Ikea Behandla trocknet nicht aus

MalerBrian

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Ich war gerade auf deiner Webseite in der Ölabteilung.

Abgeblich seien alle ihre Öle "Natur pur", und bestünden aus nur natürlichen Rohstoffen.

Hier die löblicherweise deklarierten Inhaltsstoffe ihres Natur-Möbelöls:

Leinöl, Leinöl-Standöl, Nußöl, Orangenschalenöl, Isoaliphate, Kolophonium, Dammar, Holzöl, Kieselgur, Alkohol, Ca/Co/Zr Trockner (bleifrei)

Inwiefern sind isoaliphatische Lösungsmittel (Erdöldestillate) für dich Naturstoffe?
Vielleicht kann man argumentieren, dass das Schwermetall Cobalt irgendwo auch natürlich ist, aber Erdöl-Lackverdünnung?
 

threedots

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Hallo Brian,

mässige doch bitte Deinen Umgangston und geifere nicht so gegen Frank. Gerade Du als Lackierer und Maler solltest wissen, dass einige Rohstoffe zur Lack-, Öl- und Farbenherstellung nur in flüssiger Form zu bekommen sind. So auch die Sikkative, die auf einem Erdölraffinat als Lösemittel basieren. Die heute erhältlichen Sikkative stellen bei einer ordnungsgemäßen Anwendung keine Gesundheitsgefahr dar und sind selbst zur Behandlung von Kinderspielzeugen freigegeben.

Übrigens Ihr Maler verarbeitet Wasserlacke, die auch noch 3 bis 10 % VOC enthalten. Mal abgesehen von den VOC Lösungsmitteln, die für Reinigungszwecke benutzt werden. Greift Dich deswegen einer an? Denk bitte mal drüber nach.

Und noch eins zur Klarstellung: Trocknenden Ölen sind ca. 1 bis 2 % Sikkativ zugesetzt. Der Anteil des organischen Kobaltsalzes im Sikkativ beträgt ca. 10 - 30%. Das typischerweise verwendete Kobaltsalz heißt Cobalt bis(2-ethylhexanoat). Dieses Salz hat ein Molekulargewicht von 345,34 g/mol. Kobalt hat ein Molekulargewicht von 58,93 g/mol. Da im Salz-Molekül nur ein Kobaltatom enthalten ist, sind das rund 17%. Zusammengerechnet sind 2% * 30% * 17% = 1 ‰ Kobaltgehalt im trocknenden Öl.
 

MalerBrian

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ich hab ja auch nichts über deren Gefährlichkeit gesagt, ich bin nur der Meinung, man sollte nicht behaupten, dass ein Produkt aus rein natürlichen Bestandteilen besteht, wenn dies nicht der Wahrheit entspricht.

Im Übrigen danke für deine Erklärung über Sikkative, die fand ich sehr informativ.
 

Georg L.

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Erdöl ist mit Sicherheit ein reines Naturprodukt. Und da für Verdünner aus dem Erdöl nur bestimmte Inhaltsstoffe abdestilliert werden ohne sie chemisch zu verändern, gilt das auch für den Verdünner.
Sollte man als Maler (Fachmann!) eigentlich wissen.
 

threedots

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Hallo Brian,

Ob dieser Kritk solltest Du Dich direkt mit Frank auseinandersetzen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern deklariert er die Inhaltsstoffe seiner Produkte in klarer Weise. Dass da auch etwas Chemie dabei ist, ist den Produkten geschuldet.
 

WinfriedM

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Also ich halte diese Formulierung auch für irreführend. Wenn der Durchschnittsbürger von "Natur pur" und "ausschließlich natürliche Rohstoffe" liest, dann erwartet er garantiert keine Erdöldestillate und auch keine Schwermetallsalze. Ganz egal, wie man das Gefahrenpotenzial dieser Stoffe einschätzt.

Ich bin da für konsequente Ehrlichkeit, die man intuitiv richtig erfasst.

Aber zumindest erkennt jeder anhand der Volldeklaration, dass da doch ein paar Stoffe drin sind, die man nicht mit "gesunder Natur" gleichsetzen darf.

Zu Cobalt hat Auro mal ganz gut aufgeklärt:
http://www.auro.de/de/ueber-AURO/sanfte-chemie/fachbeitraege/FB_kobalt_als_trockner.pdf

Der Artikel stammt von 2008 und darin hat Auro noch behauptet, es ginge nicht ohne Cobalt. Mittlerweile haben die es aber selber geschafft, weitgehend auf Cobalt als Trockner zu verzichten. Meine Erfahrung ist: Es geht tatsächlich, aber die cobaltfreien Produkte brauchen in der Tat auch etwas länger, um zu trocknen. Der Grund, warum mittlerweile vielfach auf Cobalt bei Naturfarbenherstellern verzichtet wird, ist der Druck von Ökotest. Die werten nämlich seit ein paar Jahren gnadenlos ab, wenn Cobalt drin ist. Ob das wirklich so glücklich war, auf Cobalt eine Hetzjagd zu machen, ist fraglich. Ganz ähnlich, wie vor ein paar Jahren bei Borax.
 

Georg L.

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Bei Heidelberg
die man nicht mit "gesunder Natur" gleichsetzen darf
Aber nicht alle Natur ist gesund:eek:
Auch wenn es die Öko Apostel nicht hören wollen: Erdöl ist und bleibt ein Naturprodukt. Insofern hat Frank seine Produkte schon richtig deklariert.
 

Dr. Nöres

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Es gibt von vielen Herstellern spezielle Arbeitsplattenöle. Das sind in der Regel recht schnell trocknende lebensmittelgeeignete Hartöle. Sowas würde ich nehmen.
 

threedots

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Hallo Dr. Nöres,

willkommen hier im Board.

Gerade um die in schnell trochnenden Ölen beigestzten Sikkative und die in letzteren enthaltenen organischen Schwermetallverbindungen ging es hier in den letzten Postings.
 

Dr. Nöres

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Hallo Zusammen.
Ja, aber wenn man schnell eine belastbare Oberfläche haben will, kommt man ja kaum drum herum. Alternativ 3 mal mit reinem Leinöl und 3 x mit reinem Tungöl ölen. Jeweils mit mind. 1-2 Wochen Trocknungszeit zwischen den Ölaufträgen. Dauert dann halt, ist aber schwermetallfrei. Wenn es schnell gehen soll würde ich aber hinsichtlich der Gesundheitsbelastung einem speziellen Arbeitsplattenöl eher vertrauen, als irgendeinem Leinölfirnis.
 

threedots

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Hallo Dr. Nöres,

als Arzt solltest Du aber wissen, dass Kobalt ein essentielles Element ist, das z.B in Vitamin B12 enthalten ist. Die Unbedenklichkeit der niedrigen Co Gehalte in sikkativieten Ölen ist amtlich belegt und es wurden sogar Freigaben für Kleinkinderspielzeuge erteilt.
 

Dr. Nöres

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Gift ist immer eine Frage der Dosis. Man kann auch an Vitaminüberdosis erkranken. Aber ich bin nur Chirurg, deshalb sehe ichs eher pragmatisch und hab daher auch nichts gegen sikkativierte Öle.
 

frankundfrei

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Hier geht's ja ganz schön rund ...

Cobalt:
Vielen Dank, Roland, dass Du das mit dem Cobalt aufgedröselt hast. Ich hab das mal in der Anwendung durch gerechnet und kam zu dem Ergebnis, dass man ca. 1m² geölte Holzoberfläche aufessen muss um den täglichen Grenzwert an Cobalt zu erreichen. Hier mal eine Zusammenfassung zu dem Thema über Cobalt. Gerne erwarte ich da Korrekturen und baue die dann mit ein.

Cobaltfreie Sikkative benötigen modifizierte Manganverbindungen. Ich bin der Meinung, dass diese nur einen Vorteil haben: Sie heißen nicht "Cobalt" - mehr kann ich daran nicht erkennen. Es gibt keine Sikkative ohne Schwermetallsalze. Aber wie Roland schon schrieb, bleiben die Mengen in einer Größenordnung, die keine Gefahr darstellen. Das Cobaltsalz ist wenigstens ein Zuschlagstoff der ausreichend erforscht ist.

"Natur pur" - so plump steht das hoffentlich nicht auf unserer Seite - wenn ja, und Ihr habt Kritik zu einzelnen Formulierungen - dann rührt Euch bitte! - Gerne hau ich in die Tasten...

Isoaliphate:
Die nennen wir und wir beschreiben sie in der kleinen Rohstoffkunde :
Ein hochgereinigtes, geruchloses Destillat bestehend aus Mineralöl, ohne eigene Lösekraft. Fand ursprünglich nur in der Kosmetikproduktion als Trägerflüssigkeit Anwendung (Parfüm, Deos, etc.).

Aus technischen Gründen wollen wir auf den Verdünner nicht verzichten. Nur so taugt das Öl auch in der Anwendung. Andere Hersteller setzen auf "pur solid" oder "high solid" - also ohne Verdünner - damit sie mit der VOC-Verordnung klar kommen. Allerdings müssen dann Einschränkungen in der Anwendung genannt werden:
- bei dichten Hölzern Lösemittel zugeben (oft wird dabei sogar Balsamterpentin oder Orangenschalenöl in hohen Prozenten genannt).
- nicht bei Hölzern mit Fugen verwenden.

Nur mit dem Verdünner erreichen wir ein optimales Einzugsverhalten und ein ausgewogenes Volumen für die Trocknung der Naturöle. Aber dieser Verdünner ist kurzkettig und verbleibt nicht im Anstrich. Das Holz selbst ist am Ende nur mit Rohstoffen aus der Natur angereichert - dazu zähle ich auch das Cobaltsalz.

Meine Kritik an MalerBrian war, dass mit ungenauen, zweideutigen Schlagworten die Naturöle schlecht geredet werden.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

threedots

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Hallo Frank,

daher meine Aufdröselung des Co-Gehalts im fertigen Öl., da ich ebenso wie Du bei schwammigen Formulierungen gerne mal "die Wand hochgehe".

Schönes Wochenende an Alle, der Grill ruft - mir ist noch nicht heiß genug. Wir haben erst 35°C im Schatten.
 

MalerBrian

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Ich finde die Naturöle persönlich super, und benutze wegen der Trocknung außer beim Kochbesteck nur Sikkativierte als Anstrichstoff.
Ich wollte nur darauf verweisen, dass ein Arbeitsplattenöl mit Sikkativen gesundheitlich nicht sicherer sein muss als ein Leinölfirnis gleicher Qualität.
 

WinfriedM

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"Natur pur" - so plump steht das hoffentlich nicht auf unserer Seite - wenn ja, und Ihr habt Kritik zu einzelnen Formulierungen - dann rührt Euch bitte! - Gerne hau ich in die Tasten...

Hier stehts:
Natürliches Holzöl und Steinöl — Natural Naturfarben

Da könnte man durchaus an den Formulierungen arbeiten.

Bei Cobalt gibt es einen Punkt, den man beachten sollte: Beim schleifen geölter Oberflächen sollte man Mundschutz tragen, um keine größeren Mengen Cobalt aufzunehmen.

Aber das gilt denke ich genauso für Mangan und andere Schwermetallsalze und auch Holzstaub sollte man nicht in größeren Mengen einatmen.
 

Schruppe

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Guten Abedn allerseits,
ihr habt meinen Thread ganz schön aus dem Ruder, von meiner Frage weit abschweifen lassen.
Ich habe mir bei euren Diskussionen um minimale schlechte Bestandteile der Öle die Frage gestellt, welche Anforderungen der Durchschnittsverbraucher an seine Arbeitsplatte stellt.
Zum einen kann ich nicht ein halbes Jahr warten, bis eine Behandlung getrocknet ist. Zum anderen benutze ich in der Küche immer zuem Schneiden von Lebensmitteln ein Schneidbrett. Ich esse auch nicht von der Arbeitsplatte. Bei mir kommen meine Lebensmittel wie Gemüse wenn überhaupt nur wenige Minuten mit der Arbeitsplatte in Kontakt. Abgewaschen kommt Gemüse dann auf einen Teller oder in eine Schüssel.
Weitergehend könnte ich mir auch Gedanken machen, in wie weit die Abnutzung der benutzen Messer und den daraus resultierenden Metallrückständen im Essen bedenklich sein könnten.
Wenn ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, atme ich die Auspuffabgase sogar ungefiltert ein. Wie Gefährlich ist das dann noch, zuzüglich der Belastung aus dem Arbeitsplattenöl???
 

threedots

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Hallo Schruppe,

solange sikkativierte Öle zur Behandlung von Kinderspielzeug zugelassen sind, kannst Du Dein Gemüse ruhig auf der Arbeitsplatte liegen lassen. Es gibt soviele Giftstoffe in unserer direkten Umgebung, da kommt es auf das bischen Schwermetallgehalt im Holzöl auch nicht mehr an.

Übrigens, die Luftfilter Deines Autos halten nur Schwebstoffe zurück, nicht aber diverse Oxide oder unverbrannte Mineralölbestandteile.
 

frankundfrei

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Natur pur geändert

So, nun habe ich diese Floskel "Natur pur" rausgenommen. Danke Winfried für das suchen. Geändert habe ich wie folgt:

natürliche Feststoffe - Die Feststoffe der Öle sind ausschließlich Rohstoffe aus der Natur - Durch diese Öle bleibt die Natürlichkeit der behandelten Materialien erhalten.

verträglicher Verdünner - Natural verwendet keine allergenen oder aggressiven Lösemittel als Verdünner. Der Verdünner ist ein aromatenfreier Kohlenwasserstoff der aus Mineralöl gewonnen wird. Die H2-Öle haben Wasser als Verdünner.

Wenn Ihr über irgend etwas stolpert, dann lasst es mich wissen.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

hptmumm

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Guten Abend Schruppe,

so herzlich ich auch über Deinen letzten Beitrag lachen musste, denn inhaltlich stimme ich Dir zu einem großen Teil zu, so interessant und wichtig finde ich wiederum die Diskussion um Inhaltsstoffe und deren eventueller Gesundheitsbeeinträchtigungen.
Auch bei mir wird kein Lebensmittel auf der Arbeitsplatte direkt verarbeitet. Auch leckt niemand aus meinem Haushalt daran herum.
Aber sich Gedanken über seine Umwelt zu machen halte ich für absolut vernünftig. Auch wenn es denn mal etwas aus dem Ruder läuft, in so einem Diskussionsforum.
Von daher halte ich diesen Thread für sehr informativ.
Ich lese gerne gespannt weiter.

Grüße

Roby
 

WinfriedM

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@Frank: Liest sich etwas sperrig. Ist aber auch nicht einfach, es mit wenigen und einfachen Worten gut zu erklären.
 

frankundfrei

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Orangenschalenöl allergen?

Orangenschalenöl - also Zitrusterpene - können allergen wirken. Das ist aber bei vielen natürlichen Stoffen der Fall. Wer also allergisch auf Zitrusfrüchte reagiert, der sollte auch keine Anstriche verarbeiten, die Orangenschalenöl beinhalten.

Allerdings ist dieses Öl bei größerem Verbrauch stark reizend. Es ist neben Balsamterpentin ein gängiges Lösemittel, um Wachse, Naturharze zu lösen. Deshalb wird es z.B. auch als Etikettenreiniger verwendet.

Natural Naturfarben setzt Orangenschalenöl als Zuschlagstoff gering ein. Wir würden es nicht als Verdünner verwenden. Dafür ist es uns zu aggressiv und die offene Zeit der Öle würde sich verkürzen.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 
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