Hallo Gerhard, hallo Kollegen,
ich habe bewusst auch auf den Wechseldrehwuchs bei der Robinie hingewiesen, weil natürlich auch unsere heimischen Hölzer abundan davon betroffen sind. Nur die meisten Schreinereien bekommen diese gar nicht zu Gesicht, weil diese nicht in den normalen Einschnitt-Sortimenten der Sägewerke und somit im Holzhandel landen.
Wenn man aufmerksam das ganze Jahr über im Wald/Natur unterwegs ist, entdeckt man natürlich solche Bäume, mit den unterschiedlichsten Wuchsanomalien (würde nicht immer von Holzfehlern sprechen wollen) und sieht auch viele Spielart von Wechseldrehwuchs, partiellen Drehwuchs, wechselnder Faserverlauf, Stauchungen etc. Es sind halt Lebewesen, die da vor uns stehen und die versuchen mit den wechselnden Gegebenheiten und unterschiedlichsten Schwierigkeiten klar zu kommen - wie wir ja auch
Mit der Zunahme und Verbreitung der mobilen/einfachen Blockbandsägen/Sägeeinrichtungen, werden aber auch solche "Klamotten" schon mal eingeschnitten, angeboten oder tauchen im Internet auf.
In selten Fällen bei besonderen Bäumen/Stämmen tauchen diese dann bei Vorzeigungen/Submissionen auf und meistens gehen die dann ins Furnier.
Im Anhang ein Foto von einem sehr starken Robiniezwiesel, rechts der Erdstamm oberhalb vom Fällkeil die Anläufe/Wechseldrehwuchs. Die beiden Äste, links kein Wechseldrehwuchs, aber wechselnder Faserverlauf ua durch kleinere Knollen/Knoten.
Gruss
Jörg
Vielleicht nicht ganz zum Thema passend: Der Begriff Wechseldrehwuch ist bei dem Problem in diesem Thread nicht der richtige Ausdruck. Wechselnder Faserverlauf passt besser. Wechseldrehwuchs ist hauptsächlich bei Tropenhölzern, die keine Jahresringe haben wie wir sie kennen. Dabei drehen sich die "Jahresringe" leicht in eine Richtung und der nächste "Jahresring" geht entgegengesetzt. Dadurch ergibt sich beim Hobeln die Streifigkeit. Glattes und rauhes Hobelerg3bnis liegen in Längsrichtung nebeneinander.
Bei unseren heimischen Hölzern ist der wechselnde Faserverlauf meist Ursache schlechter Ergebnisse. Dieser entsteht durch die Abweichung der Faserrichtung bedingt durch Äste, gebogene Stämme, etc. Da kann es dann passieren, dass eine saubere glatte Hobelfläche plötzlich in eine ausgerissen Fläche übergeht. Auch quer zur Wuchsrichtung.
Wenn mann mit offenen Augen durch die Natur geht und mit genauso offenen Augen unseren Werkstoff Holz betrachtet, dann lernt man die Systematik. Wenn man dann auch nicht die Systematik der Bearbeitung von Holz verinnerlicht kann man Problemen wie in diesem Thread angesprochen aus dem Weg gehen oder entgegenwirken.
Kurz gesagt, um ein guter Massivholzverarbeiter zu sein ist es meist besser alle Eigenschaften des Holzes zu kennen, als die neuesten Tools dafür zu besitzen.
In diesem Sinnen
Gerhard