerdings taugt ein Teil nicht für unseren Job , und die Jungs / Mädels die dafür taugen bleiben oft nicht im Schreinerhandwerk.

Was großteils daran liegt was einerseits gefordert wird und was andererseits bezahlt wird.

Selbst wir als Kleinbetrieb haben in über 20 Jahren ca 50 Lehrlinge ausgebildet , davon war die Hälfte brauchbar , die andere Hälfte weniger.
Von den brauchbaren Gesellen sind noch 5 als Schreiner tätig , der Rest verdient ( einiges ) mehr an Geld in artverwandten Berufen oder er verdient das gleiche Geld deutlich einfacher im Holzhandel oder im öffentlichen Dienst ( Uni , Stadt , Gemeinde ).

Einer unserer Gesellen ging vor 4 oder 5 Jahren zum Arbeitsamt um sich Infos zu holen wie er weiter macht .
Die Dame erklärte ihm , daß er nach 45 jahren Arbeit als Schreinergeselle mit seiner Rente knapp über der Altersarmutsgrenze läge :eek::confused:

Und da dürften sich die Rahmenbedingungen nicht verschlechtern , und wer daran glaubt der glaubt auch , daß ein Zitronenfalter Zitronen faltet :emoji_grin:

Jetzt arbeitet er seit 3 Jahren bei einer Sanierungsfirma für Wasserschäden , hat 3 Kurse gemacht , bekommt ca 400 € netto mehr raus , hat bessere soziale Leistungen und kann den Meister in der Abendschule machen.
BEZAHLT von seiner Firma.

Da muß man schon seeeeeeehr am Schreinerberuf hängen um da nicht zu wechseln.

Zum " schreinern " kommt er an freien Tagen oder am Samstag zu uns , der Beruf hat es ihm nämlich wirklich angetan :emoji_wink:

Gruß
 

uli2003

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Die Zahlen sagen anderes aus. Als ich im ersten Jahr im Prüfungsausschuss war, waren es 85 Azubis. Jetzt, gut 25 Jahre später, sind es 24.
Hat stetig abgenommen die Anzahl, das ist jetzt kein Ausreißer.
 

tract

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Zum einen möchte der Meister nicht, dass ich meine Ausbildung verkürze, trotz guten Kenntnissen und Abitur.
Er hat wohl bislang noch niemanden verkürzen lassen und ist der Ansicht, dass 2 Jahre (oder weniger) für einen Tischler nicht reichen, deswegen möchte er das nicht unterstützen.

Abitur interessiert bei einer handwerklichen Ausbildung nicht.
Es gibt sogar Betriebe, die Abiturienten eher nicht so gerne nehmen.

Du schreibst, Du hättest gute Kenntnisse - wie zeigen sich diese denn? und viel wichtiger: wie soll der Ausbilder diese kennen?

Du mußt das mal von der anderen Seite betrachten: Du arbeitest seit vielen Jahren im Beruf und bildest junge Menschen in einem Handwerk aus - und dann kommt jemand, der, in Kurzform, sagt: ich will von Dir ausgebildet werden, aber ich sage Dir gleich: ich bin so gut, daß ich dafür nur 2/3 der Zeit benötigen werde
Wie würdest Du das einordnen? :emoji_wink:
Wenn Du auf Verkürzung aus bist, dann würde ich das eher versuchen über einen 'Deal' zu machen - schlage vor, ob er einer Verkürzung zustimmt, wenn Deine Leistungen das rechtfertigen:
Ausbildung verkürzen: So geht?s | karrierebibel.de
Verkürzung wegen guter Leistungen (§ 45 BBiG)
Nicht nur vor Ihrer Ausbildung können Sie auf eine verkürzte Ausbildungszeit hinarbeiten. Auch Ihre Leistungen während der Ausbildung selbst können Ihnen dabei helfen. Wer sowohl durch seine schulischen, als auch durch seine Leistungen im Betrieb überzeugt, kann vorzeitig zur Abschlussprüfung zugelassen werden.
Um die Prüfung bereits vorzeitig ablegen zu können, ist in der Regel eine Durchschnittsnote von mindestens 2 erforderlich. Hierfür wird sowohl die Berufsschule als auch der ausbildende Betrieb befragt. So soll sichergestellt werden, dass der Azubi über alle Fähigkeiten verfügt, die in der Ausbildung vermittelt werden sollen.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Ja, wenn hier in den 80ern drei Berufschulklassen preo Jahrgang normal waren, dann ist das heute nur noch eine. Das liegt auch an der Bvölkerungsstruktur, aber auch am gestiegenen Prozentsatz der Studenten.
Im übrigen finde ich das Studibashing genau so bescheuert wie Handwerkerbashing. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Und das ach so tole Studileben ist ganz schnell hinfällig, wenn da Krankheit oder Schiksalsschläge auftauchen, das war schon immer so. Da ist man als Azubi deutlich komfortabler gestellt.

Wie auch immer, zum Thema- Ich weiß nicht, was ihr für Probleme habt. Ein guter Azubi mit verwertbaren Vorkenntnissen rechtfertigt eine verkürtzte Ausbildung. Und da können beide von profitieren.
Aber der Azubi muss dann tatsächlich was auffm Kasten haben.
Abi alleine istn Scheissdreck wert.
 

dragendorf

ww-eiche
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Hallo,
weis nicht wie das bei den Schreinern ist, aber dei den Elektrikern und auch im Sanitärgewerbe langweilen sich die Abiturienten das 1. Jahr Berufsschule zu Tode, bei sehr guten Noten.
Schade das es hier für Vorqualifizierte nicht Landesweite Blockunterrichte Gibt, die das Wissen gerafft vermitteln. Hier könnte man auch die Zukünftigen Führungskräfte im Handwerk herran ziehn, die Azubis weniger Berufsschultage abziehen und somit kürzerre Lehren bei ähnlicher Zeit im Betrieb ermöglichen.
Hier wird es in ein paar Jahren richtig Probleme geben, da die Klugen Köpfe Richtung Uni gehn, welche Betriebe Leiten und Managen könnten (müßen nicht immer die Besten Handwerker sein).
 

wasmachen

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Die Handwerksausbildung besteht ja ned nur aus Schule.
Wenn der gute Mann 1 Jahr verkürzt, fehlen ca 9 Monate Praxis.

Wie wird das kompensiert?
Und zudem ist unser Beruf so vielfältig, dass wohl kaum einer nach 3 Jahren alles wusste und konnte...
 

Besserwisser

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Mit der Berufsschule ist das genau so wie anderen Gewerken auch. Ausser Zeichnen und Fachkunde ist das ein Rücksprung um 4 Jahre. Man muss sich halt Techniken einfallen lassen, nicht einzuschlafen.
Was die Praxis angeht: Ja, ist so. Aber manch einer hat nach 2 Jahren mehr Praxis mitbekommen als andere nach 3,5 Jahren.
(Wobei ich bei der Herangehensweise des TO Zweifel habe, ob er da der Richtige ist).
Hängt natürlich auch und vor allem vom Ausbildungsbetrieb ab.
Und unser Beruf (und nicht nur der) ist so vielfältig, dass auch kaum einer nah 10 Jahren alles wusste. Und nu?
 

ErHa

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1.) in einigen anderen Berufen, die meiner Meinung nach auch nicht anspruchsvoller sind als der Schreinerberuf (im Gegenteil teilweise), lernen schon seit einiger Zeit mehr als 3 Jahre (3,5 /4 J).
Wieso schaffen wir Schreiner das nicht auch???

2.) Bei uns in BaWü, an der Gewerbl. f. Holztechnik gibt es z.B. einen Ausbildungsgang MIH, Management im Handwerk.
Das habe ich einem unserer Lehrlinge (Abitur, u. Studium abgebrochen u. wollte auch verkürzen) vorgeschlagen, als er damals wegen verkürzen zu mir kam.
Management im Handwerksbetrieb
Ich kenne die Problematik mit Abiturienten im 1. Lehrjahr, die sich zuerst langweilen, oft überheblich reagieren, aber dann den Zug verpassen.........

Das mit dem MiH hat super geklappt u. allen Beteiligten gut getan!!!!

Evtl. gibt es so etwas auch bei den (FK) Norddeutschen???

Grüße
 

Holz-Christian

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Das mag sein, ich bin aus dem Alter ja auch schon etwas raus :emoji_wink:
Finde das dann aber gut und gerecht so, auch um den Langzeitstudenten mal etwas in den Allerwertesten zu treten.
Die Überfüllung der Unis ist ganz klar Schuld der Schulen - alles was 1+1 rechnen kann, soll zur Uni.
Was bleibt? Immer weniger Azubis im Handwerk. Es wird Zeit, das dem Handwerk die Anerkennung zukommt, die es verdient :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli

Wahre Worte.

Allerdings sind Langzeitstudenten als Handwerker erst recht nicht zu gebrauchen.

Das einzige was hier helfen würde ist das Studenten ab einer gewissen Überschreitung der Regelstudienzeit die Studiengebühren voll selbst übernehmen müssen.

Wie es im Handwerk bei Fortbildung Gang und Gäbe ist.

Gruss Christian.
 

yoghurt

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Hallo,
noch mal wieder zurück vom Großen Ganzen zum Konkreten:

Wenn Du Tischler werden willst solltest Du zunächst davon ausgehen, dass diese Ausbildung 3 Jahre dauert. In diesen 3 Jahren kann es Momente an der Berufsschule geben, die für einen Abiturienten eher langweilig sind. So what? Da gilt es sich zusammenzureissen! Überhaupt geht es im Handwerk darum etwas zu können und nicht bloß zu wissen, wie es geht. Dazu gehört auch Aufgaben auszuführen die einem gegen den Strich gehen, sich in der betrieblichen Ordnung einzufügen, mit Kunden vernünftig umzugehen und nicht zuletzt die eigenen Resultate einzuschätzen und gegebenenfalls zu verbessern. Es gehört dazu immer mitzudenken, Arbeitsschritte mitzudenken und voraus zu planen....

Wenn Du das alles nach 1,5 Jahren so gut kannst, dass sich eine Verkürzung anbietet, dann kann man darüber reden.

Ich habe im Handwerk schon so manches gesehen.... Da gibt es jede denkbare Kombination von Intellekt und handwerklicher Fähigkeit die Vorstellbar ist. Da gibt es sogar Altgesellen kurz vor der Rente, denen der Beruf offensichtlich nie gelegen hat und die immer noch keine guten Handwerker sind....

Also: such Dir einen guten Betrieb! Eher kleiner als größer, eher vielseitig als spezialisiert. Such Dir einen sympathischen Chef. Geh aufs Land und genieße die Vielfalt der Wald-und Wiesen-Schreinerei. Geh in die Stadt und tobe Dich in den vielfältigen Angeboten der großen Berufsschulzentren aus. (Dass ich damals das oben benannte MiH nicht gemacht habe - ich könnte mich jetzt noch in den A... beißen!) Konzentriere Dich auf Deine Ausbildung! Dieser Beruf bietet mehr als man zuvor erwartet.....

Zu dem bisherigen Betrieb Deiner Wahl kann ich Dir nur raten, Dir zu überlegen, ob Du Deinem möglichen Chef vertraust und ob er zu Dir so loyal sein wird wie Du zu ihm?
 

Feldenkrais

ww-fichte
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Guten Tag,

Vielen Dank allen die hier, mehr oder weniger zum Thema, was beigetragen haben. Interessant alles zu lesen.

Besonderen Dank an Uli, der mir das Mysterium Ausbildung Zahlenmäßig aufgeschlüsselt hat!

Ich habe die Befürchtung, dass ich mich hier nicht ganz wirklichkeitsgetreu präsentiert habe, oder dass Manche manche Äußerungen in den falschen Hals bekommen haben. Doof gelaufen.

Wie es jetzt aussieht?
Dienstag geht es los. Mit wenig Geld muss ich klarkommen und später kann ich BAB beantragen, solange muss ich mich eben über Wasser halten.



Zum Thema Uni kann ich nur sagen: Die sind vollgestopft bis zum geht nicht mehr. Meine Uni ist nicht größte, aber trotzdem ist nahezu jede Verantstaltung, insb. die für die jüngeren Semester gnadenlos überfüllt. Mit der Hauptgrund, warum ich mich entschieden habe abzubrechen.
Ich kann nicht sagen, dass es zu viele Studenten gibt und dabei selber weiter studieren. Und dann auch noch etwas, was ich quasi nur für meinen Intellekt mache, denn wirklich was bringen tut mein Soziologiestudium der Gesellschaft kaum was, das habe ich gerlernt.

Warum ich glaube, dass ich was auf dem Kasten habe? Weil mir das jeder sagt, mit dem ich zusammen arbeite. Aber mit dieser Äußerung wollte ich mich nicht als Überflieger darstellen.
Aber als kleiner Hobbytischler aus Handwerkerfamilie, der mehr Zeit in eigener Werkstatt verbringt als in der Uni, gehe ich einfach mal davon aus, dass ich über etwas mehr Know-How verfüge, als der Durchschnittsazubi im ersten Lehrjahr und mehr auch nicht. Darauf will ich mich nicht ausruhen, darauf will ich aufbauen und später eben Einer sein, der von der praktischen Seite Ahnung hat, so wie es hier auch beschrieben wurde.

Mein Verkürzungswunsch beruht nur eben darauf, dass ich ein Jahr studiert habe und mich natürlich freuen würde, wenn ich das wieder aufholen könnte. Wenns nicht klappt genieße ich auch die drei Jahre.
Also: such Dir einen guten Betrieb! Eher kleiner als größer, eher vielseitig als spezialisiert. Such Dir einen sympathischen Chef. Geh aufs Land und genieße die Vielfalt der Wald-und Wiesen-Schreinerei.

Und genau deshalb bin ich da, wo ich jetzt bin.

Allen einen schönen Nachmittag!

Beste Grüße,
Felix
 

Friederich

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Hallo Felix, die Berufsschule machst du mit links.
Versuch daher unbedingt noch irgendwas an Zusatzausbildung mitzunehmen. BWL, Buchführung, CNC oder CAD! z.B.
Keine Ahnung, was da alles möglich wäre. Ich hab nur am Rande mal mitbekommen, daß ein Abiturient in der Schreinerausbildung das so gemacht hat.
Was du im Kopf hast, ist unbezahlbar. Das ist viel wichtiger als ein Jahr lang ein paar hundert Euro mehr oder weniger Verdienst.
 

Schreinersein

ww-eiche
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Aachen
:emoji_wink: ich hab knapp 3 Jahre versucht zu studieren (BauIng an der TH Aachen, die müssen über 50% aussortieren,so viele bringen die nicht durch das Hauptstudium (vor Bachelor-Zeit)), bevor ich meine Ausbildung angefangen habe.
Ich habe mich oft zu Tode gelangweilt, meine Lehrer genervt mit Nachfragen und Besserwisserei. Das da keine Differenzierung stattfindet, ist echt schade.

Ich hab das dann anders gelöst, ich bin immer arbeiten gegangen, wenn möglich und hab mir die Stunden als Überstunden auszahlen lassen Hat sich schon gelohnt, wenn 140 Fehlstunden auf dem Zeugnis standen. Du bekommst (zumindest hier in NRW,) eine Note anhand Deiner Vornoten (Abi), wenn Du nicht oft genug im Unterricht für eine Benotung warst. Deutsch Unterricht habe ich nur eine Stunde mitgemacht. Das war mir zu blöd. Note im Abi (ohne es raus zu suchen) 3, gibt ne 1 auf dem Berufsschulzeugnis, allerdings nicht auf dem Abschlusszeugniss. Religion gab es glaub ich auch noch, weiß ich aber nicht genau, war nicht da ...

In welchem Zustand ich manche Mathe Arbeiten geschrieben habe, schreib ich hier mal nicht, sonst wird mir noch die Ausbildungseignung aberkannt :emoji_wink: Allerdings hab ich auch in der Ausbildung gelernt, daß zu viel THC nicht auf Dauer Arbeits/Alltagskompatibel ist.

Grüße
Jan
 

tract

ww-robinie
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Du bekommst (zumindest hier in NRW,) eine Note anhand Deiner Vornoten (Abi), wenn Du nicht oft genug im Unterricht für eine Benotung warst. Deutsch Unterricht habe ich nur eine Stunde mitgemacht. Das war mir zu blöd. Note im Abi (ohne es raus zu suchen) 3, gibt ne 1 auf dem Berufsschulzeugnis, allerdings nicht auf dem Abschlusszeugniss. Religion gab es glaub ich auch noch, weiß ich aber nicht genau, war nicht da ...

So ist das inzwischen möglich?
Als ich meine Ausbildung gemacht habe, wärst Du mit dieser Einstellung durchgefallen - und zwar berechtigterweise!

Deutsch Unterricht habe ich nur eine Stunde mitgemacht. Das war mir zu blöd.

Hmm, - ohne Fehler wäre es ein Wort: 'Deutschunterricht'. :emoji_wink:
 
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