Alle suchen Gesellen, keiner will ausbilden.

Hauke Schmidt

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Moin,

ich muss mein Frust mal hier rauslassen. Bin selber Tischler und hab mehrere Jahre als Geselle gearbeitet, bis ich umgesattelt habe.
Nun versuche ich, den Sohn meiner Frau bei der Ausbildungssuche zu unterstützen. Er macht das erste Lehrjahr als Tischler schulisch. Man kann das skeptisch sehen, aber er hat dort schon den Maschinenschein gemacht.

Hier oben (PLZ 26) bildet kaum noch einer aus. Meine früheren Kollegen, die in die Selbstständigkeit gegangen sind, bereiten sich auf die Rente vor, die jungen Firmen wurden gegründet, als die Meisterpflicht aufgehoben war.

Gesucht werden Gesellen, aber für den Nachwuchs wird nicht gesorgt. So kann das doch nichts werden.

LG Hauke
 

Lorenzo

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Ich hab ebenfalls das erste Lehrjahr an einer Schule in Freiburg gemacht. Ich kann nur positives berichten. Die ersten 4-5 Monate waren praktisch nur Handwerkzeuge im Einsatz, inklusive Schnitzen, Hobeln, Handsägen, Anreisswerkzeuge und schärfen und Instandsetzen sämtlicher Werkzeuge. Dann TSM1 und weiter gings mit den üblichen Schreinermaschinen bis zur Breitband und CNC. So kann das praktisch kein Betrieb abbilden weil die meist doch spezialisierter sind.
Sicher gibts auch da deutliche Unterschiede zwischen den Schulen, für die FWG in Freiburg kann ich uneinegeschränkt eine Empfehlung aussprechen. Ich glaub auch, dass sich Betriebe durchaus über Azubis freuen können die das erste Lehrjahr auf diese Art absolviert haben. Die Basics sind dann auf jeden Fall sehr gut vermittelt worden und man ist breit aufgestellt.
 

weissbuche

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Die Meisterpflicht bei den Tischlern war nie aufgehoben, was da gegründet wurde, waren alles irgendwelche Trickifirmen um das auszuhebeln. Ausbildungsberechtigung war/ist dann oft nicht vorhanden. Diese Leute greifen Gesellen ab, bilden aber nie aus. In NS war das BGJ lange Zeit verpflichtend, jetzt bieten das viele BBSen als freiwillige BFS an. Zu der BFS sage ich nichts, da bin ich parteiisch. Einige Betriebe haben erkannt, daß dem Fachkräftemangel nur dadurch zu begegnen ist, daß man ausbildet. Wie sagte es ein Kollege aus dem Prüfungsausschuss so schön "dann mach ich mir meine Gesellen eben selber". Diese Betriebe gilt es zu finden. Dabei ist die Innung ein möglicher Ansprechpartner, bedingt auch die Agentur. Wir haben auch als Schule versucht, geeignete Partner zusammen zubringen. Das da eventl. längere Wege in Kauf zunehmen sind, sollte selbstverständlich sein. Schwierig ist die zunehmende Spezialisierung. Viele Firmen decken die Ausbildungsinhalte nicht mehr ab. Wir hatten in solchen Fällen auch schon mal einen Ausbildungsverbund, d.h. eine Baubude und eine Möbelbude "teilen" sich einen Lehrling. Bei der Bewerbung ist die "Schrotschußmethode" bewährt. Also nicht nur 2 Bewerbungen rausschicken, sondern 20 oder mehr. Die Chancen das eine davon erfolgreich ist, erhöhen sich deutlich. Also nicht gleich die Knarre ins Getreide schmeißen. Wie sagt ein bekannter Zreckerfahrer aus Eurer Gegend immer, weiter machen.
 

isso

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Woran das liegt sieht jeder wahrscheinlich sehr differenziert.

Letztendlich geht es auch immer um Geld. Also ist das jedenfalls ein Punkt auf der Checkliste der potentiellen Lehrlinge.
Wer da anfängt zu recherchieren merkt ja schnell, dass es viele Optionen gibt besser Geld zu verdienen. Das heißt im Umkehrschluss, dass sehr viele potentiell gute Lehrlinge eher etwas anderes machen und damit häufig die eher nicht ganz so qualifizierten übrig bleiben. Das machst du 30 Jahre und beide Seiten schieben Frust.

Aus meiner Sicht:

Ohne viel romantischen Idealismus hätte ich auch damals nicht Tischler gelernt. Da muss man schon ein bisschen "einen an der Murmel haben".
 

Ernst Werner

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Gesucht werden Gesellen, aber für den Nachwuchs wird nicht gesorgt.
Das sehe ich etwas anders.

Ausbildung ist Zeitintensiv

-Die Vorstellung "Tätigkeiten des Tischlers" sind "Ich möchte gern mit Holz arbeiten" und mit dem was in Wirklichkeit gefordert wird sind weit von einander entfernt. Diese Lehrlinge brechen dann oft ab oder beenden die Lehre gefrustet gerade so.
-Die Azubis, die das wissen, wollen später nicht als Tischler weiter arbeiten, der Gesellenbrief wird nur benötigt um bei der umliegenden Industrie unter zu kommen oder im Anschluss dann ein Studium zu beginnen.

Dann frage ich mich, warum oder für wessen Zukunft bilde ich aus.
 

Micha83

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Moin,
Meine Gedanken dazu, wären mal über den Tellerrand hinaus schauen, nicht nur richtige Tischlereien bilden Tischler aus.
Habe selbst vor 26 Jahren an einem Theater in DD meine Ausbildung gemacht. Das war sehr holzlastig, der Ausbilder hat auch die Zeit gehabt, sich um uns Lehrlinge zu kümmern.
Da öffentlicher Dienst, war die Ausbildungsvergütung damals schon ne andere Nummer, wie beim Dorftischler.
Meine Entscheidung ist wegen der Vergütung, auch eindeutig pro Theater gefallen, obwohl ich deutlich weiter fahren mußte. Im Dorf hätte ich auch anfangen können, wäre problemlos mit dem Fahrrad zu erreichen gewesen.
Ansonsten bilden die großen Betriebe weiterhin regelmäßig aus. Da ist die Bezahlung sicher auch über Kleintischlerei Niveau.
Das man dort tendenziell weniger mit Holz in Kontakt kommt, muß man wahrscheinlich in Kauf nehmen.
Dafür ist die technische Ausstattung meist sehr modern.
Grüße Micha
 

Martin45

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Das sehe ich etwas anders.
Ausbildung ist Zeitintensiv
-Die Vorstellung "Tätigkeiten des Tischlers" sind "Ich möchte gern mit Holz arbeiten" und mit dem was in Wirklichkeit gefordert wird sind weit von einander entfernt. Diese Lehrlinge brechen dann oft ab oder beenden die Lehre gefrustet gerade so.
-Die Azubis, die das wissen, wollen später nicht als Tischler weiter arbeiten, der Gesellenbrief wird nur benötigt um bei der umliegenden Industrie unter zu kommen oder im Anschluss dann ein Studium zu beginnen.

Dann frage ich mich, warum oder für wessen Zukunft bilde ich aus.
Wenn du als Betrieb so negativ eingestellt an die Sache rangehst wird es wohl schwer gute Azubis zu bekommen, die bleiben möchten. Ich denke aber eher du wirst aus deiner genannten Einstellung heraus auch gar nicht erst ausbilden?
Damit bestätigst du doch gerade die Aussage von @Hauke Schmidt.

Im übrigen sind doch Praktika übliche Mittel um gegenseitig sich kennenzulernen und eben auch dem potenziellen Azubi zu zeigen, was "arbeiten mit Holz" beinhaltet und ob das matcht.
 

Johannes

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Hallo zusammen,
das muß man, wie so oft, etwas differenzierter betrachten. Ich habe auch ausgebildet. Aber keinen 15jährigen Hauptschulabsolventen, sondern immer nur Volljährige mit PKW Führerschein. Dann habe ich wenigstens zeitweise einen Mitarbeiter und muß mich nicht auch noch mit der Aufsichtspflicht auseinandersetzen.

Es grüßt Johannes
 

Timer

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Die Meisterpflicht bei den Tischlern war nie aufgehoben, was da gegründet wurde, waren alles irgendwelche Trickifirmen um das auszuhebeln. Ausbildungsberechtigung war/ist dann oft nicht vorhanden. Diese Leute greifen Gesellen ab, bilden aber nie aus. In NS war das BGJ lange Zeit verpflichtend, jetzt bieten das viele BBSen als freiwillige BFS an. Zu der BFS sage ich nichts, da bin ich parteiisch. Einige Betriebe haben erkannt, daß dem Fachkräftemangel nur dadurch zu begegnen ist, daß man ausbildet. Wie sagte es ein Kollege aus dem Prüfungsausschuss so schön "dann mach ich mir meine Gesellen eben selber". Diese Betriebe gilt es zu finden. Dabei ist die Innung ein möglicher Ansprechpartner, bedingt auch die Agentur. Wir haben auch als Schule versucht, geeignete Partner zusammen zubringen. Das da eventl. längere Wege in Kauf zunehmen sind, sollte selbstverständlich sein. Schwierig ist die zunehmende Spezialisierung. Viele Firmen decken die Ausbildungsinhalte nicht mehr ab. Wir hatten in solchen Fällen auch schon mal einen Ausbildungsverbund, d.h. eine Baubude und eine Möbelbude "teilen" sich einen Lehrling. Bei der Bewerbung ist die "Schrotschußmethode" bewährt. Also nicht nur 2 Bewerbungen rausschicken, sondern 20 oder mehr. Die Chancen das eine davon erfolgreich ist, erhöhen sich deutlich. Also nicht gleich die Knarre ins Getreide schmeißen. Wie sagt ein bekannter Zreckerfahrer aus Eurer Gegend immer, weiter machen.
Danke für den informativen Einblick. Gerade das Problem der Spezialisierung und fehlenden Ausbildungsmöglichkeit (oder Ausbildungberechtigung) war mir nicht bewusst.
 

Glismann

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Ich habe jahrelang ausgebildet.
Ich habe meinen Betrieb verkleinert, da weniger Stress für mich.
Nun bin ich 61 Jahre alt.
Wenn ich ausbilde dann richtig.
Ich habe es vor 2 Jahren nochmal versucht.
Entweder sind die Bewerber zu blöd.
Oder es scheiterte daran, das die um 7.³° Uhr auf einer Baustelle sein sollten.
(Da müsste ich ja mit dem Bus fahren, oder kannst du mich abholen) ???

Der allerletzte Versuch war vor 1 Jahr:
Probearbeiten, 1 Tag ca. 1 Std. zu spät, 2 Tag die Mutter bringt ihn, 3 Tag die Mutter kommt zur Baustelle und fragt ob Ihr Sohn
wirklich das Werkzeug in den 3 Stock schleppen muss.
Die Fenster habe ich mit meinem Gesellen hochgeschleppt.

Für mich reicht es.
 

Ernst Werner

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Ich habe jahrelang ausgebildet.
Ich habe meinen Betrieb verkleinert, da weniger Stress für mich.
Nun bin ich 61 Jahre alt.
Wenn ich ausbilde dann richtig.
Ich habe es vor 2 Jahren nochmal versucht.
Entweder sind die Bewerber zu blöd.
Oder es scheiterte daran, das die um 7.³° Uhr auf einer Baustelle sein sollten.
(Da müsste ich ja mit dem Bus fahren, oder kannst du mich abholen) ???

Der allerletzte Versuch war vor 1 Jahr:
Probearbeiten, 1 Tag ca. 1 Std. zu spät, 2 Tag die Mutter bringt ihn, 3 Tag die Mutter kommt zur Baustelle und fragt ob Ihr Sohn
wirklich das Werkzeug in den 3 Stock schleppen muss.
Die Fenster habe ich mit meinem Gesellen hochgeschleppt.

Für mich reicht es.
Moin,
ich habe auch ausgebildet, mehrere.
Bin jetzt 62 Jahre alt und Glismann schildert genau auch meine Erfahrung in der letzten Zeit.
Bei den letzten Praktikanten ging das soweit, das erstmal "Gegockelt" wurde ob es da nicht eine App für gibt die das erledigen könnte.
Nachdem er sein Pausenbrot zu Hause vergessen hat, ging er mit Erlaubnis zum Bäcker (um die Ecke ca. 100mtr.), fand aber nicht mehr den Weg zurück zum Betrieb.
Aussage am nächsten Tag "Ich habe mich verlaufen".

Ich weiß, das ist doch nicht so schlimm
 
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weissbuche

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Ich habe mir jahrelang die Schilderungen der Praktikanten und Lehrlinge aus deren Sichtweise anhören dürfen und das auch von älteren und durchaus interessierten Leuten. Einige von den sogenannten "Ausbildern" hätte ich, wenn es meine Kinder gewesen wären, verklagt. Einmal in jedem Jahr hätte das für die Aberkennung der Ausbildungsberechtigung gereicht. Einige haben anscheinend immer noch nicht kapiert, daß wir 2025 schreiben und nicht 1925. Aber das ist ein anderes Thema. Schlaue Meister haben uns in der Zeit der Halbjahreszeugnisse in der Schule besucht. Gab einen Kaffee und nette Gespräche, auch mit den Kollegen aus der Theorie. Lehrverträge die nach solchen Gesprächen und einem anschließenden Praktikum zu stande gekommen sind, führten eigentlich immer zum Ziel. Die BFS ist ideal um die größten Nieten auszusortieren. Im Übrigen sind das unsere Kinder und Enkel über die wir hier sprechen.
 

fragnix

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Ja, manche Werte sind gefühlt nicht mehr so wie wir es damals gelernt haben. Aber ehrlich, ich war damals auch ziemlich neben der Spur, und an was ich mich so mit einem Heiligenschein erinnern kann wird in der Realität nicht so gewesen sein. War ich auch mal zu spät? Nicht nur ein mal...

Wir bilden aus, aktuell Azubi #15. Da gab es viele wilde Geschichten in den Jahren. Haben wir alle zusammen durchgestanden. Alle haben ihren Abschluss geschafft, manche mit viel Hilfe, andere quasi auf Autopilot. 2/3 der Angestellten haben bei uns gelernt.

Ich bin noch nicht auf die Idee gekommen im Bewerbungsgespräch auf das Tragen von Werkzeug in den dritten Stock zu verweisen, damit der Bewerber sich klar werden kann ob er das will. Wir lassen aber quasi immer probearbeiten, damit beide Seiten wissen was sie erwartet. Und ich stelle von Anfang an klar, dass ich eine Ausbildung nur anfange, wenn wir sie auch zu Ende bringen. Irgendwann kommt der Tag an dem wir nicht glücklich mit der Entscheidung sind, und dann ziehen wir es dennoch durch, denn wir haben einen besonderen Vertrag geschlossen, der für den jungen Menschen die Basis seines Lebens sein soll. Das gilt für beide Seiten, auch den Azubi erinnere ich bei Gelegenheit an diese Grundabsprache: Wir ziehen das durch, in guten wie in schlechten Zeiten.

Also wer einen Azubi hat und das klemmt: 1) Nächstes mal vorher besser aussuchen, und 2) besprechen, klären, weitermachen.

Und ja, auch mir scheint das Angebot heutzutage schlechter zu sein, aber das muss täuschen. Ich war damals sicherlich nicht die erste Wahl (und fand auch meinen Platz)
 

weissbuche

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Nachtrag: vor ca. 6Jahren wurde uns ein Ausbildungsvertrag zugespielt, in dem der Lehrling sich verpflichten sollte, die Zeit für das Gesellenstück vorzuarbeiten, also jede Woche 1 oder 2 Stunden ohne Lohn zu arbeiten um die 100 Stunden für das Stück zu finanzieren. Beispiel 2: bis zum Ende meiner offiziellen Tätigkeit mußte ich einigen Meistern erklären, daß das Erlernen von Handfertigkeiten wie Zinken usw. nicht in zusätzlicher, unentgeltlicher Arbeitszeit am Samstag zu erfolgen hat, sondern in der vertraglich festgelegten Arbeitszeit. Das einige Betriebe nur schwer Lehrlinge kriegen, liegt auch daran, daß die Jugendlichen heute sehr stark vernetzt sind. Negative Erfahrungen werden sofort verbreitet und geteilt. Es gibt da regelrechte schwarze Listen.
 

glenwood25

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Da kann ich Glismann und EW nicht ernsthaft widersprechen.

Dachte 2006 ich müsste ausbilden. Mein Elektriker hat mich gewarnt (war 1-Mann Betrieb) dass meine Arbeit liegen bleiben würde.
Die mangelnde Ausbildungsfähigkeit der aktuellen Schulabgänger hat er auch noch erwähnt.
Hab das alles nicht geglaubt, dachte, ich müsse auch meinen Beitrag leisten, was künftige Gesellen etc. angeht.
Ende vom Lied war, dass wir uns getrennt haben. Frust auf beiden Seiten. Vorwürfe der Eltern..........

Kann somit jeden verstehen, der keine Lust hat, sowas zu erleben.

Es haben hier im Forum auch schon Kollegen geschrieben, die z.T. jahrzehntelang ausgebildet haben, und mittlerweile das Ganze nicht mehr mitmachen.

In meinen Anfangsjahren hab ich, wenn die örtliche Hauptschule gekommen ist, wegen Praktikum, nie Nein gesagt.
Hätte da schon gewarnt sein müssen.

Klar kann man, wie immer, nicht alle über einen Kamm scheren, aber das war explizit meine Erfahrung.

Gruß
Gerhard
 

fragnix

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Das ist aber nun wirklich ein wenig platt. Klar kostet Ausbildung Zeit, und nein, Azubis sind keine billigen Arbeitskräfte 40 Stunden am Bau. Wer da sagt dass es ihm nicht gefällt, der sollte bitte auch nicht "ausbilden".

Ich bin froh dass fast alle in der Firma auf einer Wellenlänge sind. Stichwort genügt, los geht's mit der Arbeit. Woran liegt das? Weil sie es bei uns von der Pike auf gelernt haben, inkl. der Denke. So etwas hast Du nur mit Azubis. Das Anfangsinvestment lohnt sich für uns also.

Kontext post scriptum: Wir haben 12-15 Mitarbeiter und mich als festen Ausbilder.
Einmannbetrieb mit Azubi halte ich für ein ambitionierten / grenzwertigen Ansatz.
 

isso

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Man vergisst sehr oft wie routiniert und erfahren man inzwischen ist. Ich sehe das immer wenn wir mal Personalwechsel haben. Viele Dinge die wir als Selbstverständlich betrachten beruhen doch auf Jahrzehnten an Erfahrung.

Wenn ich an meine Ausbildung und meine Gedankengänge damals zurück denke..... Also falls ich überhaupt mal gedacht habe.....

Nach etlichen Jahren im Gewerbe habe ich irgendwann meinen Chef mal getroffen. Ab da dann regelmäßig, das war sehr erheiternd als er meine Ausbildung aus seiner Sicht Revue passieren ließ. Oh man, der hat es nicht leicht gehabt!

Ich sehe immer noch ein großen Teil bei den möglichen Verdienstmöglichkeiten. Hätte ich vorgehabt einfach als Angestellter im Handwerk zu bleiben, hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht. Ich hätte es ganz sicher deutlicher hinterfragt, im Prinzip waren meine Beweggründe genau die, die hier kritisiert werden. Also erstmal eine Basis schaffen und dann schauen wohin mich das Ganze treibt.

Ein weiterarbeiten nach der Ausbildung wurde mir angeboten, stand aber überhaupt nicht zur Debatte. Ich wollte mehr sehen.
 

TischlerTheo

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Einmannbetrieb mit Azubi halte ich für ein ambitionierten / grenzwertigen Ansatz.
Hallo Fragnix,
wir sind auch ein Kleinbetrieb. Gerade in solchen Betrieben lernen die Azubis doch am meisten! Mein Azubi ist mit mir auf jeder Baustelle dabei. Ich der Werkstatt zeige ich ihm alle Maschinen und wie sie bedient werden -damit der mir produktiv helfen kann. Dann lohnt sich das für beide Seiten.
Grüße Theo
 

fragnix

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Ja, aber es ist ein ambitioniertes Unterfangen.
Mit Pech brauche ich einen dreiviertel Tag um einen Sachverhalt zu erklären, der mir total logisch und simpel vorkommt, den der Azubi aber nicht versteht. Diese Zeit arbeite ich dann nach, im Allgemeinen ohne Sonnenschein.
Das geht, aber es ist nicht leicht, und ich meine damit den Ausbildungsbetrieb. Wird ja gerne mal übersehen, bei all dem Mitleid für den Azubi, der mit dem Bus zur Arbeit fahren muss, und dort dann das Werkzeug in den dritten Stock trägt.
 

carsten

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Hallo

gerade in der Mittagspause: Abgabe Gesellenstück wäre wohl Freitag, die Kollegen sehen dunkel schwarz das das was wird. Der Azubi ist wohl auch etwas speziell, kam von einer anderen Firma, wollte unbedingt wechseln. Warum wusste keiner der Kollegen. Läßt sich aber nix sagen und auch nicht helfen. Gibt zwei mitarbeitende Meister und mehrere Kollegen mit Erfahrung. Und in den Büros sitzen mind 5 weitere Meister und Techniker. Er will danach zur Bundeswehr.......
Der Azubi davor hat 6 Monate VOR der Prüfung hingeschmissen, hat ein Tattoostudio übernommen, das dann zum Zeitpunkt der Prüfung schon wieder geschlossen war. Mit den Erfahrungen könnte ich es verstehen dass die Verantwortlichen das mit dem Ausbilden kritisch sehen.

DIE Ursache gibt es sicher nicht.
Da spielen etliche Faktoren eine Rolle.
Eines dürfte aber klar sein, die die heute ein Ausbildung als Schreiner machen und dem Beruf treu bleiben und sich weiterbilden ( muss nicht mal Techniker oder Meister sein. Einfach Berufs- und Lebenserfahrung sammeln ist auch Weiterbildung.) Die haben in 10 -15 Jahren keinerlei Probleme in IHREM Job eine Stelle zu finden. Ich befürchte das sich deren Arbeit dann aber zunehmend nur die Besserverdiener leisten können. Was ich definitiv schade finden würde.

Das man als Azubi in Kleinbetrieben am meisten lernt kann ich nicht bestätigen. Mein Chef in der Lehre war das beste- äh schlechteste Bsp.
Vieles durch zwei Außendienstler "gelernt" und am meisten im ersten Betrieb nach der Lehre. Negativ Bsp aus meiner Lehre: Auf meiner Frage was das gibt was wir gerade zuschneiden: "Siehst du noch ! " Für mich auch heute noch ein negativ Bsp wie ich mich gegenüber einem Kollegen und zwar egal ob Helfer, Azubi, Geselle oder Meister oder... verhalte.
 
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Lorenzo

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Ich kenn einige.. auch kleine Betriebe.
Und mein Eindruck ist, dass sie es gerne tun und weiter tun werden.
Und dass es keine Betriebe sind die nur nen Handlanger gesucht haben, sondern die Ausbildung auch ernst nehmen.

Schwarzmalerei hilft niemandem. Sorgt nur dafür, dass Dinge irgendwann wirklich nicht mehr funktionieren.

Als Betrieb sollte man auch mit der Zeit gehen und der Jugend ne Chance geben. In Sachen CNC, Laser, 3D Druck können sicher manche Jungen Azubis schnell ihre Meister in die Tasche stecken.
Da sollte man sie dann auch mal ran lassen.

Ich glaub auch nicht das die Jugend heute dümmer ist als früher. Allerdings schon das die Motivation schneller Schreiner wenn streikt hierarchisch gearbeitet wird und wenig Aussicht auf echte Einbindung in Abläufe besteht.

Ich hatte zwei sehr gute Praktikumsbetriebe und bin jetzt im zweiten sehr guten Betrieb als Geselle.

Es gibt auf beiden Seiten alle Varianten, da müssen sich nur die richtigen finden. Und das geht.
 
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yoghurt

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Hallo,
ich denke schon, dass man wenn man vernünftig mit den jungen Menschen umgeht und sich genau ansieht, wen man sich in die Firma holt für beide Seiten einen Gewinn erzielen kann. Natürlich können beide Parteien sich nicht gegenseitig in Kopf sehen, aber ein - vielleicht auch entlohntes und längeres - Praktikum kann ja Klarheiten schaffen. Ich erlebe gerade einen "Brain-drain" in Richtung Rente. Das kann echt übel sein, wenn versäumt wurde Nachwuchs heranzuziehen und die alten Könner plötzlich fehlen......
 

HolzandMore

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8. Längengrad
Ich stamme noch aus einer Zeit - wie wohl viele hier - wo man als Schüler kurz vorm Abschluss den Lehrstellen hinterher rennen musste, gefühlt pro Lehrstelle 10 Bewerber. Das war Mitte der 80er Jahre.
Inzwischen ist viel, sehr viel Wasser den Rhein herunter geflossen und vieles hat sich geändert. Demographischer Wandel, das Internet, privat Fernsehen und noch vieles mehr.
Unsere Freizeit bestand zu großen Teilen aus "herumgammeln", sich treffen, rauchen, trinken. Das war auf Dauer doch recht öde so dass die allermeisten froh waren eine Ausbildung anfangen zu können und das erste eigene Geld verdienen. Unsere Ziele waren Mofa - Moped - Motorrad - Auto. Dazwischen noch Schallplatten. Das war das Ziel, auf das die Meisten hingearbeitet haben.

Die Ziele heute sind ganz andere. Ich wüsste nicht - wenn ich erst vor 18 Jahren erst geboren wäre - ob eine Ausbildung mir dann genau so wichtig wäre wie damals. Mit Bürgergeld lässt es sich ja bei Mutti auch recht gut leben. Und Mindestlohn - bald auf 15 Euro vieleicht - lässt es sich eigentlich auch gut leben als Single.

Nun kann man nicht alle über einen Kamm scheren, ist so wie mit vielem.
Aber ich meine ein Großteil der Jugend von heute ist weniger vom Elternhaus geprägt, als von TikTok & Co.
Keine Entschuldigung - eventuell ein Erklärungsversuch.

BTW: man könnte auf die Idee kommen und eine Rechnung aufstellen wie es denn aussehen würde wenn es keine Migration nach Deutschland gäbe - egal woher.

Gruß Andi
 

inselino

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Also dieses Geläster über die aktuell jüngere Generation sagt aus meiner Sicht mehr über die aus die meckern als über die jungen Menschen.

Verkürzte Schulzeit, generell alles viel verschulter, Helikoptereltern, eine Erwachsenengeneration die sich wegen Gartenhütten verklagt, ein Planet der brennt, keine Rente, Reizüberflutung an jeder Ecke jeder Krieg, jede Katastrophe prasselt ungefiltert auf einen ein. Auch da versagt die Generation der Erwachsenen komplett Kinder und Jugendlichen eine vernünftige Entfaltungsmöglichkeit zu bieten, für notwendigen Schutz und Freiraum zu sorgen, denn diese Elterngeneration ist in der Verantwortung und entscheidet politisch wo es lang geht.

Jugendliche sind keineswegs dümmer aber die Schwerpunkte haben sich verschoben. Wo damals jemand ein Mofa blind auseinanderschrauben konnte kann heute einer mit 200-300 apm spielen. Wer mit apm nichts anfangen kann ist nicht dumm, aber weiß eben Dinge nicht die Jugendliche heutzutage wissen. Als Service apm=actions per minute beschreibt die Geschwindigkeit bei Computerspielen.
Die Welt war selbst zu meiner Jugend noch kleiner und einfacher und ich dürfte einer der jüngsten hier sein.

Wer gleichzeitig über Jahrzente persönlichen Reichtum als oberste Maxime ausgibt braucht sich auch nicht wundern, wenn die guten Köpfe dann eben auch danach streben und da ist eine Tischlerausbildung halt einfach der falsche Job.

Wenn ich mir anhöre was im Bekanntenkreis in der Ausbildung so abging (egal ob GWS, Tischler oder Maler) dann würde ich mir das selbst im Traumberuf nicht geben.
 
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