Oberflächenbehandlung - Kunststoffe? Furnierkanten?

federfuchsCh

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Hallo alle zusammen,
ich bin neu hier im Forum und hoffe bei euch ein paar Antworten zu finden :emoji_slight_smile:
Leider hat meine Internetrecherche nichts ergeben was mich meinem gewünschten Ziel wirklich weiterbringt. (Vielleicht gibts auch nichts)

Zur Situation: Ich habe mit einem Freund ein 3-Wege Standboxensystem gebaut. Die Boxen sind aus Multiplex und einer MDF Front.
Ziel ist eine professionelle Oberfläche. Quasi das bestmöglichste Ergebnis.

Aufgrund der Unterschiedlichkeit des Mdfs zu den Multiplexplatten sind alle rein "transparenten" Oberflächen in unseren Augen erstmal weniger zu gebrauchen. (Öl, Wachs, Lasur). Selbst lackieren scheint in der Größenordnung der Boxen so gut wie unmöglich zu sein. Besonders wenn man in Richtung schwarzer Glanzlack gehen will. Also ein typischer Klavierlack. Grund: Kein geeigneter Ort, zuviel Staub in der Luft, keine gleichmäßige Temperatur zum Austrocken, nicht das passende Equipement und in der Hinsicht keine Erfahrung. Also wenn man ehrlich ist; das würde nicht gut werden.
Für eine Schellackpolitur sind die Boxen viel zu groß und man würde sich dabei wohl das Leben nehmen.

Wir haben schon eine Box foliert und waren mit dem Ergebnis auch nicht richtig zufrieden. Optisch war das Ergebnis eigentlich ganz gut, aber haptisch fühlen sich Folien einfach zu weich an. Zudem hat die Front an den Seiten abgerunden und dementsprechend auch oben die Kante. Im Gegensatz zu Küchenfront kann man auch keine unschönen Stellen verstecken.

Ich suche also eine Möglichkeit die Oberfläche haptisch wie optisch auf ein hohes Niveau zu bringen. Evtl. auch in Richtung schwarz hochglanz, falls es da einen Weg gibt.
Eine Materialübersicht, die diese Eigenschaften erfüllt, habe ich bei Küchenfronten gefunden. https://kuechen-info.net/qualitaetsunterschiede/welche-frontenunterschiede-gibt-es/

Die Frage ist jetzt für mich inwieweit ich diese Oberflächenstoffe überhaupt selbst verarbeiten kann und auf meine individuelle Oberfläche auftragen kann.

Furnier wäre eine Option, die sich im Gegensatz zur Folie besser anfühlen dürfte und auch danach noch Spielraum zum Beizen oder Ölen gäbe.
Doch wie sieht es mit den Kanten aus? Kantenumleimer machen ja nur bedingt Sinn, da es sich ja nicht um Einlegeböden oder ähnliches handelt. Gibt es hierfür Möglichkeiten zur Korrektur?

Doch wie schaut es mit Kunststofffronten (Melaminharz, Schichtstoff) aus. Gibt es überhaupt "Furniere" dieser Art zum selbstverarbeiten. Ich bin nicht fündig gefunden, von Erfahrungsberichten ganz zu schweigen. Anscheinend gibt es für Küchen nur die Möglichkeit direkt alle Fronten austauschen und sich dann entsprechend ganze Platten fertigen zu lassen.
In Eigenarbeit konnte ich immer noch nur einfache Lackier- oder Folierarbeiten finden, was aus oben genannten Gründen ja nicht meinem Ziel entspricht.

Ich freue mich auf eure Antworten und Ideen!
 

netsupervisor

Gäste
Je nachdem wie groß dein Budget bei den fertigen Platten war ist es günstiger die Vorbeit (Grundieren, Füllern, spachteln usw.) zu leisten und für den Decklack die Teile dem Autolackierer auszuhändigen. Lass dir ein Angebot machen, die sind oft bei weitem nicht so teuer wie man denkt (wenn man bereits vorgearbeitet hat).
Das zeitaufwendigste bei der Hochglanzlackierung ist eben die Vorarbeit. Die Decklackierung ist meistens nur noch zwei Arbeitsgänge mit der Pistole und dem Endpolieren. Ich würde bei Boxen in Klavierlackoptik zu einem Einschicht-Lack tendieren.
 

Andreas_Herberts

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Bekommt der Klavierlack nicht mehrere Schichten Klarlack mit Zwischenschliff?
Das würde die Sache wieder sehr kostspielig machen.
Aber wie schon geschrieben Vorarbeit zahlt sich aus.

VG
 

magmog

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vergiss Klavierlack auf MPX. Das Material wird sich immer abzeichnen,
genau so wie die Verbindungen/Übergänge MPX-MDF.
Da hilft auch ein professionelles Lackieren nicht mehr.
Folien gibt es in vielen Ausführungen, ich würde diverse Muster testen.

Melamin wird in Pressen mit Hitze verarbeitet, Furnier ebenfalls wenn es eine professionelle Oberfläche
werden soll.
Eine farbige Kunststoffmasse ginge evtl. noch, aber da habe ich keine Erfahrungen und Du keinen Raum für.
 

netsupervisor

Gäste
Bekommt der Klavierlack nicht mehrere Schichten Klarlack mit Zwischenschliff?
Das würde die Sache wieder sehr kostspielig machen.
Aber wie schon geschrieben Vorarbeit zahlt sich aus.

VG
Ein echter Klavierlack ja, der wird nass zwischengeschliffen, mehrere Schichten, nicht nur zwei.
Hier geht es aber eher um die Optik, mit zwei Schichten im Zwischenschliff kommt man da schon hin. Wichtiger ist das Anschleifen und Endpolieren, das macht erst die Spiegeloptik.
 

magmog

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Klavierlack funzt nur auf absolut ruhigem und homogenem Untergrund,
sowie Verleimungen mit hydrophobem Lein.
Keine der drei Voraussetzungen ist hier gegeben.
 

Andreas_Herberts

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Moin,was bedeutet denn nass zwischengeschliffen?
Ich kenne nur nass in nass lackieren.
Ich dachte beim Klavierlack käme die Tiefe (als würde man auf einen schwarzen Ölspiegel sehen) von den mehreren Schichten Klarlack.
Mein Lackierer sagte immer"polieren müssen die,die nicht lackieren können.
Zu dieser Fraktion gehöre ich definitiv.

VG
 

netsupervisor

Gäste
Moin,was bedeutet denn nass zwischengeschliffen?
Ich kenne nur nass in nass lackieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schleiflack

Besser kann ichs nicht erklären.
Ab Körnung 400 wird nicht mehr trocken sondern unter Zuhilfenahme von Wasser geschliffen. Denn ab dieser Körnung setzt sich das Schleifmittel zu schnell zu und die Schleifwirkung wird gestört.

Egal wie gut der Lackierer ist, eine Lack ist mit Pistole aufgetragen nie eben und flächig, erst durch den Zwischenschliff wird die Fläche homogen. Betrachte mal Autolackierungen im Gegenlicht, man sieht immer eine Oberfläche, die dellig und nicht homogen ist.
 

federfuchsCh

ww-pappel
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Vielen Dank schonmal für die vielen Eindrücke. Ich habe mir ja schon gedacht, dass sich die Kunststoffoberflächen nicht selbst bearbeiten lassen, nun habe ich wenigstens Gewissheit.
Falls ich erneut was angehe, sollte ich wohl wirklich alle Außenseiten mit MDF einplanen. Das lässt zumindest für Glanzoberflächen mehr Spielraum, wie ich das hier herauslese. Das Beispiel aus dem Nachbarforum gefällt mir sehr gut und damit wäre ich auf alle Fälle zufrieden.

Für diese Boxen werde ich mir mal ein Angebot vom Autolackierer einholen und abwarten wie kostspielig das wird.
Mit Unreinheiten an den Kanten und Übergänge werde ich wohl leben müssen, aber vielleicht wird es ja auch besser als ich nun erwarte.

Alternativ könnte ich nur die MDF Front lackieren lassen und die restlichen Seiten anders gestalten. Wäre denke ich ein guter Kompromiss.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Hat Carsten doch geschrieben. Du kannst deine fertige Box mit HPL bekleben.
Sprühkleber, zugeschnittenes HPL-Blatt drauf, Überstände bei fräsen.

Lackieren würde ich nicht, schon gar nicht vom Lackierer gemacht. Ich gehe mal davon aus, dass (die Materialkombi lässt das vermuten) du nicht lackiertauglich (alles auf Gehrung geleimt, keine Leimfugen in der Fläche) gebaut hast. Dann wirst du immer Risse oder dergleichen in der Fläche bekommen.
 

HarvSpec

ww-kastanie
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Hochglanz wird wahrscheinlich bei der Oberfläche schwierig.

Ich würde bei den Gegebenheiten Warnex mit ner feinen Rolle 2x Rollen: Sehr robust und wenig Vorarbeit notwendig.
Kommt aus dem PA-Boxenbau, in den entsprechenden Foren gibts massenhaft Threads dazu
 

federfuchsCh

ww-pappel
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Hat Carsten doch geschrieben. Du kannst deine fertige Box mit HPL bekleben.
Sprühkleber, zugeschnittenes HPL-Blatt drauf, Überstände bei fräsen.

Lackieren würde ich nicht, schon gar nicht vom Lackierer gemacht. Ich gehe mal davon aus, dass (die Materialkombi lässt das vermuten) du nicht lackiertauglich (alles auf Gehrung geleimt, keine Leimfugen in der Fläche) gebaut hast. Dann wirst du immer Risse oder dergleichen in der Fläche bekommen.
Achso, hab es weniger als Aussage aufgefasst und mehr als richtungsfindende Frage. Pardon.
Würde ein Lackierer nicht mit entsprechenden Grundierung solche Leimstellen sichern?


Hochglanz wird wahrscheinlich bei der Oberfläche schwierig.

Ich würde bei den Gegebenheiten Warnex mit ner feinen Rolle 2x Rollen: Sehr robust und wenig Vorarbeit notwendig.
Kommt aus dem PA-Boxenbau, in den entsprechenden Foren gibts massenhaft Threads dazu

Warnex haben wir schon benutzt und gute Ergebnisse erzielt. Nur für den Innenbereich ist es nicht so ansehnlich mMn.
 

Besserwisser

ww-robinie
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Als Tischler kann ich nur sagen, dass das ausschliesslich so dauerhaft geht.
Vielleicht haben da andere Leute das Ei des Kolumbus gefunden. Glaub ich aber nicht. Klar, am Anfang sieht man da keine Riss oder dergleichen.

Bei uns in der Werkstatt wurden früher (bis Anfang der 90er) extremst hochpreisige Dosen für irgendeinen Highend-Laden aus Berlin produziert. Selbstverständlich auf Gehrung.
 
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