Apothekerschrank "alter Art" aus Eiche

tiepel

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Hi,
habe ich mir angesehen.
Es gibt bestimmt nicht viele Leute, die bereit sind, 7000 Euro für so einen Schrank auszugeben. Aber schön, dass es so ist.
Gruß Reimund
 

Hondo6566

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Was mir nicht so gefallen hat an dem Video ist die Verwendung von Weißleim statt Haut- & Knochenleim, die Verschraubungen statt Holzdübel+Leim, sowie die Auszüge. Ein so hochpreisiges Möbelstück sollte m.E. doch auch klassisch aufgebaut und verarbeitet sein, mit Leim auf tierischer Basis sowie mit hölzernen Laufschienen für die Auszüge.
Glaube nicht dass die Auszüge die Jahrhunderte überdauern würden so wie eben ein klassisches Möbel.
Gruß Andreas
 

michaelhild

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Sehe ich nicht so.
Weißleim ist technisch und von der Anwendung überlegen. Im Restaurationsbereich ja, da sollte man schon beim verwendeten Keim bleiben, aber bei einer Neuproduktion, kann man schon mit der Zeit gegen und bessere Produkte verwenden.

Genauso sieht es mit den Auszügen aus, moderne Auszüge sind vom Komfort her, den handwerklich gebauten Auszügen weit voraus und wenn das Möbel wirklich täglich genutzt wird, würde ich persönlich als Kunde die Bedienung der Tradition vorziehen. Die Geschmäcker sind aber verschieden, ich gehe davon aus, wenn die Kundin, selbst hergestellte Auszüge gewollt hätte, hätte sie diese auch bekommen. Man muss ja Bedenken, es wird das gebaut, was gefordert wird und nicht das was vom Erbauer vielleicht der Tradition willen gern verwirklicht würde.
 

werists

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Glaube nicht dass die Auszüge die Jahrhunderte überdauern würden so wie eben ein klassisches Möbel.
Gruß Andreas

Klar könnte man es noch traditioneller herstellen, nur will der Kunde das und ist bereit den Mehraufwand zu bezahlen. Ich denke das gezeigte Stück bewegt sich preislich schon am oberen Limit. Auch hölzerne Laufleisten halten auch nicht ewig, brauchen Pflege und verschleisen bei häufigen Gebrauch.
 

carsten

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Hallo

Da gehe ich mit Michael völlig einher.
Außer im Bereich Möbel restaurieren sehe ich keine Notwendigkeit Haut- Kochen oder Fischleim zu verwenden. Hab letztens mal gegoogelt Da lag der Preis pro 30 kg beim doppelten bis dreifachen für das was ich für Weißleim bezahle. Bei in diesem Fall null Vorteil. Und das Teil war ein Auftrag eines Kunden an einen Schreienr der damit sein Geld verdient, nicht ein idealisierender Hobbyhandwerker der alten Traditionen nachträumt. Ein absolut zeitgemäßes Möbel. Und hochpreisig wird der durch die Menge an verarbeiteteten Holz und die dadurch entstehenden Arbeitsstunden. Ansonsten ist da absolut nix klassisches dran. Den baue ich in Spanplattedekor und da muss selbst ein Profi dann zweimal hingucken ob nun Holz oder Dekor.
Die "alten" Schreiner haben halt zu ihrer Zeit das Beste genommen was sie anbieten konnten. Den Anspruch habe ich bei solchen Möbel heute auch. Und da gehört eben aktuelle Technik sowohl bei der Arbeit als auch bei den Komponenten dazu. Massivholz heute als Schreienr selbst hobel, verleimen usw.. Da möchte ich den Vierseiter und die Breitband nicht missen.
Die heutigen Führungssyteme für Schubkästen kenne ich seit über 20 Jahren, Wenn da einer defekt ist dauert der Austausch noch keine 15 min. Die Überarbeitung eines klassisch geführten Schubkastens vor Ort beim Kunden minimum 1 Stunde. Wenn man dann mal die Reparaturfreundlichkeit in Bezug zu Hochpreisig einrechnet ................ ?????
 

Hondo6566

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Klar ist das meine Meinung nicht nicht eure. Ich für mich gehe davon aus dass wenn ich so viel Geld in die Hand nehme für ein Möbelstück, dann sollte das was für Generationen sein. Und wer schon mal einen mit Weißleim verleimten Korpus auseinander nehmen musste um ein Teil zu ersetzen, weiss Haut- & Knochenleim zu schätzen.
Und ja, Auszüge sind Komforteigenschaften, ohne Zweifel. Aber von der Haltbarkeit her sind Laufleisten aus Hartholz überlegen. Und gut gewachst laufen die bei so kleinen Schubladen auch sehr gut.
 

yoghurt

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Hallo,
Junge Junge, was ein interessanter Film!

Bevor ich anfange zu meckern - das ist schon toll! Ein absolut hochwertiges und zeitgemäßes Möbel!

Wenn der Anspruch aber so "klassisch" sein soll, dann sind Vollholz-Gehrungen zweifelhaft. Weniger beim Korpus als der bei der Blende. Der Innenkorpus aus lauter Vollholz-Böden und -seiten ist für mich eine wahre Material- und Gewichtsschlacht. "Klassisch" wäre ein Rahmenkonstrukt aus Fichte oder Kiefer gewesen. (@carsten schreibt es oben: sowas kann man so auch aus Platte fertigen und bei den heutigen Synchronporen erkennt man den Unterschied fast nicht mehr). Ich hätte wahrscheinlich bei vollen Seiten vorne Traversen mit der Domino eingebaut. Wer braucht diese ganzen Böden, wenn die Schubkästen auf Auszügen laufen? Für mich definiert sich der Wert eines Möbels auch an intelligentem Materialeinsatz. Die Verwendung von Sperrholz als Schubkastenboden hat mich sehr zum Lachen gebracht. Ich würde es ja nicht anders machen, aber so viel Wind um die Rückwand und dann doch Sperrholz? Dann ist es eher zeitgemäß als "klassisch"

Was mich bewegt, ist der Verzicht auf die CNC. Bei den ganzen Böden alles mit dem Lamello.... Obendrein hat der Mann meinen größten Respekt für die "Hochzeit" von Außen- und Innenkorpus. Natürlich wird er gemessen und abgezirkelt haben... Trotzdem ist das so ein Moment in der Fertigung, bei dem sich schon zeigt, ob präzise gearbeitet wurde.

Nochmal: ich äußere meine Gedanken - das ist trotz meines Genörgels eine sehr gute Arbeit!!!
 

Dietrich

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Hallo,

hab mir das angesehen, finde das Möbel gelungen, aber ein bischen viel Schrauben sind es schon, wobei das der modernen Optik geschuldet ist.
Laufschienen halten bei regem Gebrauch 2 vllt. 3 sicher keine 5 Jahrzehnte, ich habe nach 18 Jahren die ersten beiden Schubladen der Küche mit neuen Schienen ausrüsten müssen.
Buchenholzleisten halten auf jeden Fall länger, durfte ich bei einer demontierten Laboreinrichtung die 45 Jahre im Gebrauch war, teils im Schichtbetrieb, begutachten, die waren alle i.O.


Gruß Dietrich
 

ChrisOL

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Moin,

ich habe mir den Film nun auch ganz angesehen. Neben der Arbeit finde ich es immer wieder gut mal einen Einblick in Werkstätten und Arbeitsweisen zu bekommen. Auf den ersten Blick sah es nach wenig Platz oder nach sehr vollgestellt aus.

Zum Video bei 19:29 sieht man den Mann im Hintergrund mit der Kartusche Leim anbringen. Gibt es Weißleim in der Kartusche? Das kann aber auch PU Leim sein, wenn man bei 22:39 sieht wie die Zwingen abgenommen werden und der Leim doch aufgeschäumt aussieht.

Die Äste gekonnt in das Möbel einzufügen ist schon eine Kunst. Bei mir wäre da wohl viel mehr Verschnitt gewesen. Hat was.

Das Bürsten der Front habe ich mir auch viel aufwendiger vorgestellt. Hätte nicht gedacht, dass es nur mit den Aufsatz auf dem Winkelschleifer so eine gute Struktur gibt. Was sind das, Nylon oder Messingbürsten?

Danke für das verlinken zu dem Video.
 

carsten

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Hallo

es gibt Kollegen die eine Mischung von Weißleim und PU verwenden. PU braucht Feuchtigkeit zum abbinden Weißleim besteht zum großen Teil aus Wasser.
Hab das früher bei Korpusverleimungen Spanplatte Dekor häufig gemacht Dübel ( Lamellos mit weißleim und dazwischen PU. Inzwischen bei sowas nur noch PU, Dübel oder Lamellos dienen nur der Positionierung, Bei einer reinen Verleimung von Holz eher nicht. Außer man hat sich evtl beim Fräsen der Lamellos etwas verfräst.
 

Dietrich

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Hallo,

in den späten 60igern als ich immer mal Sperrholz für den Werkunterricht beim Schreiner holen musste sahen viele Werkstätten so aus, gab damals noch 3 Betriebe im Dorf, heute verarbeiten nicht mehr viele in der gezeigten Art Vollholz.
Das mit den Ästen ist wohl eher dem Zeitgeist geschuldet, da wo man sie nicht sieht i.O. aber auf der Blende vorne :emoji_frowning2:

Gruß Dietrich
 

Lico

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Hallo,
Wer braucht diese ganzen Böden, wenn die Schubkästen auf Auszügen laufen?
Diese Böden waren (evtl. sind noch?) bei den alten Apothekerschränken vorgeschrieben. Die Idee dahinter war wohl, dass keine Drogen versehentlich durch fallen und im falschen Fach landen. Diese Böden sind eigentlich das, was einen Apothekerschrank als solchen auszeichnet. Auch wenn das heute vielleicht bedeutungslos sein mag.

Lico
 

brubu

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Früher waren bei Apothekerschränken keine ganzen Böden und Seiten drin. Das waren in der Front horizontale und vertikale
Leisten, rückseitig mit Nuten. In diese wurden die horizontalen Laufleisten eingezapft. Darauf die Leisten für die seitlichen
Führungen der Schubkästen. Hinten waren die Laufleisten in senkrechte Leisten eingenutet. Die ganze Innenkonstruktion
war nur ein Gerippe. Habe das alles bei einem alten Schrank nachgeschaut.

Gruss
 

Lico

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Früher waren bei Apothekerschränken keine ganzen Böden und Seiten drin.
Möglicherweise unterschiedliche Vorschriften zwischen Ch, A und D? Ich referiere hier allerdings tatsächlich nur historisches Wissen aus meiner Ausbildung. Das heißt, Erzählungen von Gesellen vor 40 Jahren, die da auch schon über 50 waren. :emoji_wink:

Lico
 

brubu

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Unser Schrank steht schon mindestens 50 Jahre in der Werkstatt und hatte auch noch die Original Emailleschilder dran.
Ich weiss aber nicht mehr was da angeschrieben war, vielleicht war er aus einer Drogerie oder ähnlichem Geschäft.
 

ChrisOL

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Diese Böden waren (evtl. sind noch?) bei den alten Apothekerschränken vorgeschrieben. Die Idee dahinter war wohl, dass keine Drogen versehentlich durch fallen und im falschen Fach landen. Diese Böden sind eigentlich das, was einen Apothekerschrank als solchen auszeichnet. Auch wenn das heute vielleicht bedeutungslos sein mag.

Lico

Da stellt sich mir doch die Frage ob dieses Detail dem Tischlermeister im Video bekannt ist? Ich vermute eher das es eher Zufall war.
 
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