Abbeizer mit Biss gesucht-Empfehlung?

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Hallo, hab hier ein paar schöne alte Jugendstil-Fensteroliven mit Einreibern, die ich gern wieder gut aussehen lassen möchte.
Problem sind die 3-5 Lackschichten auf den Montageblechen und teils auch auf den Messinggriffen.

Gibts heute noch guten wirksamen Abbeizer, in dem man diese Teile baden könnte, um sich das ultranervige Abpopeln der Lackschichten zu ersparen?

Die mir bekannten und vor ca. 20 Jahren noch gut wirkenden Abbeizer sind alle weg vom Markt und durch Ökogedöns ersetzt, die alles mögliche tun außer abbeizen.
Schon vor -zig Jahren taugten die hier erhältlichen nichts mehr und mir hat ein Freund immer Nitromors Paint remover aus GB mitgebracht, der hatte richtig Biss, aber vermutlich hat der auch seine Kraft verloren.
Oder kann ich einem zahnlosen Ökoabbeizer durch Beigabe von Dichlormethan wieder auf die Beine helfen? Habt ihr Erfahrungen mit sowas?

Hab noch eine Dose Beko Speed-Ex gefunden, der wirkt etwas, aber auch sehr gebremst. Früher war doch Methylenchlorid in den Abbeizern, ist das identisch mit DCM?
 
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yoghurt

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Hallo,
nicht ganz die passende Antwort, aber hast Du schon versucht die Dinger mal ein paar Stunden in billige Universalverdünnung zu legen?
 

uli2003

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Oder kann ich einem zahnlosen Ökoabbeizer durch Beigabe von Dichlormethan wieder auf die Beine helfen? Habt ihr Erfahrungen mit sowas?
Ja, das geht. Nur ist DCM sehr leicht flüchtig.

Ameisensäure hilft auch ungemein. Gab damals mal einen 'Entlacker A', den Hersteller müsste ich nachsehen. Meines Wissens gibt es den noch, aber nicht im einfachen Handel.
 
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...aber hast Du schon versucht die Dinger mal ein paar Stunden in billige Universalverdünnung zu legen?
Ja, ich hab die Beschläge schon ne Zeitlang im Ultraschallbad in Lösung liegen gehabt, dabei haben sich die beiden oberen Anstriche fast ganz gelöst, doch der erste zeigt sich völlig unbeeindruckt.
Ameisensäure hilft auch ungemein. Gab damals mal einen 'Entlacker A', den Hersteller müsste ich nachsehen. Meines Wissens gibt es den noch, aber nicht im einfachen Handel.
Ok, danke, werd mir mal DCM besorgen und den Ökoabbeizer nur als Suspension für die längere Einwirkzeit nutzen.
Ameisensäure muss ich erst mal versuchen zu bekommen..Danke!
 

yoghurt

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Hallo,
@pedder tatsächlich ist das in Berlin nach meiner Erfahrung kein großes Ding. Wenn Du mit irgendwelchen Chemikalien auf dem Wertstoffhof der Stadtreinigung aufläufst, dann nehmen die den Kram ohne große Diskussionen. Die kennen Ihre Pappenheimer und wissen dass das sonst bei den Enten landet.
 

jankees

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ich habe eine Zeit lang viele alte Möbel abgebeizt und dabei vieles ausprobiert...das beste was ich je hatte war Tempo Abbeizpaste - ist, soweit ich weiß, noch erhältlich. Das ist auf Basis kaukasischer Soda (also Natronlauge) und damit auch noch halbwegs umweltverträglich (naja :emoji_sunglasses:).

Natronlauge ist m. E. eigentlich das Mittel der Wahl, im Grunde könnte auch ein Rohrreiniger verwendet werden, wäre nicht das Problem der Anhaftung.

Die Tempo-Paste ist, wie der Name sagt, pastös und bleibt somit auf dem Werkstück. Das Ganze gut einschmieren und mit Wasser feucht halten und mehrfach überpinseln. Bis 1 h einwirken lassen. Dann mit Spachtel und Bürste und Wasser abbürsten. Meiner Erfahrung nach ließ sich so bislang alles restlos entfernen. Evtl. mit verdünnter Essenz neutralisieren, mit Oxalsäure lassen sich evtl. Verfärbungen ebenfalls beseitigen.

Alles zusammen = pures Gift
 
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Natronlauge ist m. E. eigentlich das Mittel der Wahl, im Grunde könnte auch ein Rohrreiniger verwendet werden, wäre nicht das Problem der Anhaftung.
Das ist für Möbel so ziemlich das schlechteste, was man verwenden kann. Für massive Weichholzmöbel mag diese Rosskur noch gehen, aber für alles andere wie furnierte Möbel, Hölzer mit Gerbsäure usw. ist Lauge der GAU.

Und selbst Metalle wie Eisen oder Bronze, Messing würde ich damit nur ungern behandeln, Ablaugen ist doch absolut laienhaftes Abbeizen und verbietet sich für mich von selbst.
 

uli2003

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Natronlauge ist bei Acrylanstrichen völlig wirkungslos. Da braucht es Lösemittel wie DCM oder NMP. Mittlerweile aber halt beides nicht mehr zulässig.
 

jankees

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OK - mag alles sein, ich habe damit auch lediglich Massivholzmöbel (normalerweise immer Nadelholz, einmal Birnbaum) abgebeizt, runter bekommen habe ich damit alles, ob da Acryl dabei war, keine Ahnung...Wie gesagt, ich hab damals alles ausprobiert, weil das Meiste wirklich schlecht funktionierte.

Die Chemie-Hämmer, an die man als Normalsterblicher gar nicht ran kommt, waren eh außen vor.

Furnierte Möbel hätte ich damit auch keine behandelt. Und Metallteile habe ich natürlich ebenfalls entfernt
 

Holz Steine Erden

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Ich verwende bei extremen Fällen seit Jahren den Beko Abbeizer und würze mit 10% Dichlormethan nach. Dann geht der wie der gute alte Krehe Abbeizer.
Aber nur im Carport mit Gebläseunterstützung und vollem Durchzug sowie durchbruchfesten Handschuhen. Dichlormethan ist quasi Kohlenmonoxid in flüssiger Form. Geht durch die Haut und über die Atmung sofort ins Blut und sättigt die roten Blutkörperchen, verhindert somit die Sauerstoffaufnahme.
Das ist der Hauptgrund warum die Abbeizer verboten wurden. Es haben sich zu viele Laien im Keller damit vergiftet. In Profiabbeizbetrieben werden diese Abbeizer immer noch verwendet. Ich lagern das Zeug auch nicht im Haus. Dichlormethan diffudiert sogar durch Betondecken. Muß man ja nicht wegatmen....
 

pedder

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https://de.wikipedia.org/wiki/Dichlormethan

Es ist schlicht verboten, Dichlormethan außerhalb industrieller Anlagen zu verwenden. Das wird auch nicht dadurch erlaubt, dass man sich das selber zusammenmischt, wobei ich mich frage, wieso das zeug dann überhaupt noch im Umlauf ist.
 
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uli2003

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Dichlormethan ist quasi Kohlenmonoxid in flüssiger Form. Geht durch die Haut und über die Atmung sofort ins Blut und sättigt die roten Blutkörperchen, verhindert somit die Sauerstoffaufnahme.
Puh, das ist aber sehr stark reduziert. Man geht davon aus, das die Metabolisierung zu Kohlenoxid im Blut keine nachhaltig schädlichen oder sogar tödlichen Werte annimmt. Mit zunehmender Häufigkeit kann dieser Wert steigen, ab einer gewissen Konzentration auch.

Gefährlich ist, dass man den Geruch nach recht kurzer Zeit schon nicht mehr wahrnimmt, und somit schnell höhere Konzentrationen einatmet.

Im Profibereich werden dann die entsprechenden Vorkehrungen getroffen, im Privatbereich oft nicht. Daher wurde es zu Recht in diesem Segment verboten.
 

MarcBerlin

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Puh! Ich wollte jetzt gerade richtig ausholen, aber mir fehlt die Zeit. Nur so viel: Zwischen grobem Unfug und fundierten Infos findet sich in den bisherigen Posts mal wieder alles. Jeder Abbeizerei ist anders und erfordert unterschiedliche Methoden. Vor der Wahl der Methode steht die Analyse
  • Was muss gelöst werden?
    • Wie ist die Beschichtung beschaffen?
    • wie alt ist sie, was war damals üblich?
    • Ist sie evtl. tief in den Untergrund eingedrungen?
  • Was darf nicht gelöst werden?
    • Was befindet sich unter der Beschichtung?
    • Verträgt das Material des Werkstücks das Abbeizen?
  • Immer gestaffelt vorgehen und sich dabei von harmlos (mild) nach brutal (intensiv) steigern
Um auf die ursprüngliche Frage einzugehen: Hier liegen Griffoliven vor, die über 100 Jahre alt sind. Damit ist die Wahrscheinlichkeit nahe 100%, dass die unterste Schicht ölbasiert ist (die darüber liegenden Schichten sind kaum relevant). Der Untergrund ist Messing, also unempfindlich gegen die meisten Methoden. Die Werkstückgröße und -beschaffenheit erlaubt ein Bad sowie Hitze.

Daraus folgt: Es kann die harmloseste Methode im Bad gewählt werden. Bei Öllacken eine milde Lauge und etwas Wärme.
Also: Einfach ein Paar Esslöffel Waschsoda in einem Pott mit Wasser erhitzen (muss nicht kochen), Oliven dazu und etwas wirken lassen. Alles was noch nicht von selbst abfällt, mit einer groben Bürste entfernen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das reicht schätze ich auf 95%. Sollte der 5% Fall eintreten dass das nicht reicht, die nächst agressivere Lauge wählen: Natronlauge. Hier mit sehr geringer Konzentration beginnen. Alternativ beim Soda bleiben aber dafür im Ultraschallbad anwenden, sofern vorhanden. Organische Lösemittel oder gar DCM sind hier übertrieben und fehl am Platz.
 
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Ich verwende bei extremen Fällen seit Jahren den Beko Abbeizer und würze mit 10% Dichlormethan nach. Dann geht der wie der gute alte Krehe Abbeizer.
Aber nur im Carport mit Gebläseunterstützung und vollem Durchzug sowie durchbruchfesten Handschuhen. Dichlormethan ist quasi Kohlenmonoxid in flüssiger Form. Geht durch die Haut und über die Atmung sofort ins Blut und sättigt die roten Blutkörperchen, verhindert somit die Sauerstoffaufnahme.
Das ist der Hauptgrund warum die Abbeizer verboten wurden. Es haben sich zu viele Laien im Keller damit vergiftet. In Profiabbeizbetrieben werden diese Abbeizer immer noch verwendet. Ich lagern das Zeug auch nicht im Haus. Dichlormethan diffudiert sogar durch Betondecken. Muß man ja nicht wegatmen....
Ja, danke für den Tipp, ich hab mir schon DCM gekauft und werde den schlappen Abbeizer damit etwas aktivieren.
Das Zeug gibts ohne Problem im Handel zu kaufen, da es wohl auch als Kleber für verschiedene Kunststoffe verwendet wird.
 

flüsterholz

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Einfach ein Paar Esslöffel Waschsoda in einem Pott mit Wasser erhitzen
Welche Konzentration? Lese zum ersten Mal, dass als Lauge auch schon Soda reicht. Reicht der PH-Wert da schon aus? Frage in erster Linie deshalb, weil wir den Backofen auch mit Soda reinigen und sich darunter eine Schublade mit Ölfarbe gestrichen befindet. Bis jetzt hat sich da nichts gelöst.
 

MarcBerlin

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Ja für Ölfarbe und ältere ölmodifizierte Kunstharzlacke (UA Lacke) geht das wunderbar. Hab ich wirklich schon massenhaft so praktiziert. Zumal Du ja, wie gesagt, im Bad arbeiten kannst (intensiver Kontakt) und auch noch Hitze zur Hilfe nehmen kannst. Du kannst eine recht gesättigte Lösung herstellen und es kommt es nicht aufs Gramm an. "Ein paar Esslöffel" auf einen halben bis einen Liter reicht als Angabe. Wie viele Oliven sind es denn?
Das Zeug gibts ohne Problem im Handel zu kaufen, da es wohl auch als Kleber für verschiedene Kunststoffe verwendet wird.
Genau: Hatten wir neulich gerade in einem anderen Thread. Ich verwende es genau dafür auch gerne. Eben in winzigen Mengen. Als Abbeizer finde ich esn an dieser Stelle fehl am Platz. Vor allem, wie soll denn die "Mischung" aussehen? Möchtest Du ein FCKW mit einem wässrigen Abbeizer mischen?? Was ist der "schlappe Abbeizer" für ein Produkt?
 
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