Aus welchem Holz stellt(e) man Holzspindeln für Hobelbänke her

lukasmane

ww-fichte
Registriert
18. November 2014
Beiträge
23
Ort
Mühldorf am Inn
Hallo,
Ich mache eine Ausbildung zum Schreiner und richte mir gerade eine kleine Werkstatt ein. Bei meiner Tante habe ich eine alte Hobelbank (ca. 130 Jahre) mit Holzspindeln gefunden. Die Platte ist aus einem Stück aus Eiche. Hat wüst ausgesehen, aber ich hab sie bei einem Schreiner abrichten dürfen. Ich finde sie wunderschön. Daher will ich sie herrichten. Das Untergestell kann man nicht mehr brauchen, das baue ich gerade neu. Als nächstes kommen dann die Vorder- und die Hinterzange dran, die ebenfalls erneuert werden müssen.
Ich überlege mir gerade ob ich Metallspindeln kaufe, oder ob ich sie von meinem Opa (der könnte das) aus Holz drehen lasse.

Das Metallspindeln wahrscheinlich sinnvoller wären weis ich. aber Holzspindeln würden schon was hermachen :emoji_slight_smile: und ich müsste mir keine teuren Spindeln kaufen.

Deshalb meiner Fragen:
kann man auch mit gut gemachten Holzspindeln gut arbeiten?
aus welchem Holz dreht man so eine Spindel am besten?
mein erster Gedanke war Buche. oder Eiche.. aber gibt es da etwas noch spezielleres?

auf eure Antworten freu ich mich.

Liebe Grüße Lukas
 

derdad

Moderator
Registriert
3. Juli 2005
Beiträge
5.088
Ort
Wien/österreich
Hallo Lukas,
eine Holzspindel ist ein gute Sache. In YouTube findet man einige Anleitungen um Holzgewinde herzustellen. Versuch auch "wooden thread". Da findest du einiges.
Früher wurden mechanische Teile, die besonders torsions belastbar sein mussten aus Ulme/Ruste/Rüster gemacht. Auch Esche wäre sicher ein gutes Holz. Oder Ahorn, das ist sehr feinporig.

lg
gerhard
 

Jan1990

ww-ulme
Registriert
10. Januar 2013
Beiträge
198
Ort
Niedersachsen
Hallo,

ich hab auch so eine Hobelbank mit Holzspindel zumindest in der Hinterzange ist glaube ich aus Buche, kann morgen auch mal nachschauen :emoji_wink:

Ich würde aber ein Holz nehmen was nicht soviel arbeitet, trotzdem aber hart und zäh ist z.B. Rüster

Mfg Jan
 

carsten

Moderator
Teammitglied
Registriert
25. August 2003
Beiträge
18.542
Alter
50
Ort
zwischen Koblenz und Wiesbaden
Hallo

als Spindel sicher nicht. War früher recht beliebt für Hobelsohlen.
Steht inzwischen unter Artenschutz der Handel ist genehmigungspflichtig.
Für Gewinde wurde häufig Weißbuche bzw Hainbuche verwendet.
 

Fiamingu

ww-robinie
Registriert
24. August 2012
Beiträge
8.507
Alter
57
Ort
Ghisonaccia, Korsika, Frankreich
Aus Pockholz werden Hobelsohlen für
Holzhobel hergestellt. Hochwertige
Streichmasse haben auf der Gleitenden
Seite eine Pockholzauflage. Pockholz ist
auch ein fetthaltiges Holz welches die
Gleiteigenschaften von Hobelsohlen
erhöht. Da es sehr Hart ist wird es auch
schwer sein das Gewinde zu drechseln.
Halbarer als die zuvor genannten Hölzer
wird es schon sein. Ich würde eher zu
Esche tendieren.
 

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
5.927
Ort
Taunus
Hallo,

Holzspindeln sind ein Traum, allerdings schau mal was ein Gewindeschneidsatz in größer 50mm kostet.
Wenn natürlich vorhanden, klasse.
Ob gedrechselte Gewinde für diesen Zweck taugen, weiß ich nicht.
Es gab allerdings Gewindefräseinrichtungen auf speziellen Bänken...sehr teuer.

Buche, Ahorn, Weißbuche sollen gut sein, Eiche, Esche, Robinie weniger.

Gruß Dietrich
 

Sägenbremser

ww-robinie
Registriert
20. Juli 2011
Beiträge
5.932
Alter
69
Ort
Köln
Hallo Lukas

schön das du die alte Arbeitsbank wieder in den
ursprünglichen Zustand versetzen möchtest. Wir
sterben doch nicht aus:emoji_slight_smile:

In ganz jungen Jahren(13) hatte ich meiner Mutter
einmal eine Teigrolle aus Elsbeere gedrechselt. Die
"Drechselbank" war eine Bohrmaschine und an der
anderen Seite ein Nagelklotz. Trotz der eher einfachen
Maschine wurde das Teil immer benützt und erst vor
20 Jahren fand ich es passend das grosse Holzteil mal
etwas zu überarbeiten, es tut jetzt mit zwei Kugellagern
versehen auch heute noch seinen Dienst in meiner Küche.

Die Elsbeere, Vogelbeere auch Schweizer Birnbaum genannt
ist wirklich ein zähes, dichtes Holz das auch bei sehr gekürzter
Faser noch abreissfest bleibt. Wenn keine Gewindekluppe im
Fundus deiner Vorfahren ist, wäre der Gang auf eine Metalldreh-
bank schon empfehlenswert. Das zähe Holz ist in etwa wie POM
bearbeitbar.Ein exaktes Trapezgewinde ist für einen Dreher kein
sehr grosses Problem und du wirst sehr lange deine Freude am
satten Gang der Spindeln haben.

Habe selber eine fast 100Jahre alte Hobelbank hier stehen, die hat
zwar schon Metallspindeln, aber alle Führungen sind aus Hartholz.
War auch mal kurz am überlegen die Zangen auszutauschen, aber
nachdem ich die Führungen mit Messingschienen "aufgepolstert"
habe, die Gleitflächen mit Lubratec eingelegt hatte, arbeite ich noch
lieber an der Hinterlassenschaft eines verstorbenen Kollegen. Es lohnt
sich schon den alten Dingern etwas Fürsorge angedeihen zu lassen.

Gruss Harald

Bei Holzwerkstoffen ist es eigentlich kein Trapezgewinde, fällt mir
gerade ein, der Druck an der Gewindeflanke wäre wohl doch zu gross.
 

weissbuche

ww-robinie
Registriert
7. Februar 2010
Beiträge
1.656
Ort
29549 Bad Bevensen
Hallo Lukasmane,
wenn man in alte Drechslerbücher schaut, wird dort als Holz für Gewinde eigentlich immer die Weissbuche empfohlen. Hölzer wie Esche, Robinie usw. sind viel zu langfaserig. Ein gerades Stück suchen, sauber aushobeln und 1-2 Tage in Leinöl legen, damit das Holz ein bißchen
"geschmeidiger" wird.
Gruß aus der Heide, der Lüneburger
Eckard
 

lukasmane

ww-fichte
Registriert
18. November 2014
Beiträge
23
Ort
Mühldorf am Inn
Danke für eure Tipps. Ja das gute isst des mein Opa mit das Gewinde drehen kann auf seiner Metalldrehbank. Er kann praktisch jedes beliebige Gewinde. welches empfehlt ihr mir?
 

Sägenbremser

ww-robinie
Registriert
20. Juli 2011
Beiträge
5.932
Alter
69
Ort
Köln
Hallo Lukas

du hast ja schon eine Gewindemutterpassung in der
alten Hobelbank, die wäre das beste Ausgangsmass
für die neuen Spindeln denke ich.

Unabhängig vom Material, der Hinweis von @Turin ist
dabei schon wichtig und natürlich auch richtig, bei Holz
wäre ein Rundgewinde schon die beste Ausformung.

Ist auch auf der Drehbank aber recht aufwendig, da dein
Opa einen doppelten Drehstahl, oder zwei Stähle anschleifen
müßte. Das Schneideisen für die Mutter kommt auch noch
dazu, weiss nicht ob es das so zu kaufen gibt.

Gruss Harald
 

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
5.927
Ort
Taunus
Hallo,

kurze Zwischenfrage bez. Birnbaum, kann das bitte noch mal zweifelsfrei geklärt werden was es mit Elsbeere und schweizer Birnbaum auf sich hat?


Gruß Dietrich
 

Dietrich

ww-robinie
Registriert
18. Januar 2004
Beiträge
5.927
Ort
Taunus
Hallo nochmal,

i.O. hat sich geklärt: Schweizer Birnbaum ? Wikipedia

Zusatzfrage, wenn astfreies Birnbaumholz nach dem Hobeln mit scharfem Eisen solche optischen Wellen zeigt, dabei eine ungewöhnlich harte Oberfläche hat, gibt es dafür spezielle Bezeichnungen, beim Ahorn gibt es das auch...der Namen fällt mir nicht ein?

Gruß Dietrich
 

Sägenbremser

ww-robinie
Registriert
20. Juli 2011
Beiträge
5.932
Alter
69
Ort
Köln
Hallo Dietrich

Es gibt einmal die Bezeichnung "Klangholz" für
diese Ausbildung. Dabei verlaufen die welligen
Jahrringe mit gleichmäßigen Einkerbungen an
den Hauptmarkstrahlen und erzeugen diese so
schöne Holzbild, das vor allem für Geigenhälse
sehr gesucht ist.

Das Andere wäre der Riegelwuchs, eine Erscheinung
die nicht farblich auftritt, sondern durch den sich
wechselten Anschnitt der gewellten Jahrringe optisch
in Erscheinung tritt. Ein gesuchtes Holz bei Bergahorn,
Nussbaum und einigen Überseebeständen.

Auch wenn es rein optisch als eine härtere Holzart für
uns erscheinen mag, reale Messungen zeigen doch das
die Festigkeits-und Elastizitätswerte deutlich unter dem,
des geradwüchsigem Holz gleicher Art und Herkunft liegen.

Gruss Harald
 

lukasmane

ww-fichte
Registriert
18. November 2014
Beiträge
23
Ort
Mühldorf am Inn
ok alles klar dann nehme ich das Maß von der alten Hobelbank.
Mal schaun vllt hat er ja eine Idee wie wir das Rundgewinde hinbekommen :emoji_slight_smile:
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.446
Ort
Wuppertal
Das nennt man "geriegelt" und stammt soweit ich weiß vom "Wimmerwuchs". Riegelahorn ist sehr gesucht und entsprechend teuer.
An Neujahr saß ich an einer Theke aus dem Zeugs. Sieht schon toll aus.

Elsbeere habe ich kürzlich verwendet. Tolles Holz, sehr dicht und gleichmäßig. Vielleicht einen Tick härter als Birnbaum, optisch von diesem außer beim fast schwarzen Farbkern eigentlich nicht zu unterscheiden. Ist quer zur Faser extrem stabil, reißt also nicht so schnell.
Aber ich denke, dass das für eine Spindel zu edel ist.

Irgendjemand empfahl Weißbuche oder noch besser die extrem harte Hainbuche. Daraus würde ich das drehen (wenn ich das könnte).

Gruß vom heute verregneten Rhein

Michael
 

dascello

ww-robinie
Registriert
9. Januar 2008
Beiträge
4.446
Ort
Wuppertal
Oooops, Harald war schneller, und gleich muss ich ihn korrigieren.

Erstens mal wird Riegelahorn für Geigenböden und Zargen, nicht aber für die Decken benutzt. Für Hälse nur manchmal.

"Klangholz" umfasst alle resonierenden Hölzer. So auch die engjährige hochalpine Fichte und Tanne, sogar gefladertes Zypressenholz, solange es für diese Zwecke engesetzt wird/wurde. Ahorn natürlich und sogar Pappel und Platane kommen vor, z. B. beim Boden meines italienischen Cellos, der aus einem Stück gefertigt wurde. Gitarrenbauer machen auch Böden aus Tropenhölzern, die dann ja auch "Klangholz" sind.

Es gibt Leute, die behaupten, man könne einem Baum schon im Wald durch Anklopfen mit dem stumpfen Ende der Axt anhören, ob er für Resonanzböden geeignet ist. Ich halte das für Hokuspokus, aber wer weiß?

Klanghölzer werden extrem lange getrocknet und gelagert, im Schnitt 20 bis 30 Jahre, bevor man sie verwendet.
Meinen Lebensvorrat an Fichte habe ich 1984 in Mittenwald gekauft, da war das Holz schon zehn Jahre gelagert.
Bald habe ich nichts mehr, es wird also Zeit, dass ich das Cembalobauen drangebe.

Es grüßt gleich nochmal


Michael
 

Keilzink

ww-robinie
Registriert
27. November 2010
Beiträge
1.840
Ort
Reutlingen
Ist das selbe.
Gruß
Friederich

...genau. Und ist auch keine "Buchenart", sondern gehört zu den Birkengewächsen.

Ich wäre übrigens ziemlich scharf drauf, die fertigen Spindeln mal zu sehen. Vielleicht zusammen mit ein paar Bildern vom Drehen und einen kurzen Bericht zur Herstellung? - wenn das nicht zu unbescheiden ist ...

Viel Erfolg: Andreas
 

Holz-Christian

ww-robinie
Registriert
30. September 2009
Beiträge
5.428
Alter
47
Ort
Bayerischer Wald
Hallo zusammen.

Ich hab auch noch eine Hobelbank mit Holzspindel rumstehen.
Die Holzart lässt sich kaum bestimmen, aber es ist ein hartes, geschlossenporiges Holz.
Also Weißbuche,Ahorn, Birnbaum oder ähnliches.

Gruss Christian.

20630920xg.jpg
 
Oben Unten