Preiserhöhungen in allen Bereichen

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Werkzeugprofi

ww-robinie
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Aber der Aufwand wäre enorm, wenn ich vielen Kleinstkunden Schneideholz bereitstellen müsste. Das ist beim Brennholz schon nervig genug.

Irgendwie schwingt bei solchen Aussagen schon etwas Präpotenz mit. Was soll der Bäcker sagen wenn wie ich heute morgen ein Kunde ein halbes Brot um 1,70 kauft? Bei dem hatte ich nicht das Gefühl dass ich den nerve.

Offensichtlich geht es den Förstern in dieser Gegend noch recht gut. Noch...
 

Ben Benson

ww-ahorn
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Des Bäckereiverkäufer*ins Kernaufgabe ist es, Kleinstmengen zu verkaufen.
Des Bäckereiverkäufer*ins Revier wurden in den letzten Jahrzehnten auch nicht in der Größe verdoppelt bis verdreifacht. Des Bäckereiverkäufer*ins bürokratischer Aufwand wird auch nicht von Jahr zu Jahr größer, Pflanzenschutzdokumentation, Zertifizierung etc. Der/dem Bäckereiverkäufer*in quatscht auch nicht seit Jahren vermehrt jede Biolehrerin in das Handwerk und schriebt Leserbriefe an die Zeitungen und ist der Meinung, alles besser zu können. Oder fordert am besten die Bäckerei schließen zu lassen und sich das Mehl einfach ohne menschlichen Einfluss entwickeln zu lassen.
Und wenn der/die Bäckereiverkäufer*in 1000 Brötchen an einen Kunden, oder an 500 Kunden zwei Brötchen verkaufen könnte, was würde er/sie wählen wenn die Bezahlung die selbe wäre?
Und muss der/die Bäckereiverkäufer*in seit drei Jahren zugucken wie der Backshop abbrennt, kann aber nichts dagegen tun als so viele Brötchen wie möglich auf den Flammen zu backen?

Die Unterstellung dass es uns zu gut ginge ist schon von einer gewissen Ahnungslosigkeit geprägt.
 

Mitglied 59145

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Naja, du fragst aber auch nicht bei einem zulieferer von Backwaren am Werktor......

Wenn ich nur mehr Personal hätte, würde ich regionales Material verarbeiten und anbieten. Aber ich komme beim Altholz schon nicht nach.

Gruss
Ben
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo,
Nur ganz kurz: in Deutschland werden keine Wälder als Plantagen bewirtschaftet.
Und zu den seriösen Wissenschaftlern, wenn Du auf die Bande um Wohlleben anspielst, das sind größtenteils theoretische Phantasien plus Fehlinterpretationen.
Eine Kahlfläche nach Kalamität wird in der ersten Generation nichts hervorbringen was Dich als Tischler glücklich macht.
Wohlleben meinte ich damit nicht. Er tut viel dafür das Thema in die Köpfe der Leute zu bingen ist aber auch sehr populistisch und für Praxis derzeit zu radikal. Prof. Pierre Ibisch finde ich da schon etwas besser. Aber auch er ist für viele Förster ein rotes Tuch.
Zum großen Teil sind unsere Wälder noch Monokulturen, die von Menschenhand angelegt wurden. Das würde ich als Laie als Plantage bezeichnen. Liege ich da falsch? Was wäre dann eine Plantage?
Ein Stamm, der innerhalb einer Genereation gewachsen ist macht mich als Schreiner auch nicht glücklich. Zu schnell gewachsen. Die wenigsten Stämme, die in Deutschland geerntet werden landen in Schreinereien. Die Schreiner könnten mit einer anderen Waldwirtschaft mit Sicherheit noch am besten klarkommen.
Es gibt inzwischen auch Beispiele für eine andere Art der Waldwirtschaft, die profitabel ist. Lübeck scheint zu funktionieren. Oder hier, nicht ganz so radikal:

Flächendeckend würde das aber nur gehen, wenn der Holzverbrauch reduziert würde. Das muss auch jedem klar sein.

Als Holzkäufer, Schreiner und Spaziergänger im Wald habe ich eben andere Interessen als der Waldbauer. In Zukunft wird es sich aber nicht vermeiden lassen beide Interessen unter einen Hut zu bekommen. Das wird und muss sich dann aber auch im höheren Holzpreis spiegeln. Das sollte dem Verbraucher und Waldnutzer klar sein.

Die Unterstellung dass es uns zu gut ginge ist schon von einer gewissen Ahnungslosigkeit geprägt.
Die Zeiten ändern sich. Vielelicht sollte die Forstwirtschaft sich einfach mal vorort den Fragen stellen. Der Wald rückt immer mehr ins Bewußtsein der Menschen. Bei uns gibt es eine Bürgerinitiative gegen die derzeitige Waldbewirtschaftung, weil es im Nachbarrevier besser zu funktionieren scheint. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen ist gelinde gesagt schwierig. Da bekommt man eben den Eindruck, dass das Forstwesen eine in sich verschworene Gemeinschaft ist, die keine anderen Meinungen als die ihre zulässt. An einer wachsenden Bürokratie ist eine Behörde (und ein Unternehmen) zum Teil auch immer mit Schuld und kann dem zum Teil auch entgegenwirken.

Wenn ich bei uns im Wald sehe, dass die Stämme direkt in die Überseecontainer gepackt werden und die heimische Bau- und Holzindustrie über Rohstoffmangel klagt, stärkt das nicht gerade das Vertrauen in die deutsche Forstwirtschaft. Wenn ich sehe, dass Fichten Kahlschläge wieder mit Fichten aufgeforstet werden, ist es da nicht klar, dass der besorgte Bürger Fragen stellt?

Das Beispiel mit dem Bäcker finde ich gut, Es zeigt sehr deutlich eine gewisse Denkweise. Die von mir erwähnten Bauern, die inzwischen erfolgreich selbst vermarkten, haben ja vorher auch "500 Brötchen an einen Kunden" geliefert. Durch die Umstellung geht es ihnen aber nun wirtschaftlich besser. Sie können ihre Tiere besser halten, die Höfe sind offen und viel gepflegter als vorher. Das ist gut für den Tourismus.

Gruß
Heiko
 
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WoodyAlan

ww-robinie
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Hallo,

Wohlleben meinte ich damit nicht. Er tut viel dafür das Thema in die Köpfe der Leute zu bingen ist aber auch sehr populistisch und für Praxis derzeit zu radikal.
Zum großen Teil sind unsere Wälder noch Monokulturen, die von Menschenhand angelegt wurden. Das würde ich als Laie als Plantage bezeichnen. Liege ich da falsch? Was wäre dann eine Plantage?
Ein Stamm, der innerhalb einer Genereation gewachsen ist macht mich als Schreiner auch nicht glücklich. Zu schnell gewachsen. Die wenigsten Stämme, die in Deutschland geerntet werden landen in Schreinereien. Die Schreiner könnten mit einer anderen Waldwirtschaft mit Sicherheit noch am besten klarkommen.
Es gibt inzwischen auch Beispiele für eine andere Art der Waldwirtschaft, die profitabel ist. Lübeck scheint zu funktionieren. Oder hier, nicht ganz so radikal:

Flächendeckend würde das aber nur gehen, wenn der Holzverbrauch reduziert würde. Das muss auch jedem klar sein.

Als Holzkäufer, Schreiner und Spaziergänger im Wald habe ich eben andere Interessen als der Waldbauer. In Zukunft wird es sich aber nicht vermeiden lassen beide Interessen unter einen Hut zu bekommen. Das wird und muss sich dann aber auch im höheren Holzpreis spiegeln. Das sollte dem Verbraucher und Waldnutzer klar sein.


Die Zeiten ändern sich. Vielelicht sollte die Forstwirtschaft sich einfach mal vorort den Fragen stellen. Der Wald rückt immer mehr ins Bewußtsein der Menschen. Bei uns gibt es eine Bürgerinitiative gegen die derzeitige Waldbewirtschaftung, weil es im Nachbarrevier besser zu funktionieren scheint. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen ist gelinde gesagt schwierig. Da bekommt man eben den Eindruck, dass das Forstwesen eine in sich verschworene Gemeinschaft ist, die keine anderen Meinungen als die ihre zulässt. An einer wachsenden Bürokratie ist eine Behörde (und ein Unternehmen) zum Teil auch immer mit Schuld und kann dem zum Teil auch entgegenwirken.

Wenn ich bei uns im Wald sehe, dass die Stämme direkt in die Überseecontainer gepackt werden und die heimische Bau- und Holzindustrie über Rohstoffmangel klagt, stärkt das nicht gerade das Vertrauen in die deutsche Forstwirtschaft. Wenn ich sehe, dass Fichten Kahlschläge wieder mit Fichten aufgeforstet werden, ist es da nicht klar, dass der besorgte Bürger Fragen stellt?

Gruß
Heiko
Zum letzten Absatz: ich sehe bei uns in der Gegend vermehrt, dass nach dem Einschlag der Fichtenmonokultur die gleiche Fläche mit Birken bepflanzt wird. Man tauscht eine Monokultur gegen die andere. @Ben Benson @Túrin gibt es dafür gute Gründe, wisst ihr da was dazu?
Bestes Beispiel ist der Wald an meiner Grundstücksgrenze. Der größte Teil ist mittlerweile eine Birkenkultur, direkt an der siedlungsgrenze. Was das fur Allergiker bedeutet und dass die Not amused sind, kann ich da verstehen. Mal vom Pollendreck an Fassaden etc ganz zu schweigen….das Zeug ist wochenlang überall um an und im Haus. Ebenso die Samen.
 

falco

ww-robinie
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Ohne Öl ins Feuer gießen zu wollen, müsste man nicht den Wald vom Forst unterscheiden? Das macht doch einen erheblichen Unterschied oder nicht?
 

Alceste

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Die wenigsten Stämme, die in Deutschland geerntet werden landen in Schreinereien. Die Schreiner könnten mit einer anderen Waldwirtschaft mit Sicherheit noch am besten klarkommen.

Wenn ich bei uns im Wald sehe, dass die Stämme direkt in die Überseecontainer gepackt werden und die heimische Bau- und Holzindustrie über Rohstoffmangel klagt, stärkt das nicht gerade das Vertrauen in die deutsche Forstwirtschaft.

Hier sehe ich irgendwie einen Widerspruch...
Ich bin auch der Meinung, dass dieses Mantra: "Produziert alles wieder lokal!" irgendwie nicht die Lösung sein kann. Zum einen ist Handel numal der Weg, wie Länder der dritten Welt zu Wohlstand kommen können, zum anderen macht das bei vielen Produkten auch gar keinen Sinn, weil die Resourcen regional nur in minderwertiger Qualität verfügbar sind oder andere Erfordernisse einfach nicht gegeben sind.
 

heiko-rech

ww-robinie
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Hallo,
Zum einen ist Handel numal der Weg, wie Länder der dritten Welt zu Wohlstand kommen können, zum anderen macht das bei vielen Produkten auch gar keinen Sinn, weil die Resourcen regional nur in minderwertiger Qualität verfügbar sind oder andere Erfordernisse einfach nicht gegeben sind.
Der Handel findet aber in diesem Fall bei uns statt, der Wohlstand wird dadurch bei uns größer.
Es gibt offenbar tatsächlich viel Aufklärungsbedarf.
Dieser Satz sagt sehr viel aus. Er klingt sehr überheblich. Und da haben wir ein weiteres Problem das die deutsche Forstwirtschaft meiner Meinung nach derzeit hat: Mangelnde Kommunikationsbereitschaft. Das Interesse der Bevölkerung am Wald und wie er genutzt wird ist nun einmal gestiegen. Da sollte die Forstwirtschaft Kommunizieren und nicht nur Aufklären. Es treffen immer mehr unterschiedliche Interessen aufeinander.
Und da gibt es noch einen Punkt, der mir persönlich zu wenig Beachtung findet:
Ein Großteil des deutschen Waldes ist Staatswald. Gehört also den Bürgern. Nun möchte aber der gemeine Bürger immer mehr wissen wie sein Eigentum verwaltet und bewahrt wird. Da ist die Forstwirtschaft auch in der Pflicht diese Informationen zu liefern. Ich würde mir zum Beispiel eine Sprechstunde beim Förster wünschen, so wie es bei Ortsvorstehern üblich ist. Jeder kann kommen und Fragen stellen. Oder Waldbegehungen, Infoveranstaltungen darüber warum nun wo gerodet wird. Zumindest bei uns gibt es das nicht. Das ist alles sehr verschlossen. Wenn die Forstwirtschaft weniger Kritik von Laien einstecken will, muss sie genau auf diese Menschen zugehen. Auf eine Art, die nicht überheblich wirkt.
Ich diskutiere gerne weiter. dazu wäre es schön, wenn du ein paar Eckpunkte zu deinem fachlichen Hintergrund liefern könntest.
Ab morgen muss ich dann aber aus privaten Gründen mal weniger schreiben.
Gruß
Heiko
 

Ben Benson

ww-ahorn
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Der Großteil des deutschen Waldes ist Privatwald. Ich erkenne keine Überheblichkeit wenn ich sage, dass offenbar Aufklärungsbedarf über den Wald besteht, die letzten Beiträge zeugen doch davon, ganz wertfrei.
Ich erkläre auch gerne alles was mir möglich ist, hier ist aber für grundsätzliches der falsche Faden.
 

Alceste

ww-robinie
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Also nach meiner bekannten Definition kann nicht beides stimmen

Zumindest, wenn du das Wörtchen "gleichzeitig" einfügst, würde ich deiner Aussge trotz meines bescheidenen Wissen über formale Semantik beipflichten :emoji_wink:

Der Handel findet aber in diesem Fall bei uns statt, der Wohlstand wird dadurch bei uns größer.

In der Regel sollte Handel immer in beide Richtungen profitabel sein. Ich sehe jetzt keinen Widerspruch zu dem was ich in meinem Posting erklärt habe.
 

WoodyAlan

ww-robinie
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Achtung Oberlehrermodus:
Schrödinger war der mit der toten(?) Katze.
Einstein sagte, der Mond ist auch da, auch wenn ich nicht hinsehe. (Quantenquark halt, den eh keiner versteht)
Genau, nur is sie erst tot wenn du die Kiste öffnest, vorher ist sie beides. Quantenquark != Quarks :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
Aber gaaaanz anderes Thema…..
 

seschmi

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Mal eine Frage an die Zimmerer hier: Es besteht ja offenbar Mangel an Bauholz mit hohen Preisen, währen Rundholz (Stämme) offenbar weiterhin preiswert und verfügbar ist. Offenbar ist das Problem, dass die großen Sägewerke (mit maschineller Sortierung?) am Limit sind, und die kleinen die erforderlichen Sortierungen/Zertifizierungen/??? nicht liefern können.

Ist das so korrekt wiedergegeben? Woran liegt das? Ich dachte eigentlich, visuelle Sortierung (DIN 4074?) sei immer noch zulässig? Könnte da nicht ein Zimmerer Holz von einem kleinen lokalen Sägewerk zusägen lassen, entsprechend sortieren und zu einem Dachstuhl verarbeiten (ggf mit entsprechendem Sicherheitszuschlag)? Was müsste sich ändern, damit es wieder geht?

Wenn ich mir das Haus von Verwandten anschaue (Baujahr 65), da stammt der Dachstuhl aus dem lokalen Wald hinterm Dorf - grob zugesägt im lokalen Sägewerk, teilweise mit Waldkante etc.. Bis heute in top Zustand, und im ganzen Dorf ist das so.

Was genau verhindert das heute? Es gibt das Sägewerk noch und den Wald noch.

Oder ist es einfach ein Problem des Aufwands, das die Verarbeitung von solchem Holz so viel Arbeitszeit braucht, dass die Verwendung von KVH trotz der aktuellen Preise günstiger ist?
 
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