Massivholz Türblatt Wohnbereich

RHilde

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Grüßt euch,
Ich möchte dieses Mal eine etwas andere Projektvorstellung machen und hoffe dabei auf einen interessanten Ideenaustausch im Vorhinein, bis ich dann später meine Idee vorstelle.
Erstmal zu mir - in meiner Tischlerlehre konnte ich vom Treppenbau bis zum Möbelbau in fast alle Bereiche des Tischlers hineinschauen und lernen - bis auf den Türen- und Fensterbau. Wenn mich bis vor kurzem jemand gefragt hat, was ich denn so baue, sagte ich immer: "alles was aus Holz möglich ist, außer Türen und Fenster". Damit möchte ich sagen, dass ich in diesem Bereich absolut unerfahren bin und die Türen-Profis da eventuell eine ganz einfache Lösung haben, auf die ich nicht gekommen bin.

Im vergangenen Sommer kam meine Schwester daher und fragte vorsichtig an, ob ich für Ihr Fachwerkhaus (komplett neu gebaut, aber originalgetreu dem Fachwerkhaus, was dort vorher stand) 6 Türblätter für den Wohnraum bauen könnte. Bereits eingebaut waren Stahlzargen mit Tectus-Bändern. Obwohl es sich um Standardmaße handelt, haben Sie keine Türblätter gefunden, welche Ihnen zugesagt hatten. Jetzt zu Ihrer Vorstellung (dies erklärt auch warum Sie keine fertig am Markt gefunden haben) :
- es muss eine Massivholztür sein (kein Furnier oder Dekor)
- Holzart Eiche, aber bitte auch nicht zu schwer
- keine Rahmen-Füllung-Konstruktion, es soll ein ebenes Türblatt sein
- Türblattstärke 40mm (passend zur Zarge und den Tectus Bändern)

Da mir das Quellen und Schwinden des Holzes zu unterschiedlichen Jahreszeiten bewusst ist, hatte ich so schnell keine Idee. Aber nach reiflicher Überlegung habe ich dann doch eine Variante gefunden und vorerst 3 Türblätter für das Erdgeschoss gebaut. Bevor ich meine Variante vorstelle, wie wärt Ihr vorgegangen ohne nennswerte Kompromisse bei den Vorstellungen einzugehen?
 

Tilia

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Hmmm... keine Leichte Aufgabe... gar keine leichte Aufgabe... von Grund auf hat man die Rahmen- und Füllungsbauweise als DIE Möglichkeit kennengelernt, um Quellen und Schwinden des Holzes auch auf größeren Flächen zu ermöglichen. Ich zähle mich jetzt sicher nicht zu den Türprofis. (Jedenfalls nicht in der Herstellung. Eingebaut habe ich schon manches an Türen in groß und klein.) Deine Anfrage - sowie auch Ankündigung Deiner entwickelten Idee - interessieren mich aber trotzdem sehr.

Ganz Spontan würden mir jetzt nur folgende Gedanken dazu einfallen:

- Ausschließlich Holz mit stehenden Jahrringen verwenden, damit die tangentiale Schwundrichtung nicht vorkommt.
- Sehr, sehr gut getrocknetes Holz verwenden. Wenn möglich sollte die Holzfeuchte bei Verarbeitung der Holzfeuchte entsprechend dem Klima in dem Fachwerk-Haus sein. Dafür vllt. sogar das sehr gut getrocknete Holz vor der Verarbeitung eventuell einige Wochen in eben dem Raumklima lagern.
- Eventuell aus dem Holz eine 3-Schicht, oder 5-Schicht Platte herstellen, die also gesperrt ist.
- Biegen der Platte durch eingearbeitete Stahlverstrebungen auffangen.

Das sind aber wirklich nur so ganz schnelle Gedanken... eine Art Brainstorming....

Ich bin gespannt auf die Gedanken der Anderen,
und sehr gespant vor Allem auch auf die Vorstellung Deiner Idee!
 

isso

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3 Schicht mit leichtem Trägermaterial, wahrscheinlich Fichte. Mittellagen möglichst "gut" und Decklagen möglichst dünn.

Für die Schwester würde ich das wagen, für Kundschaft eher nicht.
 

weissbuche

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Die von Dir genannten Voraussetzungen widersprechen sich teilweise. Massiv und dann als glatte Tür? Wie Ben geschrieben hat, eventl. als 3-Schichtplatte. Ist aber in meinen Augen eher ein Hinkebein. Wenn man die Schwester auf alle Eventualitäten hingewiesen hat und sie dann drauf besteht, kann man es machen. Sie kann sie auf viele Besuche deinerseits einstellen, weil es immer was einzustellen usw. geben wird. Ich würde mir die Arbeit nicht machen. Mir hat mal ein Prüfer unter meine Ausarbeitung und Zeichnungen geschrieben: Der Misserfolg war geplant. So sehe ich das hier auch.
 

Tilia

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Mir hat mal ein Prüfer unter meine Ausarbeitung und Zeichnungen geschrieben: Der Misserfolg war geplant. So sehe ich das hier auch.
Der Spruch ist lustig. Aber an sich wissen wir hier ja noch gar nicht genau was RHilde geplant und umgesetzt hat.

Aber an sich ist schon klar:
Holz ist anders als wir - es arbeitet immer!
 

flüsterholz

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Mal eine ganz "schräge" Idee. Statt 3SP innenliegende doppelte Gratleisten. Ob das bei den Dimensionen machbar ist? Hatte ich schon erwähnt, dass ich so gut wie keine Ahnung vom Türenbau habe.:emoji_grin:
 

ChrisOL

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Ich würde das mit der Schwester abklären. Und hinterfragen was ihr bei den Anforderungen besonders wichtig ist. Da alles zusammen einfach nicht sinnvoll passt. Und das auf Dauer nicht gut gehen kann.

Soll es eher eine ebene glatte Tür sein weil man die Optik so möchte oder soll es alles Massivholz sein.

Daraus abgeleitet kann man dann viel besser Lösungen herleiten.
 

mj5

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Hi @RHilde ,

eine Schwester habe ich nicht, nur einen Bruder. Aber dem wuerde ich den sprichwoertlichen " Vogel zeigen".
Soll er (sie) sich doch bitte die leichten, glatten Eichemassivtueren beim Lieferanten der Stahltuerzargen fuer das "originalgetreue Fachwerkhaus" bestellen.
Sorry fuer den Sarkasmus... aber ich wuerde die Finger davon lassen! Frust ist vorprogrammiert.
 

mj5

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Pardon, den letzen Absatz hatte ich uebersehen - sind die Tuerblatter im Erdgeschoss schon eingebaut und haben eine Heizperiode hinter sich?
 

RHilde

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Die größtenteils skeptischen Antworten kann ich absolut verstehen, so ist auch jetzt noch meine Meinung, dass glatte Tür und Massivholzbauweise eigentlich nicht zusammen passt. Heute Abend oder spätestens morgen zum Sonntag in Ruhe werde ich dann meine Idee mit Bildern hier zeigen. Ob diese Idee langfristig störfrei bleibt, kann ich nicht beurteilen, aber ja die erste Heizperiode haben Sie hinter sich und schließen noch wie am ersten Tag.

Wer noch Ideen hat, immer gern her damit. Von Brainstorming profitieren deutlich mehr Menschen, als wenn man sich einfach nur eine fertige Idee durchliest.
 

Martin45

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Nadelholz-3-Schicht-"Massiv" kaufen und Eiche dick furnieren. Erfüllt dann Massivholz und eben und Eiche.
Glaube der Normalmensch merkt das nichtmals, wenn man ihn nicht unbedingt mit der Nase drauf stößt. Dem Benutzer kommt es doch auf die Optik an und die Haltbarkeit und weniger auf die Technik dahinter. Da muss man sich manchmal von den eigenen Ansprüchen lösen.
 

Holzrad09

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Im vergangenen Sommer kam meine Schwester daher und fragte vorsichtig an, ob ich für Ihr Fachwerkhaus (komplett neu gebaut, aber originalgetreu dem Fachwerkhaus, was dort vorher stand)
- keine Rahmen-Füllung-Konstruktion, es soll ein ebenes Türblatt sein
Kurze Zwischenfrage - das erscheint mir jetzt aber alles andere als originalgetreu oder waren in dem Fachwerkhaus glatte Türblätter drin ?
LG
 

Manohara

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die Beschreibung passt zu einer Tür, die ich vor Jahren gebaut habe.
Die "Gratleisten" sind aus Edelstahl-L-Profilen, lackiert und vergoldet (so sieht es weniger "technisch" aus).
Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rück-Seite sitzt ein L und die sind gegenseitig verschraubt. In die "Hinteren" ist jeweils ein Gewinde geschnitten. Die Vordere hat den Steg (der in's Holz greift) unten sitzen, die auf der anderen Seite grad' andersrum.

KüTüvo2.jpg KüTühi2.jpg

Das Schwierigste war, die gefrästen Schlitze für die Schienen und die Bohrungen für die Schrauben exakt an den richtigen Platz zu bekommen.

KüTüvo.jpg KüTühi.jpg

Für mich ist das eine Mischung aus alter und eher moderner Bauweise, die gut hält und funktioniert. ... inzwischen 8 Jahre, ohne das ich mich darum gekümmert hätte (in der Breite habe ich irgendwann mal etwas abgenommen)

... und eine andere "flache" Bauweise, die mir ebenfalls gut gefällt:
https://www.woodworker.de/forum/threads/rahmentür-ohne-füllung.134720/
 
Zuletzt bearbeitet:

wirdelprumpft

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Vermutlich würde ich Landhausdiel auf eine Tipla oder Pappelsperrholz kleben.

alternativ
2x 20 mm 3-Schichtplatte aufeinander wäre etwas teuer.
Flächenbündige Türfüllung also nur mit Schattennut aber das spart kein Gewicht
 

RHilde

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Mein Lösungsversuch für die Vorstellungen meiner Schwester war eine Mischung aus einer Rahmentür und einer Z-Tür.
20250712_100439.jpg
Nach dem altbekannten Zusägen, abrichten und hobeln habe ich die circa 105mm breiten Rahmenfriese durchgängig 58mm tief und 16mm breit genutet. In dieser Nut wurden später die waagerechten Linde-Friese eingeleimt. So hatte ich eine sehr große Leimfläche und gleichzeitig die gewünschte Gewichtsreduzierung (im Bereich der Tectus Bänder wurden wieder kleine Linde Stücke in die Nut eingeleimt um den Querschnitt nicht zu sehr zu schwächen).
20250712_093553.jpg
Ebenfalls bekamen die senkrechten Rahmenfriese jeweils eine 4mm Nut um darin später die "flächenbündigen Füllungsbretter" (mir fällt kein besserer Begriff ein) mit einer Feder einzustecken.
Die Füllungsbretter wurden alle mit Nut- und Feder versehen, außer ein Brett, was logischerweise an beiden Seiten eine Feder benötigt hat.
Dann habe ich zuerst den Rahmen ohne Füllungsbretter exakt im rechten Winkel verleimt (siehe 1. Bild), wobei ich aber nur an der Bandseite Leim angegeben habe, sodass ich den Rahmenfries der Schlossseite nach dem Abbinden des Leimes wieder abziehen konnte. Sah dann in etwa so aus:
20250305_093135.jpg
Jetzt habe ich die Füllungsbretter eingelegt. Füllungsbrett eins von der Raumseite durch die Linde hindurch verschraubt und das gegenüberliegende Brett nur mit Silikon in seiner Lage fixiert. Dann das nächste Brett von der Flurseite aus durch die Linde hindurch verschraubt und das gegenüberliegende Teil wieder nur mit Silikon fixiert und eben immer so weiter, bis ich dann den zweiten Rahmenfries ebenfalls verleimen konnte. Ich hoffe man versteht, wie ich es meine.
20250712_172451.jpg
Dann noch die Länge auf Maß sägen, Tectus Bänder einfräsen, Schließblech und Griffe montieren, schleifen und Oberfläche fertig stellen und das ist das Endergebnis :
IMG-20250407-WA0007.jpg
Das Schwinden ist bei dieser Variante kein Problem, da ich deutliche V-Fugen zwischen den einzelnen Bretter vorgesehen habe und somit kleine Lücken (wo man ja nur die Feder dann sieht) nicht sonderlich auffallen.
Das Quellen habe ich in dem Sinne versucht aufzufangen, dass ich lufttrockenes Holz mit circa 10-11% Holzfeuchte (wurde noch eine ganze Zeit lang in der Werkstatt zwischengelagert) verwendet habe. Rein theoretisch sollten alle Bretter im eingebauten Zustand noch ein klein wenig zusammentrocknen und dann auch im Sommer nicht über 11% im Wohnraum "aufquellen". Da bislang auch noch kein Türblatt gesprengt wurde, scheint die Theorie aktuell zu funktionieren. Ob es eine "Lösung für immer" ist, wird sich zeigen, aber bislang sind Auftragnehmer und Auftraggeber zufrieden mit dem Ergebnis.
 

yoghurt

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Wow!
Eine sehr geschickte Lösung! Sozusagen die „alten Regeln“ geschickt adaptiert und auf moderne zentral beheizte Räume angepasst.
 

Tilia

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Sehr schön, das gefällt mir ausgesprochen gut! Schaut nach einer fachlich und gestalterisch wirklich guten Lösung aus!

Und vielen Dank auch, für das kleine Ratespiel und für die Vorstellung Deiner Idee hier!!
 

carsten

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Hallo

zwei Varianten fallen mir auf Anhieb ein. Überschobene Füllung. Und 3-Schichtplatte selbst gemacht.

Beides braucht sehr gut getrocknetes Holz und eine nahezu perfekte Holzauswahl.
Teile diesbezgl die Skepsis der bereits geposteten Beiträge.
Die erste Frage die ICH mir aber gestellt habe: Warum Stahlzargen im Fachwerkhaus. Für mich gäbe bzw gibt es keine Baukonstruktion die eben diese Stahlzargen mehr ausschließt als eben Fachwerk. Hoffe es ist dann wenigstens eine abgefahrene Profilvariante.
Die zweite Frage. Warum kein Furnier ?
Furnier ist nicht besser oder schlechter als Massivholz.
Mit Furnier gehen Konstruktionen und erst Recht Optiken / Bilder die kann man mit Massiv nicht erreichen kann.

Ach ja
konold_tuer_stimmung_09.jpg
 

K2H

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Die erste Frage die ICH mir aber gestellt habe: Warum Stahlzargen im Fachwerkhaus. Für mich gäbe bzw gibt es keine Baukonstruktion die eben diese Stahlzargen mehr ausschließt als eben Fachwerk.
Danke, dass das von dir kommt. Mir ging es ganz genau so...
Wo ich gerade wieder mithelfe, das Leben eines ähnlichen 400jährigen Häuschens zu verlängern.
 

Woodmaster23

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