Stuhllehne kleben

enibas

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Hallo,

inzwischen ist der Bugholzstuhl hier eingetroffen. (siehe auch den Thread Mundus-Bugholzstuhl aufarbeiten)

Leider war die "geniale" Verpackung aus einer Lage Schrumpffolie kein ausreichender Schutz, und so ist die Stuhllehne an zwei Stellen gerissen. Der eine Riss in der Mitte ist ca. 20 cm lang. Hier hat sich das Holz minimal verschoben, was sich nur schwer wieder in die richtige Position drücken lässt. Es gibt keinen Zwischenraum, so dass mir nicht ganz klar ist, wie ich überhaupt Kleber dorthin bekomme. Der zweite Riss befindet sich an der oberen Kante, ist ca. 12 cm lang und leicht aufgespreizt. Das wäre wahrscheinlich einfacher zu reparieren.

Ich wollte den Stuhl anlaugen und ölen. Muss ich vor dem Anlaugen kleben oder gar nach dem Ölen? Ausbesserungen mit Wachskitt sollen ja ebenfalls erst am Ende durchgeführt werden.

Wie klebe ich am besten? Kommt Holzleim in Frage?

Bitte helft mir. Ich bin unsicher und möchte nichts falsch machen.

Gruß und danke
Enibas
 

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fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Mit LEIM kann man nicht "kleben", damit kann man nur leimen.
Die Risse sind, zumindest z.Teil, schlecht auf Transportmängel zu schieben. Besonders die auf den ersten beiden Fotos sehen schon älter aus.
Wenn es sich nicht um alte, wieder aufgegangene Flickstellen handelt, käme für mich ein einfacher D3-Leim in Frage, den ich in die Risse drücken und diese dann pressen würde.
Herausgedrückten Leim sofort feucht abwischen!

Gruß Fritz
 

alot46

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Hallo Enibas,
ich restauriere seit Jahren alte Möbel und bin mit derartigen Problemen häufig konfrontiert. Aus den Bildern ist das Ausmaß der Sprünge nicht genau zu eruieren. Ich versuche solche Risse zu leimen indem ich vorsichtig den Riss durch dünne Keile (Spachtel, Messer ...) erweitere und dann mit einer dünnen Klinge Weißleim aufbringe um danach mit günstig angebrachten Zwingen zu pressen. Keinesfalls darfst du "anlaugen"! Laugen verfärben meistens das Holz und sind nur für Weichholz unbedenklich.
Grüße
Otto
 

enibas

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Mit LEIM kann man nicht "kleben", damit kann man nur leimen.
Ok, ich habe mich ungenau ausgedrückt. Eigentlich müsste das Thema heißen "Stuhllehne leimen":emoji_wink:

Die Verpackungsfolie war an dieser Stelle aufgerissen und es sah alles danach aus, als ob hier ein anderer schwerer Gegenstand auf dem Lkw vorbeigedrückt wurde. Alle anderen kleinen Macken waren auf den Verkäuferbildern zu sehen, nicht aber die an der Rückenlehne. Egal, sind alles Spekulierungen ...

Hier steht noch eine Flasche Ponal Classic Holzleim rum. Aber das ist wahrscheinlich nicht geeignet. Werde mal nach Ponal Super3 Ausschau halten.

Keinesfalls darfst du "anlaugen"! Laugen verfärben meistens das Holz und sind nur für Weichholz unbedenklich.
Huch, warum das jetzt? Hatte ich doch gerade hier über das Reinigen mit dem Anlauger SE1 gelesen. Ist das in meinem Fall falsch? (Das Holz soll Buche sein.) Wie kann ich den Stuhl auf andere Weise etwas auffrischen?

Leime ich nun vor oder nach dem Auffrischen?

Gruß und danke
Enibas
 

welaloba

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Ich versuche solche Risse zu leimen indem ich vorsichtig den Riss durch dünne Keile (Spachtel, Messer ...) erweitere und dann mit einer dünnen Klinge Weißleim aufbringe um danach mit günstig angebrachten Zwingen zu pressen. Keinesfalls darfst du "anlaugen"! Laugen verfärben meistens das Holz und sind nur für Weichholz unbedenklich.
Grüße
Otto
Dem ist kaum noch was hinzuzufügen. "Anlauger" hat an diesem Stuhl überhaupt nichts zu suchen. Erst leimen. Wenn du keine Zwingen hast, geh bitte zu jemand, der dir da aushelfen kann. Wenn du keinen Weißleim oder Fischleim hast, geh zu jemand, der dir da helfen kann. Kein "Kleber"!!!
Was ich auf dem zweiten Bild auf der Rückenlehne sehe, sind Reste von irgendwelchem Lack. Der ist in der Regel mit Lösemittel abzunehmen. Erster Versuch: Alkohol / Brennspiritus. Wenn das nicht wirkt, nächster Versuch mit NITRO - Verdünnung. Nicht Universal, Nitro heißt das Mittel. Alternativ auch Aceton.
Dann nach sachtem Schleifen mit Korn 220 neu lackieren mit Schellack oder Füllgrund. Beim Ölen kann das Teil ordentlich scheckig werden. War auch nicht geölt.
Gruß Werner
PS: Wenn du mit Lackieren nichts am Hut hast, geh zu jemand, der dir das Teil spritzen kann. Das ist ne Sache von einer halben Stunde (plus Trockenzeiten)
 

enibas

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Sorry, ich muss noch einmal nachfragen. Geiger SE1 für die Grundreinigung geht also nicht. Stattdessen feuchten Lappen und anschließend Nitroverdünnung bzw. Azeton.

Wenn ich dann auch noch schleife, müsste der Lack ja vollständig abgetragen sein, Ölen prinzipiell wieder möglich. Wodurch kommt es beim Ölen zu scheckigen Verfärbungen?

Lackierte Oberflächen mag ich eigentlich nicht so. Kann ich als Laie Schellack dünn mit einem Stoffballen auftragen? Feuert das weniger an als Öl? (Ich hätte den Stuhl gern möglichst hell.)
Den Stuhl komplett zu spritzen dürfte etwas schwierig werden, denn das Geflecht müsste irgendwie geschützt werden.

Gruß und danke
Enibas
 

welaloba

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Hallo Enibas, wie in einem deiner Bilder zu sehen war, ist der Lack mehr oder weniger abgeblättert. Meine Vorstellung ist, wenn ich an dieses Möbel mit Lauge rangehe, verfärbt sich das Holz da, wo kein Lack ist, in Richtung dunkler (kann passieren, muss natürlich nicht, ist abhängig von der Stärke der Lauge). Meine Vorstellung von Anlauger ist, dass ich damit intakte Lackflächen reinige und "aufrauhe".
Und ja, Schellack, hellste wachsfreie Sorte, feuert sehr wenig an. Sollte unter dem Namen Astra oder Sonne o.ä. in Onlineshops zu erwerben sein. Mit 100 Gramm kannst du mit wasserfreiem Alkohol etwa einen halben Liter Schellack ansetzen, der für den Stuhl wohl ausreichen sollte. Schellack kannst du auch mit dem Pinsel auftragen. Zügig in dünnsten Schichten, nass in nass. Vorher an Probebrettchen üben. Schellack auftragen bedeutet auch "Lackieren". Soviel zu Begrifflichkeiten. Beim Spritzlackieren würde man das Geflecht abkleben, was wirklich kein Hexenwerk ist. Ein schlichter Nitrofüllgrund mit anschließendem dünnem Auftrag von Seidenmattlack würde am allerwenigsten anfeuern. Das war meine Empfehlung.
Was das Ölen angeht: Meine Auffassung ist, dass ich ein Möbel, das lackiert war, niemals ölen würde. Da bin ich stur. Nur weil alle Welt von Ölen spricht, (was für Fußböden und Küchenarbeitsplatten und vielleicht auch die Aussenseiten von neuen Kastenmöbeln aus schlichtem Holz ok ist), brauche ich nicht gleich mein ganzes Mobiliar damit usw usf.
Gruß Werner
PS: Einsatz von Lösemitteln ohne "nassen Lappen'" vorneweg. Einsatz von z.B. Nitroverdünnung in Verbindung mit Schleifvlies bzw. Küchenschwamm, hier die harte Seite. Dann nachwaschen mit Nitroverdünnung oder Alkohol, das geht dann mit sauberem, fusselfreiem Lappen. Wasser und Nitro vertragen sich nicht.
 

alot46

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Unsere Laugen-Warnungen bezogen sich auf eine fachgerechte Restaurierung. Wenn´s nur darum geht, dem Stuhl auf laienhafte Weise ein gefälliges Äußeres zu verpassen, genügt es die Lackreste gründlich zu entfernen. Trotzdem nicht mit Lauge sondern mit einem Schleifpad (Schleifmittel aus der Farbhandlung auf Schaumgummi). Danach mit Spiritus oder Nitro nachreinigen. Wenn das Holz mit dem Lösungsmittel in Berührung kommt, sieht man auch gleich wo sich noch Lackreste befinden. Wenn schon keine Lackierung in Frage kommt, würde ich eher ein Flüssigwachs verwenden. Achtung, gebrauchten Stoffballen in einem Glas mit Schraubverschluss aufheben oder in einem verschlossenen Nylonsack entsorgen, Selbstentzündungsgefahr! Den Wachsauftrag zuerst an einer nicht sichtbaren Stelle ausprobieren, z.B. Innenseite der Sitzfläche.
Grüße
Otto
 

enibas

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Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Inzwischen habe ich begonnen, den Stuhl mit einem Schleifpad zu bearbeiten. Schwierig ist es, in die vielen Ecken und Rundungen hineinzukommen. Da werde ich am Ende wohl doch zum etwas beweglicheren Schleifvlies oder gar Schleifpapier greifen müssen. (Gerade an solchen Stellen hatte ich ursprünglich auf den Anlauger gehofft.)

Das weitgehend intakte Geflecht wollte ich vorerst nicht erneuern. Aber der Rand der Sitzfläche direkt unter dem Geflecht ist sehr dunkel, fast schwarz. Schleifen kann ich dort nicht. Und auch ein allzu starkes Reiben mit Azeton ist mir nicht geheuer. Gibt es dafür irgendwelche Tricks?

Es gibt zwei Vertiefungen (wie leichte Einschnitte einer Säge), die sich nicht wegschleifen lassen. Wie kann ich die ausbessern? Wachskitt ist in Verbindung mit Schellack vielleicht nicht so günstig?

Der selbstangerührte Schellack scheint am preiswertesten zu sein. Gebrauchsfertiger Streich-Schellack oder Schellack-Politur ist deutlich teurer. Ist letzteres aber vielleicht für den Laien einfacher anzuwenden (beim Auftragen auf das Holz)? Ist Pinsel oder Lappen das bessere Mittel? Ich tendiere eher zum Lappen bzw. Stoffballen. Immer nass in nass auftragen, oder sollten die einzelnen dünnen Schichten ein paar Stunden abtrocknen? Am Ende möchte ich keine polierte sondern eher eine matte Oberfläche.

Gruß und danke
Enibas
 

welaloba

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Aber der Rand der Sitzfläche direkt unter dem Geflecht ist sehr dunkel, fast schwarz. Schleifen kann ich dort nicht. Und auch ein allzu starkes Reiben mit Azeton ist mir nicht geheuer. Gibt es dafür irgendwelche Tricks?
Die dunkle Farbe unter dem Geflecht wird wohl die ursprüngliche sein. Den Rand wirst du wohl nur gescheit hell kriegen, wenn mal das Geflecht erneuert wird. Wenn wir zwischen den Fäden rumkratzen, wird das nix.
Es gibt zwei Vertiefungen (wie leichte Einschnitte einer Säge), die sich nicht wegschleifen lassen. Wie kann ich die ausbessern? Wachskitt ist in Verbindung mit Schellack vielleicht nicht so günstig?
Diese Schnitte würde ich nach dem Fertigstellen der Oberfläche mit farblich passendem Hartwachs füllen.
Der selbstangerührte Schellack scheint am preiswertesten zu sein. Gebrauchsfertiger Streich-Schellack oder Schellack-Politur ist deutlich teurer. Ist letzteres aber vielleicht für den Laien einfacher anzuwenden (beim Auftragen auf das Holz)? Ist Pinsel oder Lappen das bessere Mittel? Ich tendiere eher zum Lappen bzw. Stoffballen. Immer nass in nass auftragen, oder sollten die einzelnen dünnen Schichten ein paar Stunden abtrocknen? Am Ende möchte ich keine polierte sondern eher eine matte Oberfläche.
Enibas
Anrühren ist nicht der passende Ansatz. Das braucht schon mal einen Tag oder so bis das Harz gelöst ist. Geduld bitte.
Das Pinseln solltest du einfach mal ausprobieren. Mit "Lappen" wird eigentlich poliert. Das geschieht in vielen dünnen Schichten mit entsprechendem Druck auf dem "Ballen" und erzeugt eher glänzende Oberflächen auf entsprechend vorbereiteten Flächen. Wenns nicht so glänzen soll, einfach früher aufhören, bzw. Schellackfläche mattschleifen und wachsen.
Wie "gebrauchsfertiger Streichschellack" zusammengesetzt ist, weiß ich natürlich nicht. Wenn dieser Wachs enthält, kann es sein, dass er mehr gelblich aufträgt, was vielleicht nicht dein Ziel ist. Ich hatte empfohlen, den hellsten wachsfreien Schellack selbst anzusetzen, wenn möglichst wenig Anfeuerung angestrebt wird. Ansonsten nimm Clou 300 Schnellschliffgrund, da bleibt das Holz farblich fast unverändert und glänzt auch kaum. Dieses Material kannst du ebenfalls 1 - 2 mal dünn mit dem Pinsel auftragen (vorher bisschen üben) oder evtl. auch mit einem Leinenlappen. Allerdings käme ich nicht auf die Idee mit Lappen, müsste ich mal ausprobieren.
Auf Clou 300 kann man dann ebenfalls mit farblosem Wachs finishen.
Gruß Werner
PS: Zu irgendwas musst du dich jetzt mal entscheiden.
 

WinfriedM

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Kleine Fehlstellen hab ich schon mit Schellack + Lötkolben ausgebessert. Den Schellack schmelze ich mit Lötkolben und bringe ihn in die Fehlstelle ein. Danach dann überschleifen. Mitunter hab ich mir auch mit Pigmenten eingefärbten Schellack für solche Spachtelzwecke hergestellt. Das Verfahren würde ich aber eher nur für kleine Verletzungen verwenden.

Das wäre auch noch ein Grund, auf Blätter-Schellack zurückzugreifen anstatt fertig gelösten.
 

welaloba

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Ich habe auch schon Schellack in Stangen gesehen. Nur wo.......?
Vielleicht im Fachhandel? (Hersteller BAO Chemie, Bottrop oder König)
Schellackstangen zu verarbeiten braucht auch wieder etwas mehr Fingerspitzengefühl als Hartwachs - vor allem aber kann ich bei Hartwachs die alte Oberfläche rundum ganz in Ruhe lassen - weil der Überstand von Hartwachs leichter zu entfernen ist als der von Schellack - Schmelzkitt. Mit reicht für kleine Kratzer Hartwachs jedenfalls völlig aus.
Selbst hergestellte eingefärbte Schellackstangen? Würd ich gern mal sehen.
Gruß Werner
 

enibas

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Vielen Dank für Eure Geduld beim Beantworten meiner Fragen.

Inzwischen bin ich etwas weitergekommen, und es entstehen neue Fragen:

Für einige Ritzen und Vertiefungen waren die Schleifpads zu dick. Deshalb kam die noch vorhandene Schleifwolle (000) zum Einsatz, zur Verstärkung der Wirkung auch mit Aceton. Allerdings entsteht dabei feiner grauer Staub, der sich mit der Feuchtigkeit zu einer dunklen Schmiere verbindet. Ist das normal oder mache ich etwas falsch? Auf der Rückenlehne habe ich evtl. partiell zu viel Aceton mit der Wolle aufgetragen, dort sind jetzt regelrecht dreckige Wasserränder entstanden.

Wie wasche ich am Schluss des Schleifens mit Verdünnung nach? Mit einem hellen fusselfreien Poliertuch? Aceton gleichmäßig flächig auftragen?

Wenn das Holz mit dem Lösungsmittel in Berührung kommt, sieht man auch gleich wo sich noch Lackreste befinden.
??? Wie erkenne ich, ob der Lack wirklich komplett runter ist? An einigen Stellen ist das Holz so glatt, dass man dort noch Lack vermuten könnte.

Lackiert man eigentlich den Holzrahmen von allen Seiten? Die Unter- sowie Innenseite der Sitzfläche war vermutlich im Originalzustand unbehandelt.

Sollte ich später das Geflecht erneuern, kann ich dann den Rahmen an dieser Stelle nacharbeiten, oder müsste ich den Lack überall wieder runterholen und eine komplett neue Schicht aufbauen?

Gruß und danke
Enibas
 
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