Alle suchen Gesellen, keiner will ausbilden.

fragnix

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Wir haben aktuell einen Azubi und einen ungelernten (aber talentierten) jungen Angestellten. Beides Kumpel. Der ungelernte erhält mehr Lohn. Dennoch wird der Azubi letztlich deutlich vorne liegen.
Ist sein Azubigehalt (das deutlich über dem oben erwähnten liegt) nun ungerecht? Aus dem ungelernten Mitarbeiter hole ich *viel* mehr Ergebnisse raus, und muss *viel* weniger Zeit investieren.
Ungelernter: "Mache dies für Kunden A. Dies und das musst Du dazu wissen, erkläre ich eben. Wenn etwas unklar ist: Google/ChatGPT. Ich denke, diese Arbeit ist vier Stunden wert, also Rückmeldung bitte bis 15:00. Bei Fragen bitte fragen. Los geht's!"
Lehrling: "Diese Woche schauen wir uns das Thema X an. Als praktisches Beispiel nehmen wir die Anfrage von Kunde A. Ich erkläre Dir erst einmal die Grundlagen, das dauert nur 30 Minuten, und dann machen wir zusammen einen ersten Wurf."

Natürlich bekommt der Azubi weniger Stundenlohn. Die Nebenkosten in Form meiner Arbeitszeit sind nämlich höher. Für ihn passt das auch, ein Abschluss bei uns ist etwas wert.
Und: Das weiss er schon vor Unterschrift. Wenn er das nicht will, kann er den Weg seines Kumpels gehen. Das wollte er aber nicht :emoji_wink:
 

uli2003

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Was daran soll gut sein? Ich habe jetzt keinen genauen Überblick aber schätze mal 3 Wochen Betrieb 1 Woche Schule so im Schnitt bzw. so 1-2 Tage Berufsschule pro Woche?
Dann bin ich also so bei 15 Arbeitstagen mit 8h also 120h.
Du kannst im ersten LJ etwa 115 Tage für Schule, Lehrgänge und Urlaub von der Anwesenheit abziehen.
Für den Betrieb kommen ebenfalls noch einige Gebühren zusätzlich zur Vergütung hinzu.
Herunter gebrochen auf den Monat bleiben ca. 11,5 (Anwesenheits-) Arbeitstage in der Firma.
Macht so ca. 9,50 Euro Stundenlohn für einen ungelernten Handwerker, den man ja auch noch betreuen muss, was von der Leistung des Ausbilders dann abgezogen werden muss.
Ich hab das mal irgendwann ausgerechnet, mit allen Kosten zusammen ist man nicht weit vom Gesellen entfernt.
Ich sehe da nicht viel Luft nach oben.
(Und ja, ich bilde auch immer aus. Auch wenn ich jetzt mal richtig Pech hatte.)
 

inselino

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Also es tut mir Leid, ich kann es nicht nachvollziehen. Meinem Werksstudi muss ich auch jedes Gerät und jeden Handgriff erklären und dennoch bekommt der bei uns schon ab dem ersten Jahr Mindestlohn. Der Mensch arbeitet wie eine Person ohne Vorkenntnisse. Sobald da Know-How da ist gibt es mehr.
Und mir kann doch niemand erzählen, dass der Azubi im dritten Lehrjahr noch so viel Betreuung braucht. Also dann läuft doch da grundsätzlich was schief.

Übrigens Mediziner (zu Hause wohnend Familienversichert) bekommen 664€ Bafög/Unterhalt im Monat und arbeiten ggf. nebenbei für ein paar Stunden im Rewe oder als Hiwi/Werksstudi an der Uni. 10h/Woche läuft dann nochmal auf 550€ raus. Habe ich also am Ende so viel wie ein Azubi im dritten Lehrjahr, arbeite aber nur 10h/Woche und mache eine Medizinstudium mit dem ich selbst ohne Gehalt im Studium nach 2-3 Jahren die Kosten wieder drin hätte.
 

fragnix

ww-robinie
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Ich wiederhole mich gerne: Das weiss jeder vor der Unterschrift auf dem Ausbildungsvertrag. Es scheint mir, dass 1+ Million Leute anderer Meinung sind als Du (@inselino). Und es darf ja jeder für sich selbst entscheiden, gell?
Falls es jemand vergessen oder damals nicht gelesen hat: Wir bilden keine Handwerker aus. Dennoch mal eine Zahl reingeworfen, ohne Bezug zu Tischlern: 1250,- im ersten Ausbildungsjahr. Warum diese Summe? Für weniger bekomme ich keine Bewerber. Für mehr würde ich mehr Bewerber bekommen, aber ein Azubi pro Jahr reicht mir ja. Und ich bin als Kaufmann durchaus dem Betrieb verpflichtet.

Sollte es also schlicht zu wenig Gehalt sein, dann werden keine Azubis kommen, und die Betriebe werden mehr anbieten müssen. Das ist weder Ausbeute noch ungerecht, wem auch immer gegenüber, sondern das bei so gewollte marktwirtschaftliche Prinzip, Angebot und Nachfrage.
Ist wie bei den gebrauchten Maschinen: Ist so viel wert wie jemand zu zahlen bereit ist. Und wenn ich für unser angebotenes Gehalt einen Azubi bekomme, dann war die Summe richtig.

Nebenbei bemerkt: Ich habe gefragt, wieviel er braucht, und habe die Zahl akzeptiert. Offensichtlich passt es also für den Azubi, und seine Meinung halte ich für relevanter als die von nicht-Azubis.

Zur Eingangsfrage: Warum werden so wenig Ausbildungsplätze angeboten? Ich meine mich zu erinnern, dass die Suche nach einen Ausbildungsplatz auch 1985 schwierig war. Meine Frau ist mit der Bahn 35 km gefahren, für einen Beruf denn sie nicht wollte, sondern wo noch ein Restplatz frei war, nachdem der erste Betrieb (Hotel) sich nach sechs Wochen wahrgenommener Belästigung an der Bar für sie als nicht so toll erwiesen hatte. Den Erzählungen nach haben die Leute rechts der Elbe sich schon gefreut, wenn sie überhaupt in einem Beruf gelandet sind, der ansatzweise Spass bringt. Ich will diese alten Zeiten nicht zurückholen, aber ich sehe auch nicht, dass die Ausbildungslage heute viel schlechter ist als damals.
Dass des TE Leibesfrucht etwas im Nachbarkreis gefunden hat unterstützt meine Sichtweise, finde ich.
 
Zuletzt bearbeitet:

inselino

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Es scheint mir, dass 1+ Million Leute anderer Meinung sind als Du
Hä? Das ist doch keine Frage von Meinung? Nur weil wer eine Ausbildung macht findet der doch nicht das Gehalt angemessen?

Die Leute beschweren sich darüber, dass ihre Azubis heute alle nix mehr können, nach der ersten Treppenstufenicht mehr wollen, unpünktlich sind whatever und sehen darin einen Grund für die Ausgangsfrage. Man bietet keine Ausbildungsplätze mehr an, weil die Azubis eh nicht gut sind.

Und darauf bezieht sich meine Aussage. In meinem Umfeld wären die meisten in der Lage eine Ausbildung mit Motiviation, Ehrgeiz, viel Grips, Eigenveratnwortung etc. durchzuziehen. Aber wenn ich halt auch in der Lage bin mit der gleichen Energie nen Master in E-Technik oder so zu machen dann muss man "schon einen an der Murmel haben" um dennoch ins Handwerk zu gehen.

Dass sich dennoch so viele Auszubildende finden hat unterschiedlichste Gründe und das ist auch schön und gut, denn es hilft ja nicht, wenn hier nur E-Technik-Ing rumlaufen. Aber sich über die Qualität der Auzbis zu beschweren, wenn die Lohndiskrepanz so drastisch ist finde ich schräg. Noch schräger ist es, dies dann auf eine ganze Generation zu projezieren.

wie schaut denn dann bei dir ein gerechter Lohn im Schreinerhandwerk aus.
Na die ungelernte Arbeitskraft fängt bei Mindestlohn an. Danach entwickelt sich das mit Erfahrung und Abschlüssen weiter, so quasi wie in jedem Job. In keinem anderen Job käme man auf die Idee, die Einarbeitungszeit vom Lohn abzuziehen. Natürlich musste mein Chef Stunden und Tage aufwenden um mir Dinge beizubringen. Damit ich in der übrigen Zeit die Arbeit für Ihn besser mache.

Jetzt ist es ein Argument zu sagen "Moment ich muss einem Azubi ja mehr beibringen, als er für die Arbeit braucht, da wir für die Tischlerprüfung Mindestanforderungen haben, das ist also verschwendete Zeit".
Ey ich bin voll bei euch. Ich finds mega, dass Meister und Gesellen ihre Zeit aufwenden in einem soliden Ausbildungssystem Menschen diese Dinge zu vermitteln. Das muss irgendwie ausgeglichen werden bin ich voll dabei aber nicht auf dem Rücken der Azubis.

Dazu zwei Gedankenanstöße:
- Bei Steuerfachangestellten erfolgt die Ausbildung im Finanzamt. Die Ausbildung ist teuer und daher müssen die danach für mind. 5 Jahre beim Finanzamt bleiben. Wenn die früher gehen wollen, müssen die die Ausbildungskosten zurückzahlen. In der Regel ist es so, dass eine große Steuerberatung die Leute dann freikauft. Das finde ich durchaus fair, es läuft nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer*innen sondern die, die von der Ausbildung profizieren (Steuerbüro) bezahlt die Ausbildungsstätte. Klar am freien Markt kann ich Azubis schlecht zwingen weiter für mich zu arbeiten etc.
- Warum gibt es da keinen Ausgleichstopf für. Alle Firmen, die Tischler anstellen müssen halt nen paar Euro in nen Topf werfen um die zu entschädigen, die für den Nachwuchs auf diesen Stellen sorgen.

Klar ist alles sehr weit gedacht und erfordert politische Regelungen etc. Aber wenn wir Handwerk attraktiv machen wollen ist Gehalt aus meiner Sicht ein kritischer Punkt um gute Leute zu bekommen.
Gleichzeitig müssten wir dafür sorgen, dass die, die noch nicht bereit sind sich besser entwickeln können. Und zwar nicht mit noch mehr Schule und Unterricht, sondern mal fürs Leben lernen. In Zeiten wo beide Eltern berufstätig sein müssen um den Lebensstandard zu halten bricht was weg. Und das muss irgendwo aufgefangen werden.
Das soll bewusst keine politische Diskussion werden sondern nur einige kreative Gedanken zu Lösungsansätzen. Ich denke dadurch kriegt man mehr qualifiziertes Personal ohne finanzielle Mehrbelastung der Ausbildungsbetriebe und somit auch mehr Leute, die ein Interesse daran haben auszubilden.

Abschließend sei noch bemerkt, das größte Problem dürfte sinkende Nachfrage sein. An meiner alten Arbeit gab es früher 2 Meister, 5 Gesellen und 3 Azubis. Das dort nicht mehr ausgebildet wird liegt daran, dass die Behörde Instandhaltungsarbeiten und Büromöbel outgessourct hat, so dass dort heute nur noch 1 Meister und sein Nachfolger arbeiten, ausgebildet wird niemand mehr.
 

brubu

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- Warum gibt es da keinen Ausgleichstopf für. Alle Firmen, die Tischler anstellen müssen halt nen paar Euro in nen Topf werfen um die zu entschädigen, die für den Nachwuchs auf diesen Stellen sorgen.
Alle Firmen die Tischler anstellen sollen bezahlen. Das finde ich einen interessanten Ansatz und überlege mir wo überall bei der öffentlichen Hand, Zulieferfirmen, spezialisierten Betrieben, Architekturbüros, Immobiliengewerbe bis zu Versicherungen etc. etc. Leute mit Erstberuf Tischler arbeiten.

Tischler ist ein typischer Sprungbrett-und Einstiegsberuf für sehr viele andere Beschäftigungen. Früher hiess es bei uns man müsse 4 Leute ausbilden um einen zu haben der im Beruf bleibt. Heute sind es wohl eher mehr.

Woher bitte soll man Kraft und Geld nehmen um dies durchzustehen? Es ist ja nicht so, dass die Tischler im Geld schwimmen und nur zu geizig sind in die Ausbildung zu investieren.
 

inselino

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Wie gesagt, es war mal eine kreative Idee um für Ausgleich zu sorgen. Ob und wie das umsetzbar ist muss man schauen.

Ich unterstelle hier auch niemandem Geiz. Ich sehe aber schon, wie Azubis als sehr günstige Arbeitskraft genutzt werden und bei fairem Lohn für die Arbeit wäre das Geschäft nicht mehr tragfähig. Und ich denke langfristig werden wir schon sehen, dass Tischlereien und auch andere Handwerksbetriebe entweder entsprechende Preise für ihre Arbeit aufrufen und damit durchkommen oder eben keine Leute mehr finden.

Ich fände es halt gut wenn wir alle mal weniger Teil des Problems sondern mehr Teil der Lösung sind. Lieber mal Dinge selber machen und bessere Rahmenbedingungen fordern als die junge Generation/die Politik/etc. zu beschimpfen.
 

brubu

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Lieber mal Dinge selber machen und bessere Rahmenbedingungen fordern als die junge Generation/die Politik/etc. zu beschimpfen.
Richtig, versuche ich auch aber wer macht die Rahmenbedingungen? Sind wir da nicht wieder bei der Politik? Irgendwann ist einfach alles zu viel.
Das Fuder ist schon lange so überladen, dass jeder der so rumfährt längst im Knast wäre.
 

uli2003

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Ich sehe aber schon, wie Azubis als sehr günstige Arbeitskraft genutzt werden
Eben genau das ist falsch. Der Azubi ist eine sehr teure Arbeitskraft. Und weil er er teuer ist und fast das Gleiche kostet wie ein Geselle, nehme ich doch lieber den.
Wird er teurer als ein Geselle respektive Facharbeiter, bildet niemand mehr aus.
Damit ich in der übrigen Zeit die Arbeit für Ihn besser mache.
Genau so falsch. Du stellst deine Arbeitskraft gegen Entlohnung zur Verfügung. Oder bist du der Sklave deines Chefs?
 

inselino

ww-robinie
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Eben genau das ist falsch. Der Azubi ist eine sehr teure Arbeitskraft.
Sorry aber wo ist das bei einem Gesellen im dritten Lehrjahr so? Du bezahlst 1200€ um den meinetwegen 12 Tage ergo 96h im Monat zu sehen, damit hat der nen Stundenlohn von 12€. Wenn ich nen Werksstudi an Ende vom Bachelor also mit ähnlicher Berufserfahrung einstelle bekommt der 15€ und benötigt dabei genauso Zeit für Erklärung und Kontrolle durch mich. Zusätzlich, wenn ich den heute einstelle braucht der noch Einarbeitung, die jemand mit 2 Jahren im Betrieb schon hinter sich hat.
Du kannst deine Arbeitszeit nicht beliebig anrechnen. Genau so funktioniert die Arbeitsteilung doch. Es gibt ne Menge arbeiten, die eine günstigere Arbeitskraft in einer ähnlichen Zeit hinbekommen. Du wendest also 1h auf um jemandem (egal ob Azubi oder Geselle) was zu zeigen, was der dann 100h macht. Du hättest das vielleicht in 70h hinbekommen aber es ist eben viel günstiger den Azubi einzuarbeiten und den das machen zu lassen.
Und wenn du nur 70% der Zeit brauchst wäre das schon ne gute Quote, denn viele Zeiten verändern sich ja gar nicht. ob du oder der Geselle das Auto zum Arbeitsort fahren, irgendwas durch die Gegend tragen etc. macht keinen Unterschied.
Genau so falsch. Du stellst deine Arbeitskraft gegen Entlohnung zur Verfügung. Oder bist du der Sklave deines Chefs?
Was soll das denn heißen? Natürlich zeigt mir mein Chef Dinge, damit ich die Arbeit, die ich in seiner Verantwortung ausführe besser/schneller/sicherer/erfolgreicher wird.
Und wenn ich Chef bin und sehe, dass ein*e Mitarbeiter*in eine Arbeit nicht effizient/gut ausführt zeige/erkläre ich das nochmal mit dem Ziel, dass es besser wird. Und natürlich ist das am Ende eine monetäre Abwägung. Wenn die Person das 5min schneller schafft und das 100 mal macht war 1h von mir gut investiert.
 

pasch

ww-buche
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- Warum gibt es da keinen Ausgleichstopf für. Alle Firmen, die Tischler anstellen müssen halt nen paar Euro in nen Topf werfen um die zu entschädigen, die für den Nachwuchs auf diesen Stellen sorgen.
..gibt es in der Bauwirtschaft (SOKA Bau)

günther
 

brubu

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Du wendest also 1h auf um jemandem (egal ob Azubi oder Geselle) was zu zeigen, was der dann 100h macht. Du hättest das vielleicht in 70h hinbekommen aber es ist eben viel günstiger den Azubi einzuarbeiten und den das machen zu lassen.
Diesen Azubi möchte ich sehen. 1 Std Erklärung, dann arbeitet er 100 Std. selbständig, also bei 4 Tagen à 8 Std ist er 32 Std/ Woche im Betrieb und arbeitet nach 1 Std. Erklärung gut 3 Wochen...............................
Ich glaube Betriebswirtschaft muss neu erfunden werden, dann suchen alle nur noch Azubis...................................... :emoji_sunglasses:
 

inselino

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Ich sprach nicht von 100 Stunden am Stück. Aber wenn mir jemand im Labor erklärt, wie nen Rotationsverdampfer funktioniert oder das Arbeiten unter Sauerstoffausschluss, dann nutze ich das schon im halben Jahr der Masterarbeit vermutlich mehr als 100 Stunden selbstständig. Sehe gar kein Problem. Wäre ja schlimm, wenn das nicht klappt.
Im übrigen durfte mein Mitbewohner ungefähr 3-4 Wochen am Stück stumpf von morgens bis abends Teile in der gleichen Farbe lackieren. Also ja sowas passiert in der Realität auch bei Tischlern.
 

uli2003

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Was soll das denn heißen? Natürlich zeigt mir mein Chef Dinge, damit ich die Arbeit, die ich in seiner Verantwortung ausführe besser/schneller/sicherer/erfolgreicher wird.
Natürlich. Was aber nicht heißt, dass du dazu nicht beitragen musst im Sinne von ‘das hat mir nie jemand gezeigt’.
Dein Chef besorgt die Arbeit für dich. Allein müsste er nur für sich Arbeit haben. Dafür macht er mit dir einen Arbeitsvertrag in dem drinnen steht, dass du deine Arbeitsleistung zur Verrichtung der Aufgaben, für die du eingestellt wurdest, zur Verfügung stellst. Das beinhaltet auch, dass du mitdenkst, und selbstverständliche Dinge nicht immer wieder neu erklärt werden müssen.
In der Lehre sollte das nach Einweisung und Erklärungen auch funktionieren.

Im übrigen durfte mein Mitbewohner ungefähr 3-4 Wochen am Stück stumpf von morgens bis abends Teile in der gleichen Farbe lackieren.
Im Handwerk? Oder in der Industrie?
 

inselino

ww-robinie
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Im Handwerk? Oder in der Industrie?
Tischlerei meine 5-10 Leute.
Aber lassen wir es gut sein, war ein längerer Exkurs warum es weniger "gute" Azubis gibt. Für mich sicherlich ein Anteil an der Ursprungsfrage, warum weniger Leute ausbilden. Hätte auch kein Bock auf Werksstudis, wenn die so Sachen machen würden wie man hier liest.
 

Hauke Schmidt

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Was daran soll gut sein? Ich habe jetzt keinen genauen Überblick aber schätze mal 3 Wochen Betrieb 1 Woche Schule so im Schnitt bzw. so 1-2 Tage Berufsschule pro Woche?
Dann bin ich also so bei 15 Arbeitstagen mit 8h also 120h. Damit sind wir also bei 7,60€ pro Stunde. Ich weiß nicht, ob es sich schon rumgesprochen hat, aber die ungelernte Hilfskraft im Supermarkt bekommt >15€/Stunde.

Und ich kann auch dieses "Ja aber die lernen ja noch" nicht mehr hören. Wenn ich schaue, was Azubis in meinem Umfeld gemacht haben oder man sich auch Berichte anschaut (fand "Passt, wackelt und hat Luft" vom WDR ganz nett) dann arbeiten diese Personen. Vielleicht nicht so schnell wie ein Geselle, vielleicht muss was erklärt werden aber ganz sicher auf dem Niveau einer ungelernten Arbeitskraft.

Deine Aussage über den TE ist korrekt. Ich beziehe mich aber gar nicht auf den TE sondern auf die Personen auf den letzten Seiten mit der von mir angesprochenen Haltung gegenüber jungen Menschen. Das nicht mehr ordentlich der ganze Thread gelesen wird, ist in der schnelllebigen Zeit auch nichts Neues :emoji_slight_smile:
 

Hauke Schmidt

ww-kiefer
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dann muss man "schon einen an der Murmel haben" um dennoch ins Handwerk zu gehen.
Moin,

das sehe ich anders. Mit handwerklicher Ausbildung stehen gute berufliche Wege offen, z.B Justizbeamter.

Ich hab auch über den zweiten Bildungsweg studiert. Während die ungelernten Studenten in den Semesterferien für 5 Mark Kellnern gingen, hab ich auf Montage 25 Mark die Stunde plus Auslösung bekommen. Zugegeben, die Zeiten haben sich geändert.

Hätte ich aber privat für jede Sache einen Handwerker geholt, wäre ich arm geworden. Das meiste hier ist in Eigenleistung mit handwerklichen Geschick gegründet.

Im Ganzen betrachtet lohnt sich eine handwerkliche Ausbildung auf jeden Fall.

Hauke Schmidt
 

mauser

ww-birnbaum
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Hallo Zusammen,

ich möchte den Zug auf ein neues Gleis stellen.

Natürlich ist ein Lehrling erstmal teuer – Berufsschule, Überbetriebliche Ausbildung, Urlaub, Krank, viel Zeit für das Erklären und Einarbeiten usw. ….

Wir haben gerade das Thema das ein Geselle seit März im Ruhestand ist, aber uns noch weiter aushilft – aber leider sind seine Einsätze nicht wirklich planbar.

Ein weiterer Geselle steht in ein paar Jahren vor der Schwelle zur Rente.

Der aktuelle Stift im 3. Ausbildungsjahr wird uns wohl nicht erhalten bleiben – im Winter ist es ihm zu kalt auf der Baustelle, die Arbeit in der Werkstatt ist ihm schnell zum monoton, das Tragen von Bau- oder Möbelteilen ist ihm auch zu viel …

Was sollen wir machen um an gute Lehrlinge/später Gesellen zu kommen?
Wir haben zwar gute Kontakte zu einer nahen Berufsschule, aber die Industrie saugt auch ziemlich viel von den guten Lehrlingen weg.

Wir können nicht wahllos mit dem Gehalt spielen. Das würde die komplette Firma zerstören und wir könnten dicht machen, wenn untypische Lohnerhöhungen rauskommen würden.

Ich möchte niemandem zu nahetreten, aber seitdem jeder irgendwie, irgendwas studieren darf und sich ohne eine qualifizierende Grundvoraussetzung einschreiben kann, wird das mit den guten Lehrlingen im Handwerk immer schwieriger.

Über Aufträge können wir uns bei weitem nicht beklagen. Der Kunde feilscht nicht mehr wie früher – der Kunde sagt „Möchte ich so haben, wann können Sie liefern?“ – der Preis ist fast egal.

Bei uns ist auch die vier Tage Woche angekommen – Freitags müssen wir wenige zusammenhalten.

Aber ohne Personal …

Mit freundlichen Grüßen

Mauser
 

isso

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Es ist halt gerade im Wandel.
Nachfrage und so, "Preis ist fast egal" zeigt ja eine Richtung an, deren Spitze noch lange nicht erreicht ist.

Das wird in den nächsten Jahren noch spannend. Immer weniger Angebot wird dazu führen, dass die Preise und damit die Gehälter steigen werden.
Für alle, die noch 20-30 Jahre machen ist das bestimmt nicht von Nachteil.

Für alle normal verdienenden, die einen Tischler beauftragen wollen, natürlich schon.

Das wird dann auch Auswirkungen auf Lehrlings-und Gesellengehälter haben.

Die Problematik der mangelnden Unterstützung von Betrieben bei der Ausbildung hat Uli ja schon benannt. Ich sehe durchaus, dass Ausbildung, sofern ordentlich gemacht, sicher nicht zum Reichtum des Ausbilders führen wird. Gerade beim Tischler und der starken Abwanderung in andere Bereiche.
Übrigens zahlen die SokaBau Umlagen auch nicht alle die einen Maurer einstellen, der Vergleich hinkt also schon in meinen Augen.

Es gibt garantiert auf beiden Seiten extreme in beiden Richtungen. In meiner Wahrnehmung gibt es das aber beides schon immer.
 

FredT

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Hm, vielleicht mal gescheite Arbeitsbedingungen schaffen? Baustelle temperieren im Winter? Monotone Arbeit automatisieren oder zumindest teilmechanisieren? Schlepperei minimieren durch Hebezeugeinsatz? Gewiss, manpower ist billiger, aber nicht auf Dauer, das hab ich schon im Studienfach Technologie - Rationalisierung vor 45 Jahren gelernt. Und zwischendurch als Facharbeiter hab ich mich da auch oftmals geweigert, weil es einfach der Gesundheit abträglich war, denn es ging auch anders.
 

wirdelprumpft

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In meiner Ausbildungszeit hat man alles gelernt was das Schreinerhandwerk her gibt.
Heutzutage wird es nur noch wenig Betriebe geben wo das überhaupt möglich ist.
Dazu kommt der Wandel in der Maschinentechnik und EDV
Modern aufgestellte Betriebe brauchen teilweise nur noch „Startknopfdrücker“
Da überwiegend Dekor verarbeitet wird bleibt auch das furnieren/lackieren bzw. Massivholz weitgehend auf der Strecke.
Holzdecken - sind auch nicht mehr Nachgefragt usw.
Mir hat immer das Komplettpaket gefallen, klar war mal monotone Arbeit dabei aber halt nicht lange.
Mittlerweile macht das irgendwie keinen Spaß mehr nur noch Dekor, meist weiß.
Mit den Arbeiten die heute anfallen einen Lehrling zu begeistern dürfte schwierig werden.
Das man Treppen laufen muss kann man nicht verhindern aber mit Treppenlift ist das Möbelteile/Werkzeug schleppen zumindest einfacher.
Funktioniert natürlich nicht immer. Ein Heizgebläse mit Gas / Strom kostet auch nicht die Welt und der arme Lehrling muss nicht mehr frieren.
ggf. reicht auch eine beheizbare Jacke:emoji_wink:
Exoskelette wäre evtl. auch was um einem Lehrling das Leben angenehmer zu machen.:emoji_thinking: (oder dem Chef)
 
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