Buchenbalken behandelt als Stützbalken für Terassenüberdachung?

Zulu110

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Hallo zusammen,
ich habe mal eine Frage wie gut Buchenbalken, alternativ Esche als Stützbalken (10x10) für eine Terassenüberdachung geeignet wären? Ich weiß das Buche im Außenbereich nicht den besten Ruf hat, jedoch kann ich diese Balken kostenlos bekommen.
Ich würde sie mit 120er Papier schleifen und dann mit Remmers HK-Lasur 2 mal in Nussbaum lasieren. Klar werden sie auch mal durch Regen feucht, aber das Wasser kann ungehindert wieder abtrocken. Die Balken würden etwa 5cm über dem Betonsockel auf Balkenschuhen stehen.
Ich denke da sollte die Haltbarkeit doch länger als bei normalen Fichte/Tanne Balken sein oder wie seht ihr das? Was würdet ihr eher empfehlen? Die Buche oder die Esche?

Gruß, Marcel
 

Johannes

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Hallo,
weder Buche noch Esche werden länger halten als Fichte. Bei gutem konstruktivem Holzschutz ist das aber nicht tragisch. Ordentlich konstruiert und ordentlich lasiert kann das trozdem 20 Jahre + halten. Ich würde eine Lasur auf Ölbasis bevorzugen, die sind leichter zu renovieren.

Es grüßt Johannes
 

Zulu110

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Dei Frage ist was versteht man unter bewittert?
Ich habe ein paar Buchenkanthölzer als Dachsparren verwendet. Die Endstücke liegen logischerweise auch außen und bekommen die Außenfeuchtigkeit ab, jedoch keinen direkten Regen. Diese wurden auch lasiert und sehen nun auch nach 15 Jahren aus wie eben eingebaut.
Der Unterschied zur Verwendung im Innenraum ist hier ja nur die Luftfeuchtigkeit der Außenluft.
Ich frage mich nun halt nur wie "schlimm" der Regen sein kann, der ja immer wieder abtrocknen kann bzw. die direkte Sonneneinstrahlung.
 

tomkaes

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Andreas W.

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Hallo Zulu110,

zu Buchenholz im Außenbereich:

das ist nach DIN EN 350-2 in die Dauerhaftigkeitsklasse 5 eingeteilt, d.h. "nicht dauerhaft". Zumindest unbehandelt ist das so.

Dauerhaftigkeit bedeutet hier die Widerstandsfähigkeit des Holzes gegen dieses zerstören wollende Lebewesen, also gegen Pilze und Tierchen.
Das große Problem von Buchenholz ist die Gefährdung durch holzzerstörende Pilze, es kann viel Feuchte schnell aufnehmen und ist daher sehr pilzanfällig.
Das ist leicht an einem Waldspaziergang zu beobachten, geschnittenes Buchenholz wird rasant schnell von Pilzen befallen, die Humus daraus machen wollen (im Vergleich zu Eichen oder auch Nadelhölzern).
Gegen Insekten ist Buchenholz gar nicht so anfällig, z.B. wird es nicht vom Hausbock befallen. Der mag nämlich nur Nadelholz.

Pilze benötigen jedoch einen gewissen Feuchtegehalt im Holz, dieser muß >20% sein.

Bei Bauholz gibt es die sog. Nutzungsklassen (NKL) gemäß DIN EN 1995, die sagen aus, welcher Feuchtegehalt im Holz beim jeweiligen Bauteil zu erwarten ist.
NKL 1 und 2 sind innen bzw. außen überdacht und gehen nicht über 20%, NKL 3 betrifft Holz, das direkt der Witterung ausgesetzt ist, ein Feuchtegehalt von über 20% ist zu erwarten. Und ggf. Pilzwachstum.

Feuchte macht Deinen Buche-Sparren also nichts aus, solange der Feuchtegehalt des Holzes nicht wesentlich über 20% steigt und möglichst schnell wieder auf 12-18% absinkt.
Oberflächenbehandlung kann in gewissem Rahmen - und zwar ausschließlich in gewissem Rahmen - die Fähigkeit zur Feuchteaufnahme verringern.
Gift in der Oberflächenbehandlung kann ebenfalls in gewissem Rahmen Pilzwachstum ver-/ oder behindern.
Die Frage ist, ob man das haben will.

Gruß, Andreas
 

K2H

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Du schreibst nur von 10x10er Stützbalken (gemeint Pfosten/Ständer?) für eine Terrassenüberdachung, für die du die Buche/Esche verwenden willst. Aus welchem Holz soll der Rest der Konstruktion werden?

Gruß,
KH
 

Zulu110

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Hallo Andreas,
erst einmal vielen Dank für die Ausführliche Erklärung. Das war sehr aufschlussreich. D.h. da ich die Balken ja mit Remmers behandeln würde, wäre die Sache mit dem Pilzbefall ja auch etwas reduziert. Remmers HK ist ja eigentlich sehr offenporig, so dass das Holz noch arbeiten und Feuchtigkeit auch wieder raus kann.
Ich muss auch nicht zwingend die Buchenbalken nehmen und kann auch Fichte/Tanne verwenden. Mir gefällt die Buche geschliffen und lasiert von der Maserung nur einfach besser. Und da ich da umsonst dran komme, dachte ich mir kann ich auch diese Balken nehmen. Vorausgesetzt sie haben bei gleicher Behandlung die gleiche Lebenserwartung wie bei der Fichte/Tanne.

@K2H:

Hier mal eine grobe Skizze von der Seitenansicht:

001.jpg

Die Pfosten/Ständer (rot) würde ich dann in Buche (alternativ Fichte) ausführen wollen. Die Sparren und der Sparrenauflagebalken (gelb) in Fichte/Tanne und die Querriegel auf denen die Holzbretter für die Verblendung aufgeschraubt werden (grün) in Eiche. Eiche haben wir allerdings nur in 1,5m Länge. Sonst hätte ich die Pfosten auch in Eiche gemacht. Die Verblendung soll dann auch in Eiche 5x10 mit ca. 3cm Abstand zwischen den Brettern ausgeführt werden. Ist hier allerdings noch nicht dargestellt.

Achso, die Pfosten würde ich auf solche Balkenschuhe stellen die auf die Betonmauer aufgedübelt werden.

96103001081.jpg
 

K2H

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Es ist natürlich Geschmackssache, aber ehrlich gesagt, mit drei verschiedenen Holzarten würde mir das Ganze zu "bunt". Auch wenn Buche an sich eher recht eintönig ist.
Ich würde mir die Buche und Eichehölzer für anderes aufheben und die Überdachung komplett aus Douglasie bauen, die dann geölt würde.

Die Balkenschuhe, die du im Sinn hast, haben den Nachteil, dass die Pfosten damit nur ein paar wenige cm überm Boden, im Spritzwasserbereich enden, dass Wasser zwischen Blech und Holz einziehen kann und der Untergrund muss exakt ausnivelliert sein.
Diese hier werden unter die Pfosten geschraubt, Wasser kann an den Balken runter laufen und abtropfen und man kann sie in der Höhe justieren:
https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/41O7rqsZ3bL._AC_US500_QL65_.jpg
https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/41M23sJSZfL._AC_US436_QL65_.jpg

Gruß,
KH
 

Andreas W.

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Hallo Zulu110,

hm, ein buntes Allerlei an Hölzern. Aber jeder kann so bauen, wie er möchte.

Zu den - nun - Pfosten (rot in Deiner Zeichnung) aus Buche:

bei Bauholz kommt zur Gefährdungsklasse und der Nutzungsklasse noch die Gebrauchsklasse (GK) DIN EN 335 und DIN 68800 dazu.
Mit der Gebrauchsklasse gibt man an, wie groß die Gefährdung eines bestimmten Bauteiles in der eingebauten Situation durch Insekten und Pilze sein wird. Es gibt sie von GK 0 bis GK 5.
GK 0 bedeutet keine mögliche Gefahr durch Pilze und Insekten, die GK´s steigen an bis GK 4 (dauernder Erd-/Wasserkontakt bzw. ständig starke Durchfeuchtung zu erwarten). GK 3 ist in GK 3.1 (Holz wird gelegentlich feucht) und GK 3.2 (Holz wird häufig feucht) unterteilt.
GK 5 bedeutet Einsatz in Salzwasser, also im Meer, d.h. ein Sonderfall, zumindest abseits der Küste.

So wie ich Deine Zeichnung verstehe, werden Deine Pfostenfüße direkt bewittert (geringer Dachübestand) und haben keinen ausreichenden Spritzwasserschutz (weil direkt auf den Boden gedübelt).
tomkaes hat dazu ja schon geschrieben.

Deine Pfosten würden also von einem Planer, der das gewerbsmäßig planen würde, wegen der Situation an den Füßen mindestens in GK 3.2, evtl. auch in GK 4 eingeteilt.
Unbehandelt dürfte so ein Planer nur Hölzer der Dauerhaftigkeitsklasse 2 (bei GK 3.2) und besser (bei GK 4) vorsehen...
Also ab Eichenholz aufwärts. Kein europäisches Nadelholz und auch kein Buchenholz.
Diese Hölzer müßten einen chemischen Holzschutz nach DIN 68800 erhalten, inkl. regelmäßiger Überprüfung und ggf. Instandhaltung.
Interessanterweise dürfte so ein Planer für Bauteile in GK 3 auch kein keilgezinktes KVH und Brettschichtholz nur unter bestimmten Voraussetzungen vorsehen.

Bei Interesse kannst Du Dir folgenden Link mal durchlesen, vor allem bis Seite 21 und ab Seite 75.

https://informationsdienst-holz.de/...05_T02_F02_Holzschutz_Bauliche_Massnahmen.pdf

Aber wie schon geschrieben - für Dich kannst Du so bauen, wie Du es möchtest.

Ich persönlich hätte mit solchen Bauteilen (Pfosten, Sparren) aus Buchenholz ein etwas komisches Gefühl, schon wegen des zu erwartenden Mehrgewichtes der Bauteile bei der Bearbeitung.
Leider muß man bei Buchenholz auch mit erheblichem Verzug usw. rechnen. Das kommt aber auf den Baum an, aus dem das Holz geschnitten worden ist.

Gruß, Andreas
 

Zulu110

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Vielen Dank erst einmal für die unterschiedlichen Meinungen.
Auf der Skizze stehen die Pfosten direkt auf der Mauer. Aber wie gesagt, beim Bau würde ich sie auf die Balkenschuhe stellen die dann auf die Mauer gedübelt würden. Okay, dann stehen die Pfosten nur etwa 5cm über der Mauer aber diese ist ja selbst auch etwa 40cm über Rasenhöhe. Wasser was auf die Mauer tropft kann aber natürlich trotzdem auf die Stirnseite der Pfosten spritzen.
Ich habe so etwas aber schon einmal in ähnlicher Form mit einem Holzzaun umgesetzt den ich gebaut habe. Hier habe ich identische Balkenschuhe für die Zaunpfosten genommen und auf eine kleine Mauer gedübelt. Die Pfosten sind hier aus Douglasie. Das ist nun 6 Jahre her und die Pfosten zeigen bis jetzt nur normale Abwitterung aber keinen Schimmel oder weiches Holz im Bodenbereich. Ich finde es sieht auch etwas seltsam aus wenn die Pfosten nun 15cm in der Luft schweben würden.
Ich finde es ja gut, dass es Normen und Regeln gibt die eingehalten werden müssen. Aber im privaten Bereich sollte es ja doch irgendwo in Relation zum Nutzen stehen.
Hier mal ein Bild damit man sieht was ich meine:

2017-07-06 19-16-56.JPG

Mit der Douglasie für das jetzige Projekt wäre aber noch eine Alternative. Da werde ich beim Holzhandel meines Vertrauens einmal nachfragen ob die so etwas haben. Im Baumarkt kann mal solche 90/90 Pfosten nicht bezahlen. Den Rest mit der Eiche würde ich aber nach wie vor so umsetzen wollen. Allein wegen der Haltbarkeit.

Verzieht die Buche sich denn auch noch im Nachgang so stark oder nur beim ersten Trocknungsprozess? D.h. sie ist trocken und gerade. Wenn sie dann aber mal feucht wird wird sie krumm?
 
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Andreas W.

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Verzieht die Buche sich denn auch noch im Nachgang so stark oder nur beim ersten Trocknungsprozess? D.h. sie ist trocken und gerade. Wenn sie dann aber mal feucht wird wird sie krumm?

Zum Verzug - Du schneidest einen Balken aus einem frischen Stamm.
Der Einschnitt ist gerade, der Stamm aus dem der gerade Einschnitt erfolgt, war aber gebogen oder verdreht oder sonst was, jedenfalls war der Faserverlauf nicht gerade.

Der Balken trocknet nun. Er wird sich mit dem Faserverlauf, den der Baum als Stamm gehabt hat, verziehen oder verdrehen, natürlich seine Dimensionen auch in Richtung der Jahrringe ändern.
Würdest Du den Balken jetzt (getrocknet auf, sagen wir 12%) nochmal bearbeiten, z.B. gerade und winklig hobeln, würde er seine Gerad- und Winkligkeit bei Feuchteaufnahme abermals ändern.
Je mehr Feuchtedifferenz, desto stärker ist das bemerkbar. Das wird mit jeder Feuchteänderung passieren, solange es das Stück Holz gibt..

Buchenholz reagiert stärker auf Änderungen der Holzfeuchte, als z.B. Nadelhölzer.
Außerdem wächst Laubholz in der Masse nicht so gerade und gleichmäßig (Spannungen...), wie die Masse an Nadelholz.
Du kannst Glück haben, und Deine Buche war vielleicht 1a gewachsen, das siehst Du am Faserverlauf.

Gruß, Andreas
 

Zulu110

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Okay, wieder was gelernt.
Ich werde dann beim Holzhändler alternativ auch mal nach Kanthölzern aus Douglasie fragen. Ich denke mal, dass der Bau der Überdachung vemutlich eh erst im nächsten Jahr starten wird, da ich dieses Jahr erst einmal mit dem dazugehörigen Schuppen beschäftigt bin. Ich mache mich aber gerne schon einmal im Vorfeld über die Möglichkeiten schlau und besorge schonmal langsam das Material.
Vielleicht bereite ich mal einen Testpfosten aus Buche vor so wie ich es mir gedacht habe und stelle ihn vergleichbar auf. Mal sehen wie er das Jahr übersteht :emoji_thinking:
 
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