Zapfenlöcher abgerundet oder eckig?

peter bussmeyer

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Hallo liebe Holzwerker,

ich habe eine grundsätzliche Frage zu Zapfenverbindungen, weil ich gerade einen Terrassentisch aus Eiche in Arbeit habe und hierfür acht Zapfenverbindungen der Zarge mit den Beinen herstellen will.

Klassisch werden die Löcher ja von Hand gestemmt oder mit Langlochbohrer (den ich leider nicht habe – Standbohrmaschine geht mit Anschlag bei mehr Nacharbeit aber auch) und dann von Hand eckig nachgearbeitet. Ein Probestück habe ich gemacht (siehe Bild)

1.JPG

und bin auch ganz zufrieden damit, überlege aber, ob ich mir nicht eine ganze Menge Arbeit sparen kann, wenn ich die Zapfenlöcher an den Enden rund belasse und nur die Zapfen mit deutlich weniger Aufwand abrunde (immerhin muss ich bei mir sechzehn Stirnseiten der Zapfenlöcher 60mm tief bearbeiten). Bei den Dominodübeln wird das ja auch so gemacht. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob dabei nicht durch die theoretisch mögliche Spaltwirkung Nachteile auftreten können.

Meine Tischbeine sind ca. 90 x 90mm im Querschnitt (etwa mittig wasserfest D4 verleimt) und der Randabstand der Zapfenlöcher ist mit ca. 30mm geplant (siehe Skizze).

2.jpg

Die Zapfen werden oben bis 16mm Tiefe auf etwa 15mm gekürzt, um die Stabilität der Beine zu erhalten, und unten ca. 6mm abgesetzt, damit die dreiseitige Schulter Stabilität bei seitlicher Belastung des Tisches gibt. Die tiefen Zapfen habe ich mit 2mm Luft im Gehrungsstoß geplant, damit die Schultern satt sitzen und Platz für überschüssigen Leim ist.

Die Tischplatte soll aus sieben Längsbrettern 48 x 126mm mit zwölf Millimeter Abstand zueinander bestehen und an den Stirnseiten eingezapfte Querbretter erhalten. Die Befestigung auf dem Gestell ist mit innenseitig an der Zarge vorgesehenen Schraubleisten (Längsholz an Längsholz) geplant. Die Holzbauteile sind alle bereits auf Maß gehobelt und in der Länge grob zugeschnitten.

Gibt es gegebenenfalls besondere Details zu beachten, wenn die Zapfen abgerundet werden oder seht Ihr sonst irgendeinen Fehler an der Planung (ich weiß, die Stirnbretter an der Tischplatte sind für draußen nicht optimal dauerhaft aber optisch gewünscht)?

fragt mit liebem Gruß

peter
 

Friederich

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Hallo Peter,
soweit ichs überblicke wäre die Zapfenverbindung in Ordnung.
Lediglich den Nutzapfen würde ich höher machen. Statt 16 ca 20mm. Denn: je mehr Holz über dem eigentliche Zapfen, desto weniger leicht kann das Bein aufspalten. Bzw. desto strammer in der Stärke darfst du den eigentlichen Zapfen setzen.
Ein weiter Grund für Nutzapfen ist übrigens, dass es vorteilhaft ist, wenn der eigentliche Zapfen nicht zu hoch ist. Dann lockert er sich nämlich weniger beim Schwinden. Spielt jetzt aber bei deinen Maßen eh keine große Rolle.

Ob rundes oder eckiges Zapfenloch ist ziemlich egal. Entweder man hat Aufwand um das Loch zu runden, oder um den Zapfen zu runden. (Beim Runden des Zapfens übrigens nicht nur die Feile sondern auch das Stemmeisen einsetzen. Sonst wird gerne der Zapfen unten zu stark, und dann reißt das loch beim letzten Einschlagen.

Auf den Nutzapfen keinen Leim, damit die Zarge wenigstens hier ungesperrt schwinden kann. (Aber auch das ist bei deinen Maßen nicht besonders wichtig)
 

peter bussmeyer

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Hallo Friederich,
danke für Deine ausführlichen Erläuterungen. den Nutzapfen werde ich entsprechend verlängern - das macht ja Sinn und genügend Leimfläche behalte ich wohl allemal. Super:emoji_slight_smile:!

peter
 

peter bussmeyer

ww-buche
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Guten Abend liebe Woodworker,

inzwischen ist das Gestell fertig und schon einmal trocken zusammengesteckt. Das verarbeitete alte Eichenholz war teilweise astig und etwas wurmstichig. Nachdem ich mir für die Tischplatte die besten Stücke zugeschnitten hatte, habe ich für die Beine und Zargen die noch brauchbaren Stücke ausgesucht und finde das für einen Terrassentisch auch irgendwie passend.
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Die Beine sind aus zwei Bohlen verleimt. Die Längsseite der Beine ist Vollholz. An der Stirnseite sieht man jeweils die Leimfuge.
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Die Zapfenlöcher habe ich auf meiner alten Flott- Ständerbohrmaschine mit Anschlag vorgebohrt und anschließend von Hand doch klassisch rechteckig nachgearbeitet.
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Bei 60mm Bohrtiefe in Eiche hatte der Standard-Forstnerbohrer Mühe. Letztlich habe ich die Bohrungen mit einem HM-Bohrer eingebracht, der zwar keine so gute Führung (die Bohrungen sind etwas mehr verlaufen) aber dafür die Eiche besser gemeistert hat. Trotz langsamer Drehzahl ist er ziemlich warm geworden.
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Zum Einpassen der Zapfen, die ich auf der TKS vorgeschnitten hatte, habe ich mir an meinem alten Grundhobel eine vergrößerte Fußplatte montiert, um eine bessere Auflage zu erhalten und dann schrittweise die Zapfenstärke beidseitig angepasst.
7.jpg 8.jpg

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aber nicht optimal gelungen:
1. Die ersten beiden Zapfen sind mir etwas zu schwach geraten (danach war ich vorsichtiger beim Einpassen). Sie klappern zwar nicht aber sie haben ohne Leim auch keinen festen Halt in den Zapfenlöchern.
2. An zwei oder drei Zapfenlöchern muss ich noch etwa 1mm auffüttern, um die Zargen oberseitig bündig mit den Beinen zu bekommen.
3. An zwei Zargen muss ich die innerseitige Brüstung noch etwas nachschneiden, damit beide Brüstungen spaltfrei schließen. Wahrscheinlich habe ich das Holz vor dem Abrichten nicht ausreichend akklimatisiert, so dass es sich nachträglich noch verzogen hat und keinen winkligen Anschlag / keine winklige Auflage an der TKS gab. Das kann ich aber leicht korrigieren.
4. Die Beine sind oberseitig noch nicht angefast. Das hole ich noch nach.

Jetzt aber meine Frage an Euch: Wie kann ich die kleinen Ungenauigkeiten zu Ziff. 1 und 2 am besten ausgleichen?

Möglichkeit 1: Etwas Leim einseitig einbringen und Sägemehl einstreuen.
Möglichkeit 2: Einen passenden Span einleimen.
Möglichkeit 3: Nix davon – der Leim wird das schon machen.
Zu Ziffer 2: Einfach so lassen und verleimen – der Spalt zur Tischplatte wird nicht sichtbar sein, es sei denn, man legt sich unter den Tisch.
Andere Möglichkeiten????

Ich freue mich auf Eure Vorschläge.
Gruß
peter
 

peter bussmeyer

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Hallo zusammen,
vielleicht interessiert ja den Einen oder Anderen auch das Ergebnis meiner Fragestellung.
Inzwischen ist der Tisch schon eine ganze Weile fertig und ich bin im Großen und Ganzen zufrieden.

Mittig unter den Längsbohlen habe ich noch eine Traverse in die Schraubleisten eingelassen, um die Höhendifferenzen in der Tischoberfläche zu minimieren. Die Leisten sind hier nur eingepasst und noch nicht verschraubt.
9.jpg

Die Zapfenlöcher in den Stirnbrettern sind mit der Oberfräse mit Ausdehnungsraum eingebracht.
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Beim Verleimen oder besser gesagt beim Spannen der Tischplatte hatte ich allerdings Probleme, weil ich die Stirnbretter trotz sechs angesetzten Rohrzwingen nicht fugenlos anpressen konnte. Zum Glück hatte ich das erst trocken probiert und mich letztlich entschlossen, auf die Verleimung der Platte komplett zu verzichten. Rausrutschen können die Zapfen nicht, weil die Stirnbretter wie auch die Längsbohlen an den Seiten von unten verschraubt sind. Ich bin allerdings gespannt, was die Dauerhaftigkeit der Zapfen angeht, weil hier doch Feuchtigkeit eindringen kann.

Der fertige Tisch.
Übrigens: Die beiden Sessel sind aus Teak und gekauft - für den Preis bekomme ich noch nicht mal das Holz und an Stühle habe ich mich bisher noch nicht rangetraut. Die (alte) Teakholzbank muss ich noch aufarbeiten.
14.jpg

Unter die Beine habe ich noch Kunststoffgleiter genagelt, um das Hirnholz hier vor Staunässe auf dem Terrassenbelag zu schützen.

Was ich (unter anderem) bei diesem Projekt gelernt habe:
- Für ein echtes Möbel muss ich das Holz noch besser auswählen und mehr Verschnitt einkalkulieren.
- Nach dem Zuschnitt und Abrichten muss das Holz noch länger Zeit zum Akklimatisieren haben - ich glaube, meine Verleimprobleme bei der Platte beruhten auf leichten Verwindungen der langen Bohlen.
- Massive Eiche lässt sich in diesen Dimensionen nicht mit Zwingen anpassen - entweder es passt oder eben nicht.
- Viel größere Projekte sind in meiner Kellerwerkstatt kaum zu realisieren. Der Zusammenbau fand deshalb schon im Freien statt.

Gruß
peter
 
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