Tischrestauration: Lack auf Furnier entfernen?

Jonas_Ham

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Hallo zusammen!

Ich habe vor kurzem einen schönen Tisch der Firme Lübke aus den 50ern/60ern gekauft und würde ihn gerne restaurieren.

Die Tischplatte ist furniert und auf der Oberseite der Tischplatte ist eine Lackschicht aufgetragen, die ich gerne schonend entfernen würde. Die Lackschicht ist durchsichtig, relativ hart und ziemlich gleichmäßig aufgetragen. Die Lackschicht hat durchgängige Risse und an ein paar Stellen Abplatzer. Wenn man mit der Hand über die Oberfläche fährt, fühlt sie sich etwas "wellig" an.

Gibt es zufällig Meinung dazu, was da für ein Lack aufgetragen wurde (bzw. wie ich das herausfinden kann) und wie ich diesen am besten entferne, ohne das Furnier und die Tischplatte darunter zu beschädigen? Lohnt sich das Entfernen oder schaffe ich mir damit nur noch mehr Probleme? Zeit und Aufwand spielen in erster Linie keine Rolle.

Außerdem: Wie würdet ihr nach dem Entfernen des Lacks das Furnier behandeln? Ich hätte am Ende für die Tischplatten gerne den selben dunklen Farbton, den auch das Gestell hat.

Danke schon mal und viele Grüße!

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Mathis

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Das ist eindeutig eine Polyesterbeschichtung. Das Furnier sieht aus wie Teak, wozu die Beschichtung mit Polyester passen würde. Da sich Teak schlecht mit konventionellen Lacken der 60er Jahre (Nitro, DD, Kustharz) vertrug, wurde dieses Holz fast immer nur geölt, und dieser Tisch ist wohl mit PE beschichtet worden.
Entfernung der Beschichtung aus meiner Erfahrung fast unmöglich, ohne das Furnier zu beschädigen, wir haben mal PE mit nem Bügeleisen durch Hitze entfernt, danach wäre dein Tisch aber sicher im Arsch...

Eine Reparatur mit Hausmitteln ist nicht machbar, und selbst eine professionelle Reparatur mit PE-Produkten ist sehr aufwendig, und da alle PE-Produkte nach der Chemikalien-Verbotsverordnung aufgrund ihrer Schädlichkeit einer Abgabebeschränkung unterliegen ganz sicher nur was für den Profi mit viel Erfahrung.
Fazit: So lassen und damit leben oder gleich eine neue Platte vom Tischler anfertigen lassen.
 

Jonas_Ham

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Danke für die ausführliche Antwort! Das ist natürlich sehr schade... ich hatte gehofft, dass es zumindest irgendeinen einfacheren Weg geben wird, die Beschichtung zu entfernen.

Ich habe ein bisschen recherchiert und es gibt tatsächlich Leute, die Polyesterbeschichtungen auf Furnier mittels Heißluftföhn und Gipsspachtel entfernt haben. Da der Tisch nicht wirklich viel gekostet hat, würde ich das gerne ausprobieren. Hättet ihr irgendwelche Tipps dafür?

Was wäre der nächste Schritt, wenn ich es tatsächlich schaffen sollte die Beschichtung zu entfernen und das Furnier noch ganz ist? Wie kann ich die Tischplatte behandeln?

Grüße
 
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pedder

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Mach Dir über die Oberflächenbehandlung noch keine Gedanken.
Heißluft ist die beste Methode, das Furnier zu entfernen. Wenn Du nicht sehr viel Erfahrung damit hast, geht das sicher schief.
 

Mathis

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Ich habe ein bisschen recherchiert und es gibt tatsächlich Leute, die Polyesterbeschichtungen auf Furnier mittels Heißluftföhn und Gipsspachtel entfernt haben. Da der Tisch nicht wirklich viel gekostet hat, würde ich das gerne ausprobieren. Hättet ihr irgendwelche Tipps dafür?
Ja, einfach nachmachen, und am besten zeitgleich eine neue Platte beim Tischler beauftragen.

Was wäre der nächste Schritt, wenn ich es tatsächlich schaffen sollte die Beschichtung zu entfernen und das Furnier noch ganz ist?
Frage ist irrelevant, siehe oben.
Wie kann ich die Tischplatte behandeln?
Rohe Spanplatte kann man dann beim Tischler kalibrieren und neu furnieren lassen, siehe ebenfalls oben...
 
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Jonas_Ham

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Heißluft ist die beste Methode, das Furnier zu entfernen. Wenn Du nicht sehr viel Erfahrung damit hast, geht das sicher schief.

Das Furnier soll ja noch dran bleiben. Ich will nur die Polyesterbeschichtung runter bekommen.

Wie gesagt, bevor ich eine neue Tischplatte besorge, möchte ich lieber die Möglichkeiten ausschöpfen die ich habe. Wärme scheint ja bei Polyester das Mittel der Wahl zu sein.

Hier hat das jemand bei einem alten Radio gemacht:
https://www.dampfradioforum.de/viewtopic.php?f=33&t=4387

Die Gegebenheiten scheinen ja ähnlich zu sein. Weiter unten in dem Thread sieht man, dass sich der Polyesterlack ganz gut entfernen lässt. Habt ihr noch weitere Tipps für mich? Lieber Heißluftpistole oder doch eher Bügeleisen?

Und jetzt nochmal zur Frage der Oberflächenbehandlung: Wie sollte dann am Besten weiter gemacht werden?
 

pedder

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Ja, es soll dran bleiben. Aber ich bezweifle, das das klappt. Ich habe schon versucht, lack von (unerkannt) furnierten Möbeln zu bekommen. Dabei löst sich das Furnier schneller als der Lack.

An deiner Stelle würde ich versuchen, die Stellen auszubessern. Vorsichtig schleifen und nach lackieren oder sogar mit Hartwachs. Aber da habe ich zuwenig Erfahrung und würde erst selbst hier fragen, was da der beste Weg ist.


Tante Edit sagt: Jetzt habe ich Deinen link überflogen. Wenn das so leicht sein soll, einfach probieren.
 

Herr Dalbergia

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Ziehklinge und runter mit dem Lack....
könnte Teak sein, aber ich bin evtl. bei Nuss, wegen dem leichten Riegel
 

glenwood25

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Hatte den gleichen Fall bei nem Tisch vom Rathaus.
Mit Heissluftgebläse und Ziehklinge ging das einwandfrei.
Natürlich nicht so lange draufhalten, bis alles verkokelt ist........
Anschließend nochmal fein drüberschleifen.

Gruß Gerhard
 

Jonas_Ham

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Danke für eure Meinungen!

Dann werde ich mich mal demnächst mit Ziehklinge, Spachtel und Heißluftpistole an die Arbeit machen. Hab eben probeweise mal bei der Tischplatte ein wenig mit einem Teppichmesser gestochert. Der Lack ist tatsächlich schon so spröde, dass er fast von alleine abspringt.

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Leider ist der Lack auf den ausziehbaren Platten nicht ganz so spröde, aber den werde ich schon auch irgendwie runter bekommen.

Grüße
 

Astlochfräser

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Da das Furnier schon an einigen Stellen beschädigt ist, und ohnehin "geflickt" werden muss, erhebt sich hier die Frage nach dem Verhältnis von Arbeitszeit gegenüber den Kosten einer neuen Tischplatte. Selbst eine beim Schreiner neu angefertigte Platte dürfte billiger sein als die investierte Arbeitszeit (und das Ergebnis mit Sicherheit besser).

Mechanische Entfernung, vorzugsweise mit der Ziehklinge erfordert Übung und ist sehr zeitaufwending: Die Klinge muss regelmäßig (und vor allem gleichmäßig) nachgeschärft werden, absolut gerade über das Werkstück gezogen werden (ansonsten gibt es an den Enden tiefe Kratzer, ggf. Ecken abrunden) und anschliessend muss in Handarbeit geschliffen werden, bis auch der letzte Farbrest entfernt ist. Wenn das Furnier gesaugt hat, wird es ohnehin schwierig eine neue Lackierung mit einem anderne Lack aufzubringen, da die Haftung nicht gewährleistet ist. Bei mangelnder Furnierstärke würde ich ganz die Finger davon lassen.

Heissluft ist zu umständlich, da ist es einfacher das Furnier abzuhobeln, dann hast Du eine ebene Flächte ohne Brandspuren.

Das Furnier hat keine Teak typische Maserung, allenfalls hat es vor der Vergilbung einen Teak Farbton gehabt. Zudem scheint es eher ein Schäl- und kein Messerfurnier zu sein, was bei Teak eigentlich sehr untypisch ist.

/Georg
 

teluke

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Ich wäre da nicht so skeptisch mit dem abschleifen.
Wenn das Furnier nicht papierdünn ist und wenn Du das vorsichtig machst dann geht das.
 

glenwood25

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Heissluft ist zu umständlich, da ist es einfacher das Furnier abzuhobeln, dann hast Du eine ebene Flächte ohne Brandspuren.

/Georg


Echt jetzt?
Du hast es schon mit Heissluft selber gemacht? Und das war zu umständlich?
Inwiefern? Dass es sich hier eindeutig um Polyesterlack handelt wurde schon erwähnt.
Das Furnier abhobeln? Mit der Lackfräse? So man hat. Da würde ICH in dem Fall ganz klar die Finger davon lassen.

Er kanns doch ruhig probieren, viel kaputt machen kann er da nichts.

Bei mir hats problemlos geklappt. Ging eigentlich ratz fatz. War selbst erstaunt. Und wie lange man den Fön draufhalten muss, hat man schnell raus.

Gruß
 

Astlochfräser

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Je nachdem mit was das Furnier geklebt wurde, löst es sich mit Heissluft., daher ist ein Abhobeln sicherlich einfacher.
Von möglichen Brandflecken im Furnier ganz abgesehen. Bei furnierten Platten (die im Bootsbau oft aus Gewichtsgründen statt Massivholz verwendet werden) habe ich Heissluft immer weggelassen, die Ergebnisse an kleinen Teststücken (Heissluft mit Schaber) waren alle gescheitet. Und aus einem 1,5mm Decksfurnier kann man auch keinen Brandfleck mehr rausschleifen.

/Georg
 

Holzsinn

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In meinen Resataurierungskursen tauchen immer wieder solche Polyester lackierten Möbel auf. Wir versuchen dann, so viel wie irgendwie möglich vom Lack abzuschaben, bzw. abplatzen zu lassen. Der Rest wird geschliffen, Heißluft ist mir bei unerfahrenen Teilnehmern zu kritisch. Um wieder einen neuen Lack oder Hartwachsöl aufbringen zu können, muss der alte Lack wirklich vollständig entfernt werden, sonst sind Flecken unvermeidlich. Gelegentlich sind dann die Teilnehmer zu eifrig und schleifen an den Ecken das Furnier durch, obwohl wir i.d.R. nur von Hand schleifen. Dann ist guter Rat teuer und das Ganze nur mehr durch geschicktes Retuschieren zu retten.
Ich weise allerdings auch immer darauf hin, dass man für diese Arte von Lackrenovierung besonders viel Geduld braucht und i.d.R. verbringen die Teilnehmer dann 3/4 der Zeit eines Restaurierungswochenendes mit Entfernen des Lackes. Fazit: wer´s mag und soviel Geduld hat, soll es ruhig probieren!

Melanie
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teluke

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Ich habe vor ein paar Jahren unseren alten lackierten Esstisch (Eiche furniert) abgeschliffen und dann geölt (und dann hat ihn meine Frau verschenkt weil Sie einen neuen massiven Kirschbaum-Tisch wollte).
Das habe ich ganz einfach mit der Rotex gemacht.
Allerdings nur mit feinem Papier und nicht im Rodeomodus (Rodeomodus = Copyright @hondo).
Hat einwandfrei funktioniert.
 

Jonas_Ham

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Update:

Entgegen aller Erwartungen hat es wunderbar funktioniert, den Polyesterlack mit Heißluft und Lackschaber zu entfernen. Hat sich wirklich gut gelöst und ist fast schon von selber abgesprungen. Wenn man den Heißluftfön nicht zu heiß macht, verbrennt da auch nichts. Nach ungefähr 1,5h Arbeit war der ganze alte Lack ab.

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Nun zur nächsten Frage, die ich weiter oben auch schon mal gestellt habe: Wie die Oberfläche behandeln? Ich persönlich wäre jetzt mit ganz feinem Schleifpapier (240er) drüber gegangen und hätte dann Öl oder Wachs genommen. Gibt es hier noch Alternativen oder vielleicht auch bessere Vorgehensweisen? Irgendwas, was ich beachten sollte?

Danke schon mal!
 

Holzsinn

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Sieht sehr gut aus!
Für die weitere Vorgehensweise ist eswichtig, dass wirklich alle Lackreste entfernt sind. Ich prüfe so etwas immer mit der entweder zur alten Oberflächenbeschichtung gehörigen Verdünnung oder - wenn wirklich alles weg zu sein scheint - mit der Verdünnung des späteren Überzugsmittels. Will heißen: wenn Öl drauf soll, würde ich mit Balsamterpentin prüfen, ob es sich durch Befeuchten überall der gleiche Anfeuerungsgrad einstellt. Das mache ich sowohl vor als auch nach dem feinen Schleifen. Und dann kann man gut ein Hartöl verwenden. Von Wachs würde ich wegen der zu erwartenden Wasserflecken abraten.

Melanie
www.holz-sinn.de
 

Boshu

Gäste
Kleine Anmerkung noch fuer den ein oder anderen, der Spritzlackiert: Polyesterstaub und NC Lacke neigen zu Explosionsbildung.
 
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