60er Jahre DanishTeak Restauration?

ANDNI

ww-fichte
Registriert
5. Januar 2019
Beiträge
16
Ort
Aachen
Hallo, ich habe einen ziemlich hochwertigen Coutchtisch aus den 60er Jahren (Glostrup) aufgetrieben. Die Tischplatte ist ziemlich hinüber, unzählige Kratzer und Wasserringe. ist nicht mein erstes Möbel aus der Zeit das ich aufarbeite, aber so ein tolles Stück hatte ich bisher noch nicht und jetzt will ich alles richtig machen. Würde es gerne aus restauratorischen Gründen so orginal wie möglich halten. Das Stück ist ja ein Zeitzeuge und hätte es verdient. Jetzt meine Frage; Wer weiss was die damals für Oberflächen benutzt haben? Und wie finde ich heraus welche Oberfläche angewendet wurde. Aus meiner Erfahrung heraus sind die oberflächen meistens mit Lack oder mit etwas Lack ähnlichem versehen, beim Ableifen kommt meistens erst ne weisse Schicht Staub und später erst Holzstaub ( von daher denke ich Lack). Gibt es da Tests um zb. zu sagen das ist Hartöl, Nitrolack oder sonstiges. Habe die meisten Stücke mit Clou Holzsiegel (50;50 gemischt und mit Ballen aufgetragen) geschützt, das sieht auch nicht schlecht aus aber irgendwie auch zu lackiert. Einen anderen Tisch habe ich geölt in vier Durchgängen mit Clou Hartwachsöl das sah auch Top aus, aber ein halbes Jahr später war die Platte wieder renovierungsbedürftig ( von daher kann ich mir nicht vorstellen das die guten Dänen ihre Möbel nur geölt haben). Vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen. Ich hätte auch noch mehr Fragen aber die spar ich mir erstmal :emoji_slight_smile:

VG Andreas
 

ANDNI

ww-fichte
Registriert
5. Januar 2019
Beiträge
16
Ort
Aachen
Ich hab heute schon an die Platte abgeschliffen, da ichs nicht abwarten konnte ( alles von Hand und in Richtung der Maserung). Die meisten Flecken sind raus! Hab die Platte dann mit spiritus benetz um zu sehen wie sie geölt aussehen würde, das sah nicht schlecht aus aber nicht wie das Gestell ( an dem war ich noch nicht dran und will ich auch nicht, weil super erhalten). Dann bin ich mit Clou Teak beize drüber und siehe da, Farbton passt. Ich frage mich nur wirklich was für ein finish ich jetzt machen soll. Beim abschleifen kam auch ken lackartiger staub sondern eher dreckiger Holzstaub fast grünlich und später erst Teakstaub. Was ist mit Danishoil? war das schon früher im Einsatz?
 

Anhänge

  • 20201010_213228-1.jpg
    20201010_213228-1.jpg
    115,1 KB · Aufrufe: 69
  • 20201010_213333-1.jpg
    20201010_213333-1.jpg
    112,5 KB · Aufrufe: 71
  • 20201010_215020-1.jpg
    20201010_215020-1.jpg
    115,2 KB · Aufrufe: 70

ANDNI

ww-fichte
Registriert
5. Januar 2019
Beiträge
16
Ort
Aachen
Danke, was ist Nitrolack denn genau ? was kann er und was nicht? kann ich den heute noch kaufen? ode
 

Holzsinn

ww-robinie
Registriert
7. Mai 2012
Beiträge
913
Ort
Vaterstetten
Meines Wissens nach wurden die dänischen Möbel entweder lackiert (dann wird´s wohl Nitrolack sein) oder geölt, ich vermute mal mit Leinöl. Welches Öl genau sie in der Zeit verwendet haben, weiß ich nicht, wird aber wohl immer irgendeine Mischung auf der Basis von Leinöl gewesen sein. weil es zum damaligen Zeitpunkt in Sachen Öl noch nicht viel anderes in unseren Breiten gab.
Nitrolack kann man als sogenannte Ballenmattierung z.B. von Clou kaufen und sie mit dem Ballen aufpolieren. Wird aber immer ziemlich glänzend werden.
Ich würde Hartöl verwenden, einfach, weil mir die matte, offene Optik gefällt. Aber dann dürfte keine Beize darunter sein, weil Hartöl nicht schichtbildend ist.
Hartwachsöl ist auch eine Alternative, bildet aber immer eine Schicht und ist damit so etwas Ähnliches wie Lack. Von Osmo gibt es 4 Glanzgrade, damit kann man alles von matt bis hochglänzend produzieren. Beize darf auch darunter sein, da Hartwachsöl eben eine Schicht bildet.
Am besten kriegt man die gewünschte Oberfläche durch Testen hin. Die Unterseite der Tischplatten sind bei den dänischen Möbeln meist auch sehr hochwertig furniert, da ließen sich die verschiedenen Oberflächen gut ausprobieren.

Melanie
www.holz-sinn.de
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.607
Ort
Mittelfranken
Nitrolack (Nitrocelluloselack) erkennt man daran, dass er sich durch Nitroverdünnung lösen lässt (deshalb heißt die so). Wenn jetzt der Lack schon abgeschliffen ist, kann man das natürlich kaum testen. Nitrolack lässt sich übrigens oft auch ohne Schleifen reparieren, eben weil er sich wieder lösen oder anlösen lässt.

Nitrolack gibt es noch, zB Clou Schnellschliffgrund ist, soweit ich weiß, ein Nitrolack. Er ist aber wenig gebräuchlich, weil es heute bessere Lacksysteme gibt (besser zu verarbeiten, bessere Haltbarkeit, weniger Lösungsmittel).

Jetzt ist die Frage, was Du erreichen willst: Für eine Restauration (= Wiederherstellen des historischen Zustands) ist es eigentlich zu spät, da wäre es besser gewesen nicht abzuschleifen, sondern die originale Oberfläche zu reparieren. Da kennen sich andere viel besser aus und können vielleicht kommentieren, was da zeitgerecht wäre.

Rein technisch bist Du, wenn der Lack komplett runter ist, frei, einen beliebigen neuen Aufbau zu machen. Bei einem neuen Tisch würde ich etwas nehmen, was gut anfeuert, entweder ein Öl (zB Drechsleröl von Steinert) oder einen Lösemittelhaltigen Lack (zB den Holzsiegel).
 

welaloba

ww-robinie
Registriert
26. August 2008
Beiträge
3.323
Ort
Hofheim / Taunus
die 1960 er Teaksachen haben wir hier meistens mit Hartwachsöl von Osmo neu beschichtet. Zuvor muss sichergestellt sein, dass ales alte Material unten ist. Das geht hier bis hin zu sehr vorsichtigem Poren ausbürsten per Bronzebürste.
Hartwachsöl: Erster Auftrag dünnst rollen, über Nacht trocknen lassen, leicht schleifen. Zweiter Auftrag ähnlich, über Nacht trocknen lassen, dritter Auftrag etwas stärker, muss sehr ordentlich verteilt und ausgerollt werden. Da haben wir dann die berühmte Schicht. Eine Woche in Ruhe lassen.
PS: Nitrolack - erst Füllgrund, danach Seidenmatt geht auch, da würde ich aber vorher mit hellem wachsfreiem Schellack absperren.
Viel Erfolg.
 

Lico

ww-robinie
Registriert
9. August 2019
Beiträge
1.413
Ort
Ostheide
Wo wir grad beim Thema sind: In welcher Hinsicht, abgesehen vom Verzicht auf das Lösungsmittel, sind heutzutage übliche Beschichtungssysteme Nitrolacken überlegen? Oder ist das ölen eher nur im DIY-Bereich verbreitet? Der Vorteil von Nitro ist ja, dass das sehr schnell geht, weil die Trocknungszeiten im Minutenbereich liegen. Ich könnte mir vorstellen, dass Werkstätten nicht die Zeit und den Platz haben, sich tagelang mit Oberfläche zu befassen.

Lico
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.607
Ort
Mittelfranken
Nitrolack schwächelt halt bei Feuchtigkeit, Hitze und Chemikalien. Anders als zB ein Acryllack oder PU-Lack polymerisiert die Nitrocellulose ja nicht, sondern das Lösungsmittel verdunstet. Das bedeutet natürlich, dass der Lack auch wieder gelöst werden kann. Deshalb lässt sich Nitrolack auch nicht gut in mehreren Schichten verarbeiten, weil jede Schicht die vorherige wieder anlöst.

Zum Spritzen gibt es heute 2k Lacke, die ähnlich schnell trocknen, aber deutlich Widerstandsfähiger sind. Es gibt ja im professionellen Bereich auch strenge Regeln bezüglich Lösemitteln, von denen Nitrolack ja reichlich enthält.

Ölen wird gerne von Laien gemacht, weil man außer einem Lappen keine Ausrüstung braucht und es ziemlich idiotensicher ist (kriege ich zB auch gut hin). Sauber zu lackieren ist ja ohne Spritzkabine nicht einfach.

Ich würde mal annehmen, Profis ölen auch, wenn der Kunde es wünscht. Es gibt ja Öle, die recht schnell trocknen.

In der Industrie (zB Fertigparkett) werden oft UV-härtende Öle verwendet, mit UV-vernetzbaren Acrylharzen. Das geht natürlich dann mehr in Richtung Acryllack, wird aber als geölt angeboten. Vorteil ist halt, dass das auch für hohen Durchsatz geeignet ist.
 

Lico

ww-robinie
Registriert
9. August 2019
Beiträge
1.413
Ort
Ostheide
Deshalb lässt sich Nitrolack auch nicht gut in mehreren Schichten verarbeiten, weil jede Schicht die vorherige wieder anlöst.
Grundierungen lassen sich mühelos in mehreren Schichten auftragen, wenn das nötig ist, z.B. Füllgrund. Muss natürlich zwischengeschliffen werden. Das wird natürlich alles gespritzt, es gibt aber Lacke, die für den Ballenauftrag eingestellt sind, wie die berühmte Clou Ballenmatierung. Dazu hatte zu meiner Zeit aber keiner die Zeit und warum auch, wenn man eine Spritzkammer hat.
Zum Spritzen gibt es heute 2k Lacke, die ähnlich schnell trocknen, aber deutlich Widerstandsfähiger sind.
Die gab es als DD-Lacke seinerzeit auch schon. Die wurden aber nur verwendet, wenn das Möbelstück mechanisch stark beansprucht wurde. Tischplatten z.B. Der Nachteil war/ist halt, dass dieBeschichtung bei Beschädigungen nicht selektiv repariert werden kann. Dann muss immer die komplette Oberfläche mechanisch entfernt werden. Das ist bei Nitro einfacher. Wir hatten z.B. "Grauweg" in unserer Werkzeuglast. Das hieß wirklich so. Eine Sprühdose, die vermutlich im wesentlichen Nitro enthielt. Ringe von verkleckerten Flüssigkeiten auf einer Kommode z.B. gingen damit meist problemlos weg. Einsprühen, bisschen warten, fertig. Voraussetzung war alerdings, dass da vorher keiner mit Möbelpolitur drauf war. Kennt irgendwer Poliboy? Die Pest!

Lico
 

ANDNI

ww-fichte
Registriert
5. Januar 2019
Beiträge
16
Ort
Aachen
Vielen Dank erstmal für die vielen Antworten. Wirklich ein nettes Forum hier, gefällt mir!
Wie gesagt ist es mein Ziel das Stück wieder annährend in Orginalzustand zu versetzten. Die Tischplatte musste ich beizen da der Farbton nach dem abschleifen einfach nicht passte und somit war mir auch klar, das bei der Herstellung auch Beize verwendet wurde. Geölte oberflächen gefallen mir auch sehr gut, aber das was ich da abschabe oder schleife ist immer eine Schicht ( also eher Lack oder Hartwachs) Finde den Tipp von Melanie ganz gut, das an der unterseite mal auszutesten die scheint mir unbehandelt. Auch werde ich mal Prüfen ob es sich um Nitrolack handelt und versuchen ihn anzulösen an einer versteckten Stelle. Das mit dem Ölen scheint mir ein DIY Ding zu sein und nicht wirklich Fachgerecht für mein vorhaben. Ich werde das morgen mal ausprobieren und berichten.

Andreas
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.607
Ort
Mittelfranken
Beizen und Ölen ist problematisch, weil die meisten Öle diffusionsoffen sind. Dann kommt bei Feuchtigkeit die Beize durch und färbt ab.

Das ist hier schon öfter diskutiert worden, mit wechselnden Erfahrungen, ich würde das trotzdem nicht machen.

Dann bleibt Dir nur das Lackieren, wenn es Wasserbeize war, dann eher mit einem Lösungsmittellack.
 

Lico

ww-robinie
Registriert
9. August 2019
Beiträge
1.413
Ort
Ostheide
Teak verändert seinen Farbton unter Lichteinwirkung mit der Zeit. Frisch geschliffen hat das einen leichten Stich ins gründliche. Das verliert sich relativ schnell und bildet dann das vertraute Rehbraun aus.
 

ANDNI

ww-fichte
Registriert
5. Januar 2019
Beiträge
16
Ort
Aachen
So, habe mir heute Nitrolack besorgt und Schnellschleifgrund beides von Clou ( und beides zum streichen, wollte eigendlich was zum sprühe gabs aber net) Habs dann an der Unterseite ausprobiert und das Ergebnis gefiel mir ganz gut, passte zur Oberfläche des Gestells. Hab mich dann an die Oberseite der Platte gewagt. Hab beides mit einem schön gefaltetem Baumwolltuch aufgebracht, schön dünn in Bahnen mit der Maserung gezogen.
bin mit dem Ergebnis auch recht zufrieden, die Habtik und der Look von der Platte passt perfekt zum Rest, somit war das schonmal ein Erfolg. Die Platte hat jetzt nach der Trocknung leichte Glanz Unterschiede, das würde ich gerne noch ausbessern falls das geht. Ich werde es mal bis morgen alles durchtrocknen lassen, vielleicht matiert der Lack ja noch nach und das gibt sich. Vielleicht weiss da ja jemand noch nen Tipp wie man das noch homogener bekommt. Hier mal ein paar Bilder vom Ergebnis.
 

Anhänge

  • DSCF2894.JPG
    DSCF2894.JPG
    118,8 KB · Aufrufe: 42
  • DSCF2896.JPG
    DSCF2896.JPG
    131,5 KB · Aufrufe: 44
  • DSCF2897.JPG
    DSCF2897.JPG
    156,3 KB · Aufrufe: 44
  • DSCF2900.JPG
    DSCF2900.JPG
    162,9 KB · Aufrufe: 42

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.607
Ort
Mittelfranken
Hast Du zwischen Grundierung und finaler Schicht geschliffen? Das ist sinnvoll, um die aufgestellten Fasern abzuschneiden. Einfach mit feinem (frischen) Schleifpapier oder Schleivlies einmal drüber.
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.607
Ort
Mittelfranken
Wenn der Glanzgrad unterschiedlich ist, dann liegt das oft am ungleichmäßigen Schliff. War evtl der Grundschliff ungleichmäßig?

Ich würde vielleicht trotzdem nichts tun, erstmal schauen, mit Benutzung ändert sich das sowieso wieder.
 

marcus_n

ww-robinie
Registriert
23. August 2020
Beiträge
2.313
Ort
Augsburg
Glänzende Stellen lassen sich mit Schaumstoff / Putzschwämmen vorsichtig wegpolieren. Aber bitte vorher die Oberfläche genug trocknen lassen und an unauffälliger Stelle probieren.
 
Oben Unten