Alter eines Schreibtisches

Andi_Schmitt

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Hallo, mir ist der abgebildete Schreibtisch angeboten worden. Die Verkäuferin behauptet, dass er ca. 100 Jahre alt ist. Von außen betrachtet könnte das auch hinkommen. Allerdings sieht das Innenleben viel moderner aus. Kann mir jemand bei der Einschätzung weiterhelfen?

Viele Grüße in die Runde
Andi
 

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netsupervisor

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Für mich sieht das irgendwie nach Warrings Chippendale Möbel aus, dann würde das Alter vielleicht annähernd hinkommen.
Allerdings trifft das nur aufs Gestell zu, dazu passen zu diesem Stil nicht die Fronten der Türen und der Lade. Das Innenleben sieht fast Bidermeier aus.

Vielleicht kommst du mit dieser info weiter.
 

Johannes

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Hallo Andi,
ich würde das Alter auf 60-80 Jahre schätzen. Für genaueres müsste man den Schrank und die Schubkästen genauer von unten und hinten begutachten.

Es grüßt Johannes
 

Vaultdoor

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Ich stimme Johannes ebenfalls zu. Ich habe ein Möbelteil in einem sehr ähnlichen Stil und da ist das Abzeichen der Tischlerei drauf. Mein Möbel ist von 1936.
 

Andi_Schmitt

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Hallo, herzlichen Dank für die tollen Antworten. Wären 200 Euro für das Möbelstück gerechtfertigt?
Viele Grüße in Runde
Andi
 

Hondo6566

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Allein diese Klappenscharniere deuten auf die 50er/60er Jahre hin.
Der Preis welcher gerechtfertigt wäre, ist derjenige der jemand bereit ist dafür zu bezahlen.
Ich orientiere mich bei Preisen in etwa was auf Verkaufsplattformen verlangt wird - auch wenn man manchmal dort utopische Preise sieht.
Eine gute Einschätzung - denke ich zumindest - zeigen die Preise eines gewerblichen Verkäufers dem ich aus Interesse folge:
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-bestandsliste.html?userId=73281398
Wobei ich mich schon manchmal über den Preisverfall wundere.
 

Andi_Schmitt

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Hallo, nochmal vielen Dank für die Antworten. Ich bin immer wieder positiv überrascht über die Hilfsbereitschaft in diesem Forum.
Wünsche allen einen schönen Abend!
 

seschmi

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Wobei ich mich schon manchmal über den Preisverfall wundere.

Ich habe vor einiger Zeit mit einem Händler darüber gesprochen. Er meinte, dass in den letzten Jahren zu viele gute Stücke auf den Markt kommen, was die Preise drückt.

Die Generation, die jetzt 80 oder 90 ist, hat es in der Nachkriegszeit zu Wohlstand gebracht und viel in alte Möbel gesteckt. Da gab es fast in jedem Haushalt alte Sekretäre, Wanduhren und so weiter. Jetzt wird das alles vererbt, und dann meist veräußert. Dadurch kommt viel auf den Markt.

Das erscheint mir plausibel.
 

Roland67

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Hallo, mir ist der abgebildete Schreibtisch angeboten worden. Die Verkäuferin behauptet, dass er ca. 100 Jahre alt ist. Von außen betrachtet könnte das auch hinkommen. Allerdings sieht das Innenleben viel moderner aus. Kann mir jemand bei der Einschätzung weiterhelfen?

Viele Grüße in die Runde
Andi
Hallo Andi,
das Möbel ist aus den 50ger Jahren und nicht sonderlich ausgefallen. Der Sockel ist mit Sicherheit aus gefärbten Buchenholz, der Korpus in Nußbaum, furniert, wobei man die Maserung nicht mehr gut erkennen kann ... das wäre normalerweise sehr viel blumiger. Innenleben in Ahorn.
Denke auch 50 Euro wäre das Höchste der Gefühle. Teilweise bekommt man diese Stücke auch geschenkt !
LG Roland
 

Besserwisser

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Es ist weniger , dass viel auf den Markt kommt, was an sich auch korrekt ist. Wobei Markt besser durch Container ersetzt werden sollte. Weil es fast keinen Markt für sowas gibt. Wer stellt sich denn heute solche Stilmöbel hin?
Das gleiche gilt für echte Antiquitäten. Wenn man da heute noch 10% vom Wert der 80er bekommt, dann hat man Glück, einige wenige ikonischen Stücke aussen vor.
So ist der Kunstmarkt halt.
Einzig Bauhaus, skandinavische Möbel der 50er bis 70er und Space Age werden heute sehr hoch gehandelt.
 

schreinerheiri5

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Aber dann für einen Rivertable im Möbelhaus ein kleines Vermögen hinlegen - so sind sie halt die Konsumenten.

Oh ja... Sieht man sich bei den Auktionshäusern ein wenig um könnte man für die Hälfte (oder noch weniger...) von Sowas einen schönen, eleganten, guterhaltenen Biedermeiertisch kaufen. Aber das ist dann halt nicht so 'angesagt'.
 

Besserwisser

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Versteh das Problem nicht. Wenn ihr so auf die Sachen steht, dann freut euch doch, dass ihr die jetzt so günstig kaufen könnt und stellt euch die Bude damit voll.
Rivertable mit Biedermeier zu vergleichen ist Unsinn. Erstes ist eine kurze, kleine Mode (kann man sowas im normalen Möbelhandel kaufen?), das andere eine Antiquität einer vergangenen Epoche. Völlig unterschiedliches Klientel.
 

Hondo6566

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Hallo,
also ich umgebe mich gerne mit alten Möbeln - nur dementsprechend Riechen dürfen die bei mir nicht.
Klar darf man an einen Wiederverkauf nicht denken, da blutet einem das Herz.
Meine Eltern haben vor über 20 Jahren ein aufgearbeitetes Louis Philippe Sofa mit 2 dazugehörigen Sesseln für etwa 11000 DM gekauft. Heute würde ich in Euro dafür nicht mal mehr 1/4 bekommen. Aber 20 Jahre lang gut gesessen und darauf geschlafen ist auch was Wert - eigentlich unbezahlbar. :emoji_slight_smile:
 

marcus_n

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Die Antiquitätenhändler stecken in einer schwierigen Phase. Über Jahrzehnte haben sich beachtliche Bestände angesammelt. Man kann aus nahezu jeder kunstgeschichtlichen Epoche auf Mobiliar zugreifen. Aber die jungen Generationen interessieren sich nicht mehr dafür. Bereits seit etwa zwanzig Jahren fallen die Preise ins Bodenlose. Selbst Barockmöbel sind vergleichsweise preiswert zu erstehen. Früher undenkbar.
Die Möbel aber, die heute gefragt sind (etwa ab Werkbund, über Bauhaus, Skandinavien und Italien) sind teilweise in sehr schlechtem Zustand, weil Materialien verwendet wurden, die heutige Restauratoren nicht mehr erhalten können (Kunststoffe). Sie zerfallen zusehends.
Ich finde aber vor allem das steigende Interesse an 50er Jahre Möbeln interessant. Das war für meine Generation immer der Ausdruck des biederen Piefkes. Heute reissen sich alle darum.
Hinzu kommt, das die Postmoderne kein greifbares Design mehr bietet. Die Möbel von heute haben also kein eindeutiges Design mehr und sind auch nicht für langfristiges Nutzung gestaltet. Wegwerfartikel bei der Massenfertigung.
Besonders spannend aber sind die aktuellen Meister- und Gesellenstücke. Ich habe einige Bücher aus den sechziger Jahren über Möbelbau. Die entsprechen nahezu eins zu eins dem breiten Designgeschmack. Wenn man sich die Ladeneinrichtungen der großen Bäckereiketten und Modesalons anguckt, dann bedienen sie sich exakt der 60er Jahre Ästhetik. Irgendwelche Berufsschullehrer oder Meister müssen hier ihren Einfluss geltend gemacht haben.
Der heute so beliebte "industrial Style" ist ja auch nur eine Retrowelle aus den 90er Jahren. Ein alter Hut sozusagen. Stahlkufe trifft Eichenbohle, und das möglichst grobschlächtig. Hier werden Elemente der siebziger und achtziger aufgegriffen (Mad Max, Alien)

Literaturtipp: Werkstoffe und Verarbeitung im Innenausbau, Otto Steinhöfel, 1965 / vgl. Innenausbau Bäckereikette Wolf
 

Hondo6566

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Aber die jungen Generationen interessieren sich nicht mehr dafür
Das tat sie eigentlich nie.
Wer früher Antiquitäten kaufte der war i.d.R. 40 Jahre oder älter, hat es im Beruf zu etwas gebracht und wollte sich jetzt auch was leisten. Das war auch die Zeit wo Orientteppiche noch zu horrenden Preisen verkauft wurden.
Wer es heute zu etwas Geld bringt gönnt sich Weltreisen in Afrika oder sonstige exotische Ziele, und vorallem kauft er wenn er die 50 überschritten hat ein Wohnmobil. Das ist heute fast schon Pflicht. Ich denk auch schon unangestrengt darüber nach. :emoji_sunglasses:
 

marcus_n

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@hondo Stimmt so nicht ganz. Der Bildungsbürger legte immer großen Wert auf gediegene historische Möblierung. In gewissen Kreisen gehört es zum guten Ton. Auch beim Nachwuchs. Wer beim Chef was werden wollte oder in der Branche gut dastehen, brauchte entsprechende Einrichtung. Das ist seit den 2000ern rum. Einzig die Russen stehen noch auf historisches BlingBling.
Die Renaisance des Wohnmobiles ist nichts anderes als der heutige Geschmack nach 50er, 60er Möbeldesign, als damals jede deutsche Familie mit Wohnwagen und Giebelzelt sich auf den Weg nach Caorle oder Rimini gemacht hat. Der Polt wusste schon bescheid.
Abartig sind die Preise heutiger mobiler Übernachtungsmöglichkeiten. Hat man damals aus Geldmangel sich so ein Ei ans Auto gebunden, sind heutige Wohn- und Expeditionsmobile wahre Geldanlagen, die sich nur Erben oder Unternehmer leisten können. Bei vielen dieser Fahrzeuge ist ja der Führerschein im Preis inbegriffen. Und die Reiseziele werden immer exotischer. Viele dieser Individualtouristen beschweren sich ja zunehmends, dass sie ihre Reisebusse nicht mehr auf dem normalen Campingplatz abstellen können, weil der vierzig Tonner in der Wiese versinkt. Die Innenausstattung ist aber überraschend bieder.
 

Hondo6566

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2000er Jahre sind auch nicht früher, das ist quasi erst gestern gewesen. :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
Mit früher meine ich die guten alten 70er und 80er Jahre, ggf. noch ein Teil der 90er.
 

marcus_n

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Ich weiss schon was du meinst hondo. Aber in den siebzigern hat die Jugend ja noch revoltiert, wollte anders sein als ihre Eltern. Heute sind die Jugendlichen spiessiger als ihre Vorfahren. Sie sind leistungsbewusst, angepasst, ordentlich, politisch korrekt und unfassbar schlecht gekleidet. :emoji_wink:
(Man muss sich das ernsthaft mal geben. Die beschweren sich heute in der Pandemie, dass sie nicht mehr richtig lernen können, sie wollen wieder in die Schule. Hallo?)
 

Hondo6566

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sie wollen wieder in die Schule. Hallo?
Muss zur meiner Schande gestehen das wäre mir früher nicht passiert. Wäre stattdessen wahrscheinlich früher in der Kneipe am Flipperautomat gestanden. Aber wir schweifen vom eigentlichen Thema total ab, also etwas Disziplin bitte (an die eigene Nase gefasst...)
 
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