Ein Nostalgie-Projekt mit Röhren und Lautsprechern

Batucada

ww-robinie
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Ja, die Klipsch-Eckhörner haben es mir angetan. Paul Wilbur Klipsch nannte sie Klipschorn, so dass ich diese Schreibweise übernehmen will und beim Probelauf der Klipschörner in meiner Werkstatt wurde der Gedanke für ein neues Projekt geboren. Schließlich sollte ein Mann in seinem Leben ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt und einen Sohn gezeugt haben. Das erschien mir während des Probelaufs viel zu wenig. In frühen Jahren war die Faszination, die von Tranistor-Verstärkern ausging, so unendlich groß, dass ich nie ein Gedanke an einen Röhren-Verstärker verschwendet habe, ich war ein Kind des Siliziumzeitalters, das sich gerade rasant entwickelte. Und die Halbleiter-Industrie brachte einen leistungsfähigen Endstufen-Transistor nach dem anderen heraus. Es kam daher einen Frevel gleich, an Röhren-Verstärker zu denken, eisenlose Endstufen waren angesagt.

Die von mir gebauten Klipschörner wurden in meiner Werkstatt natürlich mit einem Röhren-Verstärker getestet. Und so stand ich vor den sagenhaften Boxen und konnte noch einmal in eine alte Welt eintauchen. In der langen Zeit der gesamten Transistor-Entwicklung haben sich dann aber trotzdem solche Meinungen gebildet, dass ein Röhren-Verstärker besser klingen würde als ein Transistor. Ich war bereit mich dem anzuschließen, auch wenn es vielleicht nur eine Alibibehauptung ist, um endlich mal ein Röhren-Verstärker zu bauen. Kaufen kann man die Dinger aber auch noch heute, aber das ist unter meiner Würde.

In dem Augenblick, als ich den Beschluss gefasst hatte, gab es auch kein zurück mehr. Das größte Problem vor dem ich stand, war eine Bezugsquelle für fähige Ausgangsübertrager zu finden. Auf Kleinanzeigen wurde ich überraschend fündig, da hatten sich wohl zwei gefunden, der eine wollte unbedingt verkaufen und ich war auf ruheloser Suche meinem Ziel ein beachtliches Stück näher gekommen. Die erste Investition in meines neues Projekt hatte ich also damit getätigt.

Mir war schon klar, dass ich alleine mit einem Röhren-Verstärker noch nicht viel ausrichten würde. Mindestens ein Lautsprechersystem würde auch noch fällig werden. Aber Klipschörner in ihrer gewaltigen Dimension würden bei mir zuhause mindestens am WAF scheitern - Weiblicher-Akzeptanz-Faktor. Aber daran wollte ich noch keinen Gedanken verwenden, das wurde auf später vertagt.

Zunächst ging es mal um ein Konzept für den Aufbau. Für einen eingefleischten Röhrenfreak kommt eh nur der klassische Aufbau nach dem Muster eines Drahtverhaus in Frage, da wird jedes Bauteil explizit über vorhandene Anschlüsse der Röhrensockel und ggf. über zusätzliche Lötstützpunkte verbaut, Verbindungen erfolgen über Drähte, also wie beim klassischen Dampfradio. - Das wollte ich nicht. - Und damit hatte ich mir schon ein paar Feinde gemacht, zumindest einen, der im deutschen HiFi-Forum sich als ungekrönter König gebärdet. Was sich dort tummelt, geht quer Beet, von ganz bekloppt bis hoch gescheit, darunter auch Typen, die bereit sind, für eine vergoldete Feinsicherung (Glasrohr 5 x 20 mm) einen 50er auf den Tresen zu legen. Glücklicherweise gibt es internationale Foren, in denen exquisite Fachleute mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.

Schaltung des Monoblocks.jpg
Monoblock-Schaltung

Die Schaltung des Monoblocks habe ich mir natürlich nicht aus den Fingern gesogen. Es ist eine klassische Schaltung, die mit feinen Nuancen von vielen Herstellern realisiert wurde. Einen Vorschlag von Bernd Fischer habe ich aufgegriffen, der wiederum auf dem ELV-Verstärker RV 100 basiert. Beide Schaltungen habe ich studiert und gegeneinander abgewägt. Ich bin wie Fischer zu dem Schluss gekommen, dass die originale Schaltung des ELV RV 100 verbesserungsfähig ist und bin dann aber noch einige Schritte weiter als Fischer gegangen.

Teile der Schaltung habe ich zuvor in LTspice getestet und optimiert. Der vorliegende Schaltungsaufbau wurde mit DipTrace-Schematic erfasst, einem tollen Werkzeug was ich mal vor Jahren für kleines Geld gekauft habe. Die blauen Linien dienen nur dem Verständnis des Gesamtaufbaus, da das gezeigte Schema nur die Teile enthalten darf, die nachher auch auf dem PCB (gedruckte Schaltung) wiederzufinden sind. Und mit PCB ist das Stichwort gefallen, was eingefleischte Röhrenfans auf die Palme bringt, sollen sie doch oben bleiben :emoji_stuck_out_tongue: , ich hol' sie nicht wieder herunter. Zu den Details der Schaltung werde ich nicht viel erklären, da soll der interessierte Leser seine Fragen stellen.

VTA100_MB_Platine Bedienseite.jpg VTA100_MB_Platine Röhrenseite.jpg

IMG_0004.jpg IMG_0003.jpg

Aus der oben gezeigten Schaltung ist mittlerweile ein PCB geworden, dessen Design ich parallel in FreeCAD und DipTrace-PCB-Layout entwickelt habe. Das PCB entsteht also fast von selbst aus dem Schaltungsschema, wenn man gewisse technischen Regeln einhält. Da die Röhrenschaltung mit Spannungen bis zu 500 V DC agiert, ist es notwendig bestimmte technische Regeln einzuhalten. Diese können im System hinterlegt werden und bei jeder Designprüfung wird man gnadenlos auf jeden Fehler aufmerksam gemacht.

Das parallele Design in FreeCAD und in DipTrace hatte seine Gründe. Das PCB-Design wird natürlich benötigt, um überhaupt die Leiterplatte fertigen zu können. Mit dem Design in FreeCAD habe ich mir die Möglichkeit geschaffen, den mechanischen Aufbau des Monoblocks zu planen, ohne auch nur ein Stück teuren und wertvollen Materials zu verschwenden. Mit Hilfe der FreeCAD-Planung habe ich mir auch die Platinenhalterungen drucken lassen.

Das war zunächst der Einstieg ins Projekt, der hat noch wenig bis gar nichts mit Holz zu tun - aber das kommt noch. Wer sich für die Schaltungsunterlagen interessiert, schreibt mich per PN an, ich gebe gerne auch originale DipTrace-Dateien heraus. Ich hoffe, dass ich in der nächsten Fortsetzung den Verstärker abschließen kann, um mich dann dem Bau der Lautsprecher zuwenden zu können. Dann gibt es eine kleine Unterbrechung, weil ich in den nächsten 3 Wochen an einer REHA-Maßnahme teilnehme, um den letzten Rest der COVID-Beeinträchtigungen zu überwinden.
 

Time_to_wonder

ww-robinie
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Abonniert. Nicht, dass ich die Schaltung durchblicken würde, aber fasziniert bin ich allemal!
 
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diablo113

ww-pappel
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Hubert,

du bist ein Tausendsassa!
Ich lege schon mal die Röhren bereit. (nur mit handschuhen anfassen, ansonsten brennen sich Rückstände ein.

viele grüße an alle
 

Batucada

ww-robinie
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Ich greife mal ein Detail der Verstärker-Leiterplatte auf. Dazu muss man sich das Layout anschauen.

PCB des Monoblocks.jpg
PCB des Monoblocks

Wie aus der Bezeichnung VTA100-MB.4 hervorgeht, handelt es sich um die 4. Version des Layouts. Weiterhin sieht man links und rechts der Leiterplatte jeweils einen Streifen, die keine Verbindungen zu dem mittleren Teil haben. Es sind abtrennbare Streifen, die ich so berücksichtigt habe, da der Leiterplattenhersteller die Kanten und Ausschnitte ohnehin fräst, was keinen Aufpreis verursacht. Über diese Streifen werden später die Beheizungen der Röhren mit Energie versorgt. Normalerweise verwendet der eingefleischte Röhrenfan ein verdrilltes Leitungspaar.

IMG_0004.jpg
IMG_004

Ein verdrilltes Paar deswegen, um Einstreuungen von magnetischen Wechselfeldern auf ein Minimum zu reduzieren. Wurden früher solche Röhrenstufen mit Wechselstrom betrieben, so habe ich mich bei der Konzeption des Netzteils entschlossen, für die Versorgung der Heizungen einen Schaltregler zu spendieren. Das widerspricht zwar auch den Vorstellungen der Puristen, stört mich aber nicht, im Gegenteil, es lassen sich ein paar Vorteile realisieren, doch davon später mehr. Die Funktion des früher übliche Leitungspaars wird bei der aktuellen Konstruktion durch die Leiterbahnstreifen übernommen, durch die Versorgung mit Gleichstrom treten magnetische Wechselfelder gar nicht mehr in Erscheinung.

Spezielle Lötstützpunkte werden für unterschiedliche Zwecke verwendet, als Messpunkte, als Anschlusspunkte für die leider nicht ganz zu vermeidende Verdrahtung und in der Anwendung zur Heizstromversorgung als massive Verbindung zur Grundplatte.

Die Röhrensockel werden erst komplett verlötet, wenn in den Sockeln eine entsprechende Röhre gesteckt ist, das hilft die Sockelkontakte auszurichten, dass man hernach nicht mit mechanischen Spannungen rechnen muss.
 

wasmachen

ww-robinie
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Nicht, dass ich mich da wirklich auskenne:
Nachdem du von 'Monoblock' schreibst, heißt das du baust mehrere?
Für Stereo z.b. bräuchtest ja schonmal 2 ?
 

Time_to_wonder

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Wieviel Leistung braucht denn die Röhrenheizung? Bieten die Leiterbahnstreifen hier hinreichend Leiterquerschnitt?
 

happyc

ww-esche
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Einen a.d. Waffel
Nicht, dass ich mich da wirklich auskenne:
Nachdem du von 'Monoblock' schreibst, heißt das du baust mehrere?
Für Stereo z.b. bräuchtest ja schonmal 2 ?
Das ist im audiophilen HiFi-Bereich durchaus üblich, auch bei Transistor-Verstärkern. Hier steht verstaubt ein Verstärker aus den 70ern, bei dem das Netzkabel noch beide Trafos versorgt, ab da ist jeder Kanal getrennt aufgebaut.
 

Batucada

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Wieviel Leistung braucht denn die Röhrenheizung? Bieten die Leiterbahnstreifen hier hinreichend Leiterquerschnitt?
Die Pentode EL34 benötigt jeweils 1,6 A. D.h. die eine Schiene muss am Anfangsknoten auf einer kurzen Strecke 3,2 A verkraften. Die zweite Schiene versorgt die Vorstufen-Röhren, von denen jeweils eine 300 mA zieht. Ich denke, dass ich mir keine Sorgen machen muss.

Tante EDIT:
die Stromversorgungsschienen verkraften nach IPC-2221 an den kritischsten Stellen - wenn man überhaupt von solchen Stellen sprechen kann - selbst wenn man nur eine Temperaturerhöhung von 10K zu lassen möchte, einen maximalen Strom von 7 A.

@Time_to_wonder Vielen Dank für die Anregung, dies noch einmal zu kontrollieren, ich hatte dies schon nicht mehr auf dem Schirm und musste heute morgen selbst in der Tabelle kramen.
 
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wasmachen

ww-robinie
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Das ist im audiophilen HiFi-Bereich durchaus üblich, auch bei Transistor-Verstärkern. Hier steht verstaubt ein Verstärker aus den 70ern, bei dem das Netzkabel noch beide Trafos versorgt, ab da ist jeder Kanal getrennt aufgebaut.

OT:
Wenn der Stereo mit 2 Lautsprecherpaaren kann und ned in der 'Teelichtleistungsklasse' unterwegs ist, bitte PN.
 

schrauber-at-work

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OT:
Wenn der Stereo mit 2 Lautsprecherpaaren kann und ned in der 'Teelichtleistungsklasse' unterwegs ist, bitte PN.
Noch mehr OT (bitte entschuldige dies Hubert):
Hier steht auch noch so ein "Dino".
Sansui Ca-2000 Vorverstärker + Sansui BA-2000 Endstufe (2x110W Sinus@8 Ohm, Klirrfaktor<0,03%, Bandbreite 10Hz-20KHz ~50KG schwer) daran laufen zwei Mitsubishi 2 Wege Baß-Reflex "Kindersärge" (DS-40CS ~80x40x40cm) mit herrlichem (fast linearem) Frequenzgang (ab 6 Hz-20 KHz relativ linear >90 d:emoji_sunglasses:.
@wasmachen :Habe es zwar nicht ausprobiert, aber denke damit lässt sich (zumindest gefühlt) ein Teelicht auspusten wenn es bei entsprechender Lautstärke vor den Bassreflex-Kanal gehalten wird :emoji_grin:.
Macht definitiv mehr (und auch bessere) Akustik als alles moderne "Teufelszeug" (mit komisch anmutenden Leistungsangaben, schätze das ist eher die maximale Aufnahmeleistung) :emoji_ghost: .

Gruß SAW
 

schrauber-at-work

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Wenn den Dino rausgiebst ist der Beitrag Ok @schrauber-at-work
Im Leben nicht! Nicht wieder zu beschaffendes Audiogut!
Der Dino wird in Ehren gehalten und regelmäßig ausgekostet (Leg gerne mal ne LP auf, Sound einfach unvergleichlich!).
Bei mir gibt es sowas wir "Spotify" und Konsorten nicht. Musik daheim im Wohnzimmer kommt von LP oder CD. Ist zwar Oldschool aber durch MP3 oder sonstiges Streaming (akustisch) genau Null zu ersetzen!

So jetzt aber Schluss mit OT mit Transistor-Lösungen in Hubert's Röhren-Thread!

Edith: Rechtschreibkorrektur
 

Batucada

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Was hat denn die mehrfache Parallelschaltung von teilweise auch noch verschiedenen Widerständen für einen Sinn?
An den Parallelschaltungen wird etwas Leistung verbraten. Daher die Parallelschaltung um die abfallende Leistung sicher beherschen zu können. MELF-Widerstände der systemisch bedingten Leistungsklasse gibt es nicht. Ich wollte aber keine anderen Widerstände zusätzlich benutzen. Bei der Schaltung mit Widerständen von 47Ω und 56Ω ergibt die Parallelschaltung ziemlich genau 10Ω. Der Spannungsabfall von 600 mV ergibt an 10Ω einen Ruhestrom von 60 mA, der für jede Pentode individuell einstellbar ist.
 

Batucada

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So jetzt aber Schluss mit OT mit Transistor-Lösungen in Hubert's Röhren-Thread!

Noch ist in der Röhrenschaltung des Verstärkers kein Transistor aufgetaucht, das wird auch nie der Fall sein.
Anders sieht es später beim Netzteil aus. Da werden tatsächlich 3 Transistoren verbaut und jede Menge anderer Silizium-Kram. Schau mer mal, wann sich die Puristen aufregen :emoji_grin:
 

Batucada

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Sind in deinem Fall eher Trioden. Spannendes Projekt, als ich klein war, hab ich auch Röhrenverstärker gebaut.
Blechgehäuse und frei verdrahtet :emoji_grin:
An Hand des gezeigten Schaltungsaufbaus werden die EL34 als Trioden betrieben, das ist schon richtig. Da ich mich aber erst jetzt mit Röhren so intensiv beschäftige, verwende ich eher den typischen Begriff für die Art der Röhre als den Begriff für die Tatsächliche Funktion. Im Grunde bin ich, was Röhren betrifft, ein absoluter Newbie, wenn ich nicht vor mehr als 50 Jahren Elektrotechnik studiert hätte. Ich hab' damals die Bastelei mit Röhren verpasst, was eigentlich bedauerlich ist, der Trend der Zeit war eben ein anderer. Damals war ich noch von dem Braun CSV60 begeistert, den sich mein Bruder gekauft hatte.

Der typische Push-Pull-Betrieb mit der EL34 ist auf 50 W ausgelegt.
 

Batucada

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Nachdem der Versorgungsbedarf des Röhren-Verstärkers geklärt war, wurden die Planungen des Netzteiles konkretisiert.

Schaltung  VTA100_NT.jpg
Schaltung VTA100_NT

Wenn ich hier von einem Netzteil spreche, so sind es im Grunde 3 verschiedene Netzteile, die allesamt auf einer Platine untergebracht sind. Der erste Zweig liefert die Anodenspannungen, deren Ladeelkos zunächst über zwei in Serie geschaltete Vorwiderstände gespeist werden und die nach Ablauf eines Ladekonzeptes gebrückt werden.

Der zweite Zweig liefert die negative Gittervorspannung für die Pentoden EL34.

Der dritte Zweig liefert die benötigte Energie zum Beheizen der Röhren. Das ist auch der Zweig, der den Puristen am wenigsten gefallen wird, denn der hat einen fetten Käfer (LTC 1624) an Bord, mit dem ein Schaltregelkreis realisiert wird. Die so erzeugte Spannung dient auch zur Kontrolle eines Einschaltkonzeptes, der im vierten Zweig des Schaltbildes dargestellt ist.

VTA100_NT_PCB.jpg
VTA100_NT_PCB

Die Aufteilung der Platine auf verschiedene Spannungsebenen kann man hier deutlich erkennen. In der oberen Hälfte befindet sich die Eben zur Erzeugung der Anodenspannung. Unten links ist der Bereich zur Erzeugung der negativen Gittervorspannung. So bleibt noch der Bereich für die Erzeugung der Heizspannung und Realisierung des Einschaltkonzeptes.

VTA100_NT_Platine Bedienseite.jpg VTA100_NT_Platine Sichtseite.jpg

DSC_7758.jpg DSC_7755.jpg

Wie bereits bei der Platine des Röhren-Verstärkers erklärt, verwende ich zwei unterschiedliche Designwerkzeuge. Das PCB-Design ist ohnehin Teil des Werkzeugs von DipTrace. FreeCAD nutze ich, um einen kompakten Aufbau des Monoblocks planen zu können.

VTA100_NA_Terminal.jpg DSC_7759.jpg
VTA100_NA_Terminal

Bleibt noch das NA-Terminal zum Netzanschluss. Da NA-Terminal ist der einzige Ort, an dem in dem Monoblock mit Netzspannung hantiert wird. Von da aus gelangt die geschaltete Netzspannung direkt zum Netztransformator. Ein Heißleiter liefert nach dem Einschalten etwas Energie an den Netztransformator, um den Einschalt-Rush zu begrenzen. In dem Augenblick, wenn die Heizspannung zur Verfügung steht, beginnt auch das Einschaltkonzept zu wirken. Die Heizspannung ist Strom begrenzt, was den kalten Röhren beim Einschalten zugute kommen soll. Mit dem Ablauf der Trafo-Verzögerung wird auch das Relais im NA-Terminal aktiviert und gleichzeitig die nächste Stufe des Einschaltkonzeptes freigegeben, nach deren Ablauf der Gleichrichter der Anodenspannung eingeschaltet wird. Der Ladestrom für die Ladeelkos wird zunächst durch zwei in Serie geschaltete Widerstände begrenzt, die Ablauf der dritten Stufe kurzgeschlossen werden.
 

uli2003

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Warum gibst du dir bei der Versorgung der Heizungen so viel Mühe, lässt aber die eher wichtigen Spannungen (Anodenspannung und Gittervorspannung) nicht stabilisiert? Die Heizung ist doch so träge, und da kommt es auf 5% nicht an.

Ich habe mal irgendwo ein interessantes Konzept gesehen, da wurde die Anodenspannung auch geschaltet, aber zweistufig. Die erste Stufe (beim Einschalten) lag irgendwo um 50V, parallel zu der Endstufe wurde eine Diode angeheizt, welche dann (als sie durchlässig wurde) die zweite Stufe (via MOSFET) durchgeschaltet hat. Fand ich nett gemacht.
 

Batucada

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Warum gibst du dir bei der Versorgung der Heizungen so viel Mühe, lässt aber die eher wichtigen Spannungen (Anodenspannung und Gittervorspannung) nicht stabilisiert? Die Heizung ist doch so träge, und da kommt es auf 5% nicht an.

Hallo Uli,

du hast recht, gerade bei der Endstufe macht es keine Nachteile, eine AC-Versorgung zu wählen. Die DC-Versorgung kam nur ins Spiel, um das das Einschaltkonzept realisieren zu können. Jeder dieser Netztrafos hat knappe 180 VA und da reagieren spitze Haushaltsautomaten schon mal empfindlich, der anschließende Gang zum Sicherungsautomaten würde zwar das körperliche Wohlbefinden fördern, aber den Komfort etwas reduzieren :emoji_sunglasses: Neben den Trafos üben die Ladeelkos durch den Rush-in auf die Gleichrichter einen unangenehmen Effekt aus. Ich hab' zwar entsprechende Typen ausgewählt, die dem Rush-in standhalten können, aber ich muss das Schicksal schließlich nicht herausfordern, die Überbrückungsschaltung nach der Vorabladung über die Serienwiderstände funktioniert ganz ordentlich.

Die Anodenspannungen scheinen aber auch nicht allzu kritisch zu sein. Im Test mit LTspice haben sich die Netzteile eigentlich sehr ordentlich benommen. Ich hoffe, dass ich das richtig beobachtet habe, es wird sich zeigen.
 

Time_to_wonder

ww-robinie
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Ich versteh ja nun überhaupt nix davon. Aber wenn man einen DC-Stromkreis öffnet, zieht man da nicht bei Deinen Spannungsebenen und Stromstärken schon einen Lichtbogen? Bei AC hätte man das Problem ja nicht.
 

Batucada

ww-robinie
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Aber wenn man einen DC-Stromkreis öffnet, zieht man da nicht bei Deinen Spannungsebenen und Stromstärken schon einen Lichtbogen?
Das Öffnen von solchen Stromkreisen sollte einfach nicht vorkommen und wird deshalb auch nicht berücksichtigt. Schwieriger ist das Einhalten von Mindestabständen um Spannungsüberschläge zu verhindern. In der von den Röhrenfreaks bevorzugten Bauweise des "Drahtverhaus" kommen solche Schwierigkeiten eher selten vor. Mein Ziel aber ist es, den Röhren-Verstärker mit Leiterplatten zu realisieren, das ist keineswegs neu, z.B. die Amerikaner von McIntosh sind da beispielgebend. Das Einhalten der dafür notwendigen Regeln ist keinesfalls so schwierig, als es erscheinen mag. Jede professionelle Layout-Software ist so eingerichtet, solche Anforderungen zu beherrschen, man muss es nur konsequent anwenden.
 
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