Alte Truhe aufhübschen

Wabenquell

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Hallo zusammen,

ich würde gerne ein alte Truhe (Erbstück) etwas aufhübschen, indem ich die Beschläge reinige und das Holz neu lackiere. Aus welchem Holz die Truhe gemacht ist, weiß ich leider nicht.

Kann mir jemand Tips geben, wie ich mein Vorhaben am besten angehe? Oder was man, abgesehen von dem, was ich vorhabe, noch machen könnte? Ich mache das zum ersten Mal.

Rückseite:
IMG_20240116_173918_988.jpg

Vorderseite:
IMG_20240116_173915_033.jpg

Seitenwand
IMG_20240116_173924_996.jpg


Deckel:
IMG_20240116_173921_735.jpg
 

Johannes

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VHallo,
vergiss das mit dem Abbeizen. Das ist, mit ziemlicher Sicherheit, eine Nußbaum-Körnerbeize die sehr tief in das Holz eingezogen ist und sich mit keinem, mir bekannten Abbeizer gelöst werden kann. Entweder schwarze Truhe, oder verheizen.

Es grüßt Johannes
 

Holzsinn

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Was die Nussbaum Körnerbeize angeht, bin ich derselben Meunung wie Johannes.
Man könnte die Truhe schon wieder etwas frischer bekommen, wenn man das Schwarz auffrischt. Ich würde zunächst mal testen, was für ein Lack jetzt drauf ist. Wenn es Schellack ist, könnte man den mit Brennspiritus anlösen. Wenn das funktioniert, würde ich nach dem Säubern wieder mit konzentrierter NK Beize nachfärben und mit Streichschellack lackieren.
Melanie
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Wabenquell

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Danke an alle. Ein hellerer Ton wäre mir zwar lieber, aber dann muss ich halt mit schwarz leben. Werde Melanies Vorschlag folgen.

Aus Interesse: woran könnt ihr erkennen, dass es eine Nussbaum-Körnerbeize ist?
 

wirdelprumpft

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hm, Anno 1800 Körnerbeize von Clou ja ganz bestimmt bin da voll bei euch :emoji_wink:
außer bei Nachbau da wäre die denkbar
alte Technik
abschleifen dann wird die Eiche schon deutlich heller außer es wäre Mooreiche...
aber zwischen den Schnitzerreien dauert das Abschleifen viel zu lang und ist nur schwer gut hinzubekommen bzw. gar nicht
 

Holzsinn

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Nussbaum Körnerbeize muss ja nicht von Clou sein, es handelt sich dabei um eine traditionelle Beize, die aus der Huminsäure der Braunkohle gewonnen wird. Ich decke meine Bedarf daran bei Pigmente Kremer in München. Da die Packungen aber doch recht groß sind, empfehle ich Mister Wabenquell doch 2 Tütchen Beutelbeize von Clou zu kaufen und zwar Nussbaum mittel und schwarz und die miteinander zu mischen. So müsste man dieses braune schwarz eigentlich ganz gut hinbekommen. Und noch ein Tipp: nicht die gesamten Tüteninhalte miteinder vermischen sondern, nur in Teelöffelmenge ausprobieren bis der Farbton und die Intensität passen.
Melanie
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welaloba

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Schleifen bzw. Abbeizen ist hier wirklich nicht das Mittel der Wahl. Retuschen würde ich wahrscheinlich eher mit stark angesetzter Wasserbeize schwarz durchführen. Vorsichtiges Nacharbeiten zunächst mit verdünntem Schellack, Auftrag mit Pinsel, evtl. gleich verreiben mit fusselfreiem Tuch.
Gruß Werner
 

flüsterholz

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Es gibt zwar eine Möglichkeit Körnerbeize aufzuhellen, die ist aber für den ungeübten Anwender nicht zu empfehlen. Außerdem bekommst du als Privatperson nicht die benötigten Produkte. Mir ist aber eingefallen, dass das Ausgangsprodukt für Körnerbeize sehr empfindlich auf Laugen und Säuren reagiert. Laugen sind bei Eiche nicht empfehlenswert, aber Säure in Form von Essig- oder Zitronenessenz wäre eine Möglichkeit. Vielleicht mal an einer unauffälligen Stelle auf der Rückseite mit einem Schwamm ausprobieren. Einen Versuch wäre es wert.
Über der Körnerbeize wird aber sicher noch eine weitere Schutzschicht/Oberfläche aufgetragen sein, die zumindest in Teilen noch vorhanden ist. Wenn es noch die Originaloberfläche ist, würde ich am ehesten einen Sanderakfirnis oder Bienenwachs vermuten. Sanderakfirnis bekommst du am ehesten mit Alkohol (Spiritus) runter, Bienenwachs mit Balsamterpentin. Den aber nur mit guter Entlüftung oder Schutzmaske verwenden, am besten draußen.
Es sieht zwar auf den Fotos nicht so aus, aber die Truhe könnte natürlich auch später nochmal einen weiteren Anstrich bekommen haben. Dann wäre ein Abbeizer meine Wahl.
Für den Neuaufbau wurde ja oben schon berichtet. Schellack oder Wachs wären da auch meine Favouriten.
Die Beschläge würde ich nur mit Stahlwolle von losen Rost befreien und dann einölen. Nicht blank schleifen, das sieht dann unpassend aus. Viel Erfolg
Gruß Michael
 

welaloba

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Lieber Michael, bei allem Respekt: Da möchtest du jetzt die ganz große Keule auspacken mit Abbeizer und Co.
Wir erinnern uns: Er macht das zum ersten Mal und die Rede war von "etwas aufhübschen". Es gab inzwischen auch einige Empfehlungen, wie dezentes Vorgehen aussehen könnte....
Werner grüßt!
 

MarcBerlin

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Das ist eine über 200 Jahre alte Truhe, die ihre Geschichte zeigt!" Aufhübschen" verbietet sich da eigentlich und Abschleifen erst recht. Wenn überhaupt, müsste jemand ran, der sehr viel Erfahrung hat und vor allem sich erst einmal überlegt, welche "Verbesserung" (sehr subjektiv) überhaupt sinnvoll wäre, ohne dem Stück jede Patina und Geschichte zu rauben. Ich würde sagen, damit leben, wie sie aussieht oder jemand anderem geben, dem sie gefällt. Vielleicht als Ansporn: So wie sie jetzt ist, hat sie einen gewissen Wert. Also nicht nur ideell sondern auch am Markt. Egal was Du veränderst: Danach ist sie praktisch wertlos.
 

flüsterholz

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Lieber Michael, bei allem Respekt: Da möchtest du jetzt die ganz große Keule auspacken mit Abbeizer und Co.
Wir erinnern uns: Er macht das zum ersten Mal und die Rede war von "etwas aufhübschen". Es gab inzwischen auch einige Empfehlungen, wie dezentes Vorgehen aussehen könnte....
Werner grüßt!
Bei allem Respekt, lies meinen Beitrag nochmal in Ruhe.
Gruß Michael
 

MarcBerlin

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Bei solchen Fragen kann man übrigens auf die Expertise von Melanie aka @Holzsinn vertrauen. Ihre Empfehlung für die Firma Kremer kann ich unterschreiben. Daher hier mal der Link auf deren Online Shop. Man muss also nicht Münchner sein, um dort einzukaufen. Deren Katalog ist übrigens wunderbare Lektüre. Eine Besonderheit dort ist, dass die Artikelbeschreibungen oft eher schlank gehalten sind. Meist gibt es aber ein verlinktes PDF. Das immer unbedingt runter laden und lesen! Macht Spaß und bildet.
 

pb57

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Wenn es noch die Originaloberfläche ist, würde ich am ehesten einen Sanderakfirnis oder Bienenwachs vermuten. Sanderakfirnis bekommst du am ehesten mit Alkohol (Spiritus) runter, Bienenwachs mit Balsamterpentin. Den aber nur mit guter Entlüftung oder Schutzmaske verwenden,

Und genau damit gibst Du, Michael, dem Fragesteller einen Rat, wie der Originalzustand (oder wenigstens der, den die Truhe "sich auf den Buckel geladen" hat) unwiederbringlich zu verändern, und höchstwahrscheinlich für jeden Sammler uninteressant zu machen. Johannes lakonische Bemerkung #4 trifft (aus meiner Sicht) ins Schwarze (hihi).
An @Wabenquell: geh mit der Truhe zu einem Restaurator (m/w/d) und laß Dich aus fachkundiger Sicht beraten - das soll den Teilnehmern an dieser Diskussion nicht im mindesten Unkenntnis unterstellen! Aber nichts ersetzt den Augenschein ...
Wenn Du im rheinischen Brühl sitzt, könnte ich Dir eine ortsnahe, sehr kompetente Restauratorin empfehlen.

In Ergänzung zu @MarcBerlins Hinweis auf Melanies (@Holzsinn) Empfehlung #5: die verstehe ich als Tip, wie eventuelle Farbabweichungen (ausgebleichte Stellen o. ä.) retouchiert werden könnten und "das Schwarz aufgefrischt", aber nicht als komplettes _Ab_beizen. Aber das kann auch an mir liegen ...
 
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flüsterholz

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Mit Körnerbeize kann man schon einen ziemlich guten Schwarzton erzielen. Je nach Konzentration ist zwischen mittelbraun und fast schwarz alles möglich. Außer du hast Kasseler Braun aus dem, glaube ich, Kölner Raum. Das wird, meine ich, eher rötlich.
Könnte aber natürlich auch eine echte Beize sein. Oder wer weiß, wo die Truhe gestanden hat, vielleicht in der Räucherkammer?
 

flüsterholz

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Wenn ich mir den Deckel mit den Abnutzungserscheinungen anschaue, würde ich aber eher auf Körnerbeize tippen. Die war um 1800 auch schon in Gebrauch. Kann mich aber auch irren.
 

flüsterholz

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Und genau damit gibst Du, Michael, dem Fragesteller einen Rat, wie der Originalzustand (oder wenigstens der, den die Truhe "sich auf den Buckel geladen" hat) unwiederbringlich zu verändern, und höchstwahrscheinlich für jeden Sammler uninteressant zu machen. Johannes lakonische Bemerkung #4 trifft (aus meiner Sicht) ins Schwarze (hihi).
An @Wabenquell: geh mit der Truhe zu einem Restaurator (m/w/d) und laß Dich aus fachkundiger Sicht beraten - das soll den Teilnehmern an dieser Diskussion nicht im mindesten Unkenntnis unterstellen! Aber nichts ersetzt den Augenschein ...
Wenn Du im rheinischen Brühl sitzt, könnte ich Dir eine ortsnahe, sehr kompetente Restauratorin empfehlen.

In Ergänzung zu @MarcBerlins Hinweis auf Melanies (@Holzsinn) Empfehlung #5: die verstehe ich als Tip, wie eventuelle Farbabweichungen (ausgebleichte Stellen o. ä.) retouchiert werden könnten und "das Schwarz aufgefrischt", aber nicht als komplettes _Ab_beizen. Aber das kann auch an mir liegen ...
Bin jetzt fertig in der Werkstatt und hab Zeit für einen längeren Beitrag. Ich denke, ich sollte meinen obigen Beitrag nochmal näher erläutern. Der scheint ja doch missverständlich gewesen zu sein.
Zunächst mal vorab. Das sollte nicht die Vorgehensweise für eine korrekte Restauration sein, sondern war dem Wunsch des TE nach einem helleren Farbton geschuldet. Hatte eigentlich gedacht, dass das vom Kontext her ersichtlich wäre. Ok, war wohl nicht so. Werde es das nächste Mal explizit erwähnen. Sorry.

Hätte es sich hier um ein hochwertiges Möbel dieser Zeit gehandelt, hätte ich diesen möglichen Lösungsweg auch nicht aufgezeigt. Da fehlt mir manchmal der wohl nötige Respekt für diese einfachen Möbel. Und das, obwohl ich diese einfachen Möbel persönlich sogar lieber mag, als diese aufgepimpten aus Schlössern und Kirchen. War es halt beruflich gewohnt an kunsthandwerklich höherwertigen Möbeln zu arbeiten.
Gelobe Besserung.

Trotzdem noch einige Bemerkungen zu einigen gemachten Vorwürfen.
1.Das Abbeizen bezog sich nur auf eine mögliche spätere Lackierung. Hätte eigentlich gedacht, das wäre klar ersichtlich. Auch bei einer fachgerechten Restauration hätte die entfernt werden müssen, um eine der Zeit entsprechende Oberfläche wieder herzustellen.
2.Kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Entfernung eines möglichen in Resten vorhandenen Sanderakfirnisses wertmindernd ist. Den kann man ja problemlos auch wieder auftragen. Auch andere historische Oberflächen werden entfernt, wenn sie beschädigt und nicht mehr reperabel sind. Und ein Sanderakfirnis oder auch -politur ist nach 200 Jahren mit Sicherheit im Eimer. Dafür ist Sanderak einfach zu spröde. Die Alternative mit Schellack habe ich genannt, weil sie für diese Zeit schon legitim ist, leichter zu beschaffen ist und bezüglich der Oberflächengüte dem Sanderak überlegen ist.

Ach ja, du hast natürlich recht. Der Weg zum Restaurator wäre der beste Weg.

Gruß Michael
 
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