Gebrauchtes Hochbett – aufarbeiten oder nicht?

ursaminor

ww-pappel
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Hallo zusammen,
ich habe für meine Kinder ein gebrauchtes Hochbett des Herstellers Gullibo gekauft. Wie ich mich vor dem Abbau überzeugen konnte, ist das Bett noch bombenfest. Aber: Die vier Kinder, die in bisher 20 Jahren darin genächtigt haben, haben auf unterschiedliche Weise (Filzstift, Sticker, "M" auch per kleiner Gravur) ihre Spuren hinterlassen. Ich hatte ursprünglich überlegt, dem Bett einen neuen Schliff zu verpassen, um es für die nächsten 20 Jahre fit zu machen. Als ich heute die ca. 40 Balken aus einem vierten Stock ohne Aufzug in einen vierten Stock ohne Aufzug geschleppt habe, bin ich aber doch etwas ins Grübeln gekommen.
Mir ist klar, dass sich das nur lohnt, wenn man es vernünftig macht. Wie aufwändig wäre das aber? Ich bin nicht völlig ungeschickt, aber weit von einem Profi entfernt, außerdem habe ich nur einen qualitativ wahrscheinlich eher schlechten Exzenterschleifer zur Verfügung. Wieviele Schleifdurchgänge bzw. verschiedene Körnungen würden die werten Experten ansetzen? Und die Frage der Versiegelung wird vermutlich sehr kontrovers gesehen, ich würde ein Naturwachs oder -öl (für Kindermöbel) nehmen, das ich aber vermutlich dann auch mehrmals auftragen müsste, richtig?
Die Alternativen wären entweder, nur die (relativ wenigen) schadhaften Stellen aufzuarbeiten (bzw. die jeweiligen Balken ganz, finde ich optisch auch gar nicht schlecht) oder die minimale Variante, nämlich die wirklich schöne Patina zu erhalten und die Kritzeleien halt mit einem Lösungsmittel o.ä. anzugehen.
Im Grunde kann ich allen Varianten etwas abgewinnen, mit noch leichter Vorliebe für die Aufarbeitung. Die Frage ist, ob ich mir damit ein zu großes Projekt einhandele, das ich mit meiner sehr begrenzten Zeit nicht absehbar fertig bekomme. Vielleicht hat ja jemand Erfahrungswerte oder ein bisschen Motivation? Danke und schöne Grüße!
 

Schraubzwinge894

ww-ahorn
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Kannst du Bilder der schlimmsten Stellen machen? Ohne ist eine Beurteilung sehr schwierig.
Evtl. reicht ja ein Durchgang mit 120. Evtl. 80 und 120. Ist doch eine super Gelegenheit, einen vernünftigen Excenter zu kaufen. Und wichtiger, als der Excenter, ist gutes Schleifpapier, und kein Billigschrott.
 

IngoS

ww-robinie
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Hallo,

in der Wohnung die alte Farbe runterschleifen, würde ich wegen der Staubbelastung ausschließen. Da kannst du anschließend zumindest das Zimmer neu machen.
So gesehen käme nur eine punktuelle Ausbesserung von Schadstellen in Betracht, wenn überhaupt.
Alle Teile mal ordentlich sauber machen und dann zusammenbauen, wäre meine Idee. Dann sieht das Teil schon mal wieder etwas frischer aus.

Gruß Ingo
 

RüdigerS

ww-ulme
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Hallo,
kein handwerklicher Beitrag, aber Erfahrungswert; Gilt speziell im öffentlichen Bereich, abgeschwächt aber durchaus auch in der Familie.
Wo schon jemand gekritzelt/geschnitzt/usw. hat, sinkt die Hemmschwelle, das auch zu tun.
Wäre für mich ein Argument, die alten Spuren zumindest teilweise zu tilgen - natürlich abhängig von Aufwand/technischen Möglichkeiten, Arbeitsraum...

Grüße, Rüdiger
 

Küstenharry

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Was für eine Beschichtung ist da jetzt drauf?
Zum ölen muss ein Lack komplett runter, sonst hält das öl nicht.
Ich würde einfach deckend lackieren.
 

ursaminor

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Wow, so schnell so viele hilfreiche Antworten – danke!

Hallo,

in der Wohnung die alte Farbe runterschleifen, würde ich wegen der Staubbelastung ausschließen. Da kannst du anschließend zumindest das Zimmer neu machen.
So gesehen käme nur eine punktuelle Ausbesserung von Schadstellen in Betracht, wenn überhaupt.
Alle Teile mal ordentlich sauber machen und dann zusammenbauen, wäre meine Idee. Dann sieht das Teil schon mal wieder etwas frischer aus.

Gruß Ingo
Das ist ein guter Punkt – hatte ich vergessen zu erwähnen: Die Arbeiten würde ich auf der Dachterrasse machen. Nicht regengeschützt, aber immerhin.

Bei erneuter Ansicht sind es eigentlich nur ein paar Stellen (wie hier am Steuerrad), wo richtig draufgekritzelt ist.
IMG_3849.jpg

Charakteristischer sind Stellen wie diese hier, wo einfach Macken im Holz sind:
IMG_3851.jpg

Was mir weitaus am meisten wichtigsten erscheint, sind die Balkenenden und dabei vor allem diejenigen, die auf dem Boden standen. Hier mal ein Bild aus dem beladenen Auto:
IMG_3850.jpg

Wenn ich es selbst so sehe, finde ich es plausibel, vielleicht die Enden abzuschleifen und zu versiegeln (womit?) und das Holz insgesamt einmal gründlich sauber zu machen. Was würdet Ihr dafür empfehlen? Bestimmt gibt's da etwas Besseres als Wasser und Spüli.

Nochmal großen Dank fürs Mitdenken!
 

ursaminor

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Was für eine Beschichtung ist da jetzt drauf?
Zum ölen muss ein Lack komplett runter, sonst hält das öl nicht.
Ich würde einfach deckend lackieren.
Das ist eine gute Frage, ich weiß es selbst nicht (angeblich verwendete die Firma ein Wachsöl(?)). Deckend lackieren würde ich eigentlich lieber nicht, weil mir der warme Holzton sehr gut gefällt. Wäre aber natürlich eine Option!
 

Evoneos

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Da es bisher noch keiner erwähnt hat: Bei den relativ schmalen Pfosten neigt der Excenterschleifer (und auch der manuelle Schleifbock) relativ schnell dazu, aus eckigen Werkstücken eher schiefe runde zu machen; das weiß ich von einem Freund :emoji_grin:. Ein wenig verbessern kann man das, wenn die Pfosten nebeneinander gelegt werden aber auch da kriegt man keine genau gerade Fläche zustande. Die Fasen müssten eh nachbearbeitet werden, was die Sache auch nicht unbedingt einfacher macht.
Eventuell kann Dir ein Tischlerbetrieb in der Nähe die Pfosten über einen richtigen Kantenschleifer ziehen, dann blieben "nur" noch die Probleme mit den Fasen und der Oberflächenverarbeitung.
 

yoghurt

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Hallo,
das sieht jeder anders und gerade bei den eigenen Kindern sind die Menschen sehr eigen. Das ist natürlich auch ok. Mein Hintergrund zum Thema: ich habe sechs Kinder.

Die Unterseite der Füße wären mir so egal wie die Unterseite der Füße. Die stehen auf dem Boden und sind nach der Montage unsichtbar. Die Macken würde ich ignorieren. Ich stelle mich nicht hin und schleife partiell so dass das Holz scheckig wird, ich stelle mich auch nicht hin und schleife alles bis es aussieht wie neu um dann zuzusehen, wie das Mobiliar der Kinderküche als Drumstick missbraucht wird oder die neuen Wasserfarben ausprobiert oder - unlängst wirklich passiert - Opa non-permeable Marker zum Malen mitbringt. (Frag mal nach unserem Küchentisch). Macken bleiben und werden ergänzt! (Gilt auch für meine persönliche!)

Was ich schon machen würde, ist so exponierte Stellen wie dieses Steuerrad abschleifen. Wenn die Fläche klar abzugrenzen ist und der Aufwand ebenso, dann darf es schöner werden. Ansonsten: Wenn bei den Kindern der Sinn für Innenarchitektur erwacht sind sie eh so alt, das Kinderhochbetten passe sind.
 

ursaminor

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Danke Euch, das hat mich bestätigt, die minimale Variante zu verfolgen. Hatte irgendwie schon geahnt, dass das nicht so unkompliziert ist, die Flächen gerade zu lassen und die Fasen hatten mir eh schon Sorgen bereitet..

Nur kurz noch zum Verständnis: Abschleifen/aufarbeiten hätte ich das Bett nicht wollen, damit es (dauerhaft) blitzt und blinkt, sondern, damit meine Kinder sich das Bett ganz zu eigen machen können. Also ein viel eher symbolischer Akt als ein ästhetischer. Ich kann aber, wie gesagt, auch dem Ansatz etwas abgewinnen, dass sie jetzt einfach ihre eigenen Macken entwickeln.. äh, hinzufügen.
 

Martin45

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Ich stand vor ein paar Monaten vor derselben Frage, nachdem die Regierung meinte es müsste unbedingt ein (gebrauchtes) Hochbett her. Der Verkäufer hat es uns im Endeffekt bei der Abholung sogar geschenkt gehabt, weil es nicht mehr doll aussah. So viel zum Zustand
Habe hinterher aber dann nur die Trittstufen der Treppe geschliffen und möglichst original neu lackiert. Den Rest habe ich einer gründlichen Reinigung unterzogen, das hat schon wahnsinnig viel gebracht. Nun sieht es wie ein gebrauchtes aber ordentliches Bett aus und ist völlig OK.
Sauber machen mit Wasser + Spüli würde ich als 1. sanfte Maßnahme versuchen. Da kann man ruhig mal etwas rubbeln. An einzelnen dreckigen oder bemalten Stellen funktioniert normale Scheuermilch auch meiner Erfahrung nach recht gut. Ich schwöre auf die günstige NoName Scheuermilch. Aber nur vorsichtig mit wenig rubbeln und ohne zu langes Einwirken benutzen, denn irgendwann ist sonst deutlich mehr als nur der Dreck runter.
Und alle Verfahren immer zuerst an verdeckter oder unauffälliger Stelle ausprobieren!
 
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